Manchen stinkt das Verhalten der Mitpassagiere im öffentlichen Verkehr gewaltig. Unsere Tipps schaffen Abhilfe.
Allgemeine Verhaltensregeln
Es ist wichtig, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln rücksichtsvoll zu verhalten, um die Fahrt für alle angenehm zu gestalten. Franziska von Grünigen, alias Katja Walder, ist Moderatorin beim Schweizer Radio (SRF 3) und schrieb unter dem Pseudonym «Katja Walder» ein Jahrzehnt lang Zeitungskolumnen über unangenehme Situationen, die sie als Pendlerin in der Schweiz beobachtete.
«Die Probleme beginnen, wenn sich jemand zu sehr wie bei sich zuhause fühlt», sagt sie. Hier sind einige grundlegende Regeln, die jeder Fahrgast beachten sollte:
- Abstand halten: Manchmal ist Abstand die bessere Nähe. Das gilt besonders auf dem Perron beim Einsteigen. Wer sich nicht zurückhalten kann, soll wenigstens den Mitreisenden vor sich nicht in den Nacken atmen.
 - Platz lassen: Geben Sie den Aussteigenden Platz, bevor Sie einsteigen.
 - Die Zigarette davor: Den letzten Zug, den Sie eben erst von Ihrer Zigarette genommen haben, nicht erst im Waggon ausblasen. Und blockieren Sie auch keine Türen, um husch, husch fertig zu rauchen.
 - So gut wie besetzt: «Réservé» steht meist nicht ohne Grund über einem Sitz. Klar können Sie den Platz dennoch einnehmen, aber dann bitte nicht verärgert sein, wenn Sie ihn bereits an der nächsten Station wieder räumen müssen.
 - Das richtige Mass: Sich in eine Parfümwolke zu hüllen, ist für Mitpassagiere genauso unangenehm, wie ohne Deo aus dem Haus zu gehen. Eine durchschnittliche Körperhygiene macht die Fahrt für alle angenehmer.
 - Schön manierlich: Döner oder Lachsbrötchen mit viel Zwiebeln sind ein exquisiter Genuss. Aber nicht für jene, die mitriechen müssen. Und bitte, liebe Joghurtesserinnen, akzeptiert, wenn das Glas leer ist. Das Löffel-Glas-Geklimper beim Rausfischen der Mikroreste geht den Sitznachbarn gehörig auf die Nerven.
 - Mehr Gesprächskultur: Keiner will mitbekommen, wie das Date geendet hat oder was der Freund zum Znacht kochen will. Telefonieren Sie also nicht mit dem Lautsprecher und stöpseln Sie Kopfhörer ein, wenn Sie Videos schauen. oder lauthals über Büroaffären reden lässt man am besten bleiben. Auch sich selbst zuliebe: Man weiss nie, wer sonst noch im Zug sitzt.
 - Immer schön aufmerksam: Die Augen sind dafür gemacht, um beim Gehen nach vorne - oder auch nach rechts und links - schauen zu können und nicht nur nach unten aufs Smartphone-Display. Wer seinen Blickwinkel so verengt, droht mit anderen Reisenden oder Gegenständen zu kollidieren.
 
Umgang mit persönlichen Gegenständen und Bedürfnissen
Es gibt bestimmte persönliche Verhaltensweisen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln als besonders störend empfunden werden:
- Nie, nie, nie: Ziehen Sie um Himmels Willen Ihre Schuhe nicht aus! Keiner will nackte, dreckige oder schweissige Füsse neben sich auf dem Sitz haben - und auch nicht im Blickfeld.
 - Pscht!: Kopfhörer mit Noise Cancelling sind für Pendler die beste Investition überhaupt. Aber rappen Sie bitte nicht laut mit, wenn Ihr Lieblingssong von Cypress Hill aus den Kopfhörern dröhnt. Und lachen Sie auch nicht ständig laut auf, wenn Sie einen lustigen Podcast hören. Ein absolutes No-Go: Im Takt der Musik Kaugummi kauen.
 - Igittigitt: Eine laufende Nase, ein darin festhängender Popel oder eine Pouletfaser, die vom Zmittag zwischen den Zähnen steckt: Wohlerzogene schaffen diskret Abhilfe mit einem Taschentuch oder verschwinden kurz aufs Klo, um sich dort all dessen zu entledigen, was stört.
 
Beim Thema «Essen und Trinken» gibt es auch einen audiovisuellen Aspekt, betont von Grünigen. In einer Milch-liebenden Nation wie der Schweiz gehört der Konsum von Joghurts zum Alltag. Trotzdem kann das Zusammenschaben des restlichen Inhalts im Becher Mitfahrende irritieren. Die Pendler-Kolumnistin hat auch beobachtet, wie Menschen riesige Tupperware-Schalen mit Salat, Gläser mit Dressing und anderen Zutaten ausbreiteten - als ob sie allein zuhause wären.
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Besondere Situationen
Auch in speziellen Situationen ist Rücksichtnahme gefragt:
- Tierfreunde und andere: Es gibt Mitpassagiere, die nicht erst ein Fellknäuel beiseiteschieben wollen, um zu einem Sitzplatz zu gelangen. Andere schätzen es nicht sehr, wenn der Vierbeiner sie im Schritt beschnüffelt.
 - Kinder an Bord: Kleine herzige Mitpassagiere können im Lauf der Fahrt zu kleinen Nervensägen werden. Besonders wenn sie laut kreischend gangauf, gangab um die Wette rennen. Sie selbst oder Ihre eigenen Kinder waren auch mal klein. Versuchen Sie deshalb, Verständnis zu zeigen. Wenn der Bogen aber überspannt ist, können Sie die Eltern freundlich darauf hinweisen, dass der Zug kein Spielplatz ist. Denken Sie daran, dass auch Kleinkinder eine Intimsphäre haben. Streichen Sie ihnen also weder über die Haare noch über die Backe. Und nicht glotzen, wenn eine Mutter ihr Kind stillt.
 - Und tschüss: Ziehen Sie dennoch kurz die Kopfhörer aus den Ohren, wenn der ältere Herr gegenüber mit Ihnen sprechen will. Vielleicht hat er nur eine Frage.
 
Sicherheit und Rechtliches
Es ist wichtig, die Sicherheitsbestimmungen und Gesetze zu beachten:
- Aggressives Verhalten gegenüber dem Personal: verbale und tätliche Handlungen diesen Personen gegenüber werden von Amtes wegen verfolgt (Art. 59 Bundesgesetz über die Personenbeförderung) und werden Gegenstand einer gerichtlichen Strafverfolgung.
 - Rauchen in Zügen: Ebenso wie in öffentlichen Räumen ist das Rauchen auch in öffentlichen Verkehrsmitteln seit Ende 2005 verboten. Dies gilt auch für geschlossenen Räume in Bahnhöfen, wie Schalterhallen oder Warteräume. Bis auf Weiteres sind elektronische Zigaretten hingegen erlaubt.
 - Reisende ohne gültigen Fahrausweis: Reisende, die keinen gültigen Fahrausweis vorweisen können, müssen den Fahrpreis plus einen Zuschlag bezahlen. Kann der oder die Reisende nicht sofort bezahlen, muss er oder sie eine Sicherheit hinterlegen. Andernfalls kann der oder die Reisende vom Transport ausgeschlossen werden.
 
Förderung der Selbstständigkeit von Kindern
Die ÖV alleine zu nutzen, steigert die Selbstständigkeit, das Selbstvertrauen und die Anpassungsfähigkeit Ihres Kindes - ein grosser Schritt! Auch wenn es sich hierbei um eine sichere Art des Pendelns handelt, braucht es dennoch eine gute Vorbereitung. Daher ist das Üben und stetige Wiederholen enorm wichtig, denn es erlaubt Ihrem Kind sich zu entwickeln, verschiedene Situationen kennenzulernen und sich selbstsicherer zu fühlen.
Vorbereitung des Kindes
- Schauen Sie sich gemeinsam die Haltestellen an, welche es regelmässig antreffen wird.
 - Danach können Sie Ihr Kind spielerisch Routen erstellen lassen - erst kürzere, dann komplexere, oder ganz neue für den Fall, dass sich ein Fehler eingeschleust hat.
 
Sicherheitsregeln für Kinder
- Nicht drängeln, schubsen oder Krach machen: Stets ruhig bleiben und Abstand zum Strassenrand halten bis der Bus vollständig zum Stehen gekommen ist.
 - Aussteigenden Personen Platz machen. Nicht drängeln oder schubsen.
 - Während der Fahrt sollte Ihr Kind sitzen bleiben oder sich stets festhalten, falls es keinen freien Platz ergattern konnte.
 - Niemals die Strasse direkt vor oder hinter dem Bus überqueren, da doppelte Gefahr lauert: Der Fahrer kann Ihr Kind nicht sehen und der Bus erschwert es Ihrem Kind, entgegenkommende Fahrzeuge zu erkennen.
 
Verhalten bei Verspätungen
Passagiere, die mehr als 60 Minuten zu spät am Ziel ankommen, können 25 Prozent des Billettpreises zurückverlangen.
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