Ein Schatten, den man einfach nicht loswird: Die rezidivierende depressive Störung ist der Fachbegriff für eine wiederkehrende Depression. Aber was unterscheidet diese Depressions-Form genau von anderen und wie verhindere ich, dass ich von einer depressiven Episode in die nächste gerate?
Was ist eine Depression?
Eine Depression kann viele Gesichter haben: Es gibt viele verschiedene Arten und Unterformen dieser psychischen Erkrankung. Eine Depression ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sich niedergeschlagen, freudlos und ohne Antrieb fühlen. Dazu kommen häufig Symptome wie ein geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche.
Depressionen beeinträchtigen die Betroffenen in der Regel stark, schränken ihren Alltag ein, belasten Liebesbeziehungen und führen bei manchen Patienten zur Arbeitsunfähigkeit - im schlimmsten Fall sogar zum Suizid.
Die sogenannte rezidivierende depressive Störung ist eine Form der Depression, bei der Betroffene wiederholt depressive Episoden durchlaufen. Die Symptome können in den Episoden variieren, aber die wiederkehrende Natur ist charakteristisch für diese Störung.
Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Symptome in Schüben auf, die sich mit beschwerdefreien Phasen abwechseln.
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Arten und Formen der Depression
Es gibt verschiedene Formen der Depression. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:
- Unipolare Depression: Hierbei treten typische Depressionssymptome wie Traurigkeit und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf.
 - Bipolare Depression: Hier wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab.
 - Dysthymie: Hier sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden.
 - Winterdepression: Diese tritt nur in der dunklen Jahreszeit auf.
 - Postnatale Depression: Diese entsteht bei manchen Frauen nach der Geburt.
 - Agitierte Depression: Diese äussert sich in ängstlicher Getriebenheit.
 - Atypische Depression: Hier lässt sich die Stimmung durch positive Ereignisse verbessern.
 
Symptome der rezidivierenden Depression
Dabei werden Hauptsymptome und Begleitsymptome unterschieden:
- Hauptsymptome: Die Kernsymptome, die für die Diagnose der Depression entscheidend sind.
 - Begleitsymptome: Zusätzliche Symptome, die zwar bei der Erkrankung auftreten können, aber nicht unbedingt für die Diagnose ausschlaggebend sind.
 
Die Symptome können in unterschiedlicher Ausprägung auftreten.
Diagnose der rezidivierenden Depression
Die Klassifizierung und Differenzierung dieser Ausprägungen erfolgt durch spezifische Diagnoseschlüssel, die einen wichtigen Beitrag zur genauen Identifizierung und Behandlung dieser Erkrankung leisten.
- F33.0: Dieser Diagnoseschlüssel kennzeichnet eine wiederkehrende depressive Störung, bei der die gegenwärtigen Symptome als leicht eingestuft werden.
 - F33.1: Hierbei handelt es sich um eine wiederkehrende depressive Störung mit aktuell mittelgradigen Symptomen.
 - F33.2: Dieser Diagnoseschlüssel beschreibt eine wiederkehrende depressive Störung mit einer aktuellen schweren Episode.
 - F33.3: Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine wiederkehrende depressive Störung mit einer gegenwärtigen schweren Episode.
 - F33.9: Wenn die genaue Ausprägung der wiederkehrenden depressiven Störung nicht klar spezifiziert ist, wird dieser Schlüssel verwendet.
 
Verlauf und Prognose
Depressionen verlaufen individuell ganz unterschiedlich. Den meisten Menschen, die unter einer Depression leiden, hilft eine konsequente Behandlung gut. Die Therapie ermöglicht es, depressive Episoden zu durchbrechen oder vollkommen abklingen zu lassen. Eine Depression gilt als heilbar.
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Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Das gilt insbesondere für schwere Depressionen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten.
Etwa die Hälfte der Menschen, die einmal eine depressive Episode durchlebt haben, erleidet einen Rückfall. Bei Betroffenen mit einer schweren Depression sind es 75 Prozent. Mit jedem Rückfall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere depressive Phasen auftreten. Besonders schwer zu heilen sind chronische Depressionen. Sie werden nicht selten zum lebenslangen Begleiter und bedürfen ständiger Behandlung.
Behandlung der rezidivierenden Depression
Die Behandlung einer rezidivierenden depressiven Störung ist komplex. Zur möglichen Behandlung gehört die Gabe von Antidepressiva oder anderen Medikamenten, eine Psychotherapie sowie weitere Therapieformen. Suchen Sie sich auf alle Fälle Unterstützung von einer Fachperson.
Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.
An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt.
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Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten.
Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme. Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können.
Selbsthilfe bei Depressionen
Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps zur Selbsthilfe:
- Fester Tagesablauf: Wenn es Ihre Symptome zulassen, halten Sie Ihren Rhythmus mit festen Zeiten fürs Aufstehen, Arbeiten, Essen und Schlafen ein. Das erhält Ihre Schlafqualität und schafft Struktur und Stabilität im Alltag.
 - Sport und Bewegung: Egal ob ein gemütlicher Spaziergang oder ein High-Intensity-Training, sportliche Betätigung setzt Glückshormone frei. Versuchen Sie damit, Ihren Körper und Geist zu stärken. Dazu gehören z.B. Yoga und Achtsamkeitstraining.
 - Soziale Integration und Unterstützung: Sprechen Sie mit nahestehenden Personen über ihre Gefühle. Regelmässiger Kontakt zu Familie und Freund:innen kann helfen.
 
Wichtig für Betroffene einer rezidivierenden depressiven Störung ist das frühzeitige Erkennen von Zeichen, die auf eine bevorstehende Episode hinweisen. Dies können Veränderungen im Schlafmuster, Stimmungsschwankungen oder ein allgemeines Gefühl von Niedergeschlagenheit sein.
Indem Sie die ersten Anzeichen einer depressiven Episode erkennen, können Sie frühzeitig Massnahmen ergreifen, um den Verlauf der Episode abzumildern oder zu verkürzen.
Um erste Anzeichen möglichst früh zu erkennen, kann es helfen, diese während einer guten Phase aufzuschreiben. Versuchen Sie sich zu erinnern, wann Ihre Symptome begonnen und woran Sie bemerkt haben, dass etwas nicht mehr stimmt. Tragen Sie alles in ein Tagebuch ein, sodass Sie immer nachlesen können, ob Sie sich gerade wieder auf dem Weg in eine depressive Episode befinden.
Vorbeugung
Es gibt viele Faktoren, die eine Depression begünstigen. Nicht alle lassen sich ausschalten. Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren.
Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmässig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus.
Sport und regelmässige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
ICD-Codes
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
- F53
 - F39
 - F92
 - F33
 - F34