Vasektomie: Psychische Auswirkungen und das veränderte Verständnis von Männlichkeit

Die Vasektomie ist ein kleiner Eingriff mit grosser Wirkung. Was medizinisch simpel klingt, ist für viele Männer eine tiefgreifende Entscheidung. Dieser Beitrag beleuchtet die oft übersehenen psychischen und emotionalen Seiten der männlichen Fruchtbarkeit - vor, während und nach der Vasektomie.

Männliche Fruchtbarkeit: Zwischen Stärke, Verantwortung und Erwartung

Fruchtbarkeit wird bei Männern selten als identitätsstiftend thematisiert - und doch schwingt sie in vielen Vorstellungen von Männlichkeit mit. Die Fähigkeit, Nachkommen zu zeugen, gilt - ob bewusst oder unbewusst - häufig als Zeichen von Vitalität, Potenz und „funktionierender Männlichkeit“. Auch wenn der moderne Mann sich längst nicht mehr nur über seine biologische Zeugungsfähigkeit definiert, bleibt die symbolische Bedeutung tief verwurzelt.

Während Frauen häufig früh mit Fragen rund um Fruchtbarkeit, Zyklus und Familienplanung konfrontiert werden, erleben viele Männer diese Themen distanzierter - zumindest bis zu einem konkreten Wendepunkt: dem Kinderwunsch, der Vaterschaft oder eben der Entscheidung, keine Kinder (mehr) zu wollen. An dieser Stelle prallen oft zwei Ebenen aufeinander: die rationale Lebensplanung - und das diffuse emotionale Echo auf den Verlust einer Möglichkeit.

Denn auch wenn Männer sich bewusst und selbstbestimmt für eine Vasektomie entscheiden, bedeutet sie dennoch das Ende einer körperlichen Potenz - nicht im sexuellen, aber im reproduktiven Sinn.

Psychische Belastungen vor der Vasektomie

Die Entscheidung für eine Vasektomie fällt selten leichtfertig. Auch wenn der Eingriff medizinisch unkompliziert ist, ist er für viele Männer emotional hochkomplex. Denn es geht nicht nur um einen körperlichen Eingriff, sondern um eine unumkehrbare Veränderung - einen symbolischen Schritt, der tief in Fragen von Identität, Zukunft und Selbstverständnis eingreift.

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Viele Männer berichten im Vorfeld von ambivalenten Gefühlen. Einerseits besteht der Wunsch nach Klarheit, Sicherheit, Verantwortung - besonders wenn die Familienplanung als abgeschlossen gilt.

Nach der Vasektomie: Emotionale Reaktionen und psychische Folgen

Was körperlich schnell verheilt, kann seelisch noch lange nachwirken. Die Zeit nach der Vasektomie bringt für viele Männer nicht nur körperliche Entlastung, sondern auch unerwartete emotionale Reaktionen. Zwischen Erleichterung und Reue, Selbstbewusstsein und innerem Rückzug liegen oft nur Nuancen - und diese werden selten offen besprochen.

Viele Männer empfinden nach dem Eingriff eine grosse innere Ruhe: Die Sorge um ungewollte Schwangerschaften entfällt, der Druck im Bereich Familienplanung nimmt ab. Doch selbst bei hoher Zufriedenheit kann es leise Momente des Zweifels geben - bei Geburtstagen, Gesprächen mit kinderlosen Freunden, oder dem Wunsch nach einem späten Neuanfang.

Auch das Selbstbild kann sich verändern - körperlich ist alles wie zuvor, und doch berichten manche Männer von einer subtilen Verschiebung in ihrer Wahrnehmung: im Unterleib, in der Sexualität, im Gefühl.

Vasektomie und Männlichkeit im Wandel

Die Entscheidung zur Vasektomie spiegelt auch einen kulturellen Wandel im Verständnis von Männlichkeit. In einer Zeit, in der sich Rollenbilder neu sortieren, wird auch die Verantwortung für Verhütung neu verteilt. Ein Mann, der sich bewusst sterilisieren lässt, übernimmt aktiv Verantwortung - nicht nur für sich, sondern auch für seine Partnerschaft. Doch damit verlässt er das alte Spielfeld klassischer Männlichkeitsmythen: Zeugungskraft, Dominanz, Stärke.

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In neuen Männlichkeitsbildern geht es stattdessen um Fürsorge, Selbstbestimmung und emotionale Reife. Die Vasektomie wird so vom Zeichen des Verzichts zum Ausdruck innerer Souveränität.

Das Thema Vasektomie ist noch immer ein Tabu. Viele Männer haben Ängste. Ist es schmerzhaft? Wird mein Sexualleben beeinträchtigt? Ist es wirklich umkehrbar? Wird sich das Aussehen des Penis verändern? Dabei ist es eigentlich nur ein kleiner Eingriff.

Die Operation, bei der die beiden Samenleiter abgebunden werden, damit sich die Spermien nicht mit der Samenflüssigkeit vermischen können, ist risikofrei und kann schnell bei einem Urologen durchgeführt werden.

Guillaume Altwegg, Urologe in Genf, beruhigt, dass der Eingriff unter örtlicher Betäubung stattfindet und weitaus weniger intensiv ist als ein Zahnarztbesuch: «Manche fühlen sich danach etwas unwohl, aber das lässt sich mit etwas Ruhe und Eis lindern. Bei sehr ängstlichen Patienten verwende ich Lachgas, um sie einfach zu entspannen. Wir können sogar skalpellfreie Techniken anwenden, bei denen keine Nähte erforderlich sind. Im Durchschnitt dauert es nur 20 Minuten, um den Eingriff durchzuführen.»

Einige Tage nach der Operation hatte Benoît nur ein paar blaue Flecken, die aber bald abklingen sollten, und zwei kleine, sehr leichte Narben: «Ich habe in drei Monaten einen Termin, um zu sehen, ob das Verfahren gut funktioniert hat», fügte er hinzu. Und weiter: «Ich bin stolz darauf, dass ich es gemacht habe. Für Männer, die nicht sicher sind, ob sie den Schritt wagen sollen, würde ich vor allem die geringere psychische Belastung für alle hervorheben.»

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Auswirkungen auf die Sexualität?

Wie Benoît befürchten viele Patienten, dass sich die Behandlung auf die Sexualität auswirken könnte. Auch hier räumt Altwegg mit diesen Befürchtungen auf: «Ja, die Frage nach der ‹Männlichkeit› kommt oft auf, aber ich weise immer darauf hin, dass die Vasektomie keine Auswirkungen auf die Libido oder die Leistungsfähigkeit hat. Sie hat auch keine Auswirkungen auf die Menge und das Aussehen des Spermas oder auf die Lust beim Orgasmus.»

Mit anderen Worten, der Experte betont, dass sich dadurch überhaupt nichts ändert: «Die meisten Männer erreichen ihre jugendliche Libido wieder, weil sie Sex ohne Vaterschaftsrisiko haben.»

Bevor man sich jedoch für eine Vasektomie entscheidet, wird nach der ersten Beratung eine Bedenkzeit verlangt.

Eine weitere Frage, die Altwegg im Zusammenhang mit der Vasektomie häufig hört, insbesondere von Patienten, die zögern oder befürchten, ihre Entscheidung zu bereuen: «Es ist eine Entscheidung, die man gut abwägen sollte, denn auch wenn es sich um einen leichten Eingriff handelt, sind die Auswirkungen dauerhaft», sagt er.

Theoretisch kann eine Vasektomie zwar rückgängig gemacht werden, aber es ist besser, sie als endgültig zu betrachten. Eine endgültige Unterbindung hat keinen Einfluss auf das Lustempfinden, die Erektion oder den Orgasmus. Auch die Menge des Ejakulats bleibt gleich, da die Spermienzellen nur ein bis zwei Prozent des Samenergusses ausmachen.

Da die Unterbindung zu einer dauerhaften Zeugungsunfähigkeit führt, sollte dieser Schritt gut überlegt sein und erst dann ins Auge gefasst werden, wenn man sich sicher ist, dass die Familienplanung abgeschlossen und kein Kinderwunsch mehr besteht. Obwohl eine Umkehrung möglich ist, kann der Erfolg nicht garantiert werden. Bei der Entscheidungsfindung sollte die Partnerin miteinbezogen und auch andere Formen der Empfängnisverhütung thematisiert werden.

Wer sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet, beispielsweise nach einer ungewollten Vaterschaft oder einer Scheidung, sollte sich genügend Zeit nehmen und nicht vorschnell handeln. Was in einem solchen Moment als richtig erscheinen mag, kann sich in einer anderen Lebenssituation ändern.

«Bei unserer Beratung lehnen wir einen Eingriff ab, wenn der psychische Zustand labil und die Entscheidungsfähigkeit dadurch eingeschränkt ist», betont Dr.

«Der Patient bereitet sich bereits zuhause vor, indem er den Hodensack am Vorabend rasiert und eine Stunde vor dem Eingriff eine Betäubungscreme einmassiert. In unserem Urologie Zentrum gibt es dann nochmals ein Gespräch und erst danach wird die minimalinvasive Operation mit Lokalanästhesie durchgeführt», sagt der Urologe. Bei den beiden Samenleitern werden je 1.5 bis 2 cm herausgeschnitten, die Enden verödet und zusätzlich mit einem Faden abgebunden. Das Ganze dauert rund 20 Minuten.

Um den Patienten ein möglichst entspanntes Ambiente zu bieten, werden sie mit Süssigkeiten verwöhnt. Das scheint zu helfen, betonten doch die meisten nach dem Eingriff, dass sie sich das alles viel schlimmer vorgestellt hätten.

Der Genesungsprozess ist normalerweise in ein bis zwei Wochen abgeschlossen. In dieser Zeit sollte man keinen Sport treiben, keine Velotouren unternehmen und auf Sauna und Geschlechtsverkehr verzichten.

Um definitiv nachweisen zu können, dass sich keine Spermien mehr im Ejakulat befinden, ist eine Nachkontrolle nach drei bis vier Monaten nötig. Befinden sich keine Spermien mehr im Samenerguss, kann das Verhütungsmittel abgesetzt werden.

In vielen Fällen übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten für eine Vasektomie.

Die langjährige Erfahrung der Urologen am Urologie Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau und die Behandlung mit modernsten medizinischen Geräten verspricht Patienten eine optimale Betreuung - in allen Bereichen der Urologie.

Die sicherste Verhütungsmethode, die es für einen Mann gibt, ist die Sterilisation (Vasektomie). Bei diesem komplikationsarmen Eingriff durchtrennt der Arzt die Samenleiter beim Mann. So gelangen die Spermien nicht mehr über die Harnröhre nach aussen. Die männliche Potenz bleibt erhalten, allerdings sind medizinische und psychische Folgen denkbar. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Sterilisation beim Mann und ob sich die Vasektomie rückgängig machen lässt.

Was ist das?

Bei einer Sterilisation werden die beiden Samenleiter beim Mann durchtrennt. Dafür eröffnet der Mediziner die Haut des örtlich betäubten Hodensacks an beiden Seiten für wenige Millimeter. Um die Samenleiter zu durchtrennen, wird meist ein kleines Stück vom rechten und linken Samenleiter entfernt.

Anschliessend vernäht und/oder verödet (mit Strom) der Urologe die offenen Enden der Samenleiter. Um zu kontrollieren, dass es sich tatsächlich um den Samenleiter handelt, werden die entnommenen Teile häufig zur feingeweblichen Untersuchung ins Labor gegeben. Im Regelfall gibt es keine bösen Überraschungen - es handelt sich vielmehr um eine zusätzliche Absicherung.

Seit einigen Jahren hat sich eine noch schonendere Methode der Vasektomie etabliert, die sogenannte Non-scalpel-Sterilisation. Dabei muss die Hodensackhaut nicht mehr mit einem Skalpell aufgeschnitten werden.

Der Arzt punktiert die Haut lediglich - sie wird also nicht aufgeschnitten, sondern nur durchstochen. Über diese winzige Öffnung führt der Operateur die OP-Instrumente ein.

In der Regel führen Urologen den Eingriff ambulant und unter lokaler Betäubung durch. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig.

Nach der Vasektomie

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nach einer Vasektomie noch drei Monate lang mit einer anderen Methode zu verhüten. Erst danach ist die Vasektomie effektiv und als Verhütungsmethode ausreichend.

Häufig haben Männer Angst, nach einer Sterilisation nicht mehr „Mann genug“ zu sein. Eine Vasektomie kann die Patienten also seelisch belasten. Um psychischen Problemen vorzubeugen, können vor und nach einer Sterilisation Gespräche mit der Partnerin oder eine Paartherapie hilfreich sein.

Die körperliche Männlichkeit (Potenz) bleibt auch nach der Vasektomie erhalten. Sie wird durch den Eingriff nicht verändert. Die Sterilisation beeinflusst das Hormonsystem, die Erektionsfähigkeit oder den Samenerguss (Ejakulation) nicht. Auch optisch unterscheidet sich die Samenflüssigkeit nach der Vasektomie nicht vom Sperma vor dem Eingriff.

Wie sicher verhütet eine Vasektomie?

Durch die Sterilisation beim Mann gelangen die Samen bei einem Orgasmus (Samenerguss) nicht mehr zur Harnröhre und somit auch nicht nach aussen. Daher gehört die Vasektomie zu den sichersten Verhütungsmethoden, die es gibt.

Nur eine Frau bis maximal zwei von 1000 Frauen werden trotz der Vasektomie ihres Partners innerhalb eines Jahres schwanger. Dieser Wert wird durch den Pearl-Index beschrieben. Er liegt für die Vasektomie bei 0,1 bis 0,2.

Dass Frauen trotz einer Vasektomie des Partners schwanger werden können, liegt vor allem daran, dass sich die Samenwege noch nach Jahren regenerieren und wieder zusammenwachsen können. Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich.

Andere Gründe für eine Schwangerschaft trotz Vasektomie sind Fehler des Operateurs. Die Vasektomie ist allerdings ein unkomplizierter Eingriff. Daher kommt es bei dieser Operation nur selten zu Fehlern.

Auch eine fehlende oder nicht ausreichende zusätzliche Verhütung in den ersten drei Monaten nach der Sterilisation sind ein Grund für Schwangerschaften.

Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen

Eine sehr seltene, aber ernst zu nehmende Folge der Vasektomie sind Dauerschmerzen im Hodenbereich. Diese Schmerzen halten in seltenen Fällen Monate bis Jahre an. Sie sind schwer zu behandeln und bedürfen eventuell eines weiteren Eingriffs.

Seit einigen Jahren diskutieren Wissenschaftler, ob eine Vasektomie das Erkrankungsrisiko für Prostatakrebs erhöht. Aktuelle Forschungen legen nahe, dass Patienten mit einer Vasektomie ein höheres Risiko haben, an Prostatakrebs zu erkranken. Diese Erkenntnisse sind allerdings noch nicht wissenschaftlich gesichert. Ob eine Vasektomie zu Prostatakrebs führen kann, muss daher weiter untersucht werden.

Lässt sich die Vasektomie rückgängig machen?

Eine Vasektomie lässt sich nicht einfach rückgängig machen. Das Verfahren wird durchgeführt, um eine permanente Unfruchtbarkeit des Mannes herbeizuführen.

Es gibt eine Operationsmethode, um die Vasektomie rückgängig zu machen. Dieses Verfahren ist allerdings schwierig, mit hohen Kosten verbunden und kann nicht überall durchgeführt werden.

Verläuft die Operation zur Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit erfolgreich, resultiert daraus in etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle Ejakulat, das wieder Spermien enthält. Nach diesem Eingriff liegen Schwangerschaftsraten von etwa 50 Prozent vor. Das bedeutet, dass die Männer auch nach einer Wiederherstellung der Samenleiter nicht sicher wieder zeugungsfähig sind.

Vasektomie: Häufigkeit

In Mitteleuropa gehört die Sterilisation des Mannes, also die Vasektomie, zu den fünf häufigsten Verhütungsmethoden. Nur die Pille und das Kondom werden noch häufiger verwendet. Je nach Land sind die Spirale oder natürliche Verhütungsmethoden beliebter oder genauso beliebt wie die Vasektomie.

In wirtschaftlich entwickelten Ländern kommt die Sterilisation des Mannes häufiger zum Einsatz als die Sterilisation der Frau. Weltweit betrachtet lassen sich jedoch mehr Frauen als Männer sterilisieren.

Die Vasektomie beim Mann ist - verglichen mit der Sterilisation der Frau - einfacher, schneller und sicherer in der Durchführung. Zudem treten bei sterilisierten Männern viel weniger Komplikationen auf als bei sterilisierten Frauen.

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