Psychotherapeutische Weiterbildung für Sozialpädagogen: Voraussetzungen und Möglichkeiten

Der Beruf des Psychologen ist anspruchsvoll und bringt eine grosse Verantwortung gegenüber den betreuten Menschen mit sich. Eine qualitativ hochwertige Aus-, Weiter- und Fortbildung ermöglicht wirksame und angemessene psychologische Leistungen.

Wer im Sozialwesen tätig werden will, findet eine breite Palette an Ausbildungen auf allen Ausbildungsstufen. Angeboten werden diese an Höheren Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten. Zudem gibt es auch Nachdiplomstudiengänge.

Traditionellerweise wird zwischen drei Teilbereichen - Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Soziokultur - unterschieden. Charakteristischer Arbeitsort der Sozialarbeit ist ein Beratungsdienst, in dem Menschen in schwierigen Lebenssituationen beraten und unterstützt werden. Die Beziehungen sind hier eher punktuell und weniger eng. Rechtliche, administrative und finanzielle Belange haben in der Sozialarbeit ein grösseres Gewicht als in den beiden anderen Richtungen.

Typisches Tätigkeitsgebiet der Sozialpädagogik ist der stationäre Bereich, insbesondere also die verschiedenen Heime (Kinder, Jugendliche, Menschen mit Beeinträchtigungen oder Suchtproblemen etc.). Sozialpädagogisch Tätige nehmen teil am Alltag der Bewohner/innen und gehen intensive Beziehungen mit ihnen ein. Diese Arbeit ist von einem präventiven Charakter geprägt.

Tätigkeitsfelder der Soziokultur sind Quartierzentren und Jugendhäuser. Ziel der soziokulturellen Animation ist, möglichst unterschiedliche Gruppen von Menschen an der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu beteiligen. Hierfür braucht es viel Kreativität und die Fähigkeit, sich vor einer Gruppe von Leuten zu artikulieren, Prozesse zu initiieren, zu organisieren, zu motivieren und zu unterstützen.

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Vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Die generalistischen Ausbildungsgänge der Höheren Fachschulen für Sozialpädagogik qualifizieren für sozialpädagogisches Arbeiten in allen wichtigen Praxisfeldern. Teilweise sind Schwerpunktbildungen möglich, wie z. B. im Bereich Behinderung, Sucht etc. Zugelassen werden Personen mit einem anerkannten Berufs- oder Mittelschulabschluss; eine Maturität ist nicht erforderlich.

Einige Ausbildungen verbinden eine Teilzeitanstellung als «Sozialpädagoge/in in Ausbildung» (50 bis 80 Prozent) mit Blockunterricht, andere unterteilen die Ausbildung in Schul- und Praxissemester. Die Ausbildungen dauern 2 bis 4 Jahre und führen zum eidg. Diplom.

Die Fachhochschulen bieten auch Masterstudiengänge in Sozialer Arbeit an (Master of Arts), den Kooperationsmaster der drei Fachhochschulen Bern, Luzern und St. Gallen.

Von allen Schulen wird eine einjährige Arbeitspraxis verlangt, meistens 3-6 Monate davon in einer Institution des Sozial-, Gesundheits-, Erziehungs- oder Bildungswesens. Die Hochschulen führen zusätzlich Motivations- bzw. Eignungsgespräche durch.

Für Personen ohne Berufsmaturität bietet AKAD einen 12-monatigen Vorbereitungskurs im Fernlehrgang an. Die Kursinhalte orientieren sich am allgemeinbildenden Teil der Berufsmaturität. Nach bestandener Aufnahmeprüfung bei AKAD College müssen Sie bei der Hochschule einen Eignungstest ablegen.

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Personen, die über 30 Jahre alt sind und die schulischen Voraussetzungen nicht erfüllen, können sich um eine Zulassung «sur dossier» bewerben. Sie müssen nachweisen, dass sie aufgrund ihrer Berufserfahrung, Aus- und Weiterbildung sowie sonstiger Lebenserfahrung die Fähigkeiten und Kompetenzen für ein Fachhochschulstudium mitbringen.

Das einzige universitäre Angebot im Bereich Soziale Arbeit ist das Studium «Sozialarbeit und Sozialpolitik» an der Universität Freiburg.

Nachdiplomstudiengänge als Quereinstieg

Viele Menschen finden durch eine verwandte berufliche Tätigkeit oder durch freiwillige Engagements ins Sozialwesen. Als Alternative zu einem vollen Studium werden auf der Nachdiplomstufe verschiedene Studiengänge angeboten, die auf bestehenden Erfahrungen aufbauen und einen Quereinstieg in die Soziale Arbeit ermöglichen. Die Studiengänge (CAS, DAS, MAS) richten sich an Fachleute in verschiedenen Berufsfeldern wie etwa in Recht oder Verwaltung, im Bildungs- oder Personalwesen, in Pflege oder Medizin. Zulassungsbedingung ist in der Regel ein Hochschulstudium und eine Anstellung in einem für die Weiterbildung relevanten Tätigkeitsbereich.

  • CAS: Als Einstieg eignen sich die sogenannten Certificate of Advanced Studies (CAS) (mind. 10 ECTS), Dauer ca. 1 Jahr Arbeitserfahrung bei Studienbeginn.
  • DAS: Diploma of Advanced Studies (mind. 30 ECTS), Zwischenstufe zwischen CAS und MAS, Dauer ca. Mind. 1 Jahr qualifizierte Arbeitspraxis, davon mind. 550 Std.
  • MAS: Master of Advanced Studies (mind. Mind. Fachhochschule Ostschweiz Standort St. Gallen.

Systemische Beratung als Spezialisierung

Der MAS Systemische Beratung bietet eine fachliche Spezialisierung für die Gestaltung wirksamer Beratungsprozesse - insbesondere auch für herausfordernde Kontexte. Systemische Beratungskonzepte sind gekennzeichnet durch Multiperspektivität, Kontextbezug, Förderung von Selbstorganisation und eine ausgeprägte Ressourcenorientierung. Wir legen Wert auf ein Lernen in Beziehung und knüpfen das vermittelte Wissen an konkrete, eigene Erfahrungen.

Die Weiterbildung richtet sich nach den Durchführungsdaten der einzelnen CAS-Studiengänge und dauert in der Regel 3-4 Jahre (max. 8 Jahre ab Abschluss des ersten CAS). Die Reihenfolge der CAS-Studiengänge ist nach Absprache beliebig wählbar. Die Anmeldung für das Masterarbeit-Modul kann erfolgen, wenn alle anderen Module des MAS-Studiengangs erfolgreich absolviert wurden.

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Dozenten und Experten:

  • Hagen Böser
  • Dr. Thomas Ebneter, Dozent am Departement Soziale Arbeit, dipl.
  • Bettina R. Gabriela Hartmann, Heilpraktikerin für Psychotherapie. Zertifizierte IFS-Therapeutin und Supervisorin. Eigene Praxis für Einzel- und Paartherapie, Coaching.
  • Daniel Konermann Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut (VT), Systemischer Berater und Supervisor (SG) Schwerpunkt in hypnosystemischer Arbeit, tätig in eigener Praxis für Beratung, Einzel- und Paartherapie.
  • Rolf Krizian, Leiter der Scola Bildungsakademie, Waldenburg. Systemischer Berater, Coach und Trainer für Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen.
  • Anja Ostendorp, Prof. Dr., Leitung des Instituts Beratung, Mediation, Supervision, Departement Soziale Arbeit BFH, Organisationspsychologin (Univ.
  • Gerhard Dieter Ruf, Dr.
  • Anette Schütz-Leberecht, Diplom-Psychologin. Eigene Praxis als Psychologische Psychotherapeutin. Ausgebildet u.a. in personenzentrierter Gesprächstherapie (GwG) und Verhaltenstherapie.
  • Petra Maria Schwarz, Dr., Personal- und Organisationsberaterin.
  • Jens Winkler, kl.
  • Marie-Tony Walpen, Pädagogin lic.

Zielgruppe der Weiterbildung

Fachpersonen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen sowie angrenzender Handlungsfelder, die in ihrem Berufsfeld professionell beraten oder begleiten: z.B.

Psychische Erkrankungen im Fokus

Menschen mit psychischen Erkrankungen zu begleiten, ist anspruchsvoll: Die Problembearbeitung ist erschwert und erfordert oft interprofessionelles Arbeiten. Zentral sind klinisch-psychopathologische Grundlagen sowie die sozialarbeiterische und die sozialpädagogische Perspektive. Der CAS richtet sich an Fachpersonen der Sozialen Arbeit sowie verwandter Disziplinen, die ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit psychischen Störungen erweitern und vertiefen wollen. Input-Referate und Diskussionen vermitteln Grundlagenwissen, das in praktischen Übungen vertieft wird. Fallbeispiele aus dem Alltag der Teilnehmenden und themenbezogene Übungsfälle stärken den Praxisbezug. Erfahrungsaustausch und Kleingruppenarbeiten fördern aktives gegenseitiges Lernen.

Der Unterricht findet mehrheitlich vor Ort statt. Damit bieten wir den bestmöglichen Rahmen für den persönlichen Austausch, das Netzwerken und für gruppendynamische Prozesse.

CAS Arbeit mit psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozial- und Gesundheitswesen sind zunehmend mit Jugendlichen konfrontiert, die komplexe psychische Störungen haben und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie Pflegefachpersonen in Schul- und Wohnheimen, Übergangsinstitutionen, Massnahmeneinrichtungen, Vormundschafts- und Jugendämtern, Erziehungsberatungen etc. befassen sich mit Fragestellungen, die ein spezifisches Fachwissen voraussetzen: Wie weit und unter welchen Voraussetzungen können Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten in einem pädagogischen Kontext betreut werden?

Das vorliegende CAS-Programm schliesst hier eine Lücke und vermittelt wesentliches Grundlagenwissen zur Bewältigung dieser Fragestellungen. Es wird mit einer schriftlichen Arbeit und Präsentation abgeschlossen.

Eckdaten:

  • Abschluss: CAS Arbeit mit psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen
  • ECTS-Punkte: 15
  • Unterrichtssprache: Deutsch
  • Preis: CHF 6 900

Leitungsteam:

  • Manuela Helbling, Leitung Pflege/Sozialpädagogik Klinik Sonnenhof
  • Sabine Maier, Dipl. Psych., Leitende Psychologin Klinik Sonnenhof
  • Simon Süsstrunk, M.A., Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
  • Philipp Lehmann, dipl. in Sozialer Arbeit FH
  • Flavia Schmidli, eidg. anerkannte Psychotherapeutin

Für die Anmeldung werden folgende Dokumente im PDF-Format benötigt:

  • Motivationsschreiben
  • Lebenslauf
  • Diplomkopie Ihres höchsten Abschlusses
  • Diplomkopie anderer Abschlüsse und/oder relevanter Weiterbildungen (sofern vorhanden)

Psychotherapie als Beruf

Psychotherapeutinnen befassen sich vorwiegend mit individuellen psychischen Problemen von Menschen. Dazu zählen alleine nicht mehr zu bewältigende Schwierigkeiten in der Partnerschaft, mit der eigenen Persönlichkeit und Befindlichkeit oder im Arbeitsleben. Sie behandeln Depressionen, Traumafolgestörungen, Sucht- und Zwangskrankheiten, psychosomatische Erkrankungen, Antriebslosigkeit, Persönlichkeits-, Angst-, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen sowie psychotische Störungen.

Je nach Problemstellung haben Psychotherapeuten mit Einzelpersonen jeden Alters, Paaren, Familien, Gruppen oder Organisationen zu tun. Die Vielfalt der psychotherapeutischen Methoden, die sie anwenden, ist gross: Sie arbeiten unter anderem mit systemischen, kognitiv-behavioralen und körperpsychotherapeutischen oder tiefenpsychologischen Methoden.

Zu Beginn jeder Behandlung erfragen Psychotherapeutinnen die persönlichen Lebensumstände und Probleme der Patienten und definieren die Therapie und deren Ziele. In den ersten Sitzungen bauen Therapeutinnen und Klienten ein Vertrauensverhältnis auf, ohne das keine wirksame Behandlung möglich ist. Während des ganzen Behandlungsprozesses muss diese therapeutische Beziehung immer wieder reflektiert werden. Die Berufsleute wahren die Rechte der Klientinnen und unterstehen der Schweigepflicht.

Psychotherapeuten müssen stets in der Lage sein, den therapeutischen Prozess sowie ihre eigene Rolle zu kontrollieren, Fortschritte sowie Rückschritte zu beurteilen und die Therapie darauf abzustimmen. Zusammen mit den Patientinnen reflektieren sie im Gespräch die in der Therapie erlebten Gefühle, Gedanken und Erfahrungen. Ihr Ziel ist es, Stabilität oder mindestens Linderung herbeizuführen. Sie üben ihren Beruf gewissenhaft aus und kennen die Grenzen ihrer Kompetenzen.

Die Weiterbildung in Psychotherapie umfasst in der Regel vier integrale Elemente, die im Rahmen einer anerkannten Psychotherapiemethode aufeinander abgestimmt sein müssen: Theorie, Selbsterfahrung, Praxis und Supervision.

Die selbstständige Berufsausübung ist in allen Kantonen bewilligungspflichtig. Psychotherapeuten arbeiten in der eigenen Praxis oder in psychosozialen Institutionen wie psychiatrischen Kliniken, Beratungsstellen, Spitälern, Heimen, sonderpädagogischen Einrichtungen oder in der Supervision.

FSP-Fachtitel und Zusatzqualifikationen

Seit ihrer Gründung setzt sich die FSP dafür ein, die Vielfalt und Qualität der Weiter- und Fortbildung sowohl für allgemeine als auch für spezialisierte Psycholog:innen zu gewährleisten. Die FSP anerkennt von Bildungsinstitutionen oder Berufsverbänden angebotene Weiterbildungsgänge und verleiht FSP-Psycholog:innen, die diese erfolgreich abgeschlossen haben, einen FSP-Fachtitel oder eine FSP-Zusatzqualifikation.

Mit einer Weiterbildung können interessierte Psycholog:innen ihr theoretisches und praktisches Wissen in einem bestimmten Bereich vertiefen. Die Weiterbildung kann obligatorisch sein, zum Beispiel für Fachpersonen, die ihre Leistungen über die Grundversicherung abrechnen (Neuropsychologie, Psychotherapie). Als Qualitätsgarantin anerkennt die FSP Weiterbildungsgänge, die bestimmten Qualitätsanforderungen ähnlich denjenigen des Bundes entsprechen. Die Qualität der Weiterbildungen wird laufend entwickelt und durch regelmässige Reevaluierungsverfahren gesichert.

Von der FSP anerkannte Ausbildungen, die zu einem FSP-Fachtitel führen, entsprechen in der Regel einem Master of Advanced Studies (MAS) einer Schweizer Hochschule. Diejenigen, die zu einem Zusatzqualifikationszertifikat führen, entsprechen einem Certificat of Advanced Studies (CAS).

Psycholog:innen, die Mitglied der FSP sind und eine von der FSP anerkannte Weiterbildung absolviert haben, können auf Antrag hin den entsprechenden FSP-Fachtitel oder die entsprechende FSP-Zusatzqualifikation erlangen. Diese sind seit Jahrzehnten auf dem Arbeitsmarkt weithin anerkannt und belegen entsprechende Fachkenntnisse.

FSP-Mitglieder verpflichten sich zur kontinuierlichen Fortbildung, um ihre Kompetenzen laufend weiterzuentwickeln. Ausserdem haben sie Zugang zu neuen Ansätzen und Methoden aus der Praxis und der psychologischen Forschung. Die Fortbildung stellt die Qualität der psychologischen Dienstleistungen sicher. Die Fortbildungspflicht beträgt für Psycholog:innen mindestens 120 Fortbildungsstunden innerhalb von drei Jahren.

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