Medizinische Psychologie an der Universität Marburg

Die medizinische Psychologie an der Philipps-Universität Marburg ist ein vielseitiges und forschungsstarkes Feld. Sie umfasst verschiedene Schwerpunkte, von der klinischen Psychologie und Psychotherapie bis hin zu speziellen Forschungsbereichen wie der Untersuchung der Blut-Hirn-Schranke und ethischen Fragestellungen in der Medizin.

Forschungsschwerpunkte und Projekte

An der Universität Marburg werden diverse Forschungsprojekte im Bereich der medizinischen Psychologie durchgeführt. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Blut-Hirn-Schranke. Britta Engelhardt, die erste Direktorin des Theodor-Kocher-Instituts, forscht seit fast 40 Jahren an diesem Thema und erhielt dafür den Forschungspreis der Schweizerischen MS-Gesellschaft.

Engelhardt beschreibt die Blut-Hirn-Schranke als eine Art "doppelte Mauer mit Graben" um das Gehirn und Rückenmark, die das zentrale Nervensystem vor schädlichen Einflüssen schützt. Bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) ist diese Barriere jedoch gestört, was dazu führt, dass Immunzellen in das ZNS eindringen und Schäden verursachen.

Weitere Forschungsschwerpunkte umfassen:

  • Psychotherapieforschung: Prof. Dr. Matthias Berking leitet den Lehrstuhl für Psychotherapieforschung und beschäftigt sich mit verschiedenen Therapieansätzen.
  • Klinische Psychologie und Psychotherapie: Prof. Dr. Winfried Rief leitet die Psychotherapie-Ambulanz und den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie.
  • Planetare Gesundheit: Susanne Fischer, Assistenzprofessorin für Planetary Health, forscht zu den Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die psychische Gesundheit.

Studium der Medizinischen Psychologie in Marburg

Die Universität Marburg bietet im Rahmen des Medizinstudiums die Möglichkeit, sich im Bereich der medizinischen Psychologie zu spezialisieren. Der Studiengang Humanbiologie, den Britta Engelhardt absolvierte, zielt darauf ab, Studierende speziell für die medizinische Forschung auszubilden.

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Das Studium umfasst:

  • Grundlagen der Psychologie
  • Klinische Psychologie
  • Psychotherapieverfahren
  • Forschungsmethoden

Das Studium ist sowohl für Bachelor- als auch für Masterstudierende geeignet und bietet eine praxisnahe Ausbildung mit Fallbeispielen, Praxistipps und interessanten Studien.

Klinische Psychologie und Psychotherapie: Lehrbücher und Materialien

Für Studierende der Psychologie und Medizin bietet die Universität Marburg umfassende Lehrbücher und Materialien im Bereich der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Diese Materialien decken alle prüfungsrelevanten Themen ab, von den Grundlagen bis hin zu spezifischen Störungen und Interventionsmethoden.

Die Lehrbücher zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

  • Vollständigkeit: Alle wichtigen Störungen und Interventionsmethoden werden behandelt.
  • Kompaktheit: Eine Randspalte fasst die wichtigsten Informationen zusammen.
  • Lernfreundlichkeit: Fallbeispiele, Praxistipps, Definitionen, Lernziele und Kontrollfragen erleichtern das Lernen.

ADHS im Fokus: Kritik an Medikamenten wie Ritalin

Im Bereich der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) äussert sich Prof. Dr. Hanna Christiansen kritisch zu Medikamenten wie Ritalin. Sie betont, dass die Gesamtzahl der ADHS-Fälle proportional zur Bevölkerung relativ stabil ist, solange die diagnostischen Kriterien eingehalten werden.

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Christiansen merkt an: "Wenn Ritalin so wirksam wäre, gäbe es weniger Fälle". Sie sieht die Gefahr, dass die Diagnose ADHS auf immer mehr Personen zutrifft, was ihrer Meinung nach problematisch ist.

Ethische Aspekte in der Medizin: Das Engagement von Tanja Krones

Tanja Krones ist eine weitere wichtige Persönlichkeit im Bereich der medizinischen Psychologie an der Universität Marburg. Sie studierte Medizin, Soziologie, Psychologie und Politologie und arbeitete als Ärztin in der Inneren Medizin. Seit 2009 ist sie Chefärztin für Klinische Ethik am Universitätsspital Zürich.

Krones engagiert sich stark für ethische Fragen in der Medizin, insbesondere in den Bereichen Reproduktionsmedizin, Pränataldiagnostik und Versorgungsforschung. Sie ist Mitglied der Deutschen Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) und Sprecherin verschiedener Arbeitsgruppen.

Die Klaus Grawe Lecture

Die Klaus Grawe Lecture ist seit 2007 fester Bestandteil des Programms der Jahrestagung der Sektion Klinische Psychologie und Psychotherapie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). In Zusammenarbeit mit der Sektion Klinische Psychologie und Psychotherapie präsentieren namhafte Wissenschaftler ihre Ergebnisse zu klinischer Psychologie, Psychotherapieforschung und verwandten Gebieten. Die 16. Klaus Grawe Lecture (2024) wurde von Prof. Dr. Fabrizio Benedetti gehalten.

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