Die depressive Verstimmung ist das einfühlbarste aller seelischen Leiden. Wir alle sind immer wieder einmal depressiv verstimmt. Äußere Ereignisse wie Trennung oder Tod lassen uns depressiv reagieren. Aber auch banale Enttäuschungen des Alltags können uns deprimieren. Wir sind anfälliger, wenn wir in körperlich schlechter Verfassung sind oder wenn wir körperlich krank sind.
Die andauernde schlechte Stimmung kann wiederum dazu führen, dass betroffene Personen ihre sozialen Kontakte einschränken und in der Folge immer einsamer werden.
Besonders anfällig für eine depressive Verstimmung sind ältere Menschen. Frauen leiden ebenfalls häufiger unter den typischen Symptomen für eine Depression als Männer. Fachpersonen vermuten, dass Hormonschwankungen durch die Menstruation und Hormonumstellungen in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren die Psyche stark beeinflussen.
Die Ursachen für eine depressive Verstimmung sind vielfältig - dazu zählen zum Beispiel Stress oder belastende Ereignisse wie Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
Fachpersonen unterscheiden zwischen leichten, mittelschweren und schweren Depressionen. Die depressive Verstimmung und somit die saisonal abhängige Depression oder die Winterdepression zählen zu den leichten bis mittelschweren Depressionen. Aber auch leichte Verstimmungen können sehr belastend sein.
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Es ist daher sehr wichtig, dass Betroffene die Symptome ernst nehmen, sich frühzeitig an eine Fachperson wenden und den Verdacht auf depressive Verstimmung abklären lassen.
Symptome depressiver Verstimmungen
Die Symptome einer depressiven Verstimmung sind vielfältig. Typische Symptome einer depressiven Erkrankung sind Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessensverlust, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Reizbarkeit, Appetitmangel, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafstörungen.
Bei Männern mit einer depressiven Verstimmung können zudem eine erhöhte Risikobereitschaft, Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit und aggressives Verhalten auftreten.
Vermehrt betroffen von depressiven Verstimmungen sind ältere Menschen. Lebensveränderungen, Krankheiten und Medikamente schlagen im fortgeschrittenen Alter vermehrt aufs Gemüt.
Verlauf
Eine depressive Verstimmung beginnt in der Regel im Herbst und kann bis zum kommenden Frühling andauern. Wenn die Tage wieder länger werden und ausreichend Licht getankt werden kann, können die Symptome von selbst verschwinden.
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Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung im Freien unterstützen den Heilungsprozess und macht die Dauer der Erkrankung für die betroffenen Personen erträglicher.
Aber auch leichte Verstimmungen können für Betroffene sehr belastend sein. Es ist daher sehr wichtig, dass betroffene Personen ihre Symptome ernst nehmen, sich frühzeitig an eine Fachperson wenden und den Verdacht auf depressive Verstimmung abklären lassen.
Ursachen
Depressive Verstimmungen haben unterschiedliche Ursachen. Gerade bei einer Winterdepression kann Lichtmangel während der Herbst- und Wintermonate ein Auslöser sein.
In der Folge geraten Hormone und Botenstoffe (zum Beispiel Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Endorphine) im Gehirn durcheinander und können so zu Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen oder einer saisonal abhängigen Depression führen.
Als weitere Ursachen gelten permanenter Stress, Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
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Einschneidende Lebensveränderungen oder belastende Lebensereignisse lösen bei den meisten Menschen Stresserleben aus. Darüber hinaus können ein Gefühl der Bedrängnis und emotionale Beeinträchtigungen auftreten, welche die sozialen Funktionen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und dadurch die Anpassung an schwierige Lebenssituationen behindern.
Wenn Sie nach einem belastenden Ereignis Trauer, Hilflosigkeit oder andere negative Gefühle empfinden, ist das eine ganz normale Reaktion. Wenn solche Gefühle aber so stark überhandnehmen, dass Sie Ihnen Ihre Handlungsfreiheit rauben, handelt es sich möglicherweise um eine Anpassungsstörung.
Die Gedanken an das auslösende Ereignis lassen Sie nicht mehr los. Immer mehr Raum nehmen Gefühle ein, die mit Ängsten, Sorgen und Hilflosigkeit zu tun haben können. In jedem Fall sind es belastende Gefühle, die Ihnen Ihre Unbeschwertheit nehmen.
Diagnose
Eine Ärztin oder ein Arzt stellen die Diagnose einer depressiven Verstimmung wie einer Winterdepression oder einer saisonal abhängigen Depression anhand der Anamnese (Krankheitsgeschichte).
Bestehen die Symptome, die in Haupt- und Zusatzsymptome eingeteilt sind, länger als zwei Wochen, kann eine saisonal abhängige Depression vorliegen.
Für eine sichere Diagnose müssen zusätzlich zur depressiven Verstimmung zwei Hauptsymptome (Interessensverlust, Antriebsmangel) sowie zwei Zusatzsymptome (Konzentrationsprobleme, vermindertes Selbstwertgefühl, pessimistische Sichtweisen) vorliegen.
Behandlung/Therapie
Die Therapie gegen depressive Verstimmung unterscheidet sich je nach Schweregrad der Erkrankung. In leichten Fällen helfen bereits einfache Massnahmen wie Spaziergänge, Sport im Freien oder eine kohlenhydrat- und tryptophanreiche Ernährung. Tryptophan ist eine Aminosäure, die zum Beispiel in Fisch enthalten ist.
Sind die Beschwerden stärker und halten länger an, ist es wichtig, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Hier können natürliche Medikamente wie Johanniskraut eingesetzt werden.
Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten bespricht der Arzt die geplante Therapie, um Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.
Die medikamentöse Behandlung mit Tranquilizern ist nur als Überbrückung einer unerträglichen Phase zu betrachten. Die Behandlung mit einem niedrig dosierten Antidepressivum kann eine gute Alternative zu einem Tranquilizer sein.
Bei länger anhaltenden, schweren Depressionen bedarf es eindeutig einer Behandlung mit Antidepressiva, gelegentlich am Anfang zusätzlich mit Tranquilizern oder anderen sedierenden Medikamenten, bis die Antidepressiva greifen.
Bei schweren Depressionen unterstützen häufig Psychopharmaka die Therapie, meist Antidepressiva. Sie wirken nicht sofort, sondern oft erst nach zwei, manchmal auch erst nach drei, vier oder fünf Wochen.
Antidepressiva beeinflussen die Neurotransmitter, die Botenstoffe im Gehirn. Das sind vor allem Serotonin und Noradrenalin. Sie dienen dazu, bei der Übermittlung von Gefühlen im Gehirn winzige Spalten zwischen den Nervenzellen zu überbrücken.
Tri- und tetrazyklische Antidepressiva: Sie hemmen den Abbau der Botenstoffe in den Nervenzellen. Dadurch stehen mehr Botenstoffe zur Weiterleitung von Reizen zur Verfügung.
ssRI/ssNRI: Diese Antidepressiva sorgen ebenfalls dafür, dass Nervenzellen die Botenstoffe langsamer abbauen.
MAO-Hemmer: Sie unterdrücken die Wirkung des Enzyms Monoaminoxidase (MAO), das die Botenstoffe im Gehirn abbaut.
Lithium: Nur, wenn andere Medikamente nicht helfen, setzen wir Lithium ein. Es verstärkt oft die Wirkung anderer Antidepressiva.
Johanniskraut: Bei einer leichten Depression hilft oft Johanniskraut. Vor einer Verordnung klären wir Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab.
Wenn sich die erkrankte Person deutlich besser fühlt, sollte sie das Antidepressivum noch einige Monate lang weiter nehmen.
Prävention
Auch wenn eine depressive Verstimmung oft in den Herbst- und Wintermonaten vorkommt - eine saisonal abhängige Depression taucht in allen Jahreszeiten auf.
Einer depressiven Verstimmung kann mit Spaziergängen und Sport im Freien vorgebeugt werden. Das Licht und die Bewegung kurbeln die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin an.
Essen, das reich an Kohlehydraten ist oder die Aminosäure Tryptophan enthalten, unterstützen ebenfalls die Versorgung an Serotonin.
Umgang mit depressiven Verstimmungen
Zu Anfang sind depressive Symptome die »salonfähigsten« unter den psychischen Erkrankungen. Für Behandelnde wie Angehörige ist es entscheidend, die Geduld nicht zu verlieren. »Reiß dich zusammen«-Aufforderungen helfen nicht.
Besser ist es, sich immer wieder abzugrenzen und für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu sorgen, um die Schwere der Depression mit dem Betroffenen durchzustehen.
Wichtig für Betroffene einer rezidivierenden depressiven Störung ist das frühzeitige Erkennen von Zeichen, die auf eine bevorstehende Episode hinweisen. Dies können Veränderungen im Schlafmuster, Stimmungsschwankungen oder ein allgemeines Gefühl von Niedergeschlagenheit sein.
Indem Sie die ersten Anzeichen einer depressiven Episode erkennen, können Sie frühzeitig Massnahmen ergreifen, um den Verlauf der Episode abzumildern oder zu verkürzen.
Um erste Anzeichen möglichst früh zu erkennen, kann es helfen, diese während einer guten Phase aufzuschreiben. Versuchen Sie sich zu erinnern, wann Ihre Symptome begonnen und woran Sie bemerkt haben, dass etwas nicht mehr stimmt. Tragen Sie alles in ein Tagebuch ein, sodass Sie immer nachlesen können, ob Sie sich gerade wieder auf dem Weg in eine depressive Episode befinden.
Selbsthilfe-Tipps
- Fester Tagesablauf: Wenn es Ihre Symptome zulassen, halten Sie Ihren Rhythmus mit festen Zeiten fürs Aufstehen, Arbeiten, Essen und Schlafen ein. Das erhält Ihre Schlafqualität und schafft Struktur und Stabilität im Alltag.
- Sport und Bewegung: Egal ob ein gemütlicher Spaziergang oder ein High-Intensity-Training, sportliche Betätigung setzt Glückshormone frei. Versuchen Sie damit, Ihren Körper und Geist zu stärken. Dazu gehören z.B. Yoga und Achtsamkeitstraining.
- Soziale Integration und Unterstützung: Sprechen Sie mit nahestehenden Personen über ihre Gefühle. Regelmässiger Kontakt zu Familie und Freund:innen kann helfen.
Wann professionelle Hilfe suchen?
Wenn sich keine Besserung ankündigt, sollten Sie eine:n Psychiater:in oder eine:n Psycholog:in aufsuchen.
Psycholog:innen haben Psychologie studiert. Sie therapieren, verschreiben jedoch keine Medikamente.
Psychotherapeut:innen haben sich nach dem Studium weiterbilden lassen. Auch sie behandeln nicht selbstständig medikamentös.
Psychiater:innen haben Medizin studiert und dürfen deshalb Medikamente wie Antidepressiva verschreiben. Sie bieten meist weitere Therapieformen wie Gesprächstherapie an.
Die ganze Berufsgattung unterliegt dem 2013 in Kraft getretenen Bundesgesetz zu den Psychologieberufen «PsyG».
Wichtiger Hinweis
Depressive Verstimmungszustände als Reaktion auf Ereignisse sollten nicht mit Psychopharmaka verschüttet werden. Sie sind im Regelfall sowohl durch psychotherapeutische Maßnahmen eines Arztes wie durch stützende Zuwendung von Freunden, Verwandten, Kollegen, Vorgesetzten oder Lehrern gut abzufangen und aufzuarbeiten.
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