Eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beginnt im Kindes- und Jugendalter. Es handelt sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität auszeichnet. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Kinder mit ADHS alle unten aufgezählten Symptome zeigen, und die Schwere der Symptome variieren kann.
ADHS im Kindesalter
Es ist wichtig zu beachten, dass ADHS eine individuelle Störung ist, und die Symptome können von Kind zu Kind variieren. Die frühzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung können dazu beitragen, die Lebensqualität von Kindern mit ADHS erheblich zu verbessern und ihnen die Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein. Es ist wichtig, mit qualifizierten Fachleuten zusammenzuarbeiten, um die besten Ansätze für die Behandlung und Unterstützung Ihres Kindes zu ermitteln.
ADHS im Erwachsenenalter
ADHS kann auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben oder erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden. ADHS ist im Erwachsenenalter gut behandelbar ist, und viele Menschen mit dieser Diagnose führen ein erfolgreiches und produktives Leben. Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird oft als eine Erkrankung des Kindesalters betrachtet, doch sie betrifft auch viele Erwachsene und kann den Alltag erheblich beeinflussen. Unbehandelt können die Symptome zu beruflichen, sozialen und persönlichen Herausforderungen führen.
Symptome bei Erwachsenen
Da ADHS bei Erwachsenen weniger offensichtlich ausgeprägt sein kann als bei Kindern, ist eine genaue Kenntnis der Symptome entscheidend für eine frühe Erkennung und geeignete Behandlung. Eines der auffälligsten Symptome ist die eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit. Erwachsene mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu fokussieren, da sie leicht durch Umweltreize oder eigene Gedanken abgelenkt werden. Dies kann dazu führen, dass alltägliche Aufgaben nur schwer zu Ende gebracht oder wichtige Termine vergessen werden. Auch die Organisation des Alltags stellt für viele Betroffene eine Herausforderung dar.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist Impulsivität, die sich in spontanen Entscheidungen, unüberlegten Ausgaben oder plötzlichen Planänderungen äussern kann. Diese Verhaltensweisen können zu finanziellen Schwierigkeiten oder zwischenmenschlichen Konflikten führen. Auch eine innere Unruhe ist bei vielen Erwachsenen mit ADHS zu beobachten. Neben diesen kognitiven und motorischen Symptomen leiden viele Erwachsene mit ADHS unter emotionalen Schwierigkeiten.
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Ursachen von ADHS
Die Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung sind nicht vollständig bekannt und die Entstehung wird von vielen Faktoren beeinflusst. Bei den drei Kernsymptomen handelt es sich um extreme Ausprägungen von Verhaltensmerkmalen, die jede Person zeigen kann. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei ADHS um eine genetisch mitbedingte neuronale Entwicklungsstörung handelt. Als Ursache gelten genetische Faktoren und ein Ungleichgewicht der Botenstoffe (Neurotransmitter).
- Genetische Veranlagung
 - Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn, wie Dopamin und Noradrenalin, wird vermutet.
 - Frühkindliche Hirnentwicklungsstörungen
 
Genetische Ursachen
Heute weiss man, dass ADHS gehäuft in Familien auftritt. Ist bereits ein Elternteil, Geschwister oder Kind einer Person an ADHS erkrankt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person selbst auch an ADHS erkrankt 2-8 Mal so hoch. Es hat sich gezeigt, dass diese Erblichkeit vor allem auf genetischen Faktoren basiert. Es wird vermutet, dass nicht nur ein Gen dafür verantwortlich ist, sondern dass es sich um ein Zusammenspiel mehrerer Gene handelt.
Umweltrisiken
Umweltrisiken können nicht eindeutig ausgemacht werden, da so viele Faktoren an der Entstehung beteiligt sind. Möglicherweise könnte das Rauchverhalten in der Schwangerschaft einen Einfluss auf die Entstehung von ADHS des Kindes haben. Dabei ist aber nicht klar, ob die Schadstoffe dem Fötus direkt schaden, oder der Fötus indirekt, zum Beispiel durch Fehl- oder Mangelversorgung, geschädigt wird. Weiter haben Tabakabhängigkeit und ADHS gemeinsame genetische Faktoren und ähnliche Umweltrisiken. Dasselbe Problem stellt sich bei der Untersuchung von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft.
Diskutiert werden auch diverse andere Toxine sowie Ernährungsfaktoren. Ausserdem könnten auch eine frühzeitige Geburt sowie ein geringes Geburtsgewicht mit der Entstehung von ADHS zusammenhängen. Nach der Geburt spielen vor allem die Deprivation und Vernachlässigung eines Kindes eine Rolle zur Entstehung von ADHS. Dieser Zusammenhang lässt sich bis ins Erwachsenenalter nachweisen. Dabei ist der unaufmerksame Subtyp besonders vertreten. Je länger eine Deprivation dauert, desto stärker wird der Zusammenhang zu ADHS.
Es wird auch diskutiert, inwiefern psychische Erkrankungen der Eltern oder ein negativer Erziehungsstil an der Entstehung von ADHS beteiligt sind. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob das Verhalten der Eltern eine Reaktion auf die genetische Ausprägung des Kindes, also auf beginnende ADHS, ist. Es ist nicht klar, in welche Richtung der Zusammenhang geht. Dennoch hat sich gezeigt, dass positives Erziehungsverhalten einen Schutz vor der Entstehung von ADHS darstellt. Zuletzt könnte auch der sozioökonomische Status ein Risikofaktor sein.
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Tatsächlich hängt ein geringes Familieneinkommen in der frühen Kindheit mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, ADHS zu entwickeln, zusammen. Doch auch hier ist es schwierig, das Einkommen von anderen Faktoren, wie Mangelernährung, Erziehungsverhalten und Substanzexposition zu trennen. Insgesamt sind kausale Einflüsse von Umweltrisiken auf ADHS vorsichtig zu betrachten und schwierig zu bestätigen.
Gen-Umwelt-Interaktionen
Es wird davon ausgegangen, dass im Rahmen der Entstehung einer ADHS Gene und die Umwelt der betroffenen Person miteinander interagieren. So kann sich die Umwelt auf die Übersetzung gewisser Gene auswirken, während gewisse genetische Faktoren das Risiko bestimmter Umwelteinflüsse erhöhen.
Besonderheiten des Gehirns
Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Kindern, die an ADHS erkrankt sind, bestimmte Gehirnareale ein kleineres Volumen haben und in vorderen Abschnitten die Hirnrinde schmaler als bei gleichaltrigen gesunden Kindern ist. Der Hirnreifungsverlauf scheint verändert zu sein. Ausserdem wurde entdeckt, dass gewisse Hirnregionen übermässig aktiv sind und veränderte Aktivierungsmuster zeigen. Die Ursächlichkeit dieser Befunde ist jedoch nicht geklärt. Nur aufgrund von diesen Untersuchungen würde sich noch keine ADHS feststellen lassen. Weiter ist auch hier unklar, ob es sich dabei um eine Ursache oder Folge einer ADHS handelt.
Neuropsychologische Befunde
Es hat sich gezeigt, dass betroffene Personen über weniger gute Kontrollmechanismen verfügen und die sogenannte Inhibitionskontrolle beeinträchtigt ist. Darunter ist zu verstehen, dass jemand über die Fähigkeit verfügt, impulsive Handlungen zu kontrollieren. Einige Phasen der Informationsverarbeitung zeigen Störungen auf, wie auch Lernprozesse. Ausserdem zeigen die betroffenen Personen veränderte motivationale Prozesse. Auch hier sind die Befunde nicht eindeutig mit ADHS in Verbindung zu bringen. Dieselben Beeinträchtigungen können sich teilweise auch bei anderen Störungen finden.
Temperamentsmerkmale
Temperamentsmerkmale können das Risiko, an ADHS zu erkranken, erhöhen oder bereits ein Vorläufersymptom darstellen. Erhöhte Aktivität im Säuglings- und Kleinkindalter kann auf den frühen Beginn einer ADHS hinweisen. Auch Regulationsstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter werden mit der Entstehung von ADHS in Verbindung gebracht. Dazu gehören exzessives Weinen, Schlafstörungen, Fütterprobleme und eine hohe negative Emotionalität. Die willentliche Kontrolle ist weniger stark ausgeprägt bei betroffenen Personen.
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Insgesamt hat sich gezeigt, dass ausser der hohen genetischen Belastung bisher keine eindeutigen Ursachen festgestellt werden können. Es gibt verschiedene Befunde und Argumente, die diese Hypothesen bestätigen oder z.T. auch in Frage stellen. Letztendlich ist von einer multifaktoriellen Entstehung auszugehen, d.h. das Zusammenwirken verschiedener Faktoren beeinflusst Beginn und Ausprägung dieser Erkrankung.
Symptome von ADHS
Die Kernsymptome (Merkmale) dieser Entwicklungsstörung sind: Unaufmerksamkeit, Impulsivität und eventuell Hyper- oder Hypoaktivität.
- Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten, Aufgaben zu organisieren, leicht ablenkbar zu sein, häufig Dinge zu verlieren.
 - Hyperaktivität: Unruhe, ständig in Bewegung sein, Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen.
 - Impulsivität: Handlungen ohne Nachdenken durchführen, Schwierigkeiten, das eigene Verhalten zu kontrollieren.
 
Diagnostik
Die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter erfordert eine detaillierte Untersuchung. Ein erster Schritt ist die eigene Beobachtung von Verhaltensweisen und Schwierigkeiten im Alltag. Online-Screening-Tests können dabei erste Hinweise liefern, ersetzen aber keine professionelle Abklärung. Ein entscheidender Faktor ist die fachärztliche Beratung durch einen Psychiater oder Psychologen, der durch gezielte Gespräche und standardisierte Tests eine fundierte Einschätzung vornimmt. Dabei kann es hilfreich sein, Informationen zur eigenen Kindheit zusammenzutragen, da ADHS bereits in frühen Jahren beginnt. Auch die Einschätzungen nahestehender Personen, die das Verhalten des Betroffenen über längere Zeit beobachtet haben, können wertvolle Hinweise liefern. ADHS ist eine Störung, die in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedliche Auswirkungen haben kann, weshalb eine umfassende Beurteilung notwendig ist.
Folgende Punkte sind bei der Diagnostik relevant:
- Eine umfassende Anamnese, einschließlich der medizinischen Vorgeschichte des Kindes, wird durchgeführt.
 - Beobachtungen des Verhaltens in verschiedenen Umgebungen, wie Schule und Familie, sind relevant.
 - Diagnosekriterien nach anerkannten Klassifikationssystemen wie DSM-5 werden berücksichtigt.
 
Behandlung von ADHS
Primäres Ziel der Behandlung von ADHS ist die Verminderung des subjektiven Leidensdrucks sowie die Erhöhung der Lebensqualität. Hierzu gibt es diverse Therapiemöglichkeiten, welche einzeln oder auch kombiniert angewandt werden können. Die Psychoedukation teilt sich auf in Aufklärung, Beratung und Führung. Dabei werden die Patienten und gegebenenfalls ihr unmittelbares Umfeld über das Störungsbild informiert. Die Mehrzahl von erwachsenen ADHS-Patienten leiden an Begleitstörungen wie Depression, Angst, Abhängigkeits- oder auch Schlafstörungen. Je nach Schweregrad dieser Begleiterkrankungen muss die Behandlung entsprechend priorisiert werden.
Zur Behandlung von ADHS bei Erwachsenen sind in der Schweiz Medikamente mit den Wirkstoffen Methylphenidat, Dexmethylphenidat, Lisdexamfetamin und Atomoxetin zugelassen. Es werden verschiedene Konzepte mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten. Inhaltlich sind aber einige Gemeinsamkeiten wie der Umgang mit Desorganisiertheit, Verbesserung der Aufmerksamkeit oder auch Impulskontrolle vorhanden. Es geht in erster Linie darum, den Umgang mit der Symptomatik zu erlernen und zu festigen.
Folgende Behandlungsansätze können zur Anwendung kommen:
- Verhaltenstherapie: Strukturierte Interventionen zur Förderung von Selbstregulierung und sozialen Fähigkeiten.
 - Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können stimulierende Medikamente wie Methylphenidat verschrieben werden.
 - Unterstützung im schulischen Umfeld: Individuelle Lernpläne und Lehreranpassungen können den Schulerfolg fördern.
 - Elterntraining: Eltern werden darin geschult, Techniken zur Bewältigung von ADHS-bezogenen Herausforderungen zu erlernen.
 
Wo wird ADHS behandelt?
ADHS behandeln wir an fast allen unseren Standorten:Anmeldung und InformationAnmeldung und Information Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil werktags von 8.00 - 17.00 Uhr besetzt, davor und danach diensthabender Arzt, diensthabende Ärztin
- Ambulatorien KJPD
 - Ambulatorien Erwachsene