Stress kennt eigentlich jeder Mensch im Alltag oder Beruf. Es dürfte kaum einen Menschen geben - ob jung oder alt - der noch niemals im Leben Stress hatte. Er gehört einfach zum Leben dazu. Stress per se ist also nicht negativ.
Stress ist subjektiv - was den einen noch längst nicht aus der Ruhe bringt, empfindet der andere als belastend oder stressig. Stressauslöser können also vielfältig und ganz individuell sein.
Formen von Stress
- Positiver Stress (Eustress): Grosse Freude, Aufregung und die Erwartung positiver Ereignisse können Menschen beflügeln, antreiben und ihnen Energie verleihen.
 - Negativer Stress (Distress): Sorgen, Nöte und Ängste, etwa aufgrund einer Erkrankung, aber auch die digitale Dauererreichbarkeit oder zu hohe Belastungen in Beruf und Familie können negativen Stress verursachen.
 
So einfach ist diese Unterscheidung zwischen positivem und negativem Stress allerdings oft nicht. Denn Eustress kann sich nach einiger Zeit auch in Distress umwandeln. Ob etwas stressig ist oder nicht - dabei spielen auch die individuelle Wahrnehmung, Haltungen und Einstellungen sowie die Fähigkeit eines Menschen, mit Stress umzugehen, eine Rolle. Denn längst nicht alle Menschen leiden in den gleichen Situationen und im selben Ausmass unter Stress. Während der eine schnell unter Druck gerät, bleibt der andere auch in schwierigen und herausfordernden Situationen noch entspannt und gelassen.
Ursachen von Stress
Die Ursachen von Stress können sehr verschieden sein. Es gibt unzählige Stressauslöser (Stressoren) im Alltag, Beruf, in der Schule oder Freizeit. Am häufigsten nennen Menschen Zeitmangel, Termindruck, zu viele Aufgaben, ständige Erreichbarkeit oder Doppelbelastungen in Beruf und Familie. Nicht alle Stressoren lassen sich vollständig beseitigen. Gerade dann ist es besonders wichtig, Stress abzubauen.
Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit
Bekannt ist, dass negativer Stress erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Körper und Psyche haben kann. Auch die kognitiven Leistungen lassen oft nach, wenn ein Mensch akut unter Strom steht. Zudem erleben viele Menschen mit chronischen Schmerzen negativen Stress. Auch die Diagnose einer schweren oder chronischen Krankheit verursacht bei den meisten Menschen enormen Stress. Die Diagnose „Krebs“ versetzt wohl alle Menschen in einen „Alarmzustand“ und löst Stress aus. Das gilt besonders, wenn die Krebserkrankung weiter fortgeschritten und lebensbedrohlich ist. Umgekehrt können schwere Krankheiten wie Krebs, Magen-Darm-Erkrankungen oder chronische Schmerzen auch selbst Stress auslösen und dies wiederum eine bestehende Erkrankung verschlimmern.
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Stress wirkt auf vielerlei Ebenen und betrifft den Körper, die Psyche, den Geist und das Verhalten.
- Körperlich: z. B. Muskelverspannungen, Herzklopfen, Herzrasen und Atemnot, Bauchweh, Durchfall und Miktionsstörungen, Zittern und Schwitzen.
 - Psychisch und emotional: z. B. Angst und Hoffnungslosigkeit aber auch Ärger und Aggression, erhöhte Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen.
 - Geistig (kognitiv): B. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
 - Verhalten: z. B. Reizbarkeit, sozialer Rückzug.
 
Auch wenn ein Zuviel an Stress Menschen krank machen kann - in der Regel ist Stress nicht der alleinige Auslöser einer Erkrankung ist, sondern eher ein Risikofaktor, der Erkrankungen begünstigen kann.
Dauerstress bedeutet wiederum ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie das Burnout-Syndrom oder Depressionen. Prinzipiell gilt: Wer keine geeigneten Strategien zur Stressbewältigung hat, kann körperlich und seelisch krank werden, sofern der Stress länger andauert.
Mögliche Erkrankungen durch Stress:
- Psychische Erkrankungen, z. B. Depressionen, Angstzustände
 - Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Bluthochdruck, Herzinfarkt
 - Magen-Darm-Erkrankungen, z. B. Reizdarmsyndrom (RDS)
 - Infektionen: Dauerstress setzt die Abwehrkräfte des Körpers herab - er wird anfällig für Infektionen mit Keimen aller Art: Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten.
 - Krebserkrankung: Der Zusammenhang zwischen Stress und einer Krebserkrankung ist zwar nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
 - Chronische Schmerzen - wer ständig Schmerzen hat, leidet meist unter Stress.
 
Psychosomatische Stresssymptome
Psychosomatische Stresssymptome sind körperliche Beschwerden, die durch psychische Faktoren wie Stress, Angst oder emotionale Belastungen verursacht oder beeinflusst werden. Es ist keine klare körperliche Ursache erkennbar. Die Symptome können vielfältig sein und umfassen körperliche Beschwerden wie:
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- Kopfschmerzen
 - Magenschmerzen
 - Atembeschwerden
 - Müdigkeit
 - Rückenschmerzen
 
Sind Belastungen sehr gross oder dauern sie aussergewöhnlich lange an, so können die Bewältigungsfähigkeiten der betroffenen Person überstiegen werden und es kommt zu Störungen der Anpassungsreaktion. Treten erhebliche psychosomatische Stresssymptome, so spricht man auch von Stressfolgekrankheiten.
Diagnostik
Eine neuropsychiatrische Abklärung umfasst je nach Fragestellung neben dem Gespräch auch Fragebogen zur Erfassung des Schweregrades der Symptomatik, eine neurologische Untersuchung, neuropsychologische Tests und elektrophysiologische Untersuchungen.
Behandlung
Die zugrundeliegenden psychischen Belastungen erkennen und Psychotherapeutisch angehen.Kombination aus medizinischer Betreuung und psychologischer Unterstützung.Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken um die Gesundheit zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern.
Was tun gegen Stress?
Stress müssen Sie nicht einfach so hinnehmen. Sie können selbst etwas dazu beitragen, dass der Druck nachlässt und Sie den Stress dauerhaft lindern. Auch zur Vorbeugung (Prävention) von Stress eignen sich solche Strategien zur Stressbewältigung. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder der Ärztin, welche Anti-Stress-Technik am besten zu Ihnen passt. Vielleicht müssen Sie auch mehrere ausprobieren, um eine geeignete Methode nach Ihren Vorlieben und Möglichkeiten zu finden.
- Autogenes Training: Das Autogene Training ist eine Art Selbsthypnose, durch die Sie körperliche Funktionen wie die Durchblutung, den Puls und die Atmung in einen ruhigeren Zustand versetzen. Über die gedankliche Konzentration - nicht durch Muskelkraft - gelangen Sie zur Ruhe und Entspannung.
 - Progressive Muskelentspannung: Diese Entspannungstechnik basiert darauf, verschiedene Muskelgruppen nacheinander anzuspannen und wieder zu entspannen. Wenn Sie alle Muskelgruppen „durcharbeiten“, entspannt sich schliesslich der gesamte Körper.
 - Achtsamkeitstraining (MBSR): Beim Achtsamkeitstraining (auch Mindfulness Based Stress Reduction = MBSR) geht es darum, Ihre Aufmerksamkeit auf den Moment und ins Hier und Jetzt zu lenken.
 - Imagination: Bei der Imagination nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft. Ziel ist es, positive Empfindungen und Gefühle auszulösen.
 - Yoga: Yoga besitzt viele positive Wirkungen auf Körper und Psyche. Bei vielen Krankheiten ist dies gut belegt, etwa bei einer Krebserkrankung. Hinter dem Yoga steckt eine umfassende Philosophie mit Meditation, körperlichen Übungen und Atemtechniken.
 - Tai Chi und Qigong: Tai Chi und Qigong stammen auch der Chinesischen Medizin und zählen zu den sanften Bewegungsformen, die den Körper und Psyche zur Ruhe bringen.
 - Kognitive Stressbewältigung: Bei der kognitiven Stressbewältigung spielen Ihre Gedanken, Einstellungen, Überzeugungen, Sicht- und Handlungsweisen eine Rolle. Sie erlernen dabei, stressauslösende Denkweisen und Verhaltensmuster aufzuspüren.
 
Weitere Tipps zur Stressbewältigung
- Raus in die Natur: Wandern, Spazierengehen, Radfahren - regelmässige Bewegung an der frischen Luft baut Stresshormone ab und lässt entspannen.
 - Ausgewogene Ernährung: Essen Sie viel frisches Obst, Gemüse und Nüsse - das liefert wichtige Nährstoffe für alle Körperzellen.
 - Erholsamer Schlaf: Sorgen Sie für einen harmonischen Tagesausklang. Das hilft Ihnen, das Gedankenkarussell beim Einschlafen zu vermeiden.
 - Ein rhythmischer Alltag: Unterteilen Sie Ihren Tagesablauf in Abschnitte von Arbeit und Ruhe, indem Sie regelmässig kurze Pausen einplanen.
 - Work Life Balance: Machen Sie einen digitalen Detox. Gehen Sie stattdessen einem handwerklichen Hobby nach oder pflegen Sie soziale Kontakte.
 - Resilienz stärken: Die „innere Stärke“ ist eine hervorragende Methode zur Stressbewältigung. Optimismus und Akzeptanz helfen Ihnen z.B.
 - Stress abbauen mit warmen Bädern: Warme Bäder helfen zu entspannen und von den Alltagsgrübeleien loszulassen.
 
Stressassoziierte und affektive Erkrankungen
Stressassoziierte und affektive Erkrankungen beziehen sich auf psychische Störungen, die stark mit Stress und emotionalen Veränderungen verbunden sind. Diese Erkrankungen können durch chronischen Stress, traumatische Ereignisse oder emotionale Belastungen ausgelöst oder verschlimmert werden.
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Stressassoziierte Erkrankungen
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): PTBS tritt nach traumatischen Erlebnissen wie Unfällen, Kriegserfahrungen, körperlicher Gewalt oder Missbrauch auf.
 - Akute Belastungsstörung: Ähnlich wie PTBS tritt diese Störung kurz nach einem traumatischen Ereignis auf und hält nur für einige Tage oder Wochen an.
 - Anpassungsstörung: Eine Anpassungsstörung tritt als Reaktion auf belastende Lebensereignisse auf, wie etwa den Verlust eines geliebten Menschen, Scheidung oder Arbeitsplatzverlust.
 - Burnout-Syndrom: Burnout entsteht durch chronischen beruflichen oder sozialen Stress.
 
Affektive Erkrankungen
- Depression: Depression ist eine der häufigsten affektiven Störungen. Sie ist gekennzeichnet durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und manchmal auch Suizidgedanken.
 - Bipolare Störung: Die bipolare Störung ist durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet, die zwischen manischen Phasen (übermässig gehobene oder gereizte Stimmung, erhöhte Energie, Impulsivität) und depressiven Phasen wechseln.
 - Zyklothymie: Zyklothymie ist eine mildere Form der bipolaren Störung, bei der die Stimmungsschwankungen weniger extrem, aber über längere Zeiträume hinweg anhaltend sind.
 
Behandlungen
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
 - Traumatherapie
 - Antidepressiva
 - Stimmungsstabilisatoren und Antipsychotika
 - Stressbewältigungsstrategien
 - Soziale Unterstützung
 
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