Selbstwertgefühl bei Kindern stärken: Wertvolle Tipps für Eltern und Betreuer

Schüchterne Kinder, die sich kaum am Unterricht beteiligen oder dem Gegenüber kaum in die Augen schauen können, sind keine Seltenheit. Um solche Kinder zu unterstützen, gibt es verschiedene Ansätze und Programme.

Die Bedeutung des Selbstwertgefühls

Ein starkes Selbstvertrauen ist eine der wichtigsten Grundlagen für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Es beeinflusst nicht nur die sozialen Fähigkeiten, sondern auch die schulische Leistung und die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen. Kinder, die an sich glauben, sind widerstandsfähiger gegenüber Misserfolgen und lassen sich weniger von Rückschlägen entmutigen.

Wie entwickelt sich das Selbstbewusstsein?

Die Entwicklung des Selbstbewusstseins beginnt bereits in den ersten Lebensmonaten. Säuglinge erfahren durch die Reaktionen ihrer Bezugspersonen, dass sie Einfluss auf ihre Umwelt haben. Im Kleinkindalter entdecken Kinder ihren eigenen Willen und testen Grenzen aus. Ab etwa drei Jahren beginnen sie, sich mit anderen Kindern zu vergleichen und ihre eigenen Stärken zu erkennen. Besonders in frühen Jahren wird der Grundstein für ein gesundes Selbstbewusstsein gelegt.

Faktoren, die das Selbstvertrauen positiv beeinflussen

  • Kinder brauchen eine Umgebung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen.
  • Wenn Kinder gelobt und ermutigt werden, entwickelt sich ihr Selbstvertrauen.
  • Kinder sollten regelmässig die Möglichkeit bekommen, Aufgaben eigenständig zu erledigen, sei es im Haushalt, beim Anziehen oder beim Lösen kleiner Herausforderungen.

Tipps für Eltern und Betreuer

Eltern sind der wichtigste Faktor bei der Entwicklung des Selbstbewusstseins ihrer Kinder. Durch die richtige Unterstützung können sie ihrem Kind helfen, sich selbst zu vertrauen und an sich zu glauben.

1. Anerkennung und Lob

Kinder brauchen Anerkennung, um Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, echtes und spezifisches Lob auszusprechen. Loben Sie positives Verhalten, Bemühungen oder Strategien Ihres Kindes, nicht dessen Erfolge oder Noten. So fühlt sich Ihr Kind um seiner selbst willen geliebt, und nicht wegen seiner Erfolge. Verzichten Sie auf pauschale Äusserungen wie «das hast du gut gemacht».

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2. Förderung der Selbstständigkeit

Kinder lernen durch eigene Erfahrungen. Eltern sollten ihren Kindern zutrauen, altersgerechte Aufgaben selbstständig zu bewältigen. Geben Sie Ihrem Kind Aufgaben, die es bewältigen kann, wie zum Beispiel das Aufräumen des eigenen Zimmers oder das Vorbereiten des Abendessens. Ermöglichen Sie Ihren Kindern, eigene Entscheidungen zu treffen. Lassen Sie sie zum Beispiel wählen, was sie zum Mittagessen essen oder welche Kleidung sie tragen möchten.

3. Konstruktiver Umgang mit Fehlern

Perfektion ist nicht das Ziel. Kinder sollten erfahren, dass Fehler zum Lernprozess gehören. Eltern können ihnen helfen, aus Fehlern zu lernen, anstatt sich darüber zu ärgern. «Das hat diesmal nicht geklappt, aber du kannst es nochmal versuchen.

4. Vorbild sein

Seien Sie ein gutes Vorbild für Ihr Kind. Wenn Sie selbstbewusst und positiv sind, wird Ihr Kind lernen, dass es in Ordnung ist, Selbstvertrauen zu haben und seine Meinung zu äußern. Das betrifft auch Streits zwischen den Eltern, die vor dem Kind ausgetragen werden. Oft hat ein Elternteil eines schüchternen Kindes selbst mit Hemmungen zu kämpfen. Da gilt es, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen und Lösungen zu entwickeln.

So können die Eltern ihrem Kind mit gutem Vorbild vorangehen und mit ihm einüben, wie man auf andere Menschen zugeht, Kontakte aufbaut und pflegt. Es ist wichtig, dass sich das Kind dabei wohl fühlt.

5. Ermutigung und Unterstützung

Ermutigen Sie Ihr Kind, neue Dinge auszuprobieren und Herausforderungen anzunehmen. Dadurch lernt es, dass es in der Lage ist, auch schwierige Aufgaben zu bewältigen und dass es immer neue Dinge lernen kann. Scheitern gehört hier zum Lernprozess dazu.

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Unterstützen Sie Ihr Kind, wenn es scheitert und ermutigen Sie es, es erneut zu versuchen. Oft hilft es auch, eigene Geschichten und Erfahrungen mit dem Sohn oder der Tochter zu teilen.

Selbstwirksamkeit stärken

Kinder und Jugendliche, die sich als selbstwirksam wahrnehmen, sind davon überzeugt, dass sie schwierige Situationen bewältigen können. Sie sind dadurch resilienter. Wer sich als selbstwirksam erlebt, traut sich eher, Herausforderungen anzunehmen. Sei es eine schwierige Prüfung, ein herausforderndes Bastelprojekt oder eine Lehrstelle zu finden. Dank eines positiven Bilds von sich selbst fühlt sich die Person kompetent.

Kinder und Jugendliche, die von ihrer Selbstwirksamkeit überzeugt sind, geben weniger schnell auf und lassen sich von Schwierigkeiten oder Rückschläfen nicht entmutigen. Und eben weil sie an einer Sache dran bleiben, sind sie langfristig auch erfolgreicher.

Wie kann man die Selbstwirksamkeit fördern?

  • Eigene Erfahrung: Wer aus eigener Kraft erfolgreich ist, fühlt sich selbstwirksam.
  • Beobachtung: Auch das Beobachten von anderen kann Kinder und Jugendliche ermutigen, etwas selbst zu versuchen.
  • Zuspruch: Ebenso trauen sich Kinder und Jugendliche eine Sache eher zu, wenn sie von Bezugspersonen ermutigt werden und diese ihnen eine Aufgabe zutrauen.
  • Wohlbefinden: Nicht zuletzt prägen körperliche und emotionale Empfindungen die Selbstwirksamkeit.

Umgang mit Erfolg und Misserfolg

Die Selbstwirksamkeitserwartung hängt stark davon ab, worauf Kinder und Jugendliche Erfolge respektive Misserfolge zurückführen.

Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung erleben Erfolge eher als Resultat eigener Fähigkeiten oder Anstrengung. Umgekehrt erklären sie Misserfolge gerne mit ungünstigen äusseren Umständen oder schlicht Pech.

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Anders bei Kindern und Jugendlichen, die wenig von ihrer Selbstwirksamkeit überzeugt sind: Sie führen Erfolge auf Glück oder den Verdienst anderer zurück, während sie sich für Misserfolge verantwortlich fühlen. Sie erleben sich als hilflos gegenüber äusseren Umständen und es fehlt ihnen die Motivation, schwierigere Aufgaben in Angriff zu nehmen.

Eltern und Bezugspersonen können beeinflussen, wie Kinder und Jugendliche mit Erfolg respektive Misserfolg umgehen. Betonen sie, wie toll sich das Kind bemüht hat, stärkt dies den Durchhaltewille des Kindes und erhöht die Erfolgschancen. Ebenso wenn sie zu spüren geben, dass sie an das Kind glauben.

Das soziale Fitnessprogramm «SoFit»

Um schüchterne Kinder zu unterstützen, gibt es spezielle Trainingsprogramme wie «SoFit». In diesem Programm lernen Kinder durch verschiedene Übungen und Rollenspiele, den Hemmzwerg als Verursacher ihrer Verunsicherung zu erkennen und sich dem Mutmacher zuzuwenden. Nach der Durchführung von «SoFit» zeigte sich, dass sich die Teilnehmenden seither tatsächlich mehr im Unterricht einbringen.

Weitere Tipps zur Stärkung des Selbstwertgefühls

  • Fokus auf Stärken setzen: Eltern sollten die Persönlichkeit ihres Kindes akzeptieren und dabei die Schüchternheit auch als einen normalen Teil davon ansehen.
  • Nicht unter Druck setzen: Dem Kind gegenüber Verständnis zeigen und nichts erzwingen wollen.
  • Fortschritte anerkennen: Oasen und Zeit schaffen für Gespräche und zusammen Lösungen entwickeln.
  • An das Kind glauben: Trauen Sie Kindern etwas zu. Räumen Sie nicht alle Hürden aus dem Weg.
  • Realistische Ziele setzen: Sorgen Sie für Erfolgserlebnisse, indem Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Ziele setzen, welche erreichbar sind.
  • Konstruktiv mit Fehlern umgehen: Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es Fehler machen darf.
  • Helfe deinem Nachwuchs, seine Ziele zu erreichen: Dazu kannst du es immer wieder auf die eigenen Stärken hinweisen.
  • Ein starkes Selbstbewusstsein kann nur derjenige entwickeln, der sich und seine Gefühle kennt: Um dies zu erreichen, brauchen Kinder die Gelegenheit, über sich und ihre Wahrnehmung zu sprechen.
  • Jeden Abend notieren Sie nun gemeinsam, welche ungewöhnlichen oder neuen Situationen Ihr Kind am Tag bewältigt hat: Jede positive Erfahrung wird festgehalten und am Ende der vereinbarten Zeit noch einmal durchgelesen.
  • Nehmen Sie sich einmal pro Tag die Zeit, Ihr Kind zu umarmen und ihm zu sagen, dass Sie es lieb haben: Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es einfach nur deswegen geliebt wird, weil es Ihr Kind ist. Das wird sein Selbstbewusstsein stärken.
  • «Dich gibt es nur einmal!»: Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es einmalig und etwas Besonderes ist. Vergleichen Sie es nie mit anderen, denn dadurch würde seine Selbstachtung untergraben.

World Vision: Einsatz für Kinderrechte

World Vision kämpft seit Jahrzehnten für Kinderrechte und hilft Familien, ihre Kinder zu schützen und zu ermutigen. Die Hilfsorganisation bietet auch eine Familienberatung an und hilft Paaren, gleichwertige Beziehungen zu entwickeln und besser miteinander zu kommunizieren.

World Visions-Projekte zeigen, wie Bildung ganzen Familien mehr Hoffnung und Selbstvertrauen vermitteln kann.

Selbstvertrauen lernen

Selbstvertrauen kann man lernen - nicht nur als Kind. World Vision unterstützt Paare darin, positive, respektvolle Beziehungen zueinander aufzubauen, und das eigene Selbstwertgefühl zu stärken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gesundes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen die Grundlage für eine stabile psychische Verfassung eines Kindes bilden. Eltern, Betreuer und die gesamte Umgebung spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung dieser Entwicklung.

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