Depressionen: Ursachen, Behandlung und spezielle Fälle

Depressionen sind eine ernstzunehmende Erkrankung, die viele Menschen betrifft. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Ursachen und Behandlungsansätze, insbesondere im Zusammenhang mit dem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) und der Postpartalen Depression (PPD).

Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) und psychische Leiden

Mehr als zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden am polyzystischen Ovarsyndrom. Ursache ist eine Hormonstörung, bei der häufig die männlichen Sexualhormone, sogenannte Androgene, erhöht sind.

Symptome und Diagnose

Oft zeigt sich dies durch einen starken Haarwuchs im Gesicht und am Körper, zu dem Akne, Haarausfall und überaktive Talgdrüsen hinzukommen können. Ferner kann ein unregelmässiger Zyklus auftreten, der auf 35 bis 90 Tage und mehr verlängert ist. Und typischerweise sind im Ultraschall zwanzig und mehr Ei-Bläschen an den Eierstöcken zu sehen.

Fast keine der betroffenen Frauen hat alle Symptome. «Das Syndrom kann in ganz unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Nicht jede Frau ist stark behaart oder hat Fertilitätsprobleme», sagt Bruno Imthurn, Direktor der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich.

Manchmal bleibt das polyzystische Ovarsyndrom aber auch lange unerkannt. Nimmt eine Frau seit Teenagertagen die Antibabypille ein, unterdrücken die darin enthaltenen Hormone die Symptome.

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Genetische und epigenetische Faktoren

Dem oft familiär gehäuft auftretenden Syndrom liegen genetische Ursachen zugrunde. Anfang des Jahres konnten US-Forscher bestimmte Varianten eines Gens identifizieren, das für die Testosteronproduktion in den Eierstöcken wichtig ist.

«Wie stark die genetische Komponente zum Ausdruck kommt, wird durch epigenetische Faktoren beeinflusst», sagt Imthurn. Beim polyzystischen Ovarsyndrom werden erhöhte vorgeburtliche Androgenspiegel in der Gebärmutter als epigenetischer Faktor vermutet. Eine Studie von Forschern des schwedischen Karolinska-Institutes hat diese Vermutung kürzlich bestätigt.

Folgen und Behandlung

Infolge der genetischen Störung tritt oft eine Insulinresistenz auf. Die Körperzellen sind dann unempfindlicher für die Insulinsignale und nehmen weniger Zucker aus dem Blut auf. Die Bauchspeicheldrüse produziert deshalb noch mehr Insulin. Höhere Seruminsulinspiegel veranlassen die Eierstöcke dazu, mehr Androgene herzustellen.

Viele betroffene Frauen sind übergewichtig und haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine nichtalkoholische Fettleber. Im weiteren Verlauf können ein Typ-2-Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck auftreten. Das polyzystische Ovarsyndrom kann zudem das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen.

Insbesondere sportliche Aktivität, aber auch eine gesunde Ernährung und der Abbau von chronischem Stress können die Symptome lindern. Eine richtige Ernährung könnte sogar eine grössere Bedeutung haben als zunächst gedacht. Der Grund: Sie wirkt sich auf die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm positiv aus.

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Darüber hinaus hilft ein sparsamer Zuckerkonsum und vor allem Sport, das Körpergewicht deutlich zu verringern. Körperliche Aktivität erhöht zudem die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur, wodurch die erhöhten Insulinwerte etwas absinken. Das vermindert die Androgenproduktion und fördert eine Normalisierung des Zyklus.

Postpartale Depression (PPD)

Die Postpartale Depression (PPD) ist eine Erkrankung, die Mütter nach der Geburt betreffen kann. Der Begriff „Postnatale Depression“ ist geläufiger als „Postpartale Depression“. Postnatal bedeutet „nach der Geburt“ (also das Kind betreffend), postpartal „nach dem Gebären“ (die Mutter betreffend). Der medizinisch korrekte Ausdruck ist demnach „Postpartale Depression“.

Ursachen und Symptome

Die PPD kann nach jeder Geburt erstmals auftreten. Es trifft auch Frauen mit Wunschkind und idealen äusseren Umständen. Für sie ist es oft besonders schwierig, die Krankheit zu akzeptieren, weil sie sich schuldig fühlen und sich dafür schämen, „grundlos“ unglücklich zu sein.

Früher wurde die Postpartale Depression manchmal als atypische Depression bezeichnet. Inzwischen weiss man, dass sich die Symptome nicht von anderen Depressionen unterscheiden - nur die Inhalte. Die Postpartale Depression unterscheidet sich auch in ihren Auswirkungen.

Oft tritt eine Depression aber erst Monate später auf. Anfällig scheint die ganze Phase der frühen Mutterschaft zu sein, d.h. vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Kindergarteneintritt des Kindes.

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Behandlung und Bewältigung

Die Dauer der Erkrankung beträgt in der Regel mehrere Monate. Die Postpartale Depression kann in Einzelfällen aber auch länger als ein Jahr andauern. Zwingend nötig sind Medikamente, wenn Selbstmordabsichten oder eine Psychose vorliegen oder wenn andere Behandlungsmethoden keine Besserung brachten.

Viele depressive Mütter machen sich Sorgen, dass sie mit ihrer Krankheit ihrem Kind Schaden zufügen könnten. Für depressive Mütter ist es tatsächlich oft schwierig, angemessen auf ihr Kind zu reagieren. Das allein reicht in der Regel aber nicht aus, um ein Kind in seiner Entwicklung zu schädigen.

Wichtig ist, dass die auslösenden Ursachen (z.B. Paarprobleme) so weit wie möglich behoben sind und die Depression abgeklungen ist. Besprechen Sie Ihren Kinderwunsch und die damit verbundenen Sorgen mit Ihrer Therapeutin.

Zwischen 25 und 50% der Mütter, die nach der ersten Geburt an einer PPD erkrankten, erleben nach dem zweiten Kind nochmals eine depressive Episode. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Rückfall kommt, ist immer da. Allerdings ist die Chance, diesen Rückfall schneller abzufedern grösser, wenn zuvor Strategien z.B. in einer Psychotherapie gelernt wurden, wie mit solchen Situationen umzugehen ist und den Ursachen auf den Grund gegangen wurde.

Panikattacken und Angststörungen

Angst zu haben, ist normal. Doch manche Menschen leiden immer wieder unter heftigen Angstanfällen und werden im Alltag enorm eingeschränkt. Doch es gibt Wege, die Angst zu beherrschen.

Symptome und Ursachen

Katja leidet unter einer Panikstörung, immer wieder auftretenden Angstanfällen. Sie äussern sich mit Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Luftnot, Engegefühl in der Brust, Schwindel oder Todesangst. Die Betroffenen haben den Eindruck, sich wie in einem Traum zu fühlen oder «nicht richtig da» zu sein. Sie haben Angst, die Kontrolle zu verlieren, in Ohnmacht zu fallen oder gar zu sterben.

«Allein der Gedanke, in einem engen Raum zu sein, in Bus oder Tram zu steigen oder in einer Menschenmenge zu sein, kann schon ein Beklemmungsgefühl oder Angst auslösen», sagt Gregor Hasler, Chefarzt beim Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit. Als Folge meiden die Betroffenen aus Angst vor einer erneuten Attacke solche Situationen.

Therapie und Behandlung

Spätestens wenn die Attacken den Alltag beeinträchtigten, solle man Hilfe suchen, sagt Hasler. Zum einen kann die Panikstörung chronisch werden, zum anderen können andere psychische Probleme hinzukommen, etwa Depressionen.

Ist die Diagnose gestellt, ist die Grundlage der Therapie eine Psychoedukation: Der Arzt erklärt, was eine Panikstörung ist und dass sie behandelt werden kann. «Die Erkrankung verliert damit schon einen Teil ihres Schreckens, und das gibt Mut, das Problem anzugehen», sagt Katharina Domschke, Chefpsychiaterin am Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau.

In einer kognitiven Verhaltenstherapie lernt der Patient, seine Symptome anders zu bewerten. In einer Expositionstherapie werden mit bestimmten Übungen Symptome ausgelöst, die sonst Panik hervorrufen. Der Patient soll hyperventilieren, die Luft anhalten, sich dreissig Sekunden lang auf einem Bürostuhl drehen oder schnell eine Treppe hinauflaufen, was Herzklopfen, schnellen Atem, Atemnot oder Schwitzen verursacht.

Als Unterstützung kann Sport helfen. «Das zeigt den Betroffenen, dass der Körper Schwitzen, Herzrasen, schnellen Atem und andere Symptome produziert, die ganz normal sind», sagt Hasler. Und abgesehen davon reduziere man damit auch sein Risiko für «echte» körperliche Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

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