Menschen aus dem Autismus-Spektrum verarbeiten Sinneseindrücke anders als neurotypische Menschen. Viele sind entweder über- oder unterempfindlich auf Lärm, Licht oder Gerüche. Um diese Reizüberflutung zu reduzieren, können Lärmschutzkopfhörer eine wertvolle Hilfe sein.
Seit ein paar Monaten habe ich sogenannte Noise-Cancelling-Kopfhörer für mich entdeckt. Diese Kopfhörer sperren Lärm und Geräusche mit technischen Filtern aus, so dass man nur noch wenig unangenehme Fremdgeräusche auf das Ohr bekommt. Als Test habe ich mir ein günstiges Produkt angeschafft: Das Modell OE 400 ANC von der Firma Xquisit.
Erfahrungen mit verschiedenen Modellen
Xquisit OE 400 ANC
Die Kosten sind mit rund 80 Franken überschaubar. Die Klangqualität ist überraschend gut. Das Noise-Cancelling funktioniert, könnte aber besser sein. Ich denke, dass dieser Kopfhörer etwa 30% des Aussenlärms herausfiltert. Störend ist die Passform der Hörmuschel, welche nicht so ganz für meine Ohren gemacht sind. Zudem entsteht eine Art von Druck im Ohr, wenn man das Noise-Cancelling aktiviert. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an dieses Druckgefühl. Gut an diesem Kopfhörer ist die Möglichkeit, ihn sowohl mit Kabel als auch mit Bluetooth zu nutzen. Die Batterielaufzeit ist eher gering. Nach 5 Stunden muss man nachladen.
Bose Quietcomfort II 35
Da mir das Noise-Cancelling beim Xquisit zu wenig gut ausfällt, habe ich mich entschieden, ein teureres Modell zu kaufen. Die Testberichte, welche im Netz zu finden sind, liessen meine Wahl auf den Bose Quietcomfort II 35 fallen. Dieser Kopfhörer ist mit 280 Franken einiges teurer als Xquisit. Die Investition hat sich aber dennoch gelohnt. Das Noise-Cancelling ist eine ganze Stufe besser als beim günstigen Modell von Xquisit. Ich schätze, dass die Noise-Cancelling-Funktion von Bose mindestens 70% des Aussenlärms abschirmt. Das finde ich mehr als in Ordnung. Die Klangqualität ist leicht besser als beim billigeren Modell, welches bereits eine sehr gute Qualität aufweist. Der Akku hält aber sicher mehr als viermal so lang wie beim Xquisit. Der Tragekomfort ist ebenfalls deutlich angenehmer. Auch der unangenehme Druck im Ohr entfällt weitestgehend. Dieser Kopfhörer ist zudem deutlich bedienerfreundlicher, was den Umgang mit Bluetooth betrifft.
Ich kann beide Kopfhörer empfehlen. Allerdings würde ich persönlich dennoch immer auf das teurere Modell von Bose zurückgreifen.
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Funktionsweise von Noise-Cancelling
Mit Noise-Cancelling wird eigentlich Antischall gemeint. Unter dem Begriff Antischall versteht man das Auslöschen von vorhandenem Schall durch zusätzlichen, künstlich erzeugten Schall. Dabei muss der zusätzlich generierte Schall genau dem vorhandenen Störschall entsprechen, aber in seiner Phase exakt entgegengesetzt sein. Bei solchen Kopfhörern registrieren Mikrofone die Umgebungsgeräusche, und clevere Elektronik sorgt dafür, dass die eindringenden Schallanteile eliminiert werden, während die Musik davon weitgehend unberührt bleibt. Für diese Aufgabe brauchen die Kopfhörer immer einen Akku. Kopfhörer mit Antischalltechnik entfernen störende Umgebungsgeräusche aber nur, wenn der Akku geladen ist.
Wer zum ersten Mal einen Kopfhörer mit Noise Cancelling ausprobiert, wird staunen. Alltagsgeräusche fallen weg, die man sonst ständig im Ohr hat. Nach dem ersten positiven Erlebnis fällt nach und nach auch auf, was Noise Cancelling nicht herausfiltert: Kurze Geräusche wie Hämmern, Gleisrattern oder das Schreiben auf der Tastatur werden eher nur gedämpft als ganz herausgefiltert. Hohe Frequenzen wie zum Beispiel eine Kreissäge können nur schlecht gefiltert werden. Stimmen kommen unterschiedlich stark durch: Tiefe Männerstimmen werden effektiver herausgefiltert als hoch sprechende Frauen.
Vorteile für Menschen mit Autismus
Für Autisten können solche Kopfhörer ein Segen sein. Sie filtern recht viele Geräusche heraus und dämpfen die Aufnahme lästiger Lärmquellen. Dennoch ist man von der Aussenwelt nicht ganz abgeschnitten, was zum Beispiel im Strassenverkehr von Vorteil sein kann.
Autismus: Eine neurologische Besonderheit
Autismus ist eine angeborene neurologische Besonderheit, die beeinflusst, wie Menschen die Welt wahrnehmen, denken und mit anderen kommunizieren. Autistische Menschen haben oft Unterschiede in der sozialen Interaktion, Kommunikation und im Verhalten. Sie können sensibler auf Reize wie Licht, Geräusche oder Berührungen reagieren und haben oft besondere Interessen, auf die sie sich intensiv konzentrieren. Autismus ist keine Krankheit.
Autistische Menschen haben oft Unterschiede in der sozialen Interaktion, Kommunikation und im Verhalten. Sie können sensibler auf Reize wie Licht, Geräusche oder Berührungen reagieren und haben oft besondere Interessen, auf die sie sich intensiv konzentrieren.
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Während Jungen oft durch auffälliges Verhalten oder Spezialinteressen wie Züge oder Zahlen auffallen, zeigen Mädchen ihr Anderssein oft durch soziale Schwierigkeiten, die subtiler sind. Sie lernen früh, sich anzupassen - eine Fähigkeit, die zu einer späten oder gar falschen Diagnose führen kann. Hinzu kommen gesellschaftliche Erwartungen: Mädchen werde laut «autismus schweiz» von klein auf beigebracht, still, schüchtern, unschuldig zu sein. So war es auch bei Victorine.
Masking
Masking bei autistischen Personen bedeutet, dass sie versuchen, ihre autistischen Merkmale zu verstecken oder sich anzupassen, um in der Gesellschaft nicht aufzufallen. Sie imitieren zum Beispiel soziale Verhaltensweisen oder verbergen, wenn sie überfordert sind. Das machen sie oft, um Ablehnung oder negative Reaktionen zu vermeiden, was aber sehr anstrengend und stressig sein kann.
Sensorische Überlastung und ihre Folgen
Diese Überreizung kennen laut der Autismus-Fachfrau und Psychologin Marianne Schweizer alle Menschen mit Autismus - sie führe aber nicht bei allen zu Melt- oder Shutdowns. In diesem Zustand kann die Person schreien, weinen, Dinge werfen oder sich auf den Boden legen. Dies sind keine bewussten Handlungen oder Wut, sondern eine unkontrollierbare Reaktion auf die Überforderung.
Ein Shutdown hingegen ist das genaue Gegenteil. Dabei zieht sich die Person komplett zurück und wirkt emotional oder körperlich wie «abgeschaltet». Sie spricht vielleicht nicht mehr, bewegt sich kaum oder reagiert nur sehr langsam. Dies geschieht, weil die Reize so überwältigend sind, dass die Person sich nicht mehr ausdrücken oder aktiv handeln kann.
Im Fall der Überdeckung der Reize, die sie nicht beeinflussen können, kann sich dieser auch zu einem «Shutdown» (= Abschalten) entwickeln. Shutdown ist ein völliger Rückzug. Der Betroffene ist nicht mehr ansprechbar. Ein Anfassen bzw. der autistischen Person sollte unbedingt vermieden werden.
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Prävention von sensorischer Überlastung
Die beste Strategie besteht in der Prävention. Soziale Termine sollten nicht zu häufig stattfinden oder unterbrochen, sondern evtl. möglichst vermieden werden, denn die sozialen Anforderungen stressen zusätzlich. Auch sollten unnötige Lärmquellen vermieden werden (z.B. Fenster bei Strassenlärm schliessen). Wichtig ist auch die Möglichkeit, einen möglichst reizarmen Sitzplatz zu schaffen, evtl. mit Kopfhörern und dass sie rechtzeitig die Möglichkeit zum Rückzug haben. Auch sollten genügend Pausen eingeplant werden.
Umgang mit sensorischen Reizen
Gerüche können für Betroffene intensiv und überwältigend sein. Auch empfinden sie Licht und gewisse Geschmäcker als zu intensiv. Bestimmte Texturen finden sie unangenehm. Einige Menschen mit Autismus nehmen nur mild gewürzte Speisen ein. Vermeiden Sie stark riechendem Essen. Bieten Sie Alternativen an, auch wenn dies im sozialen Kontext möglicherweise unangebracht ist (z.B. Strohhalme oder Beissringe). Bieten Sie Wasser an.
Berührungen können für die Betroffenen schmerzhaft und unangenehm sein. Sie tragen nicht gerne Kleidungsstücke an den Händen oder Füssen, z.B. Socken oder Handschuhe. Kündigen Sie jede Berührung vorher an und gehen Sie immer von vorne auf sie zu (Vorhersehbarkeit). Bieten Sie verschiedene Materialien zum Berühren an (z.B. vor. Materialien zum Berühren (z.B. berühren. Entfernen Sie alle Zettel und Etiketten. Führen Sie Aktivitäten aus, welche den Gleichgewichtssinn fördern. Hier bieten sich Schaukelstühle/pferde, Karussells, Wippen oder Hängematten an.
Auch können Hilfsmittel wie eine Kugelweste, um einen angenehmen Druck zu erzeugen oder Klebeband am Boden, um Grenzen sichtbar zu machen, helfen. Trainieren Sie mit der betroffenen Person die Feinmotorik.
Kommunikation mit Menschen mit Autismus
Eine auffällige Sprache und Kommunikation gehört zur typischen Kernsymptomatik bei Menschen mit Autismus. Es gibt oft Probleme in der Sprachmelodie (Sprachmelodie). Die Probleme in der Kommunikation gehen mit Schwierigkeiten im sozialen Bereich einher.
Nonverbale Kommunikation
«Sprachform» bezieht sich auf Mimik und Gestik. Menschen mit ASS haben oft Mühe, feine Gesichtsbewegungen und Körperbewegungen zu lesen und zu interpretieren. Viel Kommunikation verläuft aber auf dieser nonverbalen Ebene. Deshalb muss diese «Sprache» ebenfalls beigebracht werden.
Empfehlungen
Angehörige von Autisten und auch Autisten selber haben Möglichkeiten, ihr Leben mit Hilfestellungen oder Anpassungen zu verbessern. Schon kleine Veränderungen können hilfreich sein.
- Helfen Sie den Betroffenen, indem Sie das Gesagte visuell unterstützen.
 - Kündigen Sie es vorher an, wenn Sie laute und überfüllte Plätze besuchen.
 - Stellen Sie ihnen Ohrstöpsel und Kopfhörer zur Verfügung.
 - Dämpfen Sie das grelles Licht.
 
Tabelle: Vergleich der getesteten Kopfhörer
| Merkmal | Xquisit OE 400 ANC | Bose Quietcomfort II 35 | 
|---|---|---|
| Preis (ca.) | 80 CHF | 280 CHF | 
| Noise-Cancelling | Ca. 30% | Ca. 70% | 
| Klangqualität | Gut | Leicht besser | 
| Akkulaufzeit | Ca. 5 Stunden | Deutlich länger | 
| Tragekomfort | Weniger angenehm, Druck im Ohr | Angenehm, kein Druck im Ohr | 
| Bedienfreundlichkeit | Okay | Besser | 
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