Bulimie, auch bekannt als Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa), ist eine ernsthafte Essstörung, die durch wiederholte Essanfälle und kompensatorische Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen über Bulimie, einschließlich Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Er richtet sich an Betroffene, Angehörige und Fachleute, die Unterstützung im Umgang mit dieser Erkrankung suchen.
Was ist Bulimie?
Bulimie ist eine psychische Störung, die mit wiederholten, oft heimlichen Essattacken einhergeht. Betroffene vertilgen innerhalb kurzer Zeit meistens grosse Mengen an Lebensmitteln. Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, versuchen sie anschliessend, die überschüssige Nahrung und Kalorien schnell wieder loszuwerden. In der Regel Erbrechen, aber auch Fasten oder Medikamente kommen zum Einsatz. Die Betroffenen haben in der Regel ein normales Gewicht.
Ursachen von Bulimie
Für die Bulimie lässt sich nicht „die eine“ Ursache festmachen. Vermutlich sind mehrere Faktoren am Werk, die zusammenwirken müssen. Dazu gehören biologische, genetische, familiäre und gesellschaftliche Einflüsse.
Symptome der Bulimie
Menschen mit Bulimie sind permanent mit ihrer Figur und ihrem Gewicht beschäftigt. Sie haben grosse Angst, zuzunehmen. Die typischen Symptome der Bulimie sind heimliche Essanfälle und Heisshungerattacken, die meist mehrmals pro Woche und oft abends oder nachts einsetzen. Bulimiker/-innen können enorme Mengen an Nahrungsmitteln innerhalb kürzester Zeit verschlingen. Meist sind die Lebensmittel sehr fett- und zuckerreich: Schokolade, Kuchen, Torten, Chips oder Hamburger.
Nach dem Heisshungeranfall folgt das zweite wichtige Symptom der Bulimie: Betroffene versuchen jetzt, der drohenden Gewichtszunahme entgegenzusteuern. Meist tun sie dies durch Erbrechen, das sie selbst auslösen. Dies verschafft ihnen Erleichterung, aber nur vorübergehend. Durch den Kontrollverlust bei einem Essanfall empfinden die meisten anschliessend grosse Scham- und Schuldgefühle. Und diese wirken sich wiederum negativ auf das ohnehin oft schon niedrige Selbstwertgefühl, das seelische Befinden und die Lebensqualität aus.
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Folgen der Bulimie
Die Bulimie kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, die den Körper, die Psyche und den Lebensalltag betreffen. Beispielsweise kann es zu Verlust der Interessen und Hobbies, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Zahnschäden, Verdauungsproblemen, Kreislaufstörungen usw.
Behandlung von Bulimie
Bulimie wird in der Regel mit Hilfe einer Psychotherapie und oft auch Ernährungstherapie behandelt. Auch die körperlichen und psychischen Folgen der Erkrankung, wie zum Beispiel einen Nährstoffmangel oder Depressionen, muss behandelt werden. Die Bulimie lässt sich in vielen Fällen heilen, selten kann die Krankheit jedoch chronisch werden.
Psychotherapie
Bei Bulimie erfolgt die Behandlung im Rahmen einer Psychotherapie. Eine häufig angewandte Therapieform ist die Verhaltenstherapie. Es gibt spezifische und hochwirksame psychotherapeutische Verfahren für Essstörungen. In den UPK Basel gibt es verschiedene therapeutische Angebote für den ambulanten, teilstationären und stationären Bereich. In unserer Spezialsprechstunde für Essstörungen helfen wir mittels ausführlicher Abklärung die geeignete Behandlung zu finden und zu beginnen.
Ernährungstherapie
Bei Bulimie wird die Therapie in der Regel noch durch eine ärztlich begleitete körperliche Regeneration ergänzt. Auch Ansätze, die die Körperwahrnehmung trainieren, können Betroffene sinnvoll unterstützen.
Stationäre und teilstationäre Behandlung
Unsere stationären und teilstationären Behandlungsprogramme richten sich an schwerer betroffene Patientinnen und Patienten, insbesondere mit niedrigem Körpergewicht, die eine intensivere Unterstützung benötigen. Die Behandlungsteams bestehen aus Fachpersonen aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Psychotherapie, Pflege, Sozialdienst sowie Spezialistinnen und Spezialisten der Medizinisch-Therapeutischen Dienste. Jede Behandlung wird individuell auf die Bedürfnisse der Patientin und des Patienten abgestimmt.
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Phasen der Therapie
Die Therapie der Bulimie erfolgt in mehreren Phasen:
- Phase 1: Schwerpunkt auf der Therapie des Essverhaltens und der Therapiemotivation. Dazu gehören der Abbau der Ess-Brechanfälle, die Normalisierung des Essverhaltens, die Herstellung von Motivation und Compliance, die psychische Stabilisierung bzw.
- Phase 2: Schwerpunkt auf der Therapie an aufrechterhaltenden Faktoren.
- Phase 3: Stabilisierung und Austrittsvorbereitung.
Selbsthilfe bei Bulimie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfe, die Betroffene zusätzlich zur professionellen Behandlung nutzen können:
- Achten Sie auf kleine Pausen im Tag, in denen Sie Ihren Energietank wieder etwas auffüllen können.
- Lassen Sie paradoxerweise für eine gewisse Zeit Ihre Selbstfürsorge zu, auch wenn sie Bulimie heisst. Selbstfürsorge ist etwas sehr Wichtiges.
- Seien Sie vorsichtig mit der motivierend gemeinten Selbstkritik. in Ihrer Not ignoriert. Und jetzt sagen Sie sich genau dies selbst, wenn es um die Bulimie geht.
- Finden Sie neue Wege zur Selbstfürsorge. Fragen Sie sich, wann die Bulimie bei Ihnen angefangen hat. Was hätte Ihnen damals zur Selbstfürsorge geholfen?
- Denken Sie beim scheinbar fehlenden Willen an ein Fahrrad. Wenn die Kette rausgefallen ist, können Sie sich noch so abstrampeln - das Velo bewegt sich nicht mehr.
- Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich.
Heilungschancen und Rückfälle
In etwa 50% der Fälle kann Bulimie durch eine Behandlung geheilt werden. Bei einigen Betroffenen kommt es jedoch zu einer chronischen Bulimie oder nur zu einer leichten Besserung des Krankheitsbildes. Grundsätzlich gilt: Je früher die Diagnose der Essstörung erfolgt, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Bedenken Sie, dass es im Laufe der Behandlung auch zu Rückfällen kommen kann.
Hilfe für Angehörige
Viele Eltern und Bezugspersonen sind unsicher, ob sie Kinder oder Jugendliche auf ihr gestörtes Essverhalten ansprechen sollen. Die Konfrontation kann ein entscheidender Anstoss sein, sich Hilfe zu holen. Möglicherweise fühlen sich Betroffene aber erst recht unverstanden und unter Druck gesetzt. Angehörige können stattdessen fragen, womit sie helfen können und dabei unterstützen, Hilfe zu holen. Eltern dürfen sich auch eingestehen, wenn eine Situation sie überfordert.
Fragen zur Selbstreflexion
Beschäftigen Sie sich übermässig mit dem Thema Essen oder mit Ihrem körperlichen Aussehen, das Sie mit Ihrem Essverhalten beeinflussen möchten? Haben Sie oft Schuldgefühle nach dem Essen oder starke Angst vor Gewichtszunahme? Erleben Sie Kontrollverluste über Ihren Hunger und überessen sich? Diese Essverhalten können den Alltag stark beeinflussen und zu beträchtlichem Leiden führen.
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