Selbstkündigung wegen Burnout: Ursachen, Folgen und Tipps

Von Burnout, emotionaler Erschöpfung, fühlen sich immer mehr Erwerbstätige in der Schweiz betroffen. Laut einer 2022 durchgeführten Umfrage im Rahmen der Job-Stress-Index-Erhebung der Gesundheitsförderung Schweiz waren es im Jahr 2022 rund ein Drittel aller Erwerbstätigen.

Was ist ein Burnout?

Burnout ist nicht als Krankheit im eigentlichen Sinn definiert, sondern beschreibt einen emotionalen Zustand. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft, ausgelaugt oder auch überfordert mit beruflichen wie privaten Dingen. Ist das Leben erst einmal aus dem Gleichgewicht geraten, lässt es sich nicht mehr so einfach wieder ins Lot bringen.

Symptome eines Burnouts

Oft erkennen Betroffene nicht sofort, dass sich ein Burnout bei ihnen eingestellt hat. Schliesslich ist jeder einmal mehr oder weniger erschöpft. Die Gedanken kreisen Tag und Nacht; an Schlaf ist gar nicht mehr zu denken. Daher nimmt die Erschöpfung weiter zu, sodass der eigene Akku gegen null geht.

Burnout-Geplagte sind in ihrer Leistung, sowohl beruflich als auch privat, zunehmend eingeschränkt und verändern sich auch in ihrem Wesen. Gereiztheit, weil die Nerven sozusagen blank liegen, Streitigkeiten im sozialen und beruflichen Umfeld sind vorprogrammiert. Viele ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld sogar ganz zurück.

Der emotionalen Erschöpfung können viele weitere Symptome folgen. Oft schlägt das Ausgebranntsein in Frust, Hoffnungslosigkeit oder gar Aggressivität um, wenn für die persönliche Situation anderen die Schuld zugewiesen wird. Es können auch Angstzustände oder Panikattacken auftreten. Im schlimmsten Fall endet es in einer Depression. Bei einer Depression ist das Selbstwertgefühl stark herabgesetzt, die Betroffenen sind antriebslos und selbst mit einfachen Dingen überfordert.

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Durch die fortgeschrittene Erschöpftheit können die Betroffenen im Job nicht mehr ihre volle Leistungsmöglichkeit entfalten. Ihre Kreativität geht zurück, ein differenziertes Denken wird unmöglich. Schwierigen Anforderungen können sie nicht mehr gerecht werden, die Flüchtigkeitsfehler nehmen zu. Des Weiteren bereitet es Burnout-Geplagten Probleme, mit Veränderungen zurechtzukommen, da ihnen einfach die Kraft dazu fehlt.

Durch die ständige Anspannung ist der Muskeltonus sehr hoch. Es kommt zu Verspannungen, die wiederum andere körperliche Auswirkungen haben können. Diese reichen von Kopfschmerzen über Rückenschmerzen bis hin zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Problemen. Des Weiteren können Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auftreten. Die einen sind von vermehrtem «unerklärlichem» Durchfall oder Erbrechen geplagt, wohingegen andere von Magenkrämpfen betroffen sind. Ebenso können Essstörungen mit Burnout einhergehen. Sowohl übermässiges, oft ungesundes, als auch vermindertes Essverhalten sind denkbar. Die Folgen davon sind ersichtlich, indem Betroffene entweder stark an Gewicht zu- oder abnehmen.

Wer ist gefährdet?

Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Empfinden und dementsprechend auch ein anderes Stresslevel. Während die einen unglaublich viel ertragen und leisten können, fühlen sich andere schon früher überfordert. Auffällig ist, dass insbesondere 25- bis 39-Jährige und eher Angestellte als Selbstständige und Freiberufler von emotionaler Erschöpfung betroffen sind. An zweiter Stelle stehen die jungen Arbeitnehmer im Alter von 16 bis 24 Jahren, die sich ausgebrannt fühlen.

Insbesondere Menschen mit einem hohen Anspruch an sich selbst und dem Hang zu Perfektionismus laufen Gefahr, irgendwann einem Burnout zum Opfer zu fallen. Ebenso sind Menschen mit dem sogenannten Helfersyndrom, die eher an andere als an sich selbst denken, prädestiniert für Burnout.

Ursachen für Burnout

Die Ursachen für das emotionale Ausbrennen sind unterschiedlich. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass eine persönliche Überforderung über einen längeren Zeitraum stattgefunden hat. Die privaten Kraftreserven wurden durch den Stress aufgebraucht, die eigenen Bedürfnisse zu lange ignoriert, bis schliesslich die tiefe Erschöpfung eintritt. Für die einen ist es der Beruf, der zu einer Überforderung geführt hat, für andere liegt die Ursache im privaten Umfeld. Eine Mischung aus Überforderung sowohl beruflich als auch privat ist ebenfalls denkbar.

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Oft wird ein Burnout noch begünstigt durch die im Umfeld geschürten existenziellen Ängste. Dies kann beispielsweise die Furcht vor Arbeitsplatzverlust, einem Krieg oder einer Erkrankung sein. Stress am Arbeitsplatz kann sowohl durch die Arbeitsanforderung als auch durch das dort vorhandene soziale Umfeld entstehen. Ständig neue Herausforderungen oder zunehmende Nutzung neuer Technologien können ebenso stressen wie unklare Handlungsanweisungen. Kommen noch mangelhafte Organisation und fehlende klare Kommunikation hinzu, steigt das Stresslevel um ein Weiteres.

Folgen von Burnout

Burnout hat nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Arbeitgeber verheerende Folgen. Berechnungen zufolge kommt die Schweizer Wirtschaft arbeitsbedingter Stress mit rund 6,5 Mrd.

Tipps zur Vorbeugung und Bewältigung von Burnout

Um erst gar nicht in einem Burnout zu enden, ist in erster Linie die richtige Work-Life-Balance gefragt, damit der persönliche Stresspegel nicht überschritten wird. Entspannung ist das Zauberwort gegen Burnout, was sich aber scheinbar nicht so einfach umsetzen lässt. Persönliche Freiräume, in denen Erholung angesagt ist, sollten tagtäglich geschaffen werden. Wenn es auch nur kleine Einheiten sind, aber Hauptsache, sie finden regelmässig statt und nicht erst, wenn es zu spät ist.

Jede:r kann für sich etwas finden, was ihm oder ihr guttut. Für die einen ist es das Hobby, das Zusammensein mit der Familie oder einfach nur Musik zu hören. Für andere kann Sport oder Meditation eine kraftspendende Auszeit vom Alltag sein. Wichtig ist, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ihnen auch konsequent nachzugehen. Scheinen Freiräume zeitlich nicht möglich zu sein, sollte jede:r überlegen, wer oder was diese Freiräume blockiert. Ist es vielleicht sinnvoll, den Job zu wechseln?

Aufgabe des Arbeitgebers sollte es sein, ein klar organisiertes, strukturiertes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter:innen ein produktives Arbeiten überhaupt möglich ist. Arbeitsprozesse müssen klar definiert sein und der Einsatz neuer Technologien sollte adäquate Schulungen implizieren. Des Weiteren kann der Arbeitgeber durch teambildende Massnahmen und wertschätzende Initiativen zu einem guten Betriebsklima beitragen. In einem positiven Arbeitsumfeld lässt es sich besser und stressreduzierter arbeiten.

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Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das darauf abzielt, Gesundheit und Psyche von Arbeitnehmer:innen zu stärken. Durch BGM wird die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter:innen gesteigert und nicht zuletzt auch ihr Wohlbefinden.

Professionelle Hilfe

Ist der Fall der Fälle eingetreten, sollte schnellstmöglich professionelle, ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Denn nur dann bestehen gute Aussichten auf schnelle Genesung. Leider werden die Kosten einer Behandlung bei Burnout nur zum Teil oder gar nicht von den Schweizer Krankenkassen übernommen. Lediglich eine ambulante, fachärztliche Psychotherapie wird in der Regel bezahlt. Dazu ist ein ärztliches Attest, dass Burnout besteht, notwendig. Eine stationäre Behandlung in einer Spezialklinik, welche mehrere Zehntausend Franken kosten kann, wird nur in ganz schweren Fällen von der Grundversicherung erstattet. Unter Umständen kann eine Zusatzversicherung die Kosten abfedern.

Schon seit Jahren gibt es Versuche, das Burnout-Syndrom als Berufskrankheit definieren zu lassen. Dann könnten Betroffene mit einer höheren finanziellen Unterstützung rechnen, da die Unfallversicherung die Kosten einer ärztlichen Behandlung erstatten würde.

Keiner ist davor gefeit, irgendwann einmal einem Burnout-Syndrom zum Opfer zu fallen und dann unter Umständen hohen Kosten einer ärztlichen Behandlung gegenüberzustehen. Es bleibt nur anzuraten, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und eine eigene gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.

Die 7 Phasen des Burnouts nach Prof. Burisch

Das Phasenmodell nach Prof. Matthias Burisch:

  • Phase 1: Der Drang, sich selbst und anderen etwas beweisen zu wollen. Betroffene stellen erhöhte Erwartungen an sich selbst und erledigen ihre Arbeit mit besonderer Begeisterung.
  • Phase 2: Verstärkter Einsatz. Um den besonders hohen Erwartungen zu genügen, wird noch mehr geleistet und noch mehr Energie in die Arbeit gesteckt. Das Gefühl unentbehrlich zu sein steigt, es wird freiwillig weit mehr geleistet, als notwendig wäre (z.B.
  • Phase 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Die Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse tritt immer mehr in den Hintergrund und soziale Kontakte werden vernachlässigt.
  • Phase 4: Überspielen und Verdrängen von Konflikten, Problemen und Bedürfnissen. Um leistungsfähig zu bleiben, blenden Betroffene die Ansprüche des eigenen Körpers aus. Fehler, Unpünktlichkeit und Vergesslichkeit nehmen zu.
  • Phase 5: Umdeutung der eigenen Werte. Alte Grundsätze und ehemals wichtige Dinge wie soziale Kontakte, Hobbies und Beziehungen werden angezweifelt. Die Wahrnehmung stumpft ab. Freundschaften und berufliche Beziehungen werden eher gemieden, da sie als Belastung empfunden werden.
  • Phase 6: Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme. Das Verhalten aus den vorherigen Phasen führt vermehrt zu Schwierigkeiten, die aber verdrängt werden. Betroffene haben eine niedrige Toleranzgrenze, fühlen sich nicht ausreichend anerkannt und gehen nur noch ungern zur Arbeit, kommen zu spät oder sind unzuverlässig.
  • Phase 7: Rückzug und Meidung sozialer Kontakte. Betroffenen fühlen sich hoffnungs-, orientierungslos und ohnmächtig. Innere Leere und Sinnlosigkeit machen sich breit. Es kommt zur Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Medikamente, Spielen oder Sex. Der Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit schreitet voran, was sich durch Ungenauigkeit, Desorganisation und Entscheidungsunfähigkeit zeigt.
  • Phase 8: Deutliche Verhaltensänderungen. Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und leisten nur noch das Minimum. Oftmals versinken sie in Selbstmitleid und Eigenbrötlerei. Selbst auf gut gemeinte Zuwendung reagieren sie ärgerlich und bewerten alles als Angriff.
  • Phase 9: Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Betroffene fühlen sich wie abgestorben und entfremdet. Innere Leere. Wechsel zwischen dem Gefühl des inneren „Abgestorbenseins“ und starken negativen Emotionen. Oft kommt es zu Panikattacken und Angstzuständen. Der Alltag wird nur noch mutlos und ausgezehrt bewältigt.
  • Phase 10: Depressionen mit Symptomen wie dauerhafter Verzweiflung, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung.
  • Phase 11: Völlige Burnout-Erschöpfung mit massiven geistigen, körperlichen und emotionalen Erschöpfungszuständen. Der Körper und das Immunsystem sind angegriffen und es kann zu voranschreitenden Erkrankungen kommen.

Nicht jeder Betroffene erlebt jede dieser Phasen.

Burnout vs. Boreout

Der Stress am Arbeitsplatz nimmt in unserer schnelllebigen Arbeitswelt seit einigen Jahren laufend zu. Doch was, wenn nicht zu viel, sondern zu wenig und eintönige Arbeit krank macht? Boreout beschreibt die chronische Unterforderung am Arbeitsplatz, Langeweile und das Gefühl, im Job nicht gebraucht zu werden. Das Boreout ist das Gegenstück zum bekannten Burnout, und es entsteht durch Unterforderung im Job.

Betroffene fühlen sich geistig unterfordert, gelangweilt oder einfach nicht gebraucht. Die Arbeit wirkt oft sinnlos, und das eigene Potenzial wird nicht ausgeschöpft. In manchen Fällen geht ein Boreout in eine Depression über.

Ein Boreout entsteht in der Regel nicht durch zu wenig Arbeit, sondern durch ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen des Jobs und den Fähigkeiten oder Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Besonders häufig tritt ein Boreout in strukturell ineffizienten oder schlecht geführten Organisationen auf.

Wer unter einem Boreout leidet, sollte die Signale ernst nehmen und aktiv werden. Der erste Schritt ist oft die Selbstreflexion: Welche Aufgaben unterfordern mich? Wo fehlt mir Sinn oder Abwechslung? Ein Online-Boreout-Test oder ein Schnelltest kann hilfreich sein, um sich der eigenen Situation bewusster zu werden.

Stressfaktoren am Arbeitsplatz

Die Anzeichen für Stress sind individuell sehr unterschiedlich und können von Symptomen wie Erschöpfung, Schwindel oder Schmerzen bis zu Verdauungsschwierigkeiten und einem geschwächten Immunsystem reichen.

Angesichts der stetigen Zunahme von Stress am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren sind Unternehmen weltweit dringend gefordert, das Stressniveau ihrer Mitarbeitenden bewusst wahrzunehmen und mit geeigneten Stressmanagement-Massnahmen gegenzusteuern.

Stress und Burnout in der Schweiz

Nirgends in Europa ist das Arbeitstempo höher als in der Schweiz, besagt eine Studie. Umfragen und Studien zeigen immer mehr Burnout-Symptome in der Schweizer Bevölkerung. Laut dem jüngsten Job-Stress-Index fühlen sich 30,3% der Erwerbstätigen emotional erschöpft. Das sind so viele wie noch nie.

Arbeitsbezogener Stress kostet Schweizer Arbeitgebende rund 7,6 Mrd. CHF pro Jahr. Diese Kosten entstehen durch die krankheitsbedingten Abwesenheiten (Absentismus) oder durch Erwerbstätige, deren Arbeitsleistung eingeschränkt ist, obwohl sie anwesend sind (Präsentismus).

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