Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) bei Erwachsenen in Deutschland: Unterstützung und Selbsthilfe

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) führen meist zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag, sowohl privat als auch beruflich. ADHS und Autismus sind angeborene Leiden, sie werden jedoch oft erst spät erkannt. Bei ADHS stehen Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe, Hyperaktivität und ausgeprägte Stimmungsschwanken im Vordergrund.

Was sind Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)?

Eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) stellt an das Umfeld und an die Betroffenen meist hohe Anforderungen. Menschen mit einer ASS erleben sich defizitär, wenn es darum geht, mit anderen Menschen zu sprechen, mit ihnen auszukommen oder auf sie zuzugehen, soziale Kommunikation und Interaktion zu initiieren und aufrechtzuerhalten ist schwierig. Hinzu kommen eingeschränkte, repetitive und unflexible Muster an Verhaltensweisen und Interessen, die persönliche, familiäre, schulische, berufliche oder andere wichtige Bereiche des sozialen Lebens beeinträchtigen. Das verursacht bei den Betroffenen ein klinisch bedeutsames Leiden.

Bei der ASS handelt es sich um eine tiefgreifende neurologische Entwicklungsstörung, die unterschiedlichste Ausprägungen hat. Eine davon ist, dass es sich um eine abweichende Gehirnentwicklung handelt. In der Regel sind die Veränderungen in der frühen Kindheit, vor dem dritten Lebensjahr, erkennbar. Bei ASS im Erwachsenenalter treten die Symptome meist in Krisenzeiten auf.

ASS-Betroffene können äussere Reize auf den verschiedenen Sinneskanälen weniger gut verarbeiten, d.h. relevante von nicht relevanten Reizen schwer unterscheiden. Dadurch kommt es zu einer Reizüberflutung und in der Folge meist zu Stressreaktionen. ASS-Betroffene entwickeln Strategien um die Wahrnehmungen zu verarbeiten und den Alltag zu bewältigen, und zwar meist indem sie ihre Aufmerksamkeit fokussieren. Dies führt zu Spezialinteressen, routinemässigen Vorlieben und hoch strukturierten Abläufen. Indem sie sich so verhalten, reduzieren sich im Entwicklungsverlauf soziale Kontakterfahrungen mit der Aussenwelt oder sie fallen bei extremer Fokussierung auf Gleichbleibendes sogar ganz weg. ASS-Betroffene trainieren dadurch weniger, soziale Signale zu deuten oder sich bei spontanen sozialen Erlebens- und Verhaltensweisen situativ anzupassen. Sie müssen in der Folge «erlernen», wie sie im sozialen Kontext reagieren «müssen»; im Gegensatz zu neurotypischen Personen, die das automatisch können.

Typische Symptome einer ASS

Welche Symptome sind typisch für eine ASS?

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  • Defizite in der sozial-emotionalen Gegenseitigkeit, etwa bei der Kontaktaufnahme, Kommunikation und Reaktion auf soziale Interaktionen
  • Schizoide Persönlichkeitszüge: ASS-Betroffene meiden soziale Kontakte, der Umgang fällt ihnen schwer
  • Bei sozialen Interaktionen Defizite im nonverbalen Kommunikationsverhalten, wie z.B. reduzierter Einsatz von Gestik und Mimik
  • Defizite in der Aufnahme, Aufrechterhaltung und dem Verständnis von Beziehungen
  • Stereotype oder motorische Bewegungsabläufe, stereotyper Gebrauch von Objekten oder von Sprache
  • Starres Festhalten an Gleichbleibendem und an ritualisierten Mustern
  • Hochgradig begrenzte, fixierte Interessen von einem abnormen Mass
  • Hyper- oder Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an Umweltreizen

Diagnose und Behandlung von ASS bei Erwachsenen

Wir klären die Diagnose ADHS und/oder Autismus in der Regel im Verlauf von 3 Konsultationen, mit Hilfe von Fragebögen, genauen Erhebungen der Biografie und diagnostischen Interviews. Wenn möglich, werden auch Informationen aus dem Umfeld der Patientin/des Patienten mit einbezogen. Jede Patientin, jeder Patient hat unterschiedliche Bedürfnisse. Wir nehmen darum eine genaue Analyse der Problematik vor. Zusammen entscheiden wir, ob medikamentöse Therapie, Psychotherapie, soziale Unterstützung oder eine Kombination derselben in Frage kommen.

Um bei Erwachsenen abzuklären, ob eine ASS vorliegt, erfolgt idealerweise eine breite Anamnese, Fremdanamnese sowie eine ausführliche Psychodiagnostik, damit Fehldiagnosen vermieden werden. Für die Diagnosestellung müssen bei Betroffenen bereits frühkindlich abweichende oder besondere Entwicklungen aufgetreten sein, wie etwa ein mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren, verzögerte Sprachentwicklung, seltsame Satzmelodie, repetitive Verhaltensmuster, Bevorzugung von Routineabläufen, begrenzter Blickkontakt, motorische Unbeholfenheit. Idealerweise gibt es eine Bezugsperson, die über die Entwicklung der ersten drei bis vier Lebensjahre der zu beurteilenden Person berichten kann.

Alle psychotherapeutischen Verfahren sind zur Behandlung von Personen mit ASS geeignet, mit der Einschränkung, dass man störungsangepasst vorgehen sollte. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten mit einer Haltung, die den Prozess unterstützt, und die von Akzeptanz, einem hohen Mass an Authentizität, Offenheit, Neugier, Geduld sowie einer strukturierten Herangehensweise geprägt ist.

Ziele der Psychotherapie bei ASS-Betroffenen

Was kann mit einer Psychotherapie bei ASS-Betroffenen erreicht werden?

  • die Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion reduzieren
  • die Kommunikationsfertigkeiten steigern
  • Verhaltensweisen positiv verändern
  • psychische Begleiterkrankungen (komorbide psychische Störungen) wie etwa affektive Störungen, Angst- und Zwangsstörungen, ADHS, Suchterkrankungen psychotherapeutisch sowie medikamentös erfassen und behandeln

Wie können Angehörige unterstützen?

Angehörige können dadurch unterstützen, wenn sie sich respektvoll, wertfrei den Erlebenswelten des Betroffenen nähern. Es empfiehlt sich strukturiert zu kommunizieren und eher geschlossene Fragen zu stellen. Zudem sollte auf Metaphern oder Sprichwörter verzichtet werden, da Personen mit ASS diese meist wortwörtlich nehmen. Mehrere unterschiedliche Informationen sollten nicht gleichzeitig vermittelt werden, weil Konzentration und Aufmerksamkeit möglicherweise dadurch überflutet werden.

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Die Arbeitsumgebung für einen ASS-Betroffenen

  • Der Arbeitsplatz sollte möglichst reizarm gestaltet sein
  • Vorgaben und Verläufe bei Tätigkeiten sollten möglichst klar definiert sein
  • Routinen und Rituale sollten eingebaut werden. Sie vermitteln Sicherheit und führen zu subjektivem Wohlbefinden.
  • Idealerweise gibt es für die betroffene Person einen Rückzugsraum und damit verbunden die klare Abmachung, dass sie sich Zeit für Entspannung, etwa nach einem anstrengenden Tag, gönnen darf.

Herausforderungen und Unterstützung für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus

Die Probleme sind aber mit deren unserer Schweiz fast deckungsgleich, weil Deutschland noch lange nicht derart progressiv aufgestellt ist wie etwa Schweden. Der Verein 'Autismus deutsche schweiz' wäre gut beraten die hochfunktionalen autistischen ERWACHSENEN Menschen ernster zu nehmen.

Es gibt i ( für Erwachsene) nur da die Hilfe die benötigtwird, wo sie auch verlangt wird. Wenn niemand weiss was 'man' bzw du brauchst, (und du ja vom hochfunktionalen Betroffenen ausgehst) kann man auch keine Hilfe erwarten. Auch NTs können keine Gedanken lesen...

Fritz: Insofern hast du Recht, dass es in der Schweiz wirklich noch Entwicklungsbedarf gibt im Bereich der Ausbildungsstätten und auf dem ersten Arbeitsmarkt für autistische Menschen. Eine Studie von Andreas Eckert "Autismus-Spektrum-Störungen in der Schweiz", 2015, HfH, kam tatsächlich zu diesem Schluss.

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