Die Gruppe von Stanisa Raspopovic hat in den vergangenen Jahren zusammen mit Forschenden der Universitätsklinik Balgrist in Zürich einen Ansatz entwickelt, um die physischen und psychosozialen Komponenten des Schmerzes klar zu unterscheiden und zu quantifizieren. «Unser neuer Ansatz soll helfen, den Schmerz von Patienten individueller zu erfassen und damit künftig auch personalisierter behandeln zu können», sagt Raspopovic. Ist der Schmerz vor allem körperlich bedingt, dürften sich Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung vor allem auf die körperliche Ebene konzentrieren, unter anderem mit Medikamenten oder Physiotherapie.
Spielen hingegen psychosoziale Faktoren bei der Schmerzerfahrung eine grosse Rolle, könnte es angezeigt sein, die Wahrnehmung von Schmerz mit psychologischer oder psychotherapeutischer Unterstützung positiv zu verändern. Maschinelles Lernen half den Forschenden, die grosse Datenmenge auszuwerten, die beiden Schmerzkomponenten klar zu unterscheiden und für jede einen neuen Index zu entwickeln. Der Index für die körperliche Komponente des Schmerzes zeigt an, wie stark der Schmerz durch körperliche Prozesse verursacht wird.
Jener für die psychosoziale Komponente gibt an, wie stark emotionale und psychische Faktoren den Schmerz verstärken. Die neue Methode mit ihrer Kombination aus Messung von Körpersignalen und Selbstauskunft, ihrer computergestützten Auswertung und den beiden Indizes als Ergebnis sollen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte unterstützen. «Die Methode erlaubt es, den Schmerzzustand einer bestimmten Person genau zu charakterisieren, um besser entscheiden zu können, welche Art von gezielter Behandlung nötig ist», sagt Gozzi.
Fibromyalgie und ihre Auswirkungen
Fibromyalgie bedeutet wörtlich Muskelfaserschmerz. Allerdings hat sie die WHO aus der Gruppe der rheumatischen Erkrankungen gestrichen und umgeteilt in die neu geschaffene Gruppe der chronischen primären Schmerzsyndrome. Diese Umteilung erfolgte im Rahmen der elften Überarbeitung der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11). Die neue internationale Einteilung gilt seit 2022, ist in der Schweiz aber noch nicht in Kraft gesetzt worden.
Die Fibromyalgie ist keine so seltene Erkrankung. In den westlichen Industriestaaten erkranken daran zwischen 1% und 5% der Bevölkerung, in der Regel im frühen und mittleren Erwachsenenalter. Eine Fibromyalgie verläuft sehr individuell und unberechenbar. Aber es gibt Mittel und Wege, die Beschwerden zu behandeln und das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu verbessern. Wichtig ist, körperlich und sozial aktiv zu sein, die eigenen Ressourcen zu mobilisieren und sich als selbstwirksam zu erfahren.
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Ursachenforschung
Was eine Fibromyalgie verursacht, weiss man nicht, ebenso wenig, ob die vielen verschiedenen Symptome überhaupt eine gemeinsame Ursache haben. Zentrale Themen in der Ursachenforschung sind Schmerz und Stress. Stress beeinflusst die Art und Weise, wie Schmerzen und andere Reize verarbeitet werden. Aufgrund dessen kann aus Sicht der Psychosomatik in der Kindheit erfahrener Stress später im Lebens ein Schmerzsyndrom verursachen.
Viele Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die zentrale oder periphere Sensibilisierung, derentwegen geringfügige Reize, die im Normalfall unter dem Radar durchschlüpfen, eine Schmerzempfindung auslösen können. Gemäss neueren Studien haben 50% der Betroffenen geschädigte feine Nervenfasern, eine sog. Small-Fiber-Neuropathie. Ob diese aber Ursache oder Folge der Fibromyalgie sind, ist strittig.
Ein weiteres Augenmerk der Fibromyalgie-Forschung gilt den chronischen Entzündungen des zentralen Nervensystems (Neuroinflammation) und im ganzen Blutkreislauf. Störungen des Stoffwechsels und dadurch hervorgerufene oder verstärkte Mängel an Mikronährstoffen lassen sich bei einer Fibromyalgie regelmässig finden, vor allem im Energiestoffwechsel, im Fettstoffwechsel und im Stoffwechsel der Aminosäuren. Aber es ist unklar, ob diese Stoffwechseldefekte die Fibromyalgie verursachen oder ob man umgekehrt die Fibromyalgie für die Stoffwechselstörungen verantwortlich machen muss.
Symptome der Fibromyalgie
Man kennt weit über hundert mögliche Symptome einer Fibromyalgie. Typisch sind im Kern deren vier: chronische grossflächige Schmerzen, Schlafstörungen, eine chronische Erschöpfung sowie kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen. Menschen mit Fibromyalgie empfinden nahezu immer Schmerzen, sei es im ganzen Körper oder in einzelnen Körperregionen.
Sie klagen über Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Knochenschmerzen. Die Schmerzen variieren stark in Bezug darauf, wo und wie lange sie auftreten und wie intensiv sie sich anfühlen. Die Schmerzen verstärken sich in der Regel bei kaltem Wetter, Stress, Bewegung und Belastung. 90% der Betroffenen haben Mühe, einzuschlafen und durchzuschlafen, und klagen darüber, sich morgens nicht erholt zu fühlen.
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Schlafstudien zeigen bei Betroffenen gestörte Schlafmuster mit einem geringen oder sogar völlig fehlenden Tiefschlaf-Anteil. Die meisten Menschen mit einer Fibromyalgie leiden unter chronischer Fatigue. Sie ermüden schnell, sind körperlich und geistig kaum belastbar und brauchen lange, um sich von emotionalen Belastungen und körperlichen Aktivitäten zu erholen.
Sich zu konzentrieren und klar zu denken, bereitet bei einer Fibromyalgie häufig Mühe. Die Betroffenen fühlen sich geistig wie benebelt (englisch «brain fog» oder «fibro fog») und leiden subjektiv unter einem stockenden Gedankenfluss. Zahlreiche Symptome der Fibromyalgie gehen auf Regulationsstörungen im vegetativen (autonomen) Nervensystem zurück. Dazu zählen Verdauungsbeschwerden, ein unregelmässiger Puls, Herzrasen, kalte Hände und Füsse, Schweissbildung bei geringer körperlicher Anstrengung, ein Nachlassen des sexuellen Interesses und viele weitere organspezifische oder unklare Beschwerden.
Oft ist eine Fibromyalgie mit einer übermässigen Reizempfindlichkeit verbunden. Die Betroffenen reagieren empfindlich auf Licht, Lärm, Gerüche oder Berührungen. Ungefähr drei von vier Betroffenen leiden an einer schlummernden oder ausgeprägten Depression. Schwierigkeiten. Fibromyalgie oder einer anderen Erkrankung zuzuordnen.
Diagnose und Therapie
Gemäss den aktuell geltenden Diagnosekriterien sind die Schmerzen und die Begleitbeschwerden einer Fibromyalgie mit zwei validierten Fragebögen zu erfassen: dem Schmerzindex («Widespread Pain Index», WPI) und der Symptom-Schwere-Skala («Symptom Severity Scale», SSS). Eine Fibromyalgie kann diagnostiziert werden, wenn in beiden Fragebögen eine bestimmte Anzahl Punkte erreicht wird.
Es gibt keinen allgemeingültigen Therapieplan für die Fibromyalgie. Neuere Erkenntnisse sprechen für eine multimodale Strategie: die Kombination verschiedener Behandlungen und Selbsthilfemassnahmen zu einer individuellen Therapie. Weiterhin zentral bleibt die Patientenschulung mit dem Ziel, die Ressourcen der Betroffenen zu stärken (Empowerment) und ihnen medizinisches Wissen zu vermitteln.
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Die multimodale Therapie der Fibromyalgie umfasst eine psychologische Therapie bzw. Beratung, körperliche Aktivitäten und Trainings, eine medikamentöse Therapie sowie ergänzende Behandlungen, auch solche der Erfahrungsmedizin. Teil einer multimodalen Therapie können im Prinzip alle Behandlungen und Selbsthilfemassnahmen sein, die die Symptome einer Fibromyalgie nachweislich lindern und deren Verschlimmerung abwenden.
Die Grundidee besteht darin, negative, oft passive Verhaltens- und Reaktionsmuster auf Stress und Schmerz zu durchbrechen und sie durch positive, aktive Verhaltensmuster zu ersetzen. Sie hilft zu erkennen, welche Situationen und Faktoren Stress auslösen. Darauf aufbauend, werden alternative Verhaltensstrategien entwickelt, die helfen sollen, die negativen Effekte von Stress zu kontrollieren, zu reduzieren oder zu verhindern.
Bei einer Fibromyalgie zu empfehlen sind Achtsamkeitsübungen, Entspannungsverfahren, autogenes Training, Meditation und Selbsthypnose sowie Bewegungsmeditation in Form von Yoga, Pilates, Tai-Chi und Qi-Gong. Gemäss Studien vermag ein leichtes, regelmässiges Ausdauertraining die Schmerzen und die Müdigkeit einer Fibromyalgie zu reduzieren. Empfohlen werden Nordic Walking, Schwimmen, Wassergymnastik und Velofahren, sei es auf der Strasse oder dem Home-Trainer.
Geplant werden bei Pacing der dosierte Einsatz der verfügbaren körperlichen und geistigen Energie, kurze Pausen und längere Erholungsphasen. Während zwei, drei Wochen ein Schmerz-Tagebuch zu führen, kann eine wertvolle Erfahrung sein. Umso wichtiger ist es, Beziehungen, die einem guttun, zu pflegen, im Kreis der Familie, der Freunde und der Bekannten.
Ebenso wichtig ist der Kontakt zu anderen Betroffenen, sei es in einer Gruppentherapie, einer Patientenorganisation, einer klassischen Selbsthilfegruppe oder einer geschlossenen Gruppe in den sozialen Medien. Spezialisierte Zentren bieten dazu eine intensive Körperpsychotherapie in Einzelgesprächen und Psychoedukation in der Gruppe. Die Programme umfassen auch Entspannungsverfahren und diverse Stresstherapien wie Bewegungstherapie, Tanztherapie, Musiktherapie und Gestaltungstherapie.
Allgemein wird eine ausgewogene Ernährung mit genügend Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst und einer ausreichenden Vitaminzufuhr empfohlen. Speziell gegen die kribbelnden oder brennenden nächtlichen Schmerzen bei einer Small-Fiber-Neuropathie (Erkrankung der dünnen Nervenfasern) helfen die Antiepileptika Pregabalin und Gabapentin.
Gängige Schmerzmittel haben bei Fibromyalgie kaum oder gar keine Wirkung. Auf opiathaltige Schmerzmittel sollte man möglichst verzichten. Bei Schüben und starken Muskelverspannung können cortisonfreie Antirheumatika (NSAR) helfen. Der berauschende Cannabis-Wirkstoff THC kann eine Schmerzdistanzierung bewirken und den Schlaf fördern. Deren Behandlungen reichen von der Symptombekämpfung bis zu Ursachenbehandlungen, die darauf abzielen, das biologische System aus dem Krisenmodus in eine normale Selbstregulation und Selbstregenerationzurückzuführen.
Stress und rheumatische Erkrankungen
Wer von rheumatischen Erkrankungen wie z.B. Gelenkschmerzen betroffen ist, stellt häufig fest, dass sich die Krankheit unter Stress verschlimmert. Psychische Einflussfaktoren tragen Fachleuten zufolge offenbar erheblich zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der Schmerzen bei - indem sie mit den am Schmerz beteiligten neurobiologischen und immunologischen Abläufen in eine wechselseitige Beziehung treten.
Bei diesen Ereignissen wird über einen bestimmten Zeitraum hin eine gewisse Menge an Stresshormonen freigesetzt - und diese können unterschiedliche Auswirkungen aufs Immunsystem haben. Ein Teil der beobachteten Rheuma-Patienten neigte dazu, sich viele Sorgen zu machen, was sich in einem schwereren Verlauf ihrer Krankheit niederschlug, in häufig auftretenden Schmerzen und Müdigkeit.
Rheuma-Betroffene, die ihr Leben als nicht stressig empfanden, klagten weniger über diese Symptome. Wissenschaftler vermuten, dass psychischer Stress bestimmte Botenstoffe im Immunsystem freisetzt, welche normalerweise Entzündungen begünstigen. Gezeigt hat sich auch, das psychische Faktoren wie Ängste oder Depressionen stärker mit der Funktion der Gelenke zusammenhängen als mit dem sichtbaren Schaden im Röntgenbild oder den Entzündungswerten im Blut.
Stress setzt sich aus einer Reihe von Belastungen zusammen, positiven wie negativen. Selbst überspielte Kränkungen oder eine Überforderung, die man sich nicht eingestehen will, können eine schmerzauslösende Wirkung haben. Solch eine Stresssituation löst unbemerkt die „Stress-Alarmanlage" aus. Dies kann dann als eine Art von Bewegungseinschränkung wahrgenommen werden.
Tatsächlich konnte man als eine Ursache einer fortschreitenden Erschöpfung die ständige Anspannung der Muskulatur feststellen. Man ist überrascht, wenn man erfährt, dass bei einem entspannten Menschen bereits beim einfachen Händeschütteln rund 60 Muskelabschnitte angespannt werden. Infolge dieser ständigen Anspannung mit ihren auf den Körper wirkenden Zugkräften verändert sich das Gewebe und es entstehen z.B. Schwellungen und Mikroentzündungen.
Hat man dann Schmerzen, erhöhen sie die bestehende Muskelverspannung zusätzlich. Die Folge ist, dass die Bewegungseinschränkungen grösser werden. Dadurch steigt die Schmerzintensität und damit wiederum die Muskelspannung - ein Teufelskreis entsteht. Frustration, Ärger, Angst und Zweifel, Mutlosigkeit oder „heldenhaftes" Durchhalten kommen hinzu. Dadurch wird der „innere Stress" verstärkt.
Wer sich häufig gestresst fühlt, sollte dies angehen. Massnahmen zu Stressabbau und -bewältigung können sehr hilfreich sein und die rheumatischen Beschwerden lindern. Das jedenfalls lassen bislang vorliegende Studienergebnisse vermuten. Wichtig ist, die innere Einstellung zur Krankheit und den Umgang mit ihr zu ändern, denn beides beeinflusst ihren Verlauf.
Stressauslösende Faktoren im persönlichen Umfeld entschärfen, z.B. Stressverstärkende Gedanken stoppen und durch lösungsorientierte ersetzen. Bei einer Kognitiven Verhaltenstherapie lernen, ungünstige Gedanken- und Verhaltensmuster im Umgang mit Schmerz aufzuspüren. Diese werden dann in kleinen Schritten verändert.
Differenzierung von Brustschmerzen und Herzinfarkt
Man weiss aus Erzählungen, Gelesenem oder Arztserien: Schmerzen im Brustkorb, die in den linken Arm ausstrahlen deuten darauf hin. Unabhängig davon, was die Vermutung ist, gilt es den Verdacht auf einen Herzinfarkt zu erhärten oder zu entkräften. Der Patient erhält sofort eine Infusion, damit der Zugang für den Notfall gelegt ist. Dann beginnt die Abklärung.
Sie besteht vornehmlich aus einem EKG und verschiedenen Laborwerten, wobei der Wert Troponin T der wichtigste ist. Bei einem Herzinfarkt zählt rasches Handeln. Dabei hat der Hausarzt einen Vorteil im Gegensatz zum Spital, da er die Diagnose schneller stellen kann: der Arzt hat in der Regel sofort Zeit und das Labor ist schneller.
In über 80 % der Fälle stellen sich die Schmerzen als sogenannte extrakardiale Thoraxschmerzen heraus. Dies kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, wie z. B. Erweisen sich Labor und EKG als unauffällig, wartet der Arzt deshalb oft unter Überwachung des Patienten noch einmal 2 Stunden ab , und wiederholt dann das Labor und EKG.
Wenn auch dabei nichts Auffälliges festzustellen ist, verlässt der Patient die Praxis wieder. In seltenen Fällen ist es ein Herzproblem aber kein Herzinfarkt. Diese Patienten verweisen wir an ein nahes Spital zur weiteren Abklärung. Eine grosse emotionale Belastung kann das Herz verkrampfen lassen und es buchstäblich lähmen. Wie bei einem Herzinfarkt kommt es zu Brustschmerzen und Atemnot.
Das Broken-Heart-Syndrom
Bei Aufregung, Schock, Freude, Trauer, Wut oder Angst fühlen Sie, dass Ihr Herz sich anders verhält als normal. Bei einigen Menschen führt extreme psychische oder manchmal auch körperliche Belastung zu einem akuten Herzleiden, dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom. Der Körper schüttet dabei massenhaft Stresshormone ins Blut aus, die wiederum die Herzwand überreizen.
Der Körper schüttet dabei grosse Mengen der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin aus. Sie docken am Herzmuskel an, wodurch er verkrampft und Teile des Herzens nicht mehr richtig durchblutet werden. Betroffene bemerken dann Symptome eines Herzinfarktes wie Brustschmerzen, Schweissausbrüche und Atemnot.
Bei Menschen mit Broken-Heart-Syndrom arbeitet wegen einer Durchblutungsstörung die linke Herzkammer nicht mehr richtig: Im oberen Bereich ist sie verengt und im unteren ballonartig aufgebläht. Fachleute schätzen, dass ein bis zwei Prozent der Menschen mit Herzinfarkt-Symptomen tatsächlich am Broken-Heart-Syndrom leiden.
Der Grund dafür könnte im sinkenden Östrogenspiegel liegen. Denn die weiblichen Geschlechtshormone haben eine schützende Wirkung auf das Herz. Menschen mit Broken-Heart-Syndrom spüren oft die Symptome eines Herzinfarktes. Bei den meisten Menschen mit Broken-Heart-Syndrom normalisiert sich die Herzfunktion nach einigen Wochen wieder und es bleiben keine Folgeschäden zurück.
Aktuell gehen Fachleute davon aus, dass physischer oder psychischer Stress der Hauptauslöser für das Broken-Heart-Syndrom ist. In manchen Fällen können auch freudige Ereignisse wie eine Hochzeit oder der Gewinn eines Jackpots das Herz belasten. Fachleute vermuten daher, dass eine Neigung zu derart extremen Stressreaktionen vererbt werden könnte.
Eine Untersuchung des Erbguts von Menschen mit Broken-Heart-Syndrom zeigte Auffälligkeiten in Genabschnitten, die auch mit der Entstehung von Übergewicht, Krebs und psychischen Störungen zusammenhängen sollen. Beim Broken-Heart-Syndrom deuten die Beschwerden wie Atemnot und Brustschmerzen zunächst auf einen Herzinfarkt hin.
Einen ersten Hinweis auf das Broken-Heart-Syndrom liefern die stark erhöhten Werte der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Bei der Herzkatheteruntersuchung fällt auf: Die Herzkranzgefässe sind beim Broken-Heart-Syndrom, anders als beim Herzinfarkt, nicht verkalkt. Durch den erhöhten Stresshormonspiegel bekommt die linke Herzkammer zu wenig Sauerstoff.
Weil das Broken-Heart-Syndrom in manchen Fällen zu schweren Komplikationen führen kann, werden Betroffene meistens 48 Stunden auf der Intensivstation überwacht. Durch die Behandlung erholt sich das Herz der meisten Betroffenen innerhalb von drei Monaten. Im Gegensatz zum Herzinfarkt bleiben meistens keine Narben und keine anhaltenden Störungen des Herzmuskels zurück.
Allerdings kann es zu Rückfällen durch erneute Stresssituationen kommen. Gut zu wissen: Während einer Psychotherapie lernen Sie beispielsweise Strategien zur Stressbewältigung kennen, mit denen Sie sich besser gegen Stress durch überwältigende Gefühle wappnen können.
Zusammenhang zwischen Depression und Herzgesundheit
Menschen mit einem Burnout oder auch einer Depression haben statistisch ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt. Die Gründe dafür sind, dass Menschen die ein burnout entwickeln häufig keine Zeit für einen herzgesunden Lebensstil finden und sich z.B. ungesund ernähren oder zu wenig Zeit für Bewegung finden. Andererseits ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen mit einer Depression auch dann erhöht, wenn man statistisch für das Gesundheitsverhalten kontrolliert. Gründe dafür sind z.B. eine erhöhte Entzündungsaktivität und Blutgerinnung.
Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS)
Einschlafende Arme, Kribbeln in den Fingern und Schmerzen in Schulter und Arm können Anzeichen für eine funktionelle Verengung am Übergang vom oberen Brustkorb/Hals in den Arm sein. Das Symptom, das Sie beschreiben, kann etwa durch Überanstrengung oder eine funktionelle Enge zwischen Hals und Brustraum entstehen. Beschwerden, die durch eine einmalige Überbelastung hervorgerufen werden, vergehen früher oder später, wenn das betroffene Körperteil geschont wird.
Blutgefässe und Nerven, die vom Brustraum weiter in den Arm verlaufen, müssen durch eine Öffnung, die dicht belegt ist. Durch Fehlhaltungen, einseitige körperliche Aktivitäten, Dysfunktionen der Muskelketten oder durch eine Halsrippe kann es zu Beschwerden kommen, weil die Öffnung (der Tunnel) zu eng wird. Es kann auch sein, dass die Schlagader wegen zu enger "Platzverhältnisse" richtiggehend abgeknickt wird. Diese Symptome würden dem Krankheitsbild eines Thoracic-Outlet-Syndroms (TOS) oder auch Schulter-Arm-Syndroms entsprechen.
Vom Kribbeln über ein Kältegefühl bis hin zum Anschwellen der betroffenen Seite mit Taubheitsgefühl und Schmerzen: Das können mögliche Symptome für das Thoracic-Outlet-Syndrom sein. Ein Kribbeln, das im Schulter- und Halsbereich auftritt und sich dann auf den Arm bis in die Hand ausdehnt, kann durch Druck auf die Nervenbahnen entstehen.
Wenn Druck auf die Arterie ausgeübt wird, dann kann es sein, dass der Blutfluss in den Arm beeinträchtigt wird, wodurch dieser blass und kühl wird. Und schlussendlich kann es zu einem Anschwellen der Hand und des Arms auf der betroffenen Seite kommen, wenn Druck auf die Vene ausgeübt wird und es dadurch zu einem Rückstau kommt.
Häufig lässt sich ein TOS mit den heutigen diagnostischen Möglichkeiten weder sicher beweisen noch ausschliessen. Vielmehr handelt es sich beim TOS meist um eine Ausschlussdiagnose. D.h., andere mögliche Ursachen der Beschwerden müssen erst ausgeschlossen werden. Daher haben viele junge Menschen, die von diesem Krankheitsbild betroffen sind, eine Odyssee hinter sich: Sie waren bereits bei vielen Spezialisten in Abklärung, ohne dass eine Ursache für ihre Beschwerden gefunden werden konnte.
Mit speziellen Röntgenverfahren kann untersucht werden, ob eine Halsrippe für die Beschwerden verantwortlich sein könnte. Und ob die Schlagader wegen enger Platzverhältnisse abgeknickt wird, kann mit einer entsprechenden Untersuchungsmethode ebenfalls diagnostiziert werden. Linderung können konservative Behandlungsmöglichkeiten wie etwa eine spezielle Physiotherapie und Medikamente bringen. Führen diese nicht zum gewünschten Erfolg, kann auch eine Operation angezeigt sein.
Stressbewältigung und Prävention
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder der Ärztin, welche Anti-Stress-Technik am besten zu Ihnen passt. Vielleicht müssen Sie auch mehrere ausprobieren, um eine geeignete Methode nach Ihren Vorlieben und Möglichkeiten zu finden. Stress dürfte eigentlich jeder schon einmal erlebt haben, kaum einer bleibt im Alltag davon verschont.
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