Rückenschmerzen und Angststörung: Ursachen und Zusammenhänge

Rückenschmerzen gehören in der Schweiz zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Vier von fünf Erwachsenen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Rückenschmerzen, die von leichten Verspannungen bis zu starken Kreuzschmerzen reichen können. Oft sind diese Schmerzen zwar unangenehm, aber harmlos, und klingen nach einiger Zeit von selbst wieder ab. Dennoch können wiederkehrende oder chronische Rückenschmerzen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sind ein häufiger Grund für Arbeitsausfälle.

Was sind Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen sind sehr individuelle Schmerzen und fühlen sich für die Betroffenen immer anders an. Rückenschmerzen können nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden. Typische Warnzeichen sind Muskelverspannungen, Abgeschlagenheit oder eine Steifheit in den Gelenken sowie dem Rücken direkt nach dem Aufstehen.

Einteilung nach Dauer:

  • Akute Rückenschmerzen: Beschwerden dauern bis zu 6 Wochen.
  • Subakute Rückenschmerzen: Dauer von 6 bis 12 Wochen.
  • Chronische Rückenschmerzen: Dauern länger als drei Monate und können wiederkehrend oder dauerhaft sein.

Einteilung nach Lokalisation:

  • Unterer Rücken (Lendenwirbelsäule): Häufigste Lokalisation, auch als Kreuzschmerzen bekannt.
  • Nackenschmerzen (Halswirbelsäule): Oft durch Verspannungen oder Fehlhaltungen verursacht.
  • Brustwirbelsäule: Seltener betroffen.

Einteilung nach Ursache:

  • Unspezifische Rückenschmerzen: In rund 85% der Fälle keine eindeutige organische Ursache.
  • Spezifische Rückenschmerzen: Auf eine klare zugrundeliegende Erkrankung oder Strukturveränderung zurückzuführen (ca. 15% der Fälle).

Ursachen von Rückenschmerzen

Chronische Rückenschmerzen entstehen oft durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Für eine Somatoforme Störung kommen eine ganze Reihe von Ursachen in Betracht und man muss immer von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgehen. Vereinfacht lassen sich die Ursachen von chronischen Schmerzen in drei Kategorien einteilen:

  • Chronische Schmerzen als Begleitsymptom einer körperlichen Störung
  • Körperlich zum Teil erklärbare Schmerzen mit psychischer Begleiterkrankung (Komorbidität)
  • Chronische Schmerzen als Ausdruck einer primär psychischen Erkrankung

Häufige Ursachen unspezifischer Rückenschmerzen:

  1. Muskuläre Verspannungen und Fehlbelastungen: Langes Sitzen, einseitige Belastungen oder abruptes Heben können zu schmerzhaften Verspannungen führen.
  2. Degenerative Veränderungen: Mit zunehmendem Alter verlieren Bandscheiben an Elastizität und Höhe, was zu Rückenschmerzen führen kann.
  3. Psychische Faktoren und Stress: Stress, Anspannung und seelische Belastungen können muskuläre Verspannungen verstärken und Schmerzempfinden beeinflussen.

Risikofaktoren für Rückenschmerzen:

  • Bewegungsmangel und langes Sitzen
  • Schwere körperliche Arbeit und einseitige Belastungen
  • Alter und Geschlecht
  • Übergewicht und Rauchen
  • Frühere Rückenschmerz-Episoden

Angststörungen und ihre Verbindung zu Rückenschmerzen

Flugangst, Panik im Aufzug, Spinnenphobie - Ängste sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Ist eine solche Angst krankhaft gesteigert und behindert den Alltag, sprechen Fachleute von einer Angststörung. Angststörungen sind eine besonders häufig auftretende psychische Krankheit. Rund 15 bis 20 Prozent aller Schweizer/-innen sind davon im Laufe ihres Lebens betroffen. Fachkräfte gehen davon aus, dass mindestens jede und jeder zehnte Schweizer/-in bereits eine Panikattacke erlebt hat.

Bei einer Angststörung beherrscht die Furcht die gesamten Gedanken und meist auch den Körper der betroffenen Person. Die Gedanken fokussieren sich nur noch auf das (gefühlte) Problem. Starke Angstgefühle gehen häufig mit körperlichen Beschwerden einher. Insbesondere bei einer Panikattacke können diese Symptome so ausgeprägt sein, dass die Betroffenen zunächst von einer körperlichen Erkrankung, beispielsweise einem Herzinfarkt ausgehen und sich notfallmässig untersuchen lassen.

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Arten von Angststörungen:

  • Panikstörung
  • Soziale Phobie
  • Spezifische Phobie
  • Generalisierte Angststörung

Somatoforme Störungen als Ursache von Rückenschmerzen

Das Phänomen, bei dem die betreffende Person mehrfach von körperlichen Beschwerden berichtet und diverse medizinische Untersuchungen durchwegs normale Befunde ergeben, ohne dass dabei eine somatische Ursache für die Beschwerden gefunden werden kann, wird somatoforme Störung genannt. Eine somatoforme Störung kann ebenfalls vorliegen, wenn zwar körperliche Auslöser gefunden werden, diese jedoch nicht mit der Art oder dem Ausmass der berichteten Schmerzen vereinbar sind.

Grundlegend können sich die Symptome als Schmerzen oder Beschwerden in sämtlichen Körperbereichen manifestieren. Besonders häufig ist dies in folgenden Bereichen der Fall:

  • Magen-Darm-Trakt (z.B. Verdauungsprobleme, Durchfall)
  • Herz-Kreislauf-System (z.B. Schwindel, Atemnot, Druckgefühl)
  • Probleme im Urogenitalbereich (z.B. Schmerzen beim Wasserlassen)
  • Im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Zungenbrennen)
  • Aber auch Schmerzen in der Muskulatur oder in den Gelenken.

Bis die Diagnose einer somatoformen Schmerzstörung gestellt wird, haben betroffene Personen in der Regel eine Vielzahl an Untersuchungen von diversen Organsystemen hinter sich. Oftmals ändern sich nämlich die Symptome und der Fokus der Schmerzen bei der betroffenen Person über die Zeit. Besteht diese Problematik für mindestens zwei Jahre, ist das zeitliche Kriterium für eine Diagnose gemäss der WHO erfüllt.

Diagnose von Rückenschmerzen

Die Abklärung chronischer Rückenschmerzen beginnt mit einem ausführlichen Gespräch, in dem Beschwerden, Lebensumstände und bisherige Behandlungen thematisiert werden. Anschliessend erfolgt eine körperliche Untersuchung zur Prüfung von Haltung, Beweglichkeit, Reflexen und Muskelkraft. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRI oder CT können helfen, strukturelle Veränderungen sichtbar zu machen. Ziel der Diagnose ist nicht nur die Erkennung der Schmerzursache, sondern auch das Verständnis für den individuellen Schmerzzustand.

Behandlung von Rückenschmerzen

Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen basiert auf einem interdisziplinären Ansatz, der körperliche, psychische und soziale Faktoren berücksichtigt. Zu den wichtigsten Bausteinen gehören:

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  • Bewegungstherapie und Physiotherapie
  • Medikamentöse Therapie
  • Psychologische Betreuung
  • Ergotherapie
  • Schulmedizinische und komplementärmedizinische Massnahmen

Ziel ist nicht nur Schmerzfreiheit, sondern die Wiederherstellung der Lebensqualität und Selbständigkeit. Bei chronischen Rückenschmerzen ist eine Operation nur in bestimmten Ausnahmefällen sinnvoll.

Vorbeugung und Prävention von Rückenschmerzen

Die beste Vorbeugung chronischer Rückenschmerzen besteht in einem aktiven Lebensstil. Dazu gehört regelmässige Bewegung - idealerweise durch Sportarten wie Schwimmen, Velofahren, Yoga oder Rückengymnastik. Stressreduktion, ausreichend Schlaf und eine bewusste Körperwahrnehmung spielen eine ebenso zentrale Rolle. Frühzeitig aktiv zu werden - auch bei ersten Beschwerden - hilft, einer Chronifizierung vorzubeugen.

Massnahmen zur Vorbeugung:

  • Regelmässige körperliche Aktivität
  • Kräftigung der Rumpfmuskulatur
  • Ergonomie am Arbeitsplatz
  • Rückenfreundliche Alltagsgewohnheiten
  • Entspannung und Stressabbau
  • Körpergewicht und Lebensstil optimieren

Nachsorge bei Rückenschmerzen

Die Nachsorge chronischer Rückenschmerzen ist ein fortlaufender Prozess. Patientinnen und Patienten profitieren von einem individuellen, langfristigen Nachsorgeplan, der Bewegung, medizinische Kontrolle, psychologische Begleitung und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung umfasst. Die regelmässige Zusammenarbeit mit Fachpersonen trägt wesentlich zum Erhalt der Lebensqualität bei.

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