Psychosomatische Reha Lübeck: Erfahrungen und Perspektiven

Die psychosomatische Rehabilitation in Lübeck bietet vielfältige Ansätze zur Behandlung von Patienten, bei denen körperliche und psychische Gesundheit eng miteinander verbunden sind. Im Folgenden werden verschiedene Aspekte und Erfahrungen im Kontext von Herzgesundheit und psychischem Wohlbefinden beleuchtet.

Zusammenhang zwischen Depression und Herzgesundheit

Als Depressionspatient stellt sich oft die Frage, ob es aus rein kardiologischer Sicht nicht vorzuziehen wäre, eine Depression ohne Antidepressiva zu überwinden, beispielsweise durch Sport. Dr. Raphael Koller betont, dass es unterschiedliche Antidepressiva gibt, und viele moderne und gut verträgliche Medikamente das Herz nicht schädigen. Falls nötig, können diese eingenommen werden. Allerdings gilt: Wenn es ohne Medikamente geht, umso besser. Die Entscheidung sollte individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Burnout und Herzinfarkt

Ein weiterer wichtiger Zusammenhang besteht zwischen Burnout und Herzinfarkt. Raphael Koller erklärt, dass Menschen mit Burnout oder Depression statistisch ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt haben. Dies liegt oft daran, dass Betroffene keine Zeit für einen herzgesunden Lebensstil finden, sich ungesund ernähren oder sich zu wenig bewegen. Umgekehrt entwickeln etwa 30 % der Patienten nach einem Herzinfarkt eine depressive Verstimmung.

Erfahrungen nach einem Herzstillstand

Ein Patient berichtet, dass er vor zwei Jahren in Lübeck einen Herzstillstand erlitt und dank des schnellen Eingriffs mit einem Defibrillator gerettet wurde. Seitdem hat sich seine Einstellung grundlegend verändert. Er freut sich an jedem Tag und dem Naheliegenden. Raphael Koller bestätigt, dass dies eine durchaus positive Entwicklung ist. Viele Menschen, die eine lebensbedrohliche Krankheit überlebt haben, leben bewusster, erkennen, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, und genießen den "geschenkten" zweiten Teil des Lebens intensiver.

Psychosomatische Beschwerden nach Herzoperationen

Ein Patient schildert beklemmende Gefühle auf der linken Brustseite, die in den linken Arm ausstrahlen, begleitet von Müdigkeit und Apathie, vier Jahre nach einer Mitralklappenreparatur. Raphael Koller rät, sich primär an den Hausarzt oder Kardiologen zu wenden, um eine somatische Ursache auszuschließen. Falls keine organische Ursache gefunden wird, könnten psychosomatische Beschwerden vorliegen, die eine psychosomatische oder psychotherapeutische Therapie erforderlich machen würden.

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Die Rolle der Depression bei kardiovaskulären Erkrankungen

Roland von Känel bestätigt, dass Depressionen tatsächlich dazu führen, dass man sich ungesünder ernährt, weniger bewegt und mehr raucht. Andererseits ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen auch dann erhöht, wenn man statistisch für das Gesundheitsverhalten kontrolliert. Gründe dafür sind beispielsweise eine erhöhte Entzündungsaktivität und Blutgerinnung.

Diagnostische Verfahren und ihre Aussagekraft

Die Frage, ob ein 24h-EKG und ein Herzultraschall ausreichend sind, um den Zustand der Herzkranzgefäße zu beurteilen, beantwortet Raphael Koller dahingehend, dass diese Untersuchungen nur bedingt Aussagen dazu ermöglichen. Ein Belastungstest, wie ein Belastungs-EKG oder eine Stressechokardiografie, ist besser geeignet. Zudem sollte abgeklärt werden, ob Beschwerden wie belastungsabhängige Brustschmerzen oder Atemnot vorliegen.

Unterscheidung zwischen durchblutungsbedingten und angstbedingten Brustschmerzen

Roland von Känel erklärt, dass Brustschmerzen bei Anstrengung eher durchblutungsbedingt sind, während Schmerzen in Ruhe eher angstbedingt sind, besonders wenn sie mit Angst und Hyperventilation einhergehen. Im Zweifelsfall sollte man sich beim Hausarzt melden und gegebenenfalls einen Psychokardiologen hinzuziehen.

Psychische Betreuung nach einem Schlaganfall

Eine Pädagogin berichtet von einer posttraumatischen Belastungsstörung mit Depression und Panikattacken nach einem Schlaganfall. Sie empfiehlt dringend, auch bei Schlaganfällen die Psyche gut zu betreuen. Roland von Känel stimmt zu und betont, dass die Häufigkeit für eine PTBS nach Hirnschlag mindestens so hoch ist wie nach einem Herzinfarkt, aber vergleichsweise weniger untersucht wurde. Depressionen sind ebenfalls häufig (20-40%).

Umgang mit Ängsten und Sorgen nach Eingriffen am Herzen

Ein Patient berichtet von Sorgen nach einer Katheterablation und einem früheren Herzinfarkt mit Stent-Implantation. Raphael Koller vermutet, dass es sich wahrscheinlich um ein harmloses Hämatom handelt, rät aber, dies primär dem Hausarzt zu zeigen, der gegebenenfalls eine Überweisung ans Unispital veranlassen kann.

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Psychische Auswirkungen von Schreckmomenten

Auf die Frage, ob ein starker psychischer Schreck einen Herzinfarkt auslösen kann, antwortet Roland von Känel mit einem klaren Ja. Beispiele sind akute Herzinfarkte während Fußballspielen oder nach Terroranschlägen.

Depressionen und Herzinsuffizienz

Ein Patient mit einer Herzleistung von 49 % und Depressionen fühlt sich hilflos, weil ihm niemand seine Fragen beantworten will. Raphael Koller erklärt, dass eine Auswurfleistung von 49 % eine leicht eingeschränkte Herzfunktion bedeutet. Er rät dringend, diese Frage und die Depression mit einem Arzt des Vertrauens zu besprechen, um Ängste abzubauen und die Depression behandeln zu lassen.

Ein Patient mit depressiven Phasen nach einem Aortenklappenersatz mittels Sternotomie berichtet von Aggressivität, Traurigkeit und Versagensängsten. Roland von Känel betont, dass der Patient selbst der Gradmesser ist und nicht der Hausarzt. Er empfiehlt, ein anderes Antidepressivum auszuprobieren oder sich an einen Psychotherapeuten oder Kardiologen zu wenden.

Arteriosklerose und Gefäßrisikofaktoren

Ein Patient mit Rhythmusstörungen und Bedenken wegen einer belegten Bauchaorta sorgt sich, dass auch andere Gefäße betroffen sein könnten. Raphael Koller erklärt, dass Ablagerungen an den Gefäßen im Frühstadium nur einzelne Gefäße betreffen müssen. Wichtig ist, Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Rauchen auszuschalten und sich gesund zu ernähren und regelmäßig zu bewegen.

Psychische Belastung von Kindern herzkranker Eltern

Ein Patient berichtet, dass er und seine Geschwister unter der psychischen Situation ihrer Mutter nach einer Herzoperation vor 40 Jahren gelitten haben. Roland von Känel empfiehlt den Psychiatrischen Dienst am Spital Thun und bedauert, persönlich niemanden in der Gegend nennen zu können.

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Umgang mit Angsterscheinungen nach Herzstillstand und Schrittmacherimplantation

Ein Patient berichtet von Schwindel, Kraftlosigkeit, Atemnot und Leere im Kopf nach einem Herzstillstand und Schrittmacherimplantation. Raphael Koller hält dies nicht für typische Angsterscheinungen und rät, den Schrittmacher diese Woche noch kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls die Programmierung anzupassen oder die Medikamente zu überprüfen.

Differenzierung zwischen physischer und psychischer Atemnot

Auf die Frage, wie man als Laie feststellen kann, ob Atemnot physisch oder psychisch bedingt ist, antwortet Roland von Känel, dass dies nicht zwingend möglich ist. Er empfiehlt, sich an den Hausarzt zu wenden, der ein Belastungs-EKG machen kann. Beschwerden in Ruhe sind eher nicht vom Herzen.

Blutdruckerhöhung nach Katheterablation

Ein Patient berichtet von höherem Blutdruck nach einer Katheterablation wegen Extrasystolen. Roland von Känel erklärt, dass der psychische und körperliche Stress nach der OP den Blutdruck erhöhen kann und es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sich normalisiert. Negative Gefühle können den Blutdruck zusätzlich hochtreiben. Der Hausarzt sollte den Blutdruck beobachten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten.

Veränderungen nach einer Herztransplantation

Eine Kollegin hat sich nach einer Herztransplantation stark verändert, mit anderen Vorlieben und Verhaltensweisen. Roland von Känel hält dies für möglich und rät, sich an den Hausarzt zu wenden.

Hilfe für Angehörige von Herzpatienten

Ein Angehöriger berichtet von großer Angst seines Vaters nach Stent-Behandlungen und fragt nach Hilfe. Roland von Känel empfiehlt psychologische Hilfe über den Hausarzt, die Teilnahme an einem kardialen ambulanten Rehabilitationsprogramm oder einen stationären Aufenthalt in einer geeigneten Klinik.

Ambulante vs. stationäre Rehabilitation nach Herzinfarkt

Ein Patient berichtet von wiederholten Herzinfarkten und Burnout und fühlt sich psychisch labil. Raphael Koller bedauert, dass Krankenkassen bei der Genehmigung von Kostengutsprachen für stationäre Rehabilitation restriktiv sind, und empfiehlt zusätzlich zur ambulanten Rehabilitation eine psychologische oder psychiatrische Begleitung.

Umgang mit Ungewissheit bei Beschwerden nach Herzinfarkt

Eine Patientin mit Herzinfarkt in der Vergangenheit und atypischen Symptomen fragt nach, wann es sich um "falschen Alarm" handelt und wann um ein Herzproblem. Hier ist es wichtig, die individuellen Symptome und Risikofaktoren mit dem behandelnden Arzt zu besprechen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

AMEOS Klinika als akademische Lehrkrankenhäuser

Die AMEOS Klinika Bremen, Bremerhaven, Hildesheim, Hameln, Osnabrück und Osterholz-Scharmbeck sind zu Akademischen Lehrkrankenhäusern der Medical School Hamburg (MSH) ernannt worden. Dies ermöglicht eine intensivere Beteiligung an der praktischen Ausbildung von Ärzten und setzt ein starkes Zeichen für die Nachwuchsförderung, besonders in der Psychiatrie.

AMEOS Spital Einsiedeln erweitert Angebot

Das AMEOS Spital Einsiedeln erweitert sein Leistungsspektrum durch ein spezialisiertes Kompetenzzentrum für Erkrankungen des Bewegungsapparates mit integrierter muskuloskelettaler Rehabilitation ab Anfang des Jahres 2026. Frau Dr. med. Andrea Wilhelm wird die Position der Chefärztin für Rehabilitation übernehmen.

Tabelle: Übersicht der Experten und ihre Schwerpunkte

Experte Schwerpunkt
Dr. Raphael Koller Kardiologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Psychokardiologie
Prof. Roland von Känel Psychosomatik, Depression, Angststörungen, Psychokardiologie
Dr. Sonja Krupp Geriatrie, Prävention, Frühdiagnostik, Behandlung und Nachsorge
Dr. Andrea Wilhelm Physikalische und Rehabilitative Medizin, muskuloskelettale und internistisch-geriatrische Rehabilitation

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