Psychische Ressourcen stärken: Methoden und Ansätze

Was ist mit mentaler Gesundheit genau gemeint? Dieser Frage gehen wir hier nach. So viel vorab: Mentale Gesundheit ist viel mehr als nur die Abwesenheit psychischer Störungen. Eine gute mentale Gesundheit ist unerlässlich, um ein erfülltes und produktives Leben zu führen. Ihre Bedeutung kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Mentale Gesundheit ermöglicht es uns, das Leben in vollen Zügen zu geniessen, unser Potenzial auszuschöpfen, produktiv zu arbeiten und einen wertvollen Beitrag zu unserer Gemeinschaft zu leisten. Psychisch gesunde Menschen können besser mit den Herausforderungen unserer Zeit und den Rückschlägen des Lebens umgehen.

Die Bedeutung der psychischen Gesundheit

Psychologisches Wohlbefinden gilt als Voraussetzung, um im Alltag «zu funktionieren». Umgekehrt hat eine schlechte mentale Gesundheit schwerwiegende Auswirkungen auf unser Leben. Sie kann unsere Fähigkeit beeinträchtigen, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, unsere Beziehungen zu anderen Menschen belasten und unser körperliches Wohlbefinden negativ beeinflussen. Eine schlechte psychische Verfassung wirkt sich meist auch auf die körperliche Gesundheit aus.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sind weit verbreitet und können ohne angemessene Behandlung zu krankheitsbedingten Arbeitsausfällen oder gar dem Verlust der Arbeitsstelle führen.

Modelle und Kampagnen zur Förderung der psychischen Gesundheit

Gesundheitsförderung Schweiz schlägt zur Förderung der psychischen Gesundheit ein praxisorientiertes Modell vor: Das Fördern von Lebenskompetenzen ist ein bekannter und bewährter Weg, die Person zu stärken. Damit diese Kompetenzen eine Wirkung auf die psychische Gesundheit entwickeln, braucht es ein förderliches Lebensumfeld. Zu einem förderlichen Lebensumfeld gehören verlässliche Bezugspersonen (z.B. Eltern, Angehörige, Freunde, Nachbarn, Lehrpersonen etc.).

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Selbstwirksamkeit hat nachweislich positive Effekte auf die psychische Gesundheit, unsere körperlichen Reaktionen und das Gesundheitsverhalten. Sie entsteht im Zusammenspiel der Person mit ihrem Umfeld. Die soziale Unterstützung ist in der Psychologie Teil der Sozialen Ressourcen und vermittelt Hilfe in einem sozialen Netz. Für die psychische Gesundheit ist es nicht nur wichtig, solche Hilfe zu bekommen, sondern auch «zu erwarten, dass ich mir bei Bedarf diese Hilfe holen könnte und bekommen würde». Es braucht dafür Möglichkeiten, soziale Beziehungen von guter Qualität zu pflegen (Umfeld) und persönliche Kompetenzen zu stärken (z.B. soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten).

Das Zwei-Kontinua-Modell von Keyes (2005) zeigt: Psychische Gesundheit und Krankheit können gleichzeitig in unterschiedlichem Ausmass vorliegen. Über psychische Gesundheit zu sprechen lohnt sich! Die Kampagne «Wie geht’s Dir?» sensibilisiert dafür und vermittelt ganz konkrete Tipps.

Seit 2018 unterstützt und finanziert Gesundheitsförderung Schweiz die bewährte Sensibilisierungs- und Informationskampagne. Psy-gesundheit.ch (französisch «SantéPsy.ch») setzt sich für die Förderung der psychischen Gesundheit in den lateinischen Kantonen ein, indem die Kampagne der gesamten Bevölkerung eine Palette an Informationen, Hilfsmitteln, Ressourcen und praktischen Tipps anbietet.

Das Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz ist ein Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen und Unternehmen, die sich für die psychische Gesundheit in der Schweiz engagieren. Es ist politisch und konfessionell neutral und bezieht alle Berufsgruppen sowie Landesteile ein.

Belastungen abbauen und Ressourcen aufbauen

Stress entsteht, wenn die Belastungen grösser sind als die eigenen Ressourcen. Längere Stressphasen ohne genügend Erholung machen krank und erhöhen die Unfallgefahr. Erfahren Sie hier, wie Sie Stress-Symptome erkennen, die Belastungen reduzieren, die Ressourcen aufbauen und somit die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden schützen.

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Schätzungen weisen darauf hin, dass rund jeder 5. Unfall auf arbeitsbedingten Stress zurückzuführen ist. Die Ursachen sind Zeitdruck, Ablenkung, Multitasking und Müdigkeit. Wie sehr sich Stressoren auf die Sicherheit auswirken, erläutern wir auch auf unserer Seite Stress am Arbeitsplatz erhöht das Unfallrisiko.

Ressourcen am Arbeitsplatz stärken

Im Rahmen der Gesundheit versteht man unter Ressourcen gesunderhaltende Kräfte. Diese helfen in vielen Belastungssituationen bei der erfolgreichen Bewältigung und haben dadurch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Bei den internen Ressourcen geht es um psychische Eigenschaften und Kompetenzen sowie körperliche Merkmale. Dazu zählen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Optimismus und Intelligenz, aber auch das Immunsystem, das Körpergefühl und die körperliche Fitness.

Umgang mit Stress entlang des Stressprozesses

Täglich werden wir mit verschiedenen Belastungen (sogenannten Stressoren) konfrontiert, die wir jeweils bewerten. Dabei bewerten wir nicht nur die Belastung, sondern auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen. So kann die Situation als irrelevant, angenehm-positiv oder stressbezogen bewertet werden. Oftmals laufen diese Bewertungen völlig automatisch und unbewusst ab. Aus diesem Grund hilft es, sich bewusster mit den eigenen Stressreaktionen auseinanderzusetzen und so den Zugang zu den eigenen Bewertungen zu finden.

Auf diese Weise kann entlang des Stressprozesses bei jedem Faktor reduziert oder eliminiert werden. Reduzieren oder eliminieren Sie Belastungen und Stressoren. Dazu zählen Zeitdruck, Multitasking und eine schlechte Arbeitsorganisation. Stärken Sie Ihre persönlichen Ressourcen. Lernen Sie, Stresssituationen und eigene Möglichkeiten neu zu beurteilen. Achten Sie auf Stress-Symptome und bauen Sie diese bewusste ab. Mit den Angeboten von StressNoStress erhalten Vorgesetzte Tipps, um Stress im Betrieb vorzubeugen oder ihn zu reduzieren. Der dort angebotene Online-Check hilft Ihnen, den eigenen Stress einzuschätzen.

Hilfsmittel für einen achtsamen Umgang mit Stress

In unseren Workshops lernen Sie Ihre persönlichen Stressmuster und -reaktionen kennen. Heute ist der Welttag der psychischen Gesundheit.

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Programme und Projekte zur Stärkung der psychischen Gesundheit

«Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich», eine Abteilung des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der UZH, setzt sich mit verschiedenen Programmen und Kampagnen für die Stärkung der psychischen Gesundheit und für die Suizidprävention ein. Mit verschiedenen Programmen wollen Sie psychische Gesundheit stärken.

Im Kinder- und Jugendprogramm unterstützen wir beispielsweise den Dachverband der Jugendarbeit in der Entwicklung und Umsetzung von Workshops für Jugendliche. Auch für Schulen gibt es eine Reihe von Workshops und Materialien für alle Stufen, aber auch Unterstützung für Projekte der Lehrpersonengesundheit. Lehrpersonen, die sich mit ihrer Tätigkeit und in ihrem beruflichen Umfeld wohl fühlen, können Schüler:innen besser unterrichten und in ihrer Entwicklung begleiten. Bei diesen Projekten ist die Bildungsdirektion des Kantons auch beteiligt.

Wir haben Angebote, die an die Bedürfnisse der Migrationsbevölkerung angepasst sind, Weiterbildungen für Kita-Mitarbeitende und weitere relevante Projekte. Auch im Altersbereich richten sich die Angebote an verschiedene Zielgruppen: Senior:innen selbst und ihre Angehörigen; Gemeinden und Altersbeauftragte; Mitarbeitende und Freiwillige im Altersbereich.

Der Fokus im Bereich psychische Gesundheit liegt hier auf der Förderung der sozialen Teilhabe. Wenn ältere Menschen sich einbringen, sich engagieren und ihre sozialen Kontakte aktiv pflegen können, stärkt das ihre mentale Gesundheit. Die Qualitätssicherung und das Wirksamkeitsmanagement sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Wir werden in diesen Bereichen stark von Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt.

Die Stiftung evaluiert und untersucht gesundheitsförderliche Projekte, gibt Empfehlungen ab, fördert weitere Qualitätsaktivitäten und sichert den Erfahrungsaustausch zwischen allen Kantonen.

Wir sind seit Jahren eng in die Entwicklung und Umsetzung der Kampagne «Wie geht’s dir?» involviert. Psychische Erkrankungen sind noch immer tabuisiert. Das führt dazu, dass Belastungen nicht, oder erst zu spät angesprochen werden. Dies wiederum begünstigt die Entstehung oder Chronifizierung von psychischen Erkrankungen. Die Kampagne ermuntert, über Gefühle zu sprechen. Sie vermittelt ganz konkrete Gesprächstipps und viele Impulse, um die psychische Gesundheit zu stärken. Es ist auch eine App entwickelt worden, die es erlaubt, für einen gewissen Zeitraum die eigenen Gefühle etwas genauer zu verfolgen.

Wir leiten im Auftrag des Kantons ein umfassendes Programm mit Aktivitäten im Gesundheits-, Bildungs-, Sozial-, Sicherheits- und Baubereich. Die Projekte umfassen die Einschränkung von Suizidmethoden, Information und Vernetzung, Früherkennung und -intervention und Nachsorge nach Suizidversuch. Etwa, woran man merkt, wenn jemand Suizidgedanken hat, wie man sich selbst helfen kann in suizidalen Krisen oder wie man Menschen unterstützen kann, die jemanden durch Suizid verloren haben.

Wir haben auch eine Kampagne, die sich an 16- bis 30-Jährige richtet, die Freund:innen mit Suizidgedanken haben. Am 22.9.2022 startete die Ringvorlesung zum Thema Suizidalität und Suizidprävention. Wir führen diese Ringvorlesung gemeinsam mit dem Forum für Suizidforschung und Suizidprävention Zürich, FSSZ, durch. Der FSSZ ist im ganzen Programm ein wichtiger Partner für uns.

Die Ringvorlesung erlaubt uns, einem interessierten Publikum unser Programm näher zu bringen. Expert:innen beleuchten unterschiedlichste Perspektiven auf das Phänomen der Suizidalität sowie wirksame Wege der Suizid­prävention. Dabei kommen wissenschaftliche, klinische sowie alltagspraktische Betrachtungsweisen zum Zuge.

Therapie als Unterstützung

Überlegen Sie sich eine Therapie zu machen? Bevor Sie sich auf die Suche nach einem*r Therapeut*in begeben, sollten Sie sich ein paar grundlegende Überlegungen machen. Zum Beispiel: Welche Kosten kann ich tragen? Es lohnt sich, wenn Sie sich im Vorfeld überlegen, was Sie sich von der Therapie erhoffen und unter welchen Rahmenbedingungen eine Behandlung stattfinden sollte.

Was sind meine Beweggründe? Was sind meine Ziele? Was sind meine Erwartungen an die Fachperson? Wie viel zeitliche Ressourcen möchte/kann ich aufwenden? Was kann und will ich in eine Therapie einbringen? Wie arbeite ich gerne? Brauche ich regelmässige Aufgaben?

Nach der Anmeldung bei einer Praxis erfolgt in der Regel ein unverbindliches Erstgespräch mit der behandelnden Fachperson. Psychiater*innen haben ein Medizinstudium und anschliessend eine Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert. Sie dürfen Medikamente verschreiben.

Es gibt verschiedene Therapierichtungen, die unterschiedliche Schwerpunkte innerhalb der Behandlung verfolgen. Je nach Krankheitsbild, Persönlichkeit und Krankheitsausprägung eignen sich unterschiedliche Therapiemethoden und Herangehensweisen.

Die Behandlung von psychischen Erkrankungen durch Psychiater*innen wird über die Grundversicherung gedeckt. Therapien von Psycholog*innen übernimmt die Grundversicherung im Moment nur, wenn die Behandlung von delegiert arbeitenden psychologischen Psychotherapeut*innen durchgeführt wird. Ab Sommer 2022 können Sie mit einer Verordnung von einem Arzt / einer Ärztin der Grundversorgung direkt zu psychologischen Psychotherapeut*innen in Behandlung gehen, ähnlich wie bei der Physiotherapie.

Es gibt einige Zusatzversicherungen, die komplementärmedizinische Behandlungen und Therapien von Psycholog*innen, die nicht delegiert arbeiten, mitfinanzieren. Je nach Franchise und Selbstbehalt Ihrer Krankenversicherung müssen Sie die Kosten bis zu einem bestimmten Betrag selbst bezahlen. Wir raten Ihnen, sich vor einer Behandlung bezüglich der Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse zu informieren.

Psychiater*innen, Psychotherapeut*innen und sämtliche angestellte Personen in stationären Kliniken sowie ambulanten Praxen unterstehen einem Berufsgeheimnis (gesetzliche Schweigepflicht nach Art. 321 Strafgesetzbuch sowie gemäss kantonalen Gesetzen und Behandlungsvertrag) und sind an das Schweizerische Datenschutzgesetz gebunden. Behandler*innen müssen ihre Akten mindestens 10 Jahre aufbewahren und diese danach vernichten.

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