Das Erleben oder Bezeugen von traumatischen Ereignissen, wie medizinischen Notfällen, Naturkatastrophen, Unfällen, physischer oder sexueller Gewalt in Kindheit und Erwachsenenalter, aber auch von Kriegserlebnissen und Erlebnissen auf der Flucht, ist extrem belastend. Zusätzlich zu körperlichen Verletzungen können solche «Traumata» auch zu langfristigen seelischen Beeinträchtigungen führen. Während die körperlichen Wunden sichtbar sind und meist sofort von Ärzten versorgt werden, bleiben die psychischen Beschwerden oft über viele Jahre hinweg unentdeckt und führen im Verborgenen zu grossem Leid.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) treten meist nach Ereignissen auf, die als lebensbedrohlich erlebt werden. Einer posttraumatischen Belastungsstörung gehen ein oder mehrere belastende Ereignisse von katastrophalem Ausmass voran. Dabei erleben die Betroffenen existentielle Angst, Ohnmacht und Schutzlosigkeit. PTBS als Reaktion auf traumatische Lebensereignisse entwickelt sich meist mit einer Verzögerung von Tagen bis Monaten nach dem Ereignis.
Viele Menschen leiden in der Folge unter ungewollten, immer wiederkehrenden Erinnerungen an die traumatischen Ereignisse. Diese Erinnerungen lösen meist starke Gefühle, wie Angst, Panik, Trauer, Wut, Ekel oder Scham aus. Aus diesem Grund versuchen die Betroffenen - meist erfolglos - das Erlebte zu vergessen, beginnen Auslöser für Erinnerungen zu vermeiden. Der Lebensradius schränkt sich so deutlich ein. Häufig kommt es aufgrund der Beschwerden langfristig auch zu Problemen in privaten Beziehungen und im Beruf. Dinge, die früher wichtig waren oder Freude gemacht haben, können plötzlich ihre Bedeutung verlieren. Die Sicht auf sich selbst, die Mitmenschen und die Welt verändert sich. Viele traumatisierte Menschen sind ausserdem sehr reizbar, nervös, schreckhaft, können sich nicht gut konzentrieren und leiden unter Schlafstörungen.
Erlebt ein Mensch wiederholte oder anhaltende Traumata - wie Vergewaltigung und sexueller Missbrauch, Misshandlungen, schwere Vernachlässigung und emotionaler Missbrauch in der Kindheit - können sich besonders schwere Formen von PTBS mit weiteren Zusatzsymptomen entwickeln. PTBS sind nicht selten.
Symptome einer Traumafolgestörung
Traumatische Erlebnisse können neben PTBS auch andere psychische Krankheiten wie Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen oder Veränderungen der Persönlichkeit hervorrufen. Die posttraumatische Belastungsstörung ist nur eine von verschiedenen möglichen Traumafolgestörungen. Je nach Umständen des Traumas, Alter, Vorerfahrungen und der Lebenssituation nach dem traumatischen Ereignis, können Menschen ein Trauma ohne krankheitswertige Beschwerden überstehen oder aber Symptome entwickeln.
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Welche Anzeichen weisen auf das Vorliegen einer Traumafolgestörung hin?
- Zunächst sind Menschen nach einer traumatischen Situation wie betäubt.
- Sie funktionieren rein mechanisch, wirken starr und abwesend.
- Später zeigen einige Betroffene anhaltende Angst und Schreckhaftigkeit.
- Immer wieder erleben sie die traumatischen Momente vor ihrem inneren Auge.
- Wie ein Film spielt sich das Trauma wiederholt ab, dazu treten erneut sehr intensive Angst- und Ohnmachtsgefühle auf.
- Das Wiedererleben kann durch Bilder, Geräusche, Gerüche oder Gedanken ausgelöst werden.
Als Folge davon sind traumatisierte Menschen ständig angespannt und nervös, schlafen schlecht und können sich nicht entspannen. Sie vermeiden jegliche Situationen, die sie an das Trauma erinnern könnten.
Weitere Symptome können sein:
- Wiedererleben: Intrusionen, Flashbacks, Alpträume
- Übererregung, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit
- Reizbarkeit, Ungeduld, schlechte Laune
- Vermeidung, emotionale Taubheit, Passivität, Rückzug
- Misstrauen
- Scham- und Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl
- Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, negatives Denken
Diagnose von Traumafolgestörungen
Die posttraumatischen Belastungsstörung tritt innerhalb eines halben Jahres nach dem Trauma auf und geht mit verschiedenen psychischen und psychosomatischen Symptomen einher. Bei der Diagnostik ist es wichtig, vorsichtig das Trauma und dessen subjektive Bedeutung für den Betroffenen herauszuarbeiten. Die einzelnen Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung werden systematisch erfragt und in ihrer Ausprägung eingeschätzt.
Die Diagnose erfolgt durch einen Psychiater, eine Psychiaterin oder eine Psychologin, einen Psychologen aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung. Dabei wird abgeklärt, ob eine typische Symptomkonstellation im Anschluss an ein traumatisches Erlebnis besteht. Da der Begriff «Trauma» manchmal auch falsch verwendet wird, muss die Abklärung durch eine erfahrene Fachperson erfolgen. Bei traumatisierten Menschen können auch zusätzliche Erkrankungen das Krankheitsbild überlagern und die korrekte Diagnosestellung erschweren.
Behandlung von Traumafolgestörungen
Wir setzen auf spezifische - sogenannte traumafokussierte - Psychotherapien. Die Behandlung kann ambulant durchgeführt werden. In der traumafokussierten Behandlung geht es darum, Sie dahingehend zu unterstützen, dass Sie Ihren Alltag wieder bewältigen und neue Perspektiven entwickeln können. Die Bilder und Gefühle der traumatischen Situation werden nach und nach schonend bearbeitet. Als betroffene Person lernen Sie dabei schrittweise, besser damit umzugehen und die Kontrolle zurückzuerlangen.
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Traumafolgestörungen können mittels Psychotherapie wirksam behandelt werden. Je nach Schweregrad, Komplexität und Ausmass der Beeinträchtigung kommen verschiedene Therapiemethoden in Frage. Um die Symptome zu behandeln, haben sich verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt. Bei länger anhaltenden Symptomen, die sich auf die Beziehungsfähigkeit auswirken, eignen sich ergänzend auch tiefenpsychologische und systemische Methoden. In der Regel handelt es sich um ambulante Psychotherapien im Einzelsetting.
Für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung stehen unterschiedliche traumafokussierte Psychotherapieverfahren zur Auswahl. Da Vermeidungssymptome fast immer eine Rolle spielen, sollten sie in jedem Fall angegangen werden.
Unterstützung durch Angehörige
Angehörige können eine wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung traumatischer Erfahrungen sein. Gehen Sie wertschätzend mit den Betroffenen um, verurteilen Sie deren Gefühle und Verhaltensweisen nicht, sondern betrachten Sie diese als normale und berechtigte Reaktionen auf ein verstörendes Erlebnis. Seien Sie ein geduldiger Zuhörer, ohne sich aufzudrängen, doch achten Sie auch auf Ihre eigenen Belastungsgrenzen. Holen Sie sich bei Bedarf bei Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder bei uns zusätzlichen Rückhalt. Unterstützen Sie die Betroffenen darin, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oft wiegen Scham und Schuldgefühle des Patienten oder der Patientin so schwer, dass ihnen dieser Schritt beinahe unmöglich scheint.
Liste von Therapeuten in der Schweiz (Auszug)
Hier ist eine Liste von Therapeuten in der Schweiz, die auf Traumatherapie spezialisiert sind (Hinweis: Dies ist nur ein Auszug, eine vollständige Liste kann online gefunden werden):
- Ammann, Doriseidg. www.atem-im-fluss.ch
- Arp, KIrstinDr.
- Audergon Fehlmann, Giselalic.phil. TraumatherapieWinterthurHeiligbergstr.
- Bachmann, Sheilaeidg.
- Bättig, YvonneEidg. anerk.
- Baumgartner, GabrielaDr.phil; eidg.
- Beier, Nadiaeidg.
- Bernhart, Catherinelic phil. eidg. Kunst- und GestaltungstherapieZürichWaffenplatzstr.
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