Die Komplementärmedizin bietet vielfältige Möglichkeiten zur Unterstützung der Selbstheilungskräfte. Viele Patientinnen und Patienten tragen aktiv zu ihrer Genesung bei, indem sie komplementärmedizinische Therapiemethoden nutzen. Diese regen die Selbstheilungskräfte von Körper, Seele und Geist an, wodurch das Vertrauen in die eigene Kraft gestärkt wird. Die Komplementärmedizin wird einbezogen, weil das Konzept der modernen integrativen Medizin überzeugt.
Komplementärmedizin in der Psychiatrie
Aus dem breiten Spektrum an Therapien, die es neben den wissenschaftlich begründeten Methoden der Medizin gibt, werden komplementärmedizinische Verfahren angeboten wie achtsames Yoga, MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction), Shiatsu, anthroposophische Medizin, körperorientiere Psychotherapie, Methoden aus der Naturheilkunde wie Phytotherapie.
Für wen eignen sich komplementärmedizinische Behandlungen?
- Alle Diagnosen
 
Welche Ziele werden mit einer komplementärmedizinischen Behandlung verfolgt?
Die komplementärmedizinischen Verfahren werden eingesetzt, damit Patientinnen und Patienten ihre Selbstheilungskräfte von Körper, Seele und Geist aktivieren können. Ihre angeregten Selbstheilungskräfte unterstützen Sie darin, das gesunde Gleichgewicht selbst wiederherzustellen.
Homöopathische Mittel und ihre Anwendung
Ignatia amara ist eines der gebräuchlichsten homöopathischen Mittel, wenn es um die Behandlung nervlich bedingter Beschwerden geht. Es wird zum Beispiel bei Aufregung, Ärger und Kummer verwendet. Ausserdem setzen Homöopathen Ignatia bei Kopfschmerzen, Migräne, Asthma, Magen- und Menstruationsbeschwerden ein.
Wann wird Ignatia eingesetzt?
Dem homöopathischen Mittel wird eine Wirkung auf die Psyche nachgesagt. Typische Ignatia-amara-Symptome sind Aufregung, Ärger und Kummer. Ignatia ist eines der gängigsten homöopathischen Mittel für Beschwerden, die infolge einer emotionalen Krise auftreten. Diese Beschwerden können sich auf psychischer oder körperlicher Ebene zeigen. Wenn Homöopathen beispielsweise einen Zusammenhang zwischen einer Krankheit und einer psychischen Ausnahmesituation vermuten, ziehen sie häufig eine Ignatia-Anwendung in Betracht.
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Darüber hinaus können Sie Ignatia auch gut bei bestimmten rein körperlichen Beschwerden einsetzen. Bei Wechseljahresbeschwerden empfehlen Therapeutinnen gerne Kombinationspräparte mit Ignatia, Cimicifuga, Sanguinaria und Sepia.
Typische Krankheiten und Zustände, die gut auf Ignatia ansprechen sollen
- Ängste
 - Depressive Verstimmungen
 - Ärger / Wut
 - Trauer
 - Reizhusten
 - Asthma
 - Halsschmerzen
 - Kopfschmerzen / Migräne
 - Magenverstimmung
 - Schlafstörungen
 - Hämorrhoiden / Mastdarmvorfall
 - Menstruationsstörungen
 - Wechseljahresbeschwerden
 - Muskelkrämpfe
 
Wie wird Ignatia angewendet?
Homöopathische Einzelmittel wenden Sie üblicherweise in Form von kleinen Streukügelchen (Ignatia-amara-Globuli) an. Ausserdem gibt es das Mittel in Form von homöopathischen Tropfen und Tabletten. Ignatia wird in der Selbstbehandlung von akuten Krankheiten in niedrigen Potenzen angewendet. Man beginnt mit der Potenz D6, D12 oder D30. Um schnell einen Erfolg zu sehen, können Sie mehrmals täglich je drei Globuli einnehmen.
Typische Anwendungsgebiete von Ignatia
| Symptom/Krankheit | Begleitfaktoren | Dosierung | 
|---|---|---|
| Depressive Verstimmung | - kein Appetit - zu keiner Unterredung oder Aufheiterung zu bewegen - häufiges Seufzen - redefaul - Stimmungsschwankungen | 3 Globuli Ignatia C30. Nach einer Woche wiederholen. | 
| Kummer / Trauer | - kommt über einen Kummer oder eine Kränkung nicht hinweg - trauert still vor sich hin, ist in sich gekehrt, ärgerlich und griesgrämig | 3 Globuli Ignatia C30. Nach einer Woche wiederholen. | 
| Reizhusten | - trockener, krampfhafter Husten - fortwährendes Kitzeln im Hals - je mehr man hustet, desto schlimmer wird der Reiz - schlimmer abends und nachts | 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 oder Ignatia D30 bis zu sechsmal täglich. | 
| Asthma | - Atemnot mit erschwertem Einatmen - schlimmer abends und nachts - unwillkürliches, tiefes, ängstliches Seufzen | Ignatia nur als homöopathische Begleittherapie nach ärztlicher Untersuchung und zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie: 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 bis zu sechsmal täglich. | 
| Halsschmerzen | - Klossgefühl im Hals - Schmerzen am schlimmsten, wenn man nicht schluckt - Schmerzen besser durch das Schlucken fester Speisen | 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 oder D30 bis zu sechsmal täglich. | 
| Kopfschmerzen / Migräne | - berstende, pulsierende Schmerzen - Schmerz wechselt anfallsweise die Stelle - Schmerzen wie von einem eingeschlagenen Nagel in der Schläfe - schlimmer oder ausgelöst durch: Sprechen, Gedankenarbeit, Tabakrauch, helles Licht | 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 oder D30 bis zu sechsmal täglich. | 
| Schlafstörungen | - unruhiger Schlaf - schreckt aus dem Schlaf auf - durch schlimme Träume gequält - erwacht müde und mürrisch | 3 Globuli Ignatia C30. Nach einer Woche wiederholen. | 
| Magen-Darmstörungen | - Leere- und Schwächegefühl im Magen, als hinge der Magen schlaff herab - reichliches, krampfartiges Aufstossen - Magenschmerzen und Krämpfe nach seelischer Erregung - Magenschmerzen bei leerem Magen, die sich durch Essen bessern | 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 oder D30 bis zu sechsmal täglich. | 
| Hämorrhoiden / Mastdarmvorfall | - erfolgloser Stuhldrang - Stiche im After, den Mastdarm hinauf - Besserung durch Herumgehen - Aftervorfall durch starkes Pressen beim Stuhlgang - Hämorrhoiden mit Wundheit - krampfhaftes Zusammenschnüren des Afters | Bei Hämorrhoiden: Zwei Wochen lang ein- bis zweimal täglich 3 Globuli Ignatia D6. Bei Mastdarmvorfall: Einen Monat lang wöchentlich 3 Globuli Ignatia C30.  | 
| Menstruationsstörungen | - Regel zu früh oder verspätet - Blutung dunkel und zu stark - Blut übelriechend - Krämpfe - Drängen nach unten mit Ausfluss | 3 Globuli Ignatia C30. Nach einer Woche wiederholen. | 
| Muskelkrämpfe | - Zuckungen und Krämpfe in Armen und Beinen beim Einschlafen | 3 Globuli Ignatia D6 bis zu zehnmal täglich oder 3 Globuli Ignatia D12 oder D30 bis zu sechsmal täglich. | 
Johanniskraut (Hypericum perforatum L.)
Viele von uns haben das Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) bestimmt schon angetroffen, ohne das Bewusstsein, gerade einen kleinen Schatz gesehen zu haben. Denn die Pflanze aus der Gattung Hypericum und der Familie der Hypericaceae gehört zu den ältesten Heilkräutern Europas. Sie fühlt sich im gemässigten Klima bis 1500 Meter über Meer sehr wohl. Mit ihren auffällig gelben Blüten ist die mehrjährige Pflanze kaum zu übersehen. Sie prangen in der Regel von Juni bis September über den Wiesen. Die traditionelle Ernte und Blüte am Johannistag, dem 24. Juni, gab der Pflanze den Volksnamen.
Anwendungsgeschichte und Wirksamkeit
Bereits im Mittelalter wurde es gegen „Melancholie“ verwendet. In den 1970er Jahren konnte die Schulmedizin die stimmungsaufhellende Wirkung in medizinischen Studien beweisen. Die Pflanze des Lichtes, wie Johanniskraut auch genannt wird, zeigt eine beruhigende und ausgleichende Wirkung bei: gedrückter Stimmung, Stimmungslabilität, innerer Unruhe, Ängstlichkeit, Spannungszuständen und Stimmungsschwankungen. Studien belegen die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Verstimmungszuständen, Stimmungsschwankungen und Depressionen.
Studie zu Homöopathie bei Depressionen im Klimakterium
Eine Studie untersuchte den Effekt von Homöopathika, einem Antidepressivum und Placebo auf Depressionen im Klimakterium und der Postmenopause. Das Klimakterium der Frau ist geprägt von intensiven hormonellen Schwankungen. Während für die einen Frauen diese Phase ereignislos bleibt, haben andere Frauen physische und psychische Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, nächtliche Schweisse, Ängste etc. Während des Klimakteriums steigt zudem das Risiko, eine Depression zu entwickeln.
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Von 530 Personen, die sich wegen Wechseljahrbeschwerden oder Depressionen gemeldet hatten, wurden 133 Frauen ausgewählt, die folgende Kriterien erfüllten: Alter zwischen 40 und 65 Jahre, mit einer mittleren bis schweren Depression gemäss HRSD (Hamilton Rating Scale for Depression), keine Einnahme von homöopathischen Mitteln oder Antidepressiva bis drei Monate vor Studienbeginn, keine Psychotherapie bis drei Monate vor Studienbeginn und keine Einnahme von Hormonen bis 6 Monate vor Studienbeginn.
Die Patientinnen wurden per Zufallsverfahren einer von drei Gruppen zugeteilt: 1) individuelle homöopathische Therapie (IHT) plus Fluoxetine-Dummy; 2) Fluoxetine plus IHT-Dummy; 3) Fluoxetine-Placebo und IHT-Placebo. Das individuelle homöopathische Mittel wurde von einem auf Homöopathie spezialisierten und erfahrenen Arzt bestimmt. Bei allen Studienteilnehmerinnen wurde eine vollständige homöopathische Anamnese erhoben.
Nach sechswöchiger Behandlung zeigte die IHT-Gruppe einen grösseren Effekt als die Placebo-Gruppe (IHT: Rückgang von durchschnittlich 21.2 auf 9.9 Punkte auf der HRSD-Skala; Placebo: Rückgang von durchschnittlich 20.7 auf 15.0 Punkte). Der Rückgang bei der Fluoxetine-Gruppe betrug 8.9 Punkte, bei der Placebo-Gruppe 5.7 Punkte. Bei der Bewertung nach der Greene Climacteric Skala war die Homöopathie-Gruppe der Placebo-Gruppe überlegen (IHT: Rückgang um 17.2 Punkte; Placebo: Rückgang um 11.1 Punkte). Bei 54,4% der IHT-Gruppe und 41,3% der Fluoxetine-Gruppe fand eine Verbesserung der Symptome statt (Rückgang von 50% und mehr auf der HRSD-Skala). Bei der Placebo-Gruppe trat nur bei 11,6% der Patientinnen ein entsprechender Rückgang ein.
Langzeitbehandlung mit Homöopathie
Eine interessante Studie mit einer langen Beobachtungszeit (8 Jahre) und einer grossen Anzahl von Patientinnen und Patienten wurde in Deutschland durchgeführt. Insgesamt nahmen daran 3981 Patienten mit einer chronischen Erkrankung teil (2851 Erwachsene und 1074 Kinder). An der 8-Jahres-Befragung beteiligten sich 3709 Patienten. Bei jedem zweiten Patienten verbesserten sich die Symptome um 50% - einhergehend mit Verbesserungen der Lebensqualität. Fast 70 % der Studienpatienten berichteten über einen relevanten Behandlungserfolg, bei den Kindern waren es 80 %. Vom Forscherteam wird hervorgehoben, dass die Auswertungen nach zwei Jahren bereits ein ähnlich positives Bild zeigen wie nach acht Jahren.
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