Die Positive Psychologie befasst sich mit der Frage, wie das psychische Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung eines Menschen nachhaltig unterstützt werden können. Es ist die erste Disziplin, die sich wissenschaftlich mit diesem Thema befasst. Die Forschung konzentriert sich dabei auf Einflussfaktoren und Grundlagen, welche eine optimale menschliche Leistungsfähigkeit ermöglichen. Sie eröffnet neue Zugänge nicht nur für das einzelne Individuum, sondern auch für Teams und Organisationen.
«Die Positive Psychologie beschäftigt sich in Forschung und Praxis mit den Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, die eine optimale Entwicklung von Personen, Gruppen und Organisationen ermöglichen.» (Gable und Haidt 2005; Linley et al.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Mensch grundsätzlich in der Lage wäre, 40% seines Daseins selber zu beeinflussen. Wir sind also nur zu 50% «Opfer» unserer Gene und nur gerade zu 10% abhängig von den äusseren Rahmenbedingungen. Es scheint also einen Spielraum für Veränderungen zu geben. Dazu gibt es «Grundrezepte», wie persönliche Denk- und Verhaltensgewohnheiten verändert werden können. Langfristig führt dies zu mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden.
Positive Psychologie hat nicht die Absicht, alles schön zu reden. Jeder Mensch kennt auch negative Gefühle und schwierige Situationen in seinem Leben, und es geht nicht darum, diese zu negieren oder gar zu ignorieren. Es braucht sie, um sich weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Die Positive Psychologie will vielmehr einen Perspektivenwechsel auf das Gute erreichen und die positiven Aspekte fördern.
Vieles, was in der Positiven Psychologie propagiert wird, kann durchaus mit «gesundem Menschenverstand» und «ganz logisch» oder «nichts Neues» bezeichnet werden. Die Positive Psychologie als Forschungszweig ist jung und gehört der akademischen Psychologie an. Der Begriff «Positive Psychologie» wurde von Abraham Maslow 1954 das erste Mal verwendet.
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Die ersten Ansätze von «Positiver Psychologie» sind bereits bei den antiken Philosophen zu entdecken. Bereits sie haben sich in ihren Schriften mit dem guten Leben, Tugenden und der Erfüllung im Leben befasst. Aristoteles hat zum Beispiel in seiner «Nikomachischen Ethik» über die Themen Glück und Wohlbefinden philosophiert. Schon er sprach von Tugenden und wichtigen Bedingungen für das gute Leben. Er war davon überzeugt, dass die persönliche Entwicklung von Charakterstärken und Tugenden und deren Einsatz für sich und für andere zum Erleben von Glück führt. Tugenden und Charakterstärken werden einem Menschen nicht in die Wiege gelegt, sondern können und müssen gefördert und eingeübt werden. Ob ein Mensch seine ganzen Fähigkeiten und sein ganzes Potenzial entfalten kann, hängt grösstenteils von ihm selbst ab.
Auch viele Religionsgründer:innen und Theolog:innen beschäftigten sich mit der Bedeutung des guten Lebens und damit, wie man es erreicht. Die Wissenschaft der Positiven Psychologie beschäftigt sich vor allem mit den Charakterstärken und dem PERMA-Modell (Positive Emotions, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment), die zusammen zum Aufblühen (englisch: «flourish») von Individuen, Gruppen und Organisationen führen. Das Ziel für jeden Menschen soll es sein, dass er «aufblühen» kann. Dies kann als Anstreben einer grundsätzlichen Lebenszufriedenheit gesehen werden, aber auch als Gegensatz zum reinen «Funktionieren».
Die Positive Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, das sich im Gegensatz zur eher traditionellen defizitorientierten Psychologie mit den menschlichen Stärken, den positiven Aspekten des Menschseins wie etwa Glück, Optimismus, Vertrauen, individuelle Stärken oder Solidarität beschäftigt. Der Begriff Positive Psychologie wurde 1954 vom amerikanischen Psychologen Abraham Maslow eingeführt und in den 90er-Jahren von seinem Landsmann und Psychologen Martin E. P. Seligman wieder aufgegriffen.
Auf diese Fragen konzentrieren sich in den letzten Jahrzehnten Forschung und Praxis der Positiven Psychologie. Was macht Menschen zufriedener und glücklich? Wie kann eine positiv-optimistische Grundhaltung erlangt und beibehalten werden? Wie können die Bedingungen und Wechselwirkungen der Zusammenarbeit in Berufs- und Privatleben für alle optimal gestaltet werden? Sie gilt als junge Disziplin der Psychologie und ist eng mit dem Namen Martin Seligman und seinen Arbeiten und Veröffentlichungen ab 1998 verknüpft. Seligman wurde durch sein Modell der «erlernten Hilflosigkeit» bekannt, das heute noch weltweit als Grundlage in der Depressionsbehandlung genutzt wird. Als Professor für Psychologie an der University of Pennsylvania, USA, erarbeitete er zusammen mit anderen Forschern ein Konzept, das als «positives Gegenmodell» zur klinischen Psychologie verstanden werden kann.
Die Ergebnisse der Forschung konzentrieren sich nicht auf das, was bei der mentalen Entwicklung des Menschen falsch laufen kann. Das von Martin Seligman entwickelte Modell zeigt, was ein gutes, erfülltes und damit glückliches Leben ausmacht. Wenn der einzelne Mensch die hilfreichen Erkenntnisse und Auswirkungen der Positiven Psychologie für sich entdeckt hat, kann das eine bedeutende Rolle im gesamten Denken und Handeln spielen und im privaten wie im beruflichen Leben eine gewünschte Verbesserung bringen.
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Die 5 Säulen des PERMA-Modells
Jedes der 5 Elemente vom PERMA-Modell steht für sich selbst, ist also unabhängig von den anderen Pfeilern.
- Positive Emotionen sind wichtig für unser Wohlbefinden.
 - Wir alle brauchen jemanden.
 - Wenn wir Zeit für etwas aufwenden, das grösser ist als wir selbst, wachsen wir über uns hinaus.
 - Jeder braucht Erfolge.
 - Als Basis der 5 Dimensionen steht der Einsatz der eigenen Charakterstärken.
 
Wahrhaftes Wohlbefinden basiert auf fünf Säulen: positive Emotionen spüren, sich für etwas engagieren, V erbundensein mit anderen Menschen, Sinn in unserem Tun finden und merken, dass wir etwas bewegen können.
In der englischen Version ergeben die Anfangsbuchstaben dieser fünf Säulen ein gutes Merkwort: PERMA. PERMA steht für Positive Emotionen, Engagement, Relationships (Beziehungen), Meaning (Sinn) und Achievement (Zielerreichung). Diese fünf Begriffe können als Säulen gesehen werden, auf denen das persönliche Wohlbefinden und die eigene Zufriedenheit aufbaut.
1. Säule: Positive Emotionen
Positive Emotionen zu haben und mehr positive als negative Emotionen zu erleben, ist wesentlich für das Wohlbefinden jedes Menschen. Wenn man ein erfülltes Leben führen möchte, sollte man einen bewussten Umgang mit negativen Gefühlen wählen, sowie sich bewusst für positive Gefühle entscheiden. Negative Gefühle kommen dabei meist ganz von allein, für positive muss man etwas mehr tun.
Barbara Fredrickson beschreibt in ihrem Buch „Die Macht der positiven Gefühle“ zehn positive Emotionen, die einen besonders positiven Effekt auf Glück und Wohlbefinden haben: Freude, Dankbarkeit, Heiterkeit, Interesse, Hoffnung, Stolz (Wertschätzung), Inspiration, Spaß, Ehrfurcht und Liebe. Häufig kommen einige dieser Gefühle zu kurz im Leben. Deshalb ist es wichtig diese Emotionen deutlich zu spüren.
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Wenn es Dir gelingt, regelmässig positive Gefühle zu erlangen, wirst Du Dein Potenzial stärker entfalten und in Dein Leben einbringen können. Du fühlst Dich mit anderen mehr verbunden und in den sozialen Netzwerken eingebunden. Klingt wie ein Versprechen, das schwer zu halten ist. Nun, es bleibt zu versuchen, wie es ist, wenn Du Deinen Fokus immer mehr auf Deine Stärken und positiven Eigenschaften und Erfahrungen setzt. Du kannst, wie alle anderen auch, immer wieder neu lernen zu wachsen und Deine Fähigkeiten erweitern.
Es geht nicht darum, alles rosarot und positiv zu sehen und immer nur positive Emotionen zu empfinden. Es geht auch darum, angesichts von Herausforderungen und grossen Schwierigkeiten positiv zu bleiben und Zufriedenheit zu erfahren. Positive Emotionen können kultiviert oder erlernt werden, um das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Frag dich doch mal, wann Du diese positiven Emotionen erlebt hast und wie stark Du Dich daran erinnern kannst. Wie oft lädst Du diese Erinnerungen in Dein Leben ein?
2. Säule: Engagement
Menschen werden zufriedener und können aufblühen, wenn sie ihre Stärken ausleben, sich für etwas Großes engagieren und in diesen Aktivitäten aufgehen. Flow-Erleben, also dem Gefühl eines Schaffensrausches: Flow bezeichnet man als eine optimale Erfahrung, in welcher eine Person völlig in ihrer ausgeführten Tätigkeit aufgeht. Dabei ist die Aufmerksamkeit vollkommen auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtet. Innere Motivation, Desinteresse an äußerer Belohnungen und selbstzweckhafte und freie Handlungen sind entscheidende Charakteristika des Flows.
Ein weiteres Merkmal der Flow-Erfahrung liegt in der Qualität der Herausforderungen bzw. Handlungsmöglichkeiten. Die individuellen Fähigkeiten werden beansprucht, ohne dass dabei eine Überforderung stattfindet. Dabei sind die jeweiligen Handlungsziele klar und es erfolgt ein unmittelbares Feedback zu erreichten Fortschritten.
Das Konzept des Engagements ist mächtig. Eine wesentliche Voraussetzung für Flow ist, dass Herausforderung und Fähigkeiten gut aufeinander abgestimmt sind. Die Aufgabe soll schwierig genug sein, um einen Reiz auszuüben, und leicht genug, damit Teilerfolge erzielt werden können, die die Motivation aufrechterhalten. Flow stellt sich dann ein, wenn wir unsere Stärken und Talente leben, also das, worüber wir über viel Kompetenz verfügen. Wann hast Du zum letzten Mal an Aktivitäten teilgenommen, die Du wirklich liebst und bei denen Du die Zeit vergisst, wenn Du damit beschäftigt bist? Bist Du bereit, im Moment zu leben, auch bei täglichen Aktivitäten oder alltäglichen Aufgaben?
3. Säule: Soziale Beziehungen
Das Streben nach sozialer Zugehörigkeit ist eines von drei psychischen Grundbedürfnissen des Menschen. Zwei weitere Grundbedürfnisse sind Eigenständigkeit und Kompetenzerleben. Diese Grundbedürfnisse sind angeboren, lebenswichtig und universell. Für das Streben nach sozialen Beziehungen folgt daraus, dass Menschen Ziele anstreben, welchen das Bedürfnis nach sozialem Anschluss bzw. sozialer Anerkennung zugrunde liegt.
Die Abwesenheit sozialer Bindungen weist eine starke Verbindung zum Unglücklichsein, Depression und anderen Formen von Leid auf. Ein hohes Maß an subjektivem Wohlbefinden oder Glücksempfinden ist mit sozialer Integration verbunden.
Authentische soziale Verbindungen sind grundlegend für ein sinnvolles, glückliches Leben. Wir Menschen sind soziale Wesen, wir wollen und müssen «dazugehören» und brauchen den Austausch mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder der Familie. Sinnvolle Verbindungen zu finden mit Menschen, auf die man sich verlassen kann und die einem das Gefühl geben, nicht allein zu sein, löst grosse Zufriedenheit aus. Diese Beziehungen zu pflegen und gemeinsame Aufgaben zu lösen, lässt Freude erleben. Ist Dir bewusst, welche Menschen Dir guttun, und kannst Du dankbar dafür sein? Auf wen in Deinem Umfeld kannst Du Dich hundertprozentig verlassen? Wer unterstützt Dich bei Deinen Vorhaben und gibt Dir Energie und wer raubt sie Dir?
4. Säule: Sinn-Erleben
„Können wir unsere Stärken zu einem höheren Zweck einsetzen, in dem wir Sinnhaftigkeit erkennen und erleben, ist das ein weiterer großer Schritt in Richtung erfülltem Leben.“ - Martin Seligman
Die Sinnerfüllung ist, was schon die griechischen Philosophen der Antike diskutierten und als Erlangung der Glückseligkeit bezeichneten und ist äußerst wichtig für das individuelle Glück. Bei dieser Säule geht es darum, dass es für jede Person essentiell wichtig ist, den Sinn des Lebens zu finden.
Es geht dabei um die Frage, den eigenen Lebenssinn zu finden. Eine Sinnhaftigkeit, die über die jeweiligen individuellen Ziele hinausgeht. Es gibt nicht „den Sinn an sich“. Die Suche nach der Sinnhaftigkeit ist eine Suche, die immer wieder neu erlebt wird. Was ist es, worauf Du Dein Leben ausrichtest? Was gibt Dir so viel, dass Du sagen kannst, dafür lebe ich? Wie bringst Du diese Sinnhaftigkeit in Dein privates und berufliches Leben mit ein?
5. Säule: Zielerreichung und Leistung
Leistung ist zuletzt ein Element des Wohlbefindens und betrifft die Freude an Fähigkeiten und Erfolgen. Etwas zu schaffen, das über den Tod hinaus anhält und Spuren hinterlässt, das ist die Kernessenz dieser Säule. Um das zu erreichen, benötigt man explizite Ziele im Leben, die man zu erreichen sucht.
Eng verbunden mit der Leistung und den eigenen Zielen ist das Gefühl etwas zum Positiven verändern zu können, also dem Glauben an die eigene positive Handlungsfähigkeit. Zielerreichung führt über ein gesteigertes Selbstwertgefühl ebenfalls zu mehr Zufriedenheit, einem gesteigerten Wohlbefinden und einem höheren Glücksgefühl.
Im Leben Ziele zu haben, ist eng mit der Idee der Sinnhaftigkeit verknüpft. Ziele zu verfolgen, die einem selbst sinnvoll erscheinen, trägt automatisch zum Wohlbefinden und zu einem erfüllten Leben bei. Ein Erfolgserlebnis ist das Ergebnis des Hinarbeitens auf Ziele und Erreichens von Zielen. Leistung beinhaltet die Konzepte der Beharrlichkeit und der Leidenschaft, die Ziele zu erreichen, die einem wichtig sind. Wie steht es denn um Deine Ziele? Kennst du Deine wichtigen Ziele im Leben? Machen Dich die Ziele, auf die Du im Moment hinarbeitest, wirklich glücklich? Bist Du sicher, dass es Deine eigenen Ziele sind und nicht die, um den Erwartungen von anderen zu genügen? Sind Deine Ziele smart formuliert (spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und terminiert)? Reflektierst Du Deine vergangenen Erfolge?
Positive Führung und Unternehmenskultur
Positive Führung stärkt die Mitarbeitenden. Das ist zentral, denn der Erfolg einer Organisation ist eng verbunden mit der Arbeitszufriedenheit der Angestellten. Das «klassische Führen», das oft darauf ausgelegt war, Defizite zu reduzieren, entspricht nicht mehr den Erwartungen der Arbeitnehmenden. Sie wollen sich wohlfühlen und Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit finden. Dabei sollten ihre persönlichen Ziele im Einklang mit ihrer Beschäftigung stehen.
Betriebliche Kennzahlen sind wichtig, aber wenn der Fokus nur darauf liegt, ist es für das Engagement der Mitarbeitenden nicht förderlich. Der Schwerpunkt von positiver Führung liegt auf den Stärken der Mitarbeitenden. Zufriedene Mitarbeitende leisten mehr. Positive Leadership schafft eine positive Unternehmenskultur.
Positive Interventionen
Interventionen der Positiven Psychologie scheinen einfach, alltagstauglich und wirksam zu sein. Sie fördern und stärken Führungskräfte, Mitarbeitende oder KlientInnen gleichermassen und bedeuten für die Organisation eine Win-Win-Situation. Positive Interventionen sind zukunfts- und lösungsorientiert. Sie fokussieren, aktivieren positive somatische Marker, ermöglichen eine kognitive Umstrukturierung und geben Sicherheit, Rückhalt und Sinn.
Die momentane Situation kann vielen von uns zu schaffen machen, Krisen oder Verunsicherung auslösen. Gerne unterstütze ich Sie und/oder Ihr Unternehmen dabei, mit Ihren offenen Fragen umzugehen und mit einem positiven Mindset in die Zukunft zu gehen. Meine Beratungen biete ich auch per Skype, Zoom oder Telefon an.
Die Rolle der Selbstwirksamkeit
Die vielen Ratgeber, die positives Denken postulieren, verfügen über keine wissenschaftliche Basis und setzen darauf, dass es wirkt, wen man daran glaubt. Die Positive Psychologie ist ein Gebiet der akademischen Psychologie und die Theorien, Modelle und Interventionen werden mit wissenschaftlichen Methoden entwickelt und beurteilt. So blendet Positive Psychologie auch nicht das Negative einfach aus. Unsicherheiten in Form von komplexen, ungewissen oder widersprüchlichen Situationen haben grossen Einfluss auf die Menschen. Gerade in der Zeit des Stellenverlustes und der Stellensuche kann das Gefühl von Unsicherheit entstehen. Jeder Mensch hat seine eigenen Strategien, in unsicheren Situationen Schutzmechanismen zu entwickeln, um Unsicherheit zu vermeiden oder zu reduzieren. Wir arbeiten mit den Menschen an der Frage, wie sie den Unsicherheiten begegnen und was sie an weiteren hilfreichen Strategien schon erprobt haben oder erproben möchten. Wir erarbeiten die Aspekte der Selbstwirksamkeit.
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung und das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten. Wir stützen in der Arbeit mit unseren Kundinnen und Kunden einen reflektierten Umgang mit sich selbst. Mit dem Kennen der eigenen Stärken, Ressourcen und Grenzen sowie dem Lernen aus Erfolgen stärkt jede einzelne Person ihre Selbstwirksamkeit. Damit Menschen aufblühen und sich stärken, helfen die fünf Elemente des PERMA-Modells und die Ansätze der Positiven Psychologie. Alle diese Aspekte gelten auch für uns im Team und für alle, die in Kadertraining mitarbeiten.
Positive Psychologie im Arbeitsumfeld
Optimistisch bleiben, sich der eigenen Stärken bewusst sein und Sinn bei der Arbeit verspüren: Diese Ansätze der Positiven Psychologie gelten während der Covid-19-Pandemie mehr denn je. Doch auch in weniger stürmischen Zeiten macht die Positive Psychologie das Arbeitsumfeld von Mitarbeitenden lebenswerter, konstatieren Fabian Gander und Lisa Wagner vom Psychologischen Institut der Universität Zürich und Alexander Hunziker von der Berner Fachhochschule. «Nebst dem Aspekt, dass es angenehmer ist, mit motivierten Mitarbeitenden zu arbeiten, wirkt sich die Zufriedenheit auf objektiv Messbares wie eine gesteigerte Produktivität oder einen Rückgang der Absenzen aus», sagt Gander.
Um das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern, brauchen Führungskräfte zunächst fundiertes Wissen. Für Lisa Wagner von der Universität Zürich bedeutet das beispielsweise, «die individuellen Charakterstärken der Mitarbeitenden zu identifizieren und ihnen zu ermöglichen, diese bei der Arbeit gezielt einzusetzen». Dazu können Unternehmen Stärkentests nutzen. Etwa jenen des Psychologischen Instituts der Universität Zürich, der auf wissenschaftlichen Befunden basiert und als Online-Trainingsprogramm zur Verfügung steht.
«Damit Mitarbeitende ihre Stärken öfter einsetzen können, braucht es meist nur kleine Veränderungen des Aufgabenspektrums», sagt Corinna Peifer. Orientierungshilfe bei der Umsetzung der Positiven Psychologie im Unternehmen bietet auch das PERMA-Modell mit fünf Säulen des Psychologen Martin E. P. Seligman (siehe Kasten). Die Wissenschaftlerin Corinna Peifer von der Ruhr-Universität Bochum forscht insbesondere zur Säule «Engagement und Flow-Erleben», die sich unter anderem am Arbeitsplatz nachweislich positiv auf das Glücksempfinden auswirkt.
Mitarbeitende können sich gemäss Fabian Gander von der Universität Zürich auch positiv entwickeln, wenn sie von ihren Vorgesetzten die Erlaubnis erhalten, ihre Arbeit flexibel zu gestalten und zu verändern. «Ist jemand beispielsweise ein Morgenmensch, sollte er seine Arbeit dahingehend planen können. Bei der Positiven Psychologie können Führungskräfte zudem auf Teamebene ansetzen. «Das heisst, mit gezielten Dankbarkeits- und Freundlichkeits-Interventionen die Beziehungen untereinander verbessern», erklärt Wagner. Für Corinna Peifer tragen ferner eine gelebte Feedback- und Fehlerkultur oder gemeinsame Rituale und Aktivitäten wie das Feiern von Erfolgen oder ein Teamausflug zum Aufbau positiver Beziehungen bei.
Doch nicht alle Mitarbeitenden lassen sich von der positiven Art ihrer Vorgesetzten mitreissen. «Pessimisten gibt es immer. Die Frage ist, ob sich diese verändern lassen und sie ihre negativen Erwartungen ablegen können», sagen Wagner und Gander. Wobei ein Optimist, der alles durch die rosa Brille betrachte, genauso wenig hilfreich sei. «Pessimismus ist in Massen etwas Nützliches. Er hilft uns, vorausschauend zu handeln und dadurch mögliche negative Konsequenzen zu verhindern», sagt Corinna Peifer. Dennoch sei die richtige Balance wichtig. Ein gesundes Mass an Optimismus fördere die Motivation.
Positiv eingestellte Führungskräfte können mit ihrem Team gemeinsam sinnvolle und erreichbare Ziele erarbeiten. Die Analyse, was zu früheren Erfolgen beigetragen habe und wie diese Erkenntnisse künftig genutzt werden können, ist für Gander und Wagner dabei hilfreich. «Steht eine herausfordernde Situation an, kann sich das Team das schlimmstmögliche und bestmögliche Ergebnis vorstellen.» Danach sei abzuwägen, was wahrscheinlich geschehen werde, und dafür ein konkretes Szenario zu entwickeln.
Um Positivität im Unternehmen zu fördern, sind nicht immer optimale Bedingungen erforderlich. «Manche Menschen blühen unter prekären Bedingungen geradezu auf», weiss Alexander Hunziker. Deshalb müsse niemand darauf warten, bis ein Vorgesetzter einen Kurs in Positive Leadership besucht habe.
PERMA-Modell im Detail
Das PERMA-Modell nach Martin E. P.:
- Positive Emotionen: Wie können im Arbeitsalltag häufiger positive Emotionen erlebt werden?
 - Engagement und Flow-Erleben: Wie können Mitarbeitende ihre eigenen Charakterstärken einsetzen?
 - Positive Beziehungen: Wie kann gezielt Wertschätzung ausgedrückt werden?
 - Ziele erreichen: Was hat zu früheren Erfolgen beigetragen?
 
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