Was ist Liebe? Liebe ist eine psychische Haltung, die mit Gefühlen einhergeht und unsere Wünsche und unser Handeln beeinflusst. Sie ist zunächst einmal eine Relation zwischen einem Subjekt und einem Objekt, typischerweise zwischen zwei Personen. Barack liebt Michelle, Cynthia liebt Christine, Werther liebt Lotte, Scarlett liebt Ashley. Liebe kann, muss aber nicht wechselseitig sein: Michelle liebt Barack, Lotte jedoch liebt Werther nicht. Zu lieben kann, muss aber nicht glücklich machen: Cynthia ist glücklich, Werther ist es nicht. Liebe kann lange anhalten, aber auch abhanden kommen: Scarlett merkt irgendwann, dass sie nicht mehr Ashley, sondern längst Rhett Butler liebt. Liebe wandelt sich und kann wachsen, wenn Subjekt und Objekt sich verändern: Barack, der Präsident, liebt Michelle auf andere Weise als Barack, der Student, und er hat sie noch nie so sehr geliebt wie heute.
Obschon es sich bei der Liebe gewissermassen um ein universelles Phänomen handelt, das Menschen wohl seit Anbeginn der Zeit verspüren, sind sich viele Philosophen darin einig, dass das Konzept der Liebe als romantisches, sexuelles oder zwischenmenschliches Phänomen relativ jungen Datums ist. Denn erst im ausgehenden 18. Jahrhundert entstand die Vorstellung von der romantischen Liebe als einem Ideal, das auf Gegenseitigkeit, Leidenschaft und freier Partnerwahl beruht.
Philosophische Theorien der Liebe
Die philosophischen Theorien befassen sich mit Liebe daher auch aus verschiedenen Perspektiven. So lässt sich einerseits Liebe als Emotion beschreiben und als evaluative und motivationale Antwort auf ein Objekt. Das bedeutet, dass Liebe als Wertschätzung einer Person für ihre spezifischen Qualitäten verstanden werden kann. Andererseits kann Liebe aber auch als Wille, Vereinigung oder Wert gedeutet werden. Die Variante der Vereinigung, welche sich auf Aristoteles zurückführen lässt, besagt, dass Liebe im Bedürfnis besteht, eine Vereinigung zu einem «Wir» einzugehen.
Einige Philosoph(innen) erklären diese Vereinigung mit den deckungsgleichen Interessen, Sorgen oder Angelegenheiten der Partner. Doch bleiben dann nicht der Respekt und die Wertschätzung der Eigenständigkeit des Einzelnen auf der Strecke? Oder fördert ein «Wir» die Individualität des Einzelnen eher? Aber auch der Aspekt, sich um seine oder seinen Geliebten kümmern zu wollen, kann als Erklärung für die Frage, was Liebe ist, angebracht werden. Dagegen lässt sich jedoch argumentieren, dass dieser «Wille» die Konsequenz von Liebe darstellt und sich daher nicht als Erklärung eignet. Dass Liebe etwas mit Gründen und Werten zu tun hat, lässt sich jedoch kaum bestreiten. Schliesslich würden wir alle behaupten, dass wir jemanden aus gewissen Gründen lieben.
Romantische Übertreibung?
Wenn Liebe jedoch «gerechtfertigt» sein kann, zwingt sich die Frage der Ersetzbarkeit der geliebten Person auf: Würde jemand genau über dieselben Eigenschaften verfügen, müsste die Liebe auch dieser Person gegenüber empfunden werden und untereinander wären die zwei Personen somit austauschbar. Eine mögliche Antwort wäre folgende: Was wichtig ist an der geliebten Person, sind auch die gemeinsamen Erlebnisse, also die zeitlich-relationale Komponente der Beziehung zwischen zwei Personen. Hierbei wird wiederum auch der höchst persönliche Aspekt der Liebe zwischen zwei Personen hervorgehoben. Oder ist das nur eine - zwar sehr romantische - Übertreibung? So ganz unabhängig von Werten ist Liebe auch nicht: Nur weil Maria Mark in der Vergangenheit geliebt hat, heisst das nicht, dass sie ihn mit Sicherheit auch in Zukunft lieben wird.
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Emotionen und Gefühle
Emotionen und Gefühle werden im Sprachgebrauch oft synonym verwendet. Doch was ist der Unterschied? Emotionen sind erstmals unbewusste Prozesse. Das Wort Emotion stammt dem lateinischen Wort «emovere» und bedeutet herausbewegen, empor wühlen oder in Bewegung setzen. Genau das geschieht bei einer Emotion. Irgendein Ereignis wühlt in uns etwas auf und löst bei uns eine Emotion aus. Auch wenn dieser Prozess erst einmal unbewusst abläuft, hat er doch Auswirkungen auf drei verschiedenen Ebenen.
- Biologischer Aspekt: Die Emotion löst auf der biologischen Ebene eine körperliche Reaktion aus. Nehmen wir die Emotion «Angst». Wenn die Emotion Angst ausgelöst wird, dann verengen sich die Blutgefässe, oder der Pulsschlag wird schneller.
- Psychologischer Aspekt: Auch unsere Psyche reagiert auf jede Emotion. Es geschieht eine Veränderung auf kognitiver Ebene.
- Sozialer Aspekt: Jede Emotion zeigt sich zusätzlich durch eine körpersprachliche Reaktion. Denn durch Mimik und Körpersprache kommunizieren wir bewusst oder unbewusst mit unserem sozialen Umfeld. Es kann sein, dass du z.B. vor Schreck kreideweiss wirst und dein Gegenüber darauf reagiert und dich fragt, ob es dir gut geht oder ob du etwas brauchst.
Emotionen sind also nichts anderes als unser Rohmaterial für Gefühle und haben ihren Ursprung in der unmittelbaren Reaktion des Nervensystems. Anders ausgedrückt, sind Emotionen Signale, die blitzschnell und intuitiv durch irgendwelche Erfahrungen ausgelöst werden.
Basisemotionen
Dr. Paul Ekman, ein US-amerikanischer Psychologe konnte nachweisen, dass die sieben Basisemotionen, wie Freude, Trauer/Traurigkeit, Überraschung, Wut/Ärger, Ekel, Angst/Furcht und Verachtung im Gesicht erkennbar sind.
Dirk W. Eilert geht davon aus, dass zwölf Emotionen besonders wichtig sind und auch in Bezug auf Resilienz eine tragende Rolle spielen. Im Buch, «Die Kraft unserer Emotionen», von Ruben Langwara & Dirk W. Eilert wird die ganze Sammlung von Primäremotionen als Team dargestellt. Sobald alle Spieler beteiligt sind und zum Einsatz kommen, kann die Mannschaft ihr ganzes Potenzial voll ausschöpfen. In Bezug auf Emotionen ist es ähnlich. Jede ist wichtig und wir tun gut daran, wenn wir das ganze Spektrum nutzen. Denn jede Emotion hat eine andere Funktion und einen unterschiedlichen Nutzen.
| Emotion | Funktion/Nutzen |
|---|---|
| Freude | ... |
| Trauer | ... |
| Überraschung | Neutrale Emotion |
| Stolz | Trainer an der Seitenlinie |
| Wut | ... |
| Ekel | ... |
| Angst/Furcht | ... |
| Verachtung | ... |
Ein Gefühl bezeichnet das bewusste Erleben, das mit dem Körperempfinden der Emotion in Verbindung steht. Nachdem die Emotion erstmal unbewusst ist, kommt sie später in unser Bewusstsein und wird zu einem Gefühl.
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In meiner Arbeit als Life Coach und Supervisorin fällt mir auf, dass Emotionen und Gefühle für viele Menschen sehr herausfordernd sind. Sie möchten keine unangenehmen Emotionen und Gefühle und versuchen, sie zu ignorieren, zu bagatellisieren oder zu unterdrücken. Das funktioniert jedoch nicht. Denn wenn sie uns bewusst sind und das Gefühl benannt werden kann, dann erkennen wir, dass sie uns immer auf etwas hinweisen wollen. Sie können dann wie eine Brücke sein, die uns hinüberführt, von dem, was ist, hin zu dem, was wir uns wünschen.
Emotionen und Gefühle spielen auch bei unseren Entscheidungen eine ganz zentrale, wichtige Rolle.
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