Autismus: Kinder beim Sprechen lernen unterstützen

Menschen aus dem Autismus-Spektrum verarbeiten Sinneseindrücke anders als neurotypische Menschen. Viele sind unterempfindlich oder überempfindlich auf Lärm, Licht oder Gerüche. Dies löst Angst, Schmerz und weitere unangenehme Gefühle aus.

Sensorische Überlastung und ihre Auswirkungen

Bei einer Überdeckung der Reize, die sie nicht beeinflussen können, kann es zu totalen Ausrastern kommen, in denen die Betroffenen hysterisch herumschreien oder sich selber schlagen. Im Fall der Überforderung kann sich dieser Zustand auch zu einem «Shutdown» (= Abschalten) entwickeln. Ein Shutdown ist ein völliger Rückzug, bei dem die Person nicht mehr ansprechbar ist. Ein Anfassen der autistischen Person sollte unbedingt vermieden werden.

Die Prävention besteht darin, die Reize zu unterbrechen oder möglichst zu vermeiden, da die sozialen Anforderungen zusätzlich stressen. Schon kleine Veränderungen können hilfreich sein. Zum Beispiel:

  • Fenster bei Strassenlärm schliessen
  • Einen möglichst reizarmen Sitzplatz einplanen
  • Sicherstellen, dass sie rechtzeitig die Möglichkeit zum Rückzug haben

Umgang mit sensorischen Empfindlichkeiten

Schon kleine Veränderungen können hilfreich sein, um sensorischen Reizen entgegenzuwirken:

  • Licht: Dämpfen Sie grelles Licht oder verwenden Sie Sonnenbrillen.
  • Geräusche: Stellen Sie Ohrstöpsel und Kopfhörer zur Verfügung. Kündigen Sie laute und überfüllte Plätze vorher an.
  • Gerüche: Vermeiden Sie stark riechendes Essen und intensive Gerüche.
  • Geschmack und Texturen: Bieten Sie milde gewürzte Speisen an und entfernen Sie Etiketten von Kleidungsstücken.
  • Berührungen: Kündigen Sie Berührungen vorher an und gehen Sie immer von vorne auf die Person zu.
  • Gleichgewicht: Führen Sie Aktivitäten aus, welche den Gleichgewichtssinn fördern, wie Schaukelstühle oder Hängematten.

Kommunikation und Interaktion fördern

Auffällige Sprache und Kommunikation gehört zur typischen Kernsymptomatik bei Menschen mit Autismus. Die Probleme in der Kommunikation gehen mit Schwierigkeiten im sozialen Bereich einher.

Die ersten Lebensjahre mit einem Kind sind intensiv. Eltern und Kinder müssen sich aneinander gewöhnen und allmählich eine Beziehung aufbauen. Aufgrund der Schwierigkeiten, die Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in der Kommunikation und sozialen Interaktion bekunden, ist es für Familien mit einem betroffenen Kind eine grosse Herausforderung, ihre Kinder durch die formativen Jahre zu begleiten.

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Strategien zur Förderung der Kommunikation

  • Blickkontakt: Animieren Sie zum Blickkontakt und antworten Sie mit Freundlichkeit.
  • Bedürfnisse erkennen: Beobachten Sie das Kind gut und merken Sie sich, was es haben oder tun möchte.
  • Kommunikation verstärken: Nutzen Sie Gebärden, Bilder oder Worte, um die Kommunikation lustvoll und nützlich zu gestalten.
  • Fragen stellen: Bringen Sie Kindern mit ASS gezielt bei, sinnvolle Fragen zu stellen.

Bewährte Therapieansätze und Fördermassnahmen

Im Verlauf der letzten 20 Jahre hat sich weltweit einiges im Bereich der Förderung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) getan. So gibt es mittlerweile ein recht grosses Angebot an geeigneten und weniger geeigneten Therapien und Fördermassnahmen für Menschen mit ASS.

Autismus deutsche schweiz unterstützt und fördert die in diesem Beitrag aufgelisteten Methoden und möchte mit der nachfolgenden Übersicht den Entscheidungsprozess der Eltern unterstützen und helfen, die für sie geeignete Methode zu wählen.

Übersicht über Therapieansätze

Hier ist eine Tabelle, die einige der bewährten Therapieansätze und Fördermassnahmen zusammenfasst:

TherapieansatzBeschreibung
ABA (Applied Behavioral Analysis)Verhaltenstherapie, die erwünschtes Verhalten aufbaut und unerwünschtes Verhalten abbaut.
TEACCH (Treatment and Education for Autistic and related Communication handicapped Children)Strukturierungsmethode, die selbständiges Arbeiten und Lernen erleichtert.
RDI, FIAS, DIR, PLAYSpieltherapeutische Konzepte, die die Beziehungsebene betonen.
PECS (The Picture Exchange Communication System)Alternatives Kommunikationssystem mit Bildern.
FC (Facilitated Communication)Gestützte Kommunikation, bei der physische, emotionale und verbale Stütze gegeben wird.
Biomedizinische AnsätzeBehandlung von Umweltfaktoren wie Schwermetallbelastungen.

Heilpädagogische Früherziehung

Heilpädagogische Früherziehung (HFE) richtet sich an Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten und an Kinder, deren Entwicklung gefährdet ist. Mögliche Auffälligkeiten können sich in der geistigen, sprachlichen, motorischen, emotionalen, sozialen und in der Wahrnehmungsentwicklung zeigen. Heilpädagogische Früherziehung bietet diesen Kindern ab Geburt bis spätestens zwei Jahre nach Schuleintritt Förderung, sowie deren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen Beratung und Begleitung an.

Aufgaben und Angebote der Heilpädagogischen Früherziehung im Kontext Autismus-Spektrum-Störung

Heilpädagogische Früherzieherinnen und Früherzieher kommen immer wieder mit Kindern in Kontakt, bei welchen ein Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung besteht oder welche Verhaltensweisen aus dem Autismus-Spektrum zeigen. In diesen Situationen ist es die Aufgabe der Fachperson, frühe Hinweise auf eine Autismus-Spektrum-Störung zu kennen und beobachten zu können.

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Neben dem allgemeinen Wissen zu Besonderheiten des Autismus-Spektrums erhält dabei die Anwendung von Screening-Instrumenten wie dem M-Chat, dem VSK oder dem EEFA durch die Fachpersonen eine besondere Bedeutung. Das Ziel soll dabei eine klarere Einschätzung der Situation sein, auf deren Basis in Absprache mit den Eltern die weitere Abklärung an einer Autismus-Fachstelle eingeleitet werden kann.

Unterstützte Kommunikation (UK)

Unterstützte Kommunikation (UK) ermöglicht es Menschen mit wenig oder keiner verbaler Sprache, sich mitteilen zu können. Ziel ist es, die kommunikative Situation zu verbessern. UK hilft dabei, Bedürfnisse auszudrücken, Informationen zu teilen, soziale Nähe herzustellen und an sozialen Routinen teilzunehmen.

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