Die psychologische Online-Partnervermittlung www.gleichklang.de führte eine Befragung unter 500 weiblichen und 500 männlichen Mitgliedern im Alter von 18 bis 86 Jahren durch, um herauszufinden, ob die Körpergrösse bei der Partnersuche ein zentraler Faktor ist.
Körpergrösse und Partnersuche
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen interessante Tendenzen:
- 70 Prozent der Frauen gaben an, dass der Partner grösser sein sollte.
 - 39 Prozent der Männer gaben an, dass die Partnerin kleiner sein sollte.
 - Nur 1 Prozent der Männer suchte eine grössere Partnerin.
 
Allerdings ist die Aussage, dass Frauen grosse Partner und Männer kleine Beziehungspartner suchten, zu einfach. Viele können von der Körpergrösse bei der Partnersuche absehen.
Fast die Hälfte der Männer (42 Prozent), die eher eine kleinere Partnerin suchten, bejahten die Aussage: «Eigentlich ist die Körpergrösse nicht wichtig, aber ich habe Angst, von einer grösseren Frau abgelehnt zu werden.» Demgegenüber wurde bei den Frauen die entsprechende Frage («Eigentlich ist die Körpergrösse nicht wichtig, aber ich habe Angst, von einem kleineren Mann abgelehnt zu werden.») von nur gut jeder vierten Frau bejaht.
Der am häufigsten genannte Grund bei Frauen für den Wunsch nach einem grösseren Partner war ein Gefühl der Geborgenheit (53 Prozent). Die Bereitschaft, von der Körpergrösse abzusehen, sei besonders hoch bei Menschen, die ihre Partnersuche vorwiegend auf die Übereinstimmung in tiefgründigen Merkmalen wie moralischen Werten begründeten.
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Im Grunde legten Männer nach den Ergebnissen der Umfrage sogar kaum echten Wert auf die Körpergrösse. Frauen zeigten eine signifikant stärkere geschlechtstypische Suche bei der Partnersuche.
Interessanterweise suchten 10 Prozent der homosexuellen Männer nach einem kleineren Mann und 19 Prozent nach einem grösseren Mann. Hier gebe es keine geschlechtstypischen Erwartungen, weil gleiche Geschlechter aufeinanderträfen. Ergebnis sei, dass die Körpergrössen-Präferenz im gleichgeschlechtlichen Bereich stark an Bedeutung verliere.
Gebauer erklärt dies damit, dass im gleichgeschlechtlichen Bereich Menschen einfach öfter die Erfahrung mit abwechselnden Konstellationen mit einem grösseren oder einem kleineren Beziehungspartner machten. So werde es direkt erlebt, dass Geborgenheit und andere Gefühle ebenso mit einem grösseren wie mit einem kleineren Beziehungspartner möglich seien. Gleichzeitig entfalle die Angst vor Zurückweisung.
Das Festhalten an einem geschlechtstypischen Suchmuster entspreche letztlich Vorurteilen oder sogar einem oftmals biologistisch hergeleiteten Aberglauben.
Führung und soziale Kompetenzen
Wirtschaftspsychologe Uwe P. Kanning zieht zur Beantwortung dieser Frage eine Studie der niederländischen Wissenschaftlerin Hetty van Emmerik heran, ob Frauen empathischer und fürsorglicher als Männer führen.
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In der Studie wurden über 60‘000 Mitarbeitende zum Führungsverhalten ihres Vorgesetzten befragt, wobei zwischen zwei grundlegenden Führungsstilen unterschieden wurde; dem mitarbeiterorientierten und dem aufgabenorientierten. Eine mitarbeiterorientierte Führungskraft legt Wert auf den Aufbau persönlicher Beziehungen mit ihren Mitarbeitenden. Sie bezieht diese bei Entscheidungen mit ein oder erklärt zumindest ihre Überlegungen; und sie setzt Mitarbeitende nicht nur nach betrieblicher Notwendigkeit ein, sondern versucht auch, deren Interessen und Entwicklungswünsche zu berücksichtigen.
Im Gegensatz dazu pflegt eine aufgabenorientierte Führungskraft eine sehr sachlich-nüchterne Beziehung zu ihren Mitarbeitenden. Im Fokus stehen Ziele, die erreicht werden sollen, und darauf richten sich sämtliche Führungsaktivitäten aus.
Tatsächlich: In der Studie wiesen die weiblichen Führungskräfte eine höhere Mitarbeiterorientierung auf als ihre männlichen Kollegen. Die weiblichen Führungskräfte lagen auch bei der Aufgabenorientierung höher.
Der einzige signifikante Effekt liess sich bei der Einschätzung durch die Vorgesetzten finden. Diese stufen das Führungsverhalten weiblicher Führungskräfte als positiver ein als jenes der männlichen Führungskräfte.
Es gibt verschiedene Gründe dafür:
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- Führen hat viel mit sozialen Kompetenzen zu tun.
 - Frauen in Führungspositionen repräsentieren nicht die Gesamtheit aller Frauen.
 - Die Sozialisation trägt ebenfalls zur Ähnlichkeit von weiblichem und männlichem Führungsverhalten bei.
 
Mental Load
Oft sind es die Frauen, die den Alltag von Paaren und Familien organisieren - und damit einen Grossteil der mentalen Last tragen. Es ist der ständige Koordinationsstress im Alltag - das Daran-Denken, Planen, Organisieren und Terminieren von Aufgaben, bevor sie überhaupt anstehen. Dieser Stress wird in Partnerschaften oft übersehen und wenig wertgeschätzt.
Einerseits spielen Vorbilder in der Familie und der Gesellschaft eine Rolle. Anderseits wirken die stereotypen Rollenerwartungen, mit denen Mädchen aufwachsen und die durch Kleidung, Geschichten und Spielzeuge weitergegeben und vorgelebt werden.
«Mädchen werden von klein auf zur Care-Arbeit herangezogen und sind daher im Erwachsenenalter bereits sehr geübt, diese Tätigkeiten auszuführen», sagt Jo Lücke. Weil Frauen einen Wissensvorsprung und mehr Verantwortungsgefühl haben, verrichten sie mehr Sorgearbeit. Das nennt sich Gender-Care-Gap.
«Auch strukturelle Bedingungen fördern die ungleiche Verteilung», sagt Lücke. In diese Falle tappen selbst aufgeklärte Paare - spätestens, wenn sie Kinder bekommen. «Den Männern fehlt es meist nicht an Motivation - sondern an Kompetenz.»
Damaris Bickel, Psychotherapeutin, beobachtet immer wieder dieselben Dynamiken. Häufig ist die Frau unzufrieden und fühlt sich verletzt, weil sie zu Hause den grössten Teil des Mental Load trägt, dies aber nicht wertgeschätzt oder überhaupt wahrgenommen wird. Sie wirft ihrem Mann vor, er sei nicht motiviert - auch wenn er sich noch so sehr bemüht. Ihnen fehlten der Blick für die mentale Arbeit und die Übung darin.
Dieses Muster, diesen Teufelskreis müssen Paare erkennen. Es hilft nichts, sich in seine Opferposition zu verbeissen. «Verändern kann sich nur etwas, wenn beide Seiten die Position des anderen anerkennen und sich gegenseitig entgegenkommen», sagt Bickel.
Dabei müssen Frauen lernen, die Verantwortung abzugeben und darauf zu vertrauen, dass es der Mann zwar anders, aber dennoch gut macht. Und Männer müssen den Mut aufbringen, neue Aufgaben zu übernehmen - trotz fehlender Routine. «Es liegt an den Männern, proaktiv zu zeigen, dass sie willens und in der Lage sind, Sorgeverantwortung zu tragen und ihre Sache gut zu erledigen.»
Mental Load ist nicht nur auf das Paar- und Familienleben beschränkt, sondern auch fester Bestandteil im Arbeitsalltag oder in der Ausbildung. Wer im Privaten unter Mental Load leidet, ist anfälliger, diese Arbeit auch in anderen sozialen Konstellationen zu übernehmen. Solche Menschen gehen oft über ihre Grenzen hinaus und haben ein grösseres Risiko, ein Burn-out zu erleiden.
Deshalb ist es wichtig, sich des geleisteten Mental Load bewusst zu werden, sich mit dem Partner oder dem Arbeitsumfeld auszutauschen und den Stress schliesslich einzudämmen.
Strategien zur Bewältigung von Mental Load
- Ziel besprechen: Geht es darum, Mental Load abzugeben und gerechter aufzuteilen, oder braucht es einfach mehr Wertschätzung?
 - Aufgaben aufschreiben: In einem ersten Schritt können beide Seiten die geleistete Arbeit festhalten.
 - Verhandeln und festhalten: Wenn man erst mal alles schwarz auf weiss sieht, versteht man die Arbeit der anderen Person besser. Und hat eine Diskussionsgrundlage.
 - Geduld aufbringen: Veränderung braucht Zeit. Frauen müssen lernen, Verantwortung abzugeben, Männer müssen sich die neue Denkweise aneignen und einüben.
 
Stereotypen und Vorurteile
Eine Untersuchung von 2019 zeigt, dass Männer oft Führungspositionen einnehmen, ohne etwas Besonderes geleistet zu haben. Vielmehr sind sie dort, weil sie selbstbewusst sind.
Gemäss dem Forscher Tomas Chamorro wirken Männer oft überzeugend, ohne tatsächlich etwas zu können. Selbstbewusstsein wird also mit Können verwechselt.
Die Folgen: In Gruppen werden oft jene Personen als Anführer:innen gewählt, die aggressive, selbstbezogene und narzisstische Tendenzen aufweisen. Eigenschaften, die aufgrund deren Sozialisation, öfter bei Männern zu finden sind.
Chamorro folgert: Die Eigenschaften, die es Menschen ermöglichen, an die Spitze zu kommen, sind die gleichen Eigenschaften, die sie als Führungskraft scheitern lassen. Gemäss Chamorro braucht man als Führungskraft Bescheidenheit, Anpassungsfähigkeit und Teamfähigkeit.
Während man Männern Dinge zutraut, die sie gar nicht beherrschen, spricht man Frauen generell Kompetenz ab.
Um ernst genommen zu werden und um erfolgreich zu sein, müssen Frauen mehr leisten als Männer. Frauen müssen sich aber nicht nur mehr beweisen, sie müssen auch umgekehrt darauf achten, nicht «zu männlich» zu wirken.
Kelley Massoni und Joey Sprague haben in ihren Untersuchungen zu Gender-Erwartungen im Beruf herausgefunden, dass Frauen beruflich Sanktionen und Nachteile erfahren, wenn sie sich nicht «weiblich» genug verhalten. Konkret: Wenn sie nicht fürsorglich oder empathisch genug sind.
Sozialisationsprozesse laufen noch immer stereotyp ab: Mädchen werden häufiger dazu aufgefordert, zu gefallen oder sich um soziale Belange zu kümmern wie zum Beispiel um kleine Geschwister. Töchter werden eher verantwortlich gemacht für die Gefühlslagen anderer und sie bekommen Anerkennung dafür, wenn sie sich darum kümmern. Buben wiederum erhalten mehr Lob für Tätigkeiten, die an Autonomie ausgerichtet sind. Auch sind Eltern gegenüber Töchtern kritischer als gegenüber Söhnen.
Frauen stehen massiv unter Druck, andauernd zu gefallen, perfekt zu sein und es allen recht zu machen. Die Erfahrung, dass ihnen weniger zugetraut wurde, dass sie im Unterschied zu ihren Brüdern kritisiert wurden, wenn sie aus der Reihe tanzten, kann bewirken, dass Frauen sich als unzulänglich und minderwertig begreifen.
Das Patriarchat
Psychologie-Professorin Carol Gilligan erklärt, welche negativen Effekte das patriarchale System hat und weshalb sie für die Zukunft trotzdem optimistisch ist.
Gilligan: Das Patriarchat teilt sämtliche menschlichen Eigenschaften in «männlich» und «weiblich» auf und stellt die vermeintlich männlichen Eigenschaften über die weiblichen. Das bekannteste Beispiel ist der - völlig künstliche - Gegensatz von Vernunft und Gefühl, wobei Vernunft als männlich wahrgenommen wird und Gefühle als weiblich.
Rationale Überlegungen und Gefühle lassen sich nicht trennen, das haben die Neurowissenschaften längst bewiesen. Es sind schlicht menschliche Qualitäten, die wir alle besitzen, unabhängig vom Geschlecht. Das Patriarchat aber basiert auf diesem binären Denken. Es ist ein System der Herrschaft - und damit das Gegenteil von Demokratie, in der jede Stimme gleichwertig ist.
Wenn Buben vier oder fünf Jahre alt sind, sind sie empathisch und sensibel; ihre emotionale Intelligenz ist beeindruckend. Sobald die Jungs aber älter werden, beginnen sie, ihr Mitgefühl zu verstecken.
Weil sie merken, dass sie auf dem Schulhof als «schwul» oder «mädchenhaft» gelten, wenn sie Gefühle zeigen oder nett sind. Also tun sie so, als ob sie keine Gefühle hätten. Unser patriarchales System bringt sie dazu, einen Teil von sich selber aufzugeben. Denn natürlich haben sie diese Gefühle weiterhin, sie unterdrücken sie einfach.
Im Alter von 12 oder 13 Jahren knüpften Jungs enge Freundschaften, nur um sie einige Jahre später wieder aufzugeben. In diesem Alter hatten Jungs oft sehr enge Freunde, mit denen sie ihre grössten Geheimnisse teilen.
Dennoch hatten am Ende der Highschool drei Viertel von ihnen keinen besten Freund mehr. Sie sagten: «Ich lerne jetzt, ein Mann zu sein; ich muss meine Geheimnisse niemandem erzählen.»
Sie werden Teil jener Gruppe, die in unserer Gesellschaft als die Mächtigeren angesehen werden. Obwohl sie dabei eine Lebensweise übernehmen, die ihrer Gesundheit schadet; ja, sie tötet. Keine engen Beziehungen zu haben, ist gleich schädlich wie Rauchen! Und es führt zu Gewalt.
Wie löst man Probleme in Beziehungen, wenn man nicht über die eigenen Gefühle sprechen kann? Die Alternative zum Gespräch ist Gewalt.
Die Jungen halten oft den Finger auf den wunden Punkt einer Gesellschaft. Sie haben absolut recht, wenn sie sagen, dass dieses System ein Problem ist. Das ist auch der Grund, warum junge Menschen transgender werden: weil sie mit dem patriarchalen Verständnis von männlich und weiblich nichts anfangen können.
Was wir derzeit sehen, ist ein Kampf zwischen Demokratie und dem Patriarchat, und der Ausgang ist völlig offen.
Körpergrösse in Beziehungen: Ein Tabu?
Tom Holland und Zendaya Stoermer Coleman sind zwei der angesagtesten Hollywood-Stars und ein Traumpaar, das sich nicht nur im neusten Spider-Man-Film küsst, sondern sich auch neben der Leinwand schwer verliebt zeigt. Sie habe es satt, dauernd auf den Grössenunterschied zu ihrem Freund angesprochen zu werden, schrieb die Schauspielerin und Sängerin kürzlich auf Social Media.
Dass der Mann grösser sein sollte als seine Partnerin, ist eines der hartnäckigsten Geschlechterstereotype überhaupt - und kaum aus den Köpfen zu kriegen.
Gemäss einer Untersuchung des Forschungsteams der Universität Groningen wünschen sich Frauen im Durchschnitt gar einen Partner, der 21 Zentimeter grösser ist als sie selbst. Und bei einer Umfrage der Online-Partnerbörse Gleichklang, wofür je 500 männliche und weibliche Mitglieder befragt wurden, gaben volle 70 Prozent der Frauen an, dass der Partner grösser sein sollte. Exakt null Prozent suchten einen kleineren Freund.
Nur rund ein Drittel gab an, die Partnerin solle kleiner sein - und wurden diese weiter befragt, warum die Zukünftige kleiner sein sollte, gestanden sie, dass sie Angst davor hätten, von grösseren Frauen abgelehnt zu werden.
Laut Umfragen sind es also eher die Frauen, die kleineren Männern keine Chancen lassen. Die von wissenschaftlicher Seite gemutmassten Gründe dafür lesen sich, als ob der Säbelzahntiger noch um die Ecke wohnen würde: Frauen fühlen sich von grossen Männchen besser beschützt. Ausserdem steht körperliche Grösse für Gesundheit, guten Genpool und Status.
Die Forschenden stellten fest, dass je dominanter sich die Frauen selber einschätzten, desto kleiner war der von ihnen präferierte Grössenunterschied - und umgekehrt.
Melanie bringt im Gespräch einen anderen Punkt ins Spiel: «Es macht etwas mit meiner Weiblichkeit, wenn ich grösser bin als er. Ich fühle mich weniger als Frau, wenn ich körperlich dominanter erscheine und damit auch weniger attraktiv.»
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