ADHS Symptome bei jungen Frauen: Eine umfassende Betrachtung

ADS, auch bekannt als Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, ist eine neurologische Störung, die nicht nur Männer, sondern auch Frauen betreffen kann. Über ADHS bei Erwachsenen und insbesondere bei Frauen liest und hört man viel, vor allem in den sozialen Medien. Diese Sichtbarkeit schärft einerseits das Bewusstsein. ADHS ist eine andere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Das Gehirn bei Menschen mit ADHS unterscheidet sich in der Art und Weise, wie Neuronen kommunizieren und sich miteinander verbinden. Es gibt nicht nur eine Form der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, sondern ganz viele Ausprägungen. Während manche Betroffenen keine bis kaum Probleme mit ihrem ADHS haben, fühlen sich andere in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt.

Frauen können ebenso häufig ADHS haben wie Männer, erleben es jedoch oft völlig anders. Beim Begriff ADHS haben viele sofort das Bild des Zappelphilipps vor Augen - ein Kind, das nicht stillsitzen kann, das den Unterricht stört, das schlechte Schulnoten hat. Dabei ist ADHS viel mehr als Hyperaktivität. Wenn ein Mädchen in der Schule gut mitkommt (obwohl sie immer nur das Nötigste macht) und auch sonst nicht negativ auffällt, kann es gut sein, dass ihr ADHS lange unerkannt bleibt - oder gar nie festgestellt wird.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gilt als eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Heute weiss man, dass die Störung oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt. Bei Frauen wird ADHS jedoch deutlich seltener und meist erst spät erkannt - häufig erst nach vielen Jahren mit psychischen oder körperlichen Beschwerden. Denn anders als bei Jungen und Männern sind die Symptome von ADHS bei Mädchen und Frauen oft weniger auffällig. Während in der Kindheit bei Jungen eher hyperaktives oder impulsives Verhalten im Vordergrund steht, zeigen betroffene Mädchen häufig eine ausgeprägte Unaufmerksamkeit, Tagträumerei, starke innere Unruhe oder ein hohes Mass an Perfektionismus. Da diese Erscheinungsformen seltener mit ADHS in Verbindung gebracht werden, bleiben die Krankheit oft unerkannt.

Symptome von ADHS bei jungen Frauen

Die Symptome von ADS bei erwachsenen Frauen können ähnlich wie bei Männern sein, jedoch können Frauen auch spezifische Symptome haben. Frauen mit ADHS können oft Schwierigkeiten haben, ihr Leben zu organisieren und den Überblick zu behalten. Sie können auch Schwierigkeiten haben, Prioritäten zu setzen und Dinge abzuschliessen.

ADHS ist gekennzeichnet durch die drei Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Die Unaufmerksamkeit, die sich oft durch hohe Ablenkbarkeit äussert, ist auch bei Erwachsenen weiterhin eine grosse Herausforderung. Die Hyperaktivität, die sich bei Kindern in einem ausgeprägten Bewegungsdrang bemerkbar macht, ist nach der Pubertät meistens nicht mehr so stark wahrnehmbar. An ihre Stelle tritt eine innere Unruhe, die viele erwachsene ADHS-Betroffene verspüren. Es gibt aber auch Erwachsene, bei denen sich die Unruhe z. B. durch einen ausgeprägten Rededrang oder ein dauerndes Wippen mit dem Fuss äussert. Auch die Impulsivität schwächt sich bei manchen mit zunehmendem Alter ab und zeigt sich eher darin, dass oftmals sehr spontan und ohne grosse Überlegungen gehandelt wird. Zuweilen bleibt die Impulsivität jedoch eine Herausforderung - insbesondere in Stresssituationen.

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Gleich wie bei Kindern gibt es auch bei Erwachsenen drei unterschiedliche ADHS-Typen:

  • Beim unaufmerksamen Typ stehen die hohe Ablenkbarkeit und die Konzentrationsschwierigkeiten im Zentrum.
  • Beim impulsiv-hyperaktiven Typ sind die Impulsivität und Hyperaktivität im Vordergrund.
  • Beim kombinierten Typ zeigen sich sowohl Symptome aus dem Bereich Unaufmerksamkeit als auch aus dem Bereich Hyperaktivität / Impulsivität.

Bei Frauen dominiert der unaufmerksame Typ. Da die Symptome weniger augenfällig sind, dauert es oft lange, bis eine Diagnose gestellt wird. Neben den Kernsymptomen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, macht sich ADHS in vielen Lebensbereichen bemerkbar.

In den folgenden Bereichen können sich Probleme zeigen:

  • Organisation und Strukturen: Im Haushalt Ordnung zu halten, Termine einzuhalten, Pflichtaufgaben wie die Steuererklärung zu erledigen oder immer alles Wichtige dabei zu haben, sind grosse Herausforderungen. Weil unliebsame Aufgaben aufgeschoben werden, entsteht häufig Termindruck oder es flattern Mahnungen für unbezahlte Rechnungen ins Haus. Aufgrund der hohen Ablenkbarkeit werden angefangene Aufgaben nicht zu Ende geführt. Manche Betroffene eignen sich im Laufe der Jahre Strategien an, um sich trotz ADHS gut strukturieren zu können. Dieses System darf dann jedoch durch nichts ins Wanken geraten, sodass es nahezu perfektionistisch aufrechterhalten wird.
  • Soziale Beziehungen: Während Kinder mit ADHS oft durch oppositionelles und aggressives Verhalten auffallen, haben erwachsene Betroffene zuweilen Mühe, sich an Regeln und Abmachungen zu halten, z. B. im Strassenverkehr oder im Beruf. Manche haben auch Schwierigkeiten damit, ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten, sodass sie impulsiv reagieren, wo dies nicht angebracht ist. Eine geringe Frustrationstoleranz und eine starke Reizbarkeit können bewirken, dass die Stimmung ganz unvermittelt kippt und dass z. B. auf grosse Begeisterung ein Wutausbruch folgt. Dies alles kann in einer Partnerschaft, im Umgang mit den Kindern, in Freundschaften oder im Berufsalltag zu Spannungen führen.
  • Selbstwertgefühl: Insbesondere bei unerkannter und unbehandelter ADHS können Betroffene mit der Zeit ein negatives Selbstbild entwickeln. Das Gefühl, niemals den Anforderungen zu genügen und das eigene Potential nicht ausschöpfen zu können, löst tiefe Selbstzweifel aus.
  • Depressionen: Diese können als Begleiterkrankung von ADHS auftreten, oftmals ausgelöst durch das viele Scheitern in alltäglichen Situationen. Auch Erschöpfungsdepressionen sind möglich, da es sehr anstrengend ist, sich dauernd regulieren und anpassen zu müssen, um den Alltag zu meistern. Es kann vorkommen, dass Betroffene wegen ihrer Depression behandelt werden; die zugrunde liegende ADHS bleibt jedoch unerkannt und unbehandelt.
  • Suchterkrankungen: Diese können einhergehen mit einer unerkannten und unbehandelten ADHS. Fachleute gehen davon aus, dass die Suchtmittel als eine Art Selbstmedikation eingesetzt werden, um die ADHS-Symptome zu lindern.

Frauen mit ADHS berichten häufig über starke Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und emotionale Überforderung. Diese Symptome treten oft in einem engen Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus auf, insbesondere in der zweiten Zyklushälfte. Solche hormonellen Schwankungen beeinflussen die Wirkung von Dopamin - und können dazu führen, dass medikamentöse Behandlungen in bestimmten Zyklusphasen weniger wirksam sind. Zusätzlich zur inneren Unruhe und Impulsivität kämpfen viele betroffene Frauen mit chronischer Erschöpfung. Ein häufiger Grund dafür ist ein stark ausgeprägter Perfektionismus, der oft unbewusst als Strategie zur Kompensation der ADHS-Symptome eingesetzt wird.

ADHS bei Frauen geht häufig mit weiteren psychischen Erkrankungen einher. Darüber hinaus sind Frauen mit ADHS häufiger von traumatischen Erfahrungen betroffen. In Verbindung mit weiteren psychischen Erkrankungen kann dies die Wahrscheinlichkeit für selbstverletzendes oder suizidales Verhalten deutlich steigern. Zusätzlich zur inneren Unruhe und Impulsivität kämpfen viele betroffene Frauen mit chronischer Erschöpfung. Oft geht ADHS bei ihnen auch mit weiteren psychischen Erkrankungen einher.

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Diagnose von ADHS bei Frauen

Der Verdacht auf ADHS kommt bei Erwachsenen oft auf, wenn ein Kind die Diagnose bekommt und ein Elternteil feststellt, dass er oder sie schon ein Leben lang mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert ist. Bei manchen kommt dann der Wunsch auf, es genauer zu wissen und sich abklären zu lassen.

Auch für Erwachsene gibt es nicht den einen Test, der eine ADHS zweifelsfrei nachweisen kann. Eine Abklärung läuft ähnlich ab wie bei Kindern: Andere Krankheiten, die für die Symptome verantwortlich sein könnten, müssen ausgeschlossen werden. Es werden ausführliche Anamnesegespräche mit der betroffenen Person und allenfalls engen Bezugspersonen geführt, standardisierte Fragebögen ausgefüllt und bei Bedarf testpsychologische Untersuchungen durchgeführt. Eine Diagnose im Erwachsenenalter kann nur gestellt werden, wenn zumindest ein Teil der Symptome bereits im Kindesalter aufgetreten ist. Da eigene Erinnerungen trügerisch sein können, werden gerne Auskünfte der Eltern eingeholt und Schulberichte zur Diagnosestellung beigezogen.

ADHS-Tests können dazu beitragen, ADS bei erwachsenen Frauen zu diagnostizieren. Der ADHS-Test der Beratungsstelle adhs20+ gibt erste Hinweise. Eine Diagnose kann Betroffenen in jedem Alter helfen. Viele berichten, dass sie froh darüber seien, endlich etwas in der Hand zu halten.

Eine sorgfältige Diagnostik durch erfahrene Fachpersonen ist aber wichtig, um organische, behandelbare Ursachen auszuschliessen. Dafür werden eine somatische Diagnostik inkl. Labor durchgeführt, vor einer Medikation muss auch immer ein EKG gemacht werden. ADHS ist eine klinische Diagnose, ergänzend können bei speziellen Fragestellungen psychologische Testverfahren eingesetzt werden.

Nach den geltenden Diagnosekriterien müssen erste Symptome bereits vor dem zwölften Lebensjahr aufgetreten sein. Viele Frauen erhalten die ADHS-Diagnose erst im Erwachsenenalter - was sich negativ auf den schulischen und beruflichen Werdegang auswirken kann.

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Tabelle: ADHS-Symptome und deren Auswirkungen bei Frauen

Symptom Auswirkungen
Unaufmerksamkeit Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Tagträumereien, Vergesslichkeit
Innere Unruhe Gefühl der Getriebenheit, Schwierigkeiten, sich zu entspannen
Impulsivität Spontane Entscheidungen, Schwierigkeiten, Konsequenzen abzuwägen
Emotionale Überforderung Starke Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, geringe Frustrationstoleranz
Perfektionismus Chronische Erschöpfung, Selbstzweifel, Angstzustände

Behandlung von ADHS bei Frauen

Die Behandlung von ADS bei erwachsenen Frauen umfasst in der Regel eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine können helfen, die Symptome zu reduzieren und die Konzentration zu verbessern.

Erwachsene mit ADHS haben die gleichen Behandlungsmöglichkeiten wie Kinder. Um ADHS besser zu verstehen und den Umgang damit zu erlernen, können Coaching und Verhaltenstherapie hilfreich sein. Manche profitieren von Neurofeedback oder Achtsamkeitstraining. Insbesondere bei grossem Leidensdruck ist auch bei Erwachsenen eine medikamentöse Behandlung angezeigt.

Eine wirksame Behandlung von ADHS berücksichtigt somit stets die persönliche Lebenssituation und die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen. Psychotherapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie oder spezifische Coaching-Programme helfen dabei, Strategien für den Alltag zu entwickeln. Wichtig ist dabei auch die Psychoedukation, die Aufklärung über das Störungsbild - dies kann helfen, belastende Schuldgefühle oder Selbstzweifel abzubauen.

Ebenso sind strukturgebende Massnahmen wie Tagespläne oder Prioritätenlisten im Alltag sehr hilfreich. Auch regelmässige körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf die Symptome aus. In vielen Fällen ist es sinnvoll, das familiäre Umfeld in die Behandlung einzubeziehen - nicht nur, weil es für den Alltag unterstützend wirken kann, sondern auch, weil mehrere Familienangehörige von ADHS betroffen sind.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Behandlung ist die medikamentöse Therapie. Stimulanzien gelten als Mittel erster Wahl, daneben können auch andere Medikamente eingesetzt werden. Frauen benötigen dabei oft eine geringere Dosierung als Männer, berichten jedoch häufiger über Nebenwirkungen. Gerade während der Schwangerschaft ist besondere Vorsicht bei der medikamentösen Behandlung geboten: ADHS erhöht das Risiko für Frühgeburten und kann mit einer erhöhten Anfälligkeit für eine postnatale Depression einhergehen. Auch die Mutter-Kind-Interaktion kann in dieser Phase beeinträchtigt sein.

Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität

Eine Diagnose bedeutet aber noch lange nicht, dass man nun täglich Medikamente nehmen oder eine Therapie machen soll. Manche haben im Laufe ihres Lebens schon erfolgreich Strategien entwickelt und kommen gut durch den Alltag. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Lebensqualität von ADHS-Patientinnen und -Patienten zu verbessern.

  • Stimulanzien (Medikamente) bei ADHS können helfen, die Konzentration zu erhöhen und Hyperaktivität zu reduzieren, indem sie die Balance von Neurotransmittern im Gehirn verbessern.
  • In der Verhaltenstherapie lernen ADHS-Betroffene, negative Gedankenmuster zu durchbrechen und ihre Stärken zu erkennen.
  • Das ADHS-Coaching ist keine Psychotherapie. Der Coach nimmt eine Art Spiegelfunktion ein und unterstützt Betroffene dabei, Ziele zu formulieren und diese umzusetzen.

Stressmanagement bei ADHS-Patientinnen und -Patienten ist wichtig. Aber welche Methoden gibt es dafür? Die eine Strategie gibt es nicht. Einige finden To-do-Listen hilfreich, andere fühlen sich dadurch noch mehr gestresst. Strukturen können aber helfen, den Alltag zu organisieren. Das kann zum Beispiel sein, immer um die gleiche Zeit aufzustehen und ins Bett zu gehen. Vielen hilft es, Ablenkungen zu vermeiden, indem sie eine ruhige Arbeitsumgebung schaffen. Je nach Job, Familien- und Wohnsituation ist das Arbeiten im Homeoffice ideal.

Sport und Bewegung unterstützen beim Abschalten und können die Konzentration verbessern. Regelmässige Pausen sind wichtig, um die Batterien wieder aufzuladen. Manchen hilft Yoga oder Meditation, andere können am besten im Schlaf entspannen. Sich auf die Schulter klopfen, wenn du einen Vorsatz umgesetzt hast, tut gut. Das Gefühl von Freude oder Stolz ist die beste Belohnung.

Ein erster Schritt in der Bewältigung des Alltags mit ADHS ist deshalb, sich mit den Symptomen und ihren Auswirkungen vertraut zu machen und herauszufinden, wie und wo diese sich bemerkbar machen. Dadurch wird es möglich, gezielt die Punkte anzugehen, die immer wieder für Probleme sorgen.

Menschen, die einspringen können, wenn alles aus dem Ruder läuft, sind Gold wert. Dies können zum Beispiel die Grosseltern sein, die sich regelmässig um die Kinder kümmern, damit den Eltern nicht alles über den Kopf wächst. Auch Personen, die einen dabei unterstützen, lästige Aufgaben wie das Ausfüllen der Steuererklärung oder das Bezahlen von Rechnungen in Angriff zu nehmen und zu Ende zu führen, können für ADHS-Betroffene wichtig sein. Insbesondere, wenn die ADHS lange unerkannt geblieben ist, kann ein Coaching helfen, Strukturen und Strategien für einen funktionierenden Alltag zu entwickeln. Wenn das Haushalten zu den grossen Herausforderungen zählt, bringt eine Haushaltshilfe Entlastung. Zu wissen, wer was wann macht, ist enorm wichtig, um dem Alltag Struktur zu geben. Ein schriftlich festgehaltener Wochenplan ist dabei sehr hilfreich. Checklisten sorgen dafür, dass all die Aufgaben, die zu erledigen sind, im Blick behalten werden.

ADHS-Betroffene sind oft kreativ und musisch begabt. Vielen tut ausserdem Bewegung gut, um Spannungen abzubauen und die Aufmerksamkeit zu steigern.

Es ist wichtig zu betonen, dass ADS bei Frauen nicht ignoriert werden sollte. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann dazu beitragen, dass Frauen mit ADS ein erfülltes und erfolgreiches Leben führen können. Wenn Sie glauben, dass Sie ADS haben, sollten Sie einen Psychologen oder Psychotherapeuten aufsuchen.

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