Wie fühlt sich eine Psychose an? Symptome und Verlauf

Der Begriff Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer psychischer Störungen, die mit einem weitgehenden zeitweiligen Verlust des Realitätsbezugs einhergehen und bei der Denken, Fühlen und Wahrnehmung zeitweise stark beeinträchtigt sind. Psychose ist ein Oberbegriff für psychische Erkrankungen, bei denen die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren.

Meistens ist dieser Zustand vorübergehend. Schizophrenie ist eine der Erkrankungen, die mit Psychosen einhergehen können. Während eines Krankheitsschubes ist der Betroffene psychotisch. Das heisst, sein Denken verändert sich. Dies betrifft die Art des Denkens, das zum Beispiel beschleunigt, sprunghaft oder zerfahren sein kann.

Zerfahren meint, dass ein Gedanke für Andere überhaupt nicht mehr verständlich und nachvollziehbar sein kann. Auch der Inhalt des Denkens kann sich verändern. Oft finden sich Wahngedanken. Ein Wahn ist eine nicht diskutierbare, kulturell nicht begründbare innere Überzeugung des Betroffenen.

Keine Psychose ist wie die andere. Typisch ist aber, dass sich die Krankheit oftmals langsam entwickelt und sich die Wahrnehmung von sich selbst und der Umwelt verändert. Stellt man diese Wahrnehmung in Frage, reagieren Betroffene häufig gereizt.

Symptome einer Psychose

Die häufigsten Symptome bei Psychosen können je nach Art und Schwere der Erkrankung variieren. Hier sind einige typische Symptome:

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  • Halluzinationen: Menschen in einer Psychose können Dinge sehen, hören, fühlen oder riechen, die für andere nicht existieren. Zum Beispiel hören sie Stimmen, die von außen zu kommen scheinen, obwohl niemand physisch anwesend ist. In der Psychose kommen auch Halluzinationen vor: die Betroffenen hören zum Beispiel Stimmen, obwohl niemand da ist. Diese kommentieren einfach das Verhalten, äussern sich teilweise beleidigend oder geben Befehle.
  • Wahnvorstellungen: Betroffene können an unrealistische oder absurde Überzeugungen glauben, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Sie können zum Beispiel paranoid sein und denken, dass andere sie verfolgen oder gegen sie intrigieren. Der Verfolgungswahn ist dabei der bekannteste. Ein Wahn ist eine nicht diskutierbare, kulturell nicht begründbare innere Überzeugung des Betroffenen.
  • Desorganisiertes Denken: Menschen in einer Psychose können Schwierigkeiten haben, ihre Gedanken zu ordnen und logisch zusammenzuführen. Ihre Sprache kann verwirrend oder zusammenhanglos sein. Dies betrifft die Art des Denkens, das zum Beispiel beschleunigt, sprunghaft oder zerfahren sein kann.
  • Desorganisiertes Verhalten: Das Verhalten kann unvorhersehbar und nicht angemessen sein. Betroffene können sich ungewöhnlich kleiden, unkonzentriert oder übertrieben aktiv sein.
  • Negative Symptome: Diese umfassen eine Abnahme von Emotionen, Antrieb und Interesse an Aktivitäten, die zuvor als angenehm empfunden wurden. Die Betroffenen können sich sozial zurückziehen und Schwierigkeiten haben, im Alltag aktiv zu sein. Im Verlauf können weitere Symptome hinzukommen: Antriebsmangel, sozialer Rückzug, Verarmung der Gefühlswelt und Interesselosigkeit.
  • Beeinträchtigung des Funktionsniveaus: Psychosen können die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, im Beruf, in der Schule oder im sozialen Leben erfolgreich zu sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Personen mit einer Psychose alle diese Symptome haben müssen. Die Symptome können von Person zu Person variieren und können sich im Verlauf der Erkrankung ändern.

Verlauf einer Psychose

Die Krankheitsverläufe sind sehr unterschiedlich. Einige erleben nur eine kurze Phase, die dann wieder ohne Restsymptome verschwindet. Andere haben über Jahre hinweg schleichende Verläufe, verbunden mit kognitiven Einbussen und einer deutlichen Senkung des sozialen Funktionsniveaus.

Auffällige Symptome sind oft Wahn und Halluzinationen. Schizophren zu sein bedeutet, dass Menschen in ihrem Leben wiederholt psychotisch werden.

Eine Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung. Betroffene leiden phasenweise unter Veränderungen ihrer Gedanken, Gefühle und ihrer Wahrnehmung. Auch ihr Verhalten ändert sich und kann auf Aussenstehende beängstigend oder verwirrend wirken. Schizophrenien haben, genau wie Psychosen generell, ein vielfältiges Erscheinungsbild.

Oft leiden Betroffene unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Menschen mit Schizophrenie sind weder gewalttätig, noch verfügen sie über mehrere Persönlichkeiten. Leider wird das jedoch noch immer irrtümlicherweise angenommen. Deshalb werden Menschen mit einer Schizophrenie oft stigmatisiert.

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Ursachen einer Psychose

Die Ursachen sind bis heute nicht abschliessend geklärt. Nach wie vor ist es unklar, wieso Menschen an einer Psychose oder Schizophrenie erkranken. Man geht aber davon aus, dass es verschiedene Faktoren sind, die die Entwicklung der Erkrankung begünstigen können.

Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen kann. Wenn in der Familie bereits Fälle von Psychosen vorkommen, könnte das Risiko für eine Psychose bei anderen Familienmitgliedern erhöht sein.

Man vermutet einerseits genetische, aber auch biochemische Faktoren wie Veränderungen im Stoffwechsel und in der Hirnaktivität. Diese Veränderungen sind jedoch zu unspezifisch und auch bei nicht erkrankten Personen beobachtbar, um die Entstehung der Störung vollends zu klären.

Ungleichgewichte von Neurotransmittern (Chemikalien im Gehirn, die die Kommunikation zwischen Nervenzellen steuern) können eine Rolle spielen.

Stress, traumatische Erlebnisse, Drogenmissbrauch oder bestimmte Lebensereignisse könnten das Risiko einer Psychose erhöhen oder vorhandene genetische Veranlagungen auslösen.

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Abnormale Veränderungen oder Fehlfunktionen im Gehirn könnten das Risiko für eine Psychose beeinflussen.

Diagnose einer Psychose

Bei Verdacht auf die Entwicklung einer Psychose erfolgt eine umfassende psychiatrische Abklärung. Hierbei werden die aktuellen Beschwerden, Vorgeschichte, Risikofaktoren (z.B. Daraufhin erfolgt eine spezifische test-diagnostische Abklärung.

Durch diese erhält man konkrete Hinweise, ob ein Erkrankungsrisiko vorliegt und ob es sich um eine psychoseferne oder psychosenahe Risikophase handeln könnte. Gleichzeitig sollten körperliche Ursachen abgeklärt und ausgeschlossen werden.

Es erfolgt eine Blutabnahme und Untersuchung des Urins sowie ein Drogenscreening. Falls nötig wird eine Bildgebung des Schädels (CT oder MRI) oder eine Ableitung der Hirnströme (EEG) durchgeführt.

In einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten und idealerweise Angehörigen, werden Informationen über die Symptome, die Vorgeschichte der Erkrankung und mögliche auslösende Faktoren gesammelt.

Es ist wichtig, körperliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, da bestimmte medizinische Erkrankungen ähnliche Symptome wie Psychosen verursachen können.

Es ist wichtig, andere psychische Störungen auszuschließen, die ähnliche Symptome haben können.

Es gibt spezielle Fragebögen und Skalen, die bei der Diagnostik und Beurteilung von Psychosen verwendet werden können, um die Schwere und den Verlauf der Erkrankung zu messen.

Behandlung einer Psychose

Die Therapie ist komplex. In der akuten Phase liegt das Schwergewicht auf der Pharmakotherapie und der stationären Behandlung, im weiteren Verlauf haben psychotherapeutische Therapien und ambulante und teilstationäre Settings zusätzliche wichtige Bedeutung.

Der Sinn der Therapie liegt in der Symptomverminderung und dem Erlernen optimaler Bewältigungsstrategien und angemessener Lebensgestaltung zur Stressreduktion.

Für die Erkrankten ist eine psychotische Episode oft der erste Kontakt mit einer psychiatrischen Institution. Das veränderte psychotische Erleben bedeutet einen Einschnitt in die Normalität und ist mit Ängsten verbunden.

Am Anfang der Behandlung sind Medikamente wie Antipsychotika sehr wichtig. Diese Medikamente beeinflussen den Stoffwechsel im Gehirn und führen in der Regel zu einem raschen Abklingen der psychotischen Symptome.

In akuten Situationen werden häufig Medikamente eingesetzt, um die Ängste und Fehlwahrnehmungen zu reduzieren. In der Therapie gilt es zunächst, eine Vertrauensbasis aufzubauen.

Ebenso zentral ist die Diagnose der Grunderkrankung, die zum Ausbruch der psychotischen Episode geführt hat. Ein wichtiger Eckpfeiler der Behandlung ist die Aufklärung der Erkrankten unter Einbezug der Angehörigen, da auch nach Abklingen eine weitere psychiatrische Betreuung unumgänglich ist.

Eventuell ist es im Rahmen der Psychose zu Problemen im sozialen Umfeld gekommen. In diesem Fall wird gemeinsam mit den Erkrankten geklärt, ob Unterstützungsbedarf erforderlich ist.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um mögliche Komplikationen zu minimieren und die Prognose zu verbessern. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind oft die Erfolgsaussichten.

Antipsychotische Medikamente werden häufig zur Behandlung von Psychosen eingesetzt. Sie können dabei helfen, die Symptome zu reduzieren, indem sie das Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn ausgleichen.

Verschiedene Formen der Psychotherapie können hilfreich sein, um dem Patienten zu helfen, mit den Symptomen umzugehen, negative Gedanken zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern. Psychotherapie kann auch dabei unterstützen, das Verhalten und die Bewältigungsstrategien zu verbessern.

Psychosoziale Interventionen können dabei helfen, das soziale Umfeld des Patienten zu unterstützen und die Funktionsfähigkeit im Alltag zu verbessern. Sozialarbeiter und psychosoziale Fachkräfte können bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Förderung der sozialen Integration und der Verbesserung der Lebensqualität helfen.

Im Normalfall ist eine ambulante Behandlung ausreichend und der stationären Behandlung vorzuziehen. Bei spezieller Problematik kann eine intensivere therapeutische Begleitung in einem teil- oder vollstationären Umfeld sinnvoll sein. Diese planen wir mit dem Patienten und den Angehörigen - nach Absprache mit dem Zuweiser.

Therapie der ersten Wahl ist die Psychotherapie im Einzelsetting. Symptom-Monitoring Psychoedukation: Entwicklung eines konstruktiven Erklärungsmodells für die Beschwerden. Dabei wird die negative Selbstabwertung vermieden.

Im psychotherapeutischen Gruppensetting können problemlösungsorientierte und soziale Kompetenzen und Entspannungsverfahren vermittelt und erlernt werden. Eine medikamentöse Behandlung ist meist nicht nötig, kann aber individuell sinnvoll sein. Hierbei wird eher vorsichtig und niedrig dosiert vorgegangen.

Bei psychosozialen und beruflichen Problemen kann eine Unterstützung und Begleitung durch den Sozialdienst sinnvoll und entlastend sein.

Früherkennung von Psychosen

Die Früherkennung und Frühbehandlung von Psychosen bei Kindern und Jugendlichen ist erst in den vergangenen Jahren in den wissenschaftlichen und klinischen Blickpunkt gerückt. Daneben zeigte sich bei Psychosen, dass die oftmals späte Hilfesuche Betroffener, die verzögerte Behandlungsaufnahme (4) und damit verbunden die lange Dauer der unbehandelten Psychose sowie ihres Prodroms ein unabhängiger Prädiktor negativer Verläufe ist (5, 6), der bei Psychosen mit Beginn im Kindes- und Jugendalter (sog. scheint (7).

So gibt es Hinweise, dass die Dauer der unbehandelten Psychose in der Versorgung von Early-onset-Psychosen noch einmal länger als bei Psychosen mit Beginn im Erwachsenenalter ist.

Mögliche Ursachen hierfür sind eine anfangs weniger ausgeprägte und sich schleichender entwickelnde Positivsymptomatik, ein Übersehen der klinischen Bilder beginnender Early-onset-Psychosen von Eltern oder Behandlern oder deren Missdeuten als pubertäre Entwicklungsprobleme oder Adoleszentenkrisen (7).

Risikokriterien für die Entwicklung einer psychotischen Erstmanifestation Gegenwärtig werden in der Früherkennung von Psychosen im Rahmen einer vorwiegend indizierten Prävention bei Personen mit ersten Anzeichen der beginnenden Erkrankung zwei alternative Kriterienansätze diskutiert (11): die UltraHigh-Risk-(UHR-)Kriterien (Kasten 1) und die Basissymptomkriterien Cognitive-Perceptive Basic Symptoms (COPER) und Cognitive Disturbances (COGDIS) (Kasten 2).

Deren Vorliegen geht jeweils mit einem Risiko für die Entwicklung einer manifesten Psychose von etwa 20 Prozent im darauffolgenden Jahr einher (11).

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