Psychologische Faktoren und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

Psychische Krankheiten gelten noch immer als Tabuthema in unserer Gesellschaft.

Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit Betroffenen umgehen sollen, und die Krankheiten selbst sind oft mit Scham und Schande behaftet.

Dabei leiden laut einer Studie der Universität Zürich rund 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung an einer psychiatrischen Erkrankung.

Ursachen und Auslöser psychischer Erkrankungen

Die Ursachen für psychische Krankheiten sind vielfältig.

In vielen Fällen spielen genetische Faktoren eine Rolle, aber auch Umweltfaktoren können eine Rolle spielen.

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Die Erbanlagen sind dabei oft entscheidend für die Ausprägung von bestimmten Veranlagungen oder Neigungen, die uns anfälliger für bestimmte psychische Krankheiten machen.

In den meisten Fällen sind die Ursachen psychischer Erkrankungen in den Lebensumständen der Betroffenen zu finden.

Oft sind es belastende Ereignisse, wie der Tod eines Angehörigen, eine Scheidung oder eine berufliche Krise, die einen Menschen an seine Grenzen bringen und zu einer psychischen Erkrankung führen.

Auch finanzielle Sorgen, Probleme in der Partnerschaft oder soziale Isolation können Auslöser für eine psychische Störung sein.

So erkranken Personen, die nur wenige soziale Kontakte haben und sich einsam fühlen häufiger an Depressionen und belastende Beziehungsfaktoren können u.a. zu Reizdarmsyndrom (RDS), chronischer Müdigkeitssymptomatik (CFS) oder Tinnitus führen.

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Nicht zu unterschätzende Faktoren sind auch unser Ernährungs- und Schlafverhalten.

Umso wichtiger ist es daher, dass wir uns selbst gut kennen und wissen, was für uns besonders schädlich ist.

Das bio-psycho-soziale Modell

Das bio-psycho-soziale Modell ist ein ganzheitlicher Ansatz, der von Therapeut:innen genutzt wird, um die Entstehung von Erkrankungen zu erklären.

Der biologische Aspekt bezieht sich auf genetische Veranlagungen, anatomische Besonderheiten und physiologische Prozesse im Körper.

Zum Beispiel können genetische Mutationen das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen, während anatomische Merkmale die Anfälligkeit für Verletzungen oder Funktionsstörungen beeinflussen können.

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Der psychologische Aspekt konzentriert sich auf mentale, emotionale und Verhaltensfaktoren, die die Gesundheit beeinflussen.

Psychologische Stressoren wie Trauma, Angst, Depression und chronischer Stress können das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Erkrankungen erhöhen.

Der soziale Aspekt umfasst die Einflüsse der sozialen Umgebung, der Gemeinschaft und der kulturellen Normen auf die Gesundheit.

Soziale Einflussfaktoren wie Bildung, Einkommen, Wohnverhältnisse, Zugang zur Gesundheitsversorgung und soziale Unterstützung können das Erkrankungsrisiko wesentlich beeinflussen.

Zusammenfassend betrachtet das bio-psycho-soziale Modell Erkrankungen als das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.

Das Aufspüren und Kennenlernen der biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren, die für die eigene Gesundheit wesentlich sind, ermöglicht uns, die Verbesserung unserer Gesundheit selber in die Hand zu nehmen.

Indem wir verstehen, welche Faktoren unveränderbar (z.B. genetische Vorbelastungen) und veränderbar (z.B. ungünstige Denk- und Verhaltensmuster) sind, können wir unsere Energie auf die Bereiche unseres Lebens richten, die wir beeinflussen können.

Formen psychischer Erkrankungen

Psychische Erkrankungen können in verschiedenen Ausdrucksformen auftreten.

Sie reichen von depressiven Verstimmungen über Persönlichkeitsstörungen bis hin zu schweren Psychosen.

Psychische Erkrankungen sind ebenso ernst zu nehmen wie körperliche Beschwerden.

Wer aus psychischen Gründen aus dem Tritt gerät, ist hochgradig gefährdet und braucht professionelle Hilfe.

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Informationen zu den häufigsten Krankheitstypen gemäss Weltgesundheitsorganisation:

  • Von Stimmungsstörungen sind rund 16 bis 20 Prozent aller Menschen einmal im Leben betroffen. Ihre Stimmung ist entweder gedrückt (Depression) und sie sind interessen- und freudlos oder unangemessen gehoben (Manie) mit Symptomen wie Rastlosigkeit und Selbstüberschätzung.
  • Die schweren Störungen der Persönlichkeit oder des Verhaltens haben verschiedene Ursachen, etwa genetische Faktoren, Entwicklungsbedingungen oder Hirnschäden.
  • Neurose ist ein Sammelbegriff für viele leichte psychische Störungen ohne erkennbare organische Ursache. Typisch für die verschiedenen Krankheitsbilder ist, dass das Verhalten durch Angst und Zwang dominiert wird.
  • Der Konsum von Rauschmitteln wie Alkohol, Tabak und Medikamenten kann abhängig machen und zu psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen führen.
  • Bei der Psychose handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die sich in einem gestörten Realitätsbezug äussert und zu einer Veränderung der Persönlichkeit führt. Typischerweise sind das Denken und die Wahrnehmung beeinträchtigt.
  • Andauernder Stress führt zu einem Burnout.
  • Eine Altersdepression lässt sich oft nicht auf den ersten Blick erkennen. Umso wichtiger ist es deshalb, auf mögliche Symptome zu achten.

Psychotherapie und ihre Wirkfaktoren

Der Psychologische Psychotherapeut und Therapieforscher Klaus Grawe hat untersucht, was in der Psychotherapie wirkt:

  1. Die Qualität der Beziehung - die therapeutische Allianz - trägt wesentlich zum Erfolg einer Psychotherapie bei.
  2. Positive Möglichkeiten wie Persönlichkeitsmerkmale, Motivationen, Fähigkeiten und Interessen der Klientin oder des Klienten werden in der Therapie aktiviert. Das heisst, sie werden gezielt angesprochen und als Ressource für das therapeutische Vorgehen und die Zielerreichung genutzt.
  3. Die Probleme, die in der Therapie verändert werden sollen, werden unmittelbar erlebbar gemacht. Rollenspiel, intensives Erzählen, Imagination, Konfrontation mit angstauslösenden Situationen und Stuhlübungen sind therapeutische Vorgehensweisen zur Problemaktualisierung.
  4. Hilfe zur Problembewältigung ermöglicht Klientinnen und Klienten positive Bewältigungserfahrungen im Umgang mit ihren Problemen. Vermittelt werden einerseits störungsspezifische Kompetenzen (z.B. Reizkonfrontation bei Agoraphobie) und störungsübergreifende Kompetenzen, die bei verschiedenen Störungen eine Rolle spielen können (z.B.

Die Rolle der Sozialarbeit in der Psychiatrie

Mir ist es wichtig, dass in der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten das biopsychosoziale Modell im Blickfeld steht, womit bei psychiatrischen Behandlungen, nebst Medizin und (psycho)therapeutischem Vorgehen, auch die soziale Dimension angemessen miteinbezogen wird.

Soziale Faktoren verursachen oder verstärken oft psychische Probleme.

Existenzängste, ungeklärte Sozialversicherungsleistungen oder eine prekäre Wohn- oder Arbeitssituation zum Beispiel sind massive Belastungsfaktoren.

Es ist förderlich, wenn alle in die Behandlung involvierten Fachpersonen voneinander ihre Rollen kennen.

Meine Arbeit vermindert oder löst soziale Probleme, aber zeigt auch Realitäten und Grenzen auf.

So suche ich zum Beispiel keine Wohnungen oder Schulden können nicht getilgt werden, wenn kein Einkommen vorhanden ist.

Deshalb müssen auch unrealistische Erwartungen geklärt werden.

Sozialarbeitende haben an einer Fachhochschule Soziale Arbeit studiert und sind in verschiedenen Bereichen tätig.

In der Psychiatrie unterstützen sie Menschen in Schwäche Zuständen, indem sie deren Erkrankungen berücksichtigen und soziale Probleme in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Finanzen und Sozialversicherungen erkennen, beraten, reduzieren und lösen.

Sie zeigen Möglichkeiten und Grenzen auf, erschliessen Ansprüche aus Sozialversicherungen, klären finanzielle Situationen ab, zeigen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten auf und Hilfsangebote im Alltag.

Die Soziale Arbeit in der Psychiatrie ist eine Schnittstelle zum sozialen Umfeld, externen Fachstellen, Behörden und Ämtern.

Ich freue mich über die konstruktive Arbeit in der ambulanten und teilstationären Versorgung.

Die sozialen Situationen von psychisch erkrankten Menschen sind oft sehr komplex.

zeigt sich, dass die Soziale Arbeit zusammen mit den anderen Therapien effektive und nachhaltige Lösungen bieten kann.

Dafür ist es entscheidend, frühzeitig in den Behandlungsprozess eingebunden zu werden, um innerhalb der verfügbaren Zeit das Vertrauen der Patientinnen und Patienten aufzubauen.

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