Schwere Depression Behandlung wenn Medikamente nicht helfen

Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und eine der häufigsten Krankheiten überhaupt. In der Öffentlichkeit wird sie immer noch zu wenig wahrgenommen, weil viele Betroffene die Krankheit aus Scham verschweigen und verdrängen.

Es gibt oftmals einen Zusammenhang mit belastenden Lebenserfahrungen in Kindheit und Jugend. Depressionen können in Episoden auftreten, die unbehandelt meist mehrere Monate dauern.

Im Unterschied zu einer vorübergehenden Verstimmung oder Lebenskrise, liegt bei der Depression eine ausgeprägte und anhaltende Niedergeschlagenheit vor. Diese führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit.

Typisch bei einer Depression sind die gedrückte Stimmung, die negativen Gedanken und der fehlende Antrieb - das Lustempfinden, das Selbstwertgefühl, die Leistungsfähigkeit, das Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben gehen verloren. Bei einer Depression sind diese Symptome andauernd und stark ausgeprägt.

Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung. Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl innerer Leere, Konzentrationsstörungen und Neigung zum Grübeln sind weitere Beschwerden, die bei einer Depression auftreten.

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Bei einigen zeigt sich eine innere Unruhe, die oft zusammen mit Schlaflosigkeit, Nervosität, teilweise auch Angst auftritt. Viele Betroffene beklagen Konzentrationsstörungen und körperliche Beschwerden.

Männer und Frauen können unterschiedliche Beschwerden zeigen. Frauen reagieren eher mit Niedergeschlagenheit, Ängsten und Verschlossenheit, während Männer nicht selten mit Verstimmtheit, Aggressivität, Gestresstsein reagieren.

Da eine Depression in verschiedenen Ausprägungen und Erscheinungsformen auftreten kann, erfordert die Diagnosestellung eine sorgfältige Untersuchung durch eine Fachperson, d.h. einen Psychologen, eine Psychologin oder eine Psychiaterin, einen Psychiater.

Die Medikamente sollten nach der ersten Episode noch mindestens vier bis neun Monate eingenommen werden. Sonst ist das Rückfallrisiko zu hoch.

Die moderne Behandlung der Depression besteht aus einer Therapie mit Medikamenten (Antidepressiva) und der Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien). Der grösste Behandlungserfolg kann bei einer Kombination von beiden Behandlungstypen erwartet werden.

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Bei allen Formen der Depression werden Medikamente eingesetzt - Antidepressiva, Lithiumsalze, stimmungsstablilsierende Neuroleptika oder Antiepileptika - und störungsspezifische Psychotherapie angewandt. Insbesondere bei schweren Depressionen sind Medikamente unverzichtbar.

Gemäss unseren Empfehlungen soll bei einer leichten bis mittelschweren Depression zuerst mal zugewartet werden. Die Diagnose sichern, zwei Wochen lang abwarten, was passiert. Wenns nicht besser wird, muss spezifisch behandelt werden.

Nach heutigem Wissensstand erfordert eine mittelschwere bis schwere Depression eine Kombination von Psychotherapie und Pharmekotherapie. In vielen Fällen ist auch eine Rückfallprophylaxe unabdingbar. Denn Depressionen sind in vielen Fällen wiederholt auftretende Erkrankungen.

Es gibt aber auch Patienten, die nur eine medikamentöse Behandlung wollen. Jeder Patient sollte individuell und massgeschneidert behandelt werden. Es gibt Patienten, die nur Psychotherapie brauchen, und solche, die nur soziale Massnahmen wie etwa Familien- oder Berufsberatung brauchen.

Die Behandlung einer Depression erfordert ein multimodales Behandlungskonzept bestehend aus Psychotherapie und Verhaltenstherapie, einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva und der Betreuung durch einen Psychiater. In schweren Fällen gibt es ausserdem die Möglichkeit einer Elektrokrampftherapie.

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Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.

Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten.

Die Bekämpfung der Restsymptome ist daher das zweite wichtige Ziel der Weiterbehandlung. Diese sollte mit demselben Antidepressivum in unveränderter Dosis weitergeführt werden.

Wenn sich aber depressive Phasen in kürzerer Zeit gehäuft haben und die Depression sehr schwer war, wird oft eine prophylaktische Weiterbehandlung auf unbestimmte Zeit erwogen, um künftigen und zu erwartenden depressiven Episoden vorzubeugen. Eine solche prophylaktische Weiterbehandlung ist sehr wirksam und verhindert in 80% der Fälle das Entstehen von weiteren Depressionen.

Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren. Die Behandlung gilt als wirksam und nebenwirkungsarm, und der Wirkeintritt erfolgt in der Regel rasch.

Trotz zahlreicher Forschungsanstrengungen ist noch immer weitgehend unklar, welches Antidepressivum im Einzelfall die beste Wirkung erzielt. Obwohl die spezifischen aktuellen Symptome des Patienten und seine allfälligen Erfahrungen mit früheren Behandlungen Hinweise geben können, sprechen mind. 30% der Patienten nicht genügend gut auf eine Erstbehandlung an.

Oft bleiben auch nach erfolgreicher Akuttherapie noch einige depressive Restsymptome bestehen wie Schlafstörungen, kognitive Störungen oder Energiemangel. Restsymptome erhöhen das Risiko, Rückfälle zu erleiden.

In schweren Fällen gibt es ausserdem die Möglichkeit einer Elektrokrampftherapie. Die Tiefe Hirnstimulation (DBS von engl. Seit 2005 sind mehrere nicht verblindete Studien, sogenannte Open-label-Studien, zur Tiefen Hirnstimulation mit vielversprechenden Ergebnissen veröffentlicht worden, wobei unterschiedliche Zielstrukturen im Gehirn angesteuert und stimuliert wurden.

Diese Gruppe veränderte den anatomischen Zielpunkt der Stimulation hin zum vorderen Schenkel der Capsula interna. Depressionen sind sehr komplexe Krankheitsbilder.

Selbst wenn die Depression erkannt wird, erhält nur weniger als die Hälfte dieser Patienten eine konsequente, antidepressive Behandlung. Dafür gibt es verschiedene Gründe - sei es, weil keine wirksame Behandlung verordnet wurde, oder weil die Patienten die Behandlung, z.B. die Einnahme von antidepressiven Medikamenten (Antidepressiva) aus Angst oder fehlender Aufklärung nicht einhalten bzw. vorzeitig wieder abbrechen oder das Angebot einer Psychotherapie ablehnen.

Die Hilflosigkeit und Trauer - auch Ärger und Wut -, die Sie durch das Miterleben der Erkrankung oft empfinden, sind eine häufige und normale Reaktion. Vorsicht ist nicht nur bezüglich einer möglichen Überforderung des Erkrankten geboten, sondern auch bezüglich der Überforderung des Helfers.

Auch wenn wir heute noch nicht bis ins letzte Detail wissen, wie: Antidepressiva wirken. Das ist nachgewiesen. Grundsätzlich wirken Placebos relativ gut bei den meisten Erkrankungen, besonders aber bei psychischen. Kontrollierte Studien nach harten Kriterien zeigten aber: SSRIs sind eindeutig wirksamer als Placebos. Das gilt auch für andere Antidepressiva.

Antidepressiva wirken nachgewiesenermassen gegen Suizidgedanken und -handlungen. Es gab sicher eine Zeit, als zu unkritisch behandelt wurde. Prozac in den USA ist ein Beispiel dafür. Da gabs auch klaren Missbrauch. Das hat den Antidepressiva sehr geschadet. Wir legen in Behandlungsempfehlungen dar, wie die Therapie von Depressionen aussehen muss, damit sie dem neuesten Stand der Wissenschaft entspricht, und da gehören auch eine engmaschige Begleitung und, sobald möglich, die Psychotherapie dazu.

Wer eine schwere Depression hat, braucht in der Regel ein Medikament, um wieder herauszufinden. Setzt er das Medikament zu früh ab, kann es sein, dass die Depression wiederkommt.

Richtig behandelt, ist die Depression heutzutage häufig heilbar. Wirksame und gut verträgliche Behandlungen werden jedoch oft immer noch nicht eingesetzt, da die Depression übersehen und in ihrer Schwere unterschätzt wird.

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