Panikattacken sind plötzlich auftretende Zustände intensiver Angst, die von starken körperlichen Symptomen begleitet werden. Betroffene erleben eine überwältigende Furcht, die oft mit dem Gefühl einhergeht, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden oder sogar zu sterben.
Symptome einer Panikattacke
Bei einer Panikattacke treten die Symptome meist ganz plötzlich auf. Für die meisten Betroffenen kommt die Panik aus dem Nichts. Sie können sich nicht erklären, warum sie sich plötzlich so überwältigt fühlen.
Typische Symptome einer Panikattacke sind:
- Herzrasen, Herzklopfen und Herzstolpern
- Atemnot, Engegefühl in Brust und Kehle
- Schwindel, Übelkeit
- Zittern
- Mundtrockenheit
- Schwitzen oder Kälteschauer
- Kribbeln in Armen und Beinen
- Todesangst
- Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
- Depersonalisation bzw. Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit)
Die körperlichen Symptome empfinden viele so intensiv, dass sie befürchten, daran zu sterben. Sie haben Todesangst.
Manche Menschen haben auch grosse Angst, vor lauter Panik verrückt zu werden und die Kontrolle über ihr Handeln zu verlieren.
Lesen Sie auch: Unterstützung für depressive Partner
Nicht selten entwickeln Betroffene auch beängstigende Gedanken ("Katastrophengedanken"), die die Angst zusätzlich verstärken. Dabei interpretieren sie die körperlichen Anzeichen falsch und vermuten, einen Herzinfarkt zu haben, zu ersticken oder in Ohnmacht zu fallen.
Da die meisten Betroffenen zunächst keinen Auslöser für ihre Symptome finden, befürchten sie, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. Oft nehmen sie sich oder die Umwelt während einer Panikattacke auch als unwirklich wahr (sogenannte Depersonalisation bzw. Derealisation).
Wie stark sich die Symptome äussern, ist von Person zu Person unterschiedlich. Da die Betroffenen die Symptome jedoch meist als heftig und kraftraubend empfinden, sind viele nach einer Panikattacke müde und erschöpft.
Meist dauert eine Attacke nur einige Minuten und klingt von selbst wieder ab. Die Symptome erreichen in der Regel innerhalb von höchstens zehn Minuten ihr Maximum. Es sind aber auch Verläufe von mehr als 30 Minuten möglich. Selten hält eine Panikattacke jedoch mehrere Stunden oder den ganzen Tag an.
Panikstörung: Wenn Panikattacken zur Belastung werden
Treten Panikattacken mehrmals auf und stören sie das gewöhnliche Leben der Person, so handelt es sich um eine Panikstörung.
Lesen Sie auch: Selbsttest Psychische Erkrankung
Treten die Attacken häufiger auf, achten viele Betroffene vermehrt auf ihre Symptome und warten regelrecht darauf, dass diese wieder auftreten. Sie fürchten sich ständig vor der nächsten Angstattacke. Dadurch entsteht ein "Teufelskreis der Angst". Es entwickelt sich eine sogenannte Erwartungsangst bzw. Phobophobie ("Angst vor der Angst").
Viele Betroffene vermeiden daher Orte und Situationen, die möglicherweise eine Panikattacke auslösen. Als Folge ziehen sich Menschen mit einer Panikstörung immer mehr aus dem Leben zurück, was Probleme in der Partnerschaft, der Familie oder im Berufsleben verursacht.
Oft treten Panikattacken aus dem Nichts auf, in der Mehrzahl der Fälle sind jedoch Situationen mit grossen Menschenansammlungen, volle Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel oder enge Räume wie Fahrstühle typische Auslöser.
Eine Panikattacke ist für viele Betroffene derart quälend, dass sie Situationen, die sie mit früheren Panikattacken assoziieren, möglichst meiden.
Nach einer Panikattacke fühlen sich die Betroffenen oft müde, erschöpft und leer. Viele schämen sich, da sie denken, sie hätten Schwäche gezeigt und ihr Umfeld hätte die mit der Panikattacke einhergehenden körperlichen Veränderungen bemerkt.
Lesen Sie auch: Freundin mit Depressionen helfen
Ursachen von Panikattacken
Die Ursachen für Panikstörungen sind vielfältig:
- Eine genetische Veranlagung, in Stresssituationen mit Panik zu reagieren
- Negative Erfahrungen wie Mobbing, Vernachlässigung, sexuelle Gewalt, Traumata
- Umwelteinflüsse wie die Corona-Pandemie oder die Klimakrise, die das Unsicherheitsgefühl der Betroffenen verstärkt
- Auch wer den Umgang mit Angst als Kind nicht erlernt hat, ist anfälliger für eine Panikstörung.
Beim Entstehen von Ängsten spielt die genetische Veranlagung eine grosse Rolle. Angsterkrankungen können familiär, also durch Vererbung oder auch «Modelllernen», also das Kopieren des Verhaltens von Bezugspersonen, mitbedingt sein.
Auch Stresssituationen wie Konflikte, Trennung oder finanzielle Schwierigkeiten haben einen starken Einfluss. Dasselbe gilt übrigens für psychosoziale Faktoren wie Gewalt in der Familie, Missbrauchs- oder Verlusterfahrungen.
Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus oder «nicht Nein sagen können» führen zu Stress, was in der Folge auch Angstzustände begünstigen kann.
Was tun bei einer Panikattacke?
Es ist wichtig, selbst Ruhe zu bewahren, sich der betroffenen Person zuzuwenden und ihre Beschwerden ernst zu nehmen. Sprechen Sie mit der Person und leiten Sie sie zu einer regelmässigen, tiefen Bauchatmung an. Diese ruhige Zuwendung kann die Panik sehr rasch mildern. Fragen Sie konkret, wie Sie helfen können. Viele Betroffene haben Erfahrung und können sagen, was ihnen guttut.
Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass es sich nicht um eine körperliche Bedrohung handelt, sondern um eine Panikattacke. Vielen Betroffenen hilft es zudem, sich bewusst auf die Umgebung zu konzentrieren.
Es wird empfohlen, die Panikattacke an Ort und Stelle durchzustehen oder sich an einen ruhigen Platz in der unmittelbaren Umgebung zu begeben. Flüchten Sie weit weg, kann es zu einer Assoziation des Ortes mit der Panikattacke kommen und es besteht die Gefahr, dass Sie diesen Ort in Zukunft meiden werden.
Zudem kann es helfen, Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga oder autogenes Training zu erlernen. Genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung wirken vorbeugend.
Behandlung von Panikstörungen
Panik ist ein Problem, das mit Psychotherapie, insbesondere kognitiver Verhaltenstherapie, in der Regel ohne jegliche Medikamente sehr gut behandelbar ist.
Bei Panikstörungen empfiehlt es sich, schnell mit der Behandlung zu beginnen.
Panikattacken und Panikstörungen sind bei frühzeitiger und richtiger Diagnose mit Psychotherapie gut behandelbar, zum Beispiel mit einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einer Pharmakotherapie (Medikamente wie SSRI, SNRI).
Bei akuten Panikattacken helfen Benzodiazepine, sogenannte Angstlöser. Diese sollten aber in Absprache mit dem Arzt in der Regel nur über kürzere Zeit eingenommen werden, da sie ein gewisses Abhängigkeitspotenzial haben.
Persönliche Erfahrungen
Martina*, eine Patientin, die seit vielen Jahren an Depressionen und Panikattacken leidet, berichtet von ihrem Leidensweg. Nach einer vermeintlichen Magendarminfektion entwickelten sich bei ihr Panikattacken mit Atemnot und Todesangst. Sie landete in einer psychiatrischen Klinik, brach den Aufenthalt jedoch ab und igelte sich zu Hause ein. Dank der Unterstützung der psychiatrischen Spitex und einer Therapie in der Clienia Littenheid geht es ihr nun besser. Sie hat gelernt, mit ihren Ängsten umzugehen und auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Thomas Egger, ein 45-jähriger Familienvater, leidet ebenfalls an Panikattacken. Er beschreibt die Symptome als Herzrasen, trockenen Mund, Schwindel und das Gefühl, alles nicht mehr zu schaffen. Besonders häufig treten die Attacken beim Autofahren auf. Er hat gelernt, sich abzulenken und an etwas Schönes zu denken. Auch seine Familie und Arbeitskollegen unterstützen ihn. Dank einer Therapie und Medikamenten geht es ihm heute besser.
Anna-Lena Rüfli erlebte ihre erste Panikattacke mit 16 Jahren. Fünf Jahre lang versuchte sie, die Attacken zu verdrängen, bis es nicht mehr ging. Ein Klinikaufenthalt half ihr, einen Umgang zu finden. Heute arbeitet sie als "Peer" in einer Klinik, um andere Betroffene zu unterstützen.
Sandra*, heute 54 Jahre alt, hatte ihre erste Panikattacke mit 25 Jahren. Sie landete x-mal im Notfall mit Beschwerden wie bei einem Herzinfarkt oder einem Hirnschlag. Dort wurde sie wieder und wieder untersucht. Aber man fand nichts. Heute besucht sie die Selbsthilfegruppe Angst/Panik.
David*, Jens* und Ursula* sind ebenfalls Teilnehmer der Selbsthilfegruppe Angst/Panik. Sie berichten von ihren unterschiedlichen Ängsten und wie sie damit umgehen. Die Selbsthilfegruppe gibt den Betroffenen die Möglichkeit, sich auszutauschen und sich nicht allein zu fühlen.
*Namen geändert
Hilfsangebote
Es gibt verschiedene Stellen, an die sich Menschen in Krisensituationen wenden können. Rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos.
Pro Mente Sana bietet Nothelfer-Kurse für Teenager an, um die Zeichen für ein psychisches Problem bei sich und im Freundeskreis zu erkennen, und dieses korrekt anzusprechen. Sie erfahren aber auch, wann der Zeitpunkt gekommen ist, sich externe Hilfe zu holen - etwa, wenn sich die Freundin etwas antun will.
Unterschiede zwischen Panikattacke und Herzinfarkt
Typische Symptome einer Panikattacke treten in ähnlicher Weise auch bei anderen Erkrankungen auf. So äussert sich beispielsweise auch ein Herzinfarkt oft in Form von Herzrasen, Schmerzen in der Brust und Atemnot. Wenn Sie sich also unsicher sind, ob Ihre Symptome durch Ihre Angst ausgelöst wurden, rufen Sie im Zweifelsfall einen Notarzt.
Zunahme von Angststörungen bei jungen Frauen
Angst- und Panikstörungen haben bei jungen Frauen in den letzten Jahren massiv zugenommen. Jede dritte bis vierte junge Frau gibt an, unter Angstsymptomen zu leiden. Die Unsicherheit während der Corona-Pandemie kann den Anstieg zum Teil erklären, aber auch höhere Anforderungen in der Schul- und Arbeitswelt. Die sozialen Medien spielen ebenfalls eine Rolle.
tags: #Panikattacke #tödlich