Phobie vor langen Wörtern: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ängste sind grundsätzlich sehr häufig anzutreffen, Menschen können vor fast allem Angst entwickeln. Nur wenige trauen sich, dieses Tabu offen anzusprechen und sich Hilfe zu holen.

Ursachen von Fahrangst

Eine Panikattacke ist eine der häufigsten Ursachen für Fahrangst und trifft vor allem Menschen, die mit grossem Stress belastet sind. Die aufgestaute Überlastung kann sich als physiologische Stressreaktion wie aus dem Nichts entladen, und man verliert die Kon­trolle über seinen Körper. Geschehe dies während des Fahrens, könne daraus die Angst entstehen, dass der Kontrollverlust beim nächsten Mal wieder passiert.

Mangelnde Fahrpraxis ist ein anderer, häufiger Grund für eine Amaxophobie. Während stressbedingte Panikattacken jede ­Altersklasse, jedes Geschlecht und jede Berufsgruppe treffen können, beschränkt sich die Fahrangst aufgrund mangelnder Praxis mehrheitlich auf Frauen.

Denn deutlich mehr Frauen als Män­ner trauen sich nach bestandener Führerprüfung nicht zu, selbstständig zu fahren, und würden ­dadurch verpassen, sich Routine und Fahrsicherheit anzueignen. Und da in Beziehungen häufig der Mann gerne den Sitz hinter dem Lenkrad für sich beansprucht, bleibt der Frau nur die Rolle der Beifahrerin. Das kann irgendwann zum Problem werden.

Wie Stress zur Panikattacke führt

Die Expertin erklärt: «Eine Panikattacke ist eine der häufigsten Ursachen für Fahrangst und trifft vor allem Menschen, die mit grossem Stress belastet sind. Die aufgestaute Überlastung kann sich als physiologische Stressreaktion wie aus dem Nichts entladen, und man verliert die Kon­trolle über seinen Körper.»

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Auf der Auto­bahn könne das gravierende Folgen haben. «Die katastrophale Gedankenspirale beginnt, sich zu drehen. Und weil unsere Aufmerk­samkeit auf Autobahnen weniger stark gefordert ist als etwa im Stadtverkehr, haben wir eher Zeit, uns auf körperliche Symptome zu konzentrieren, was die Gedankenspirale in Gang setzt. So wird die Angst verstärkt. Am Schluss werden Autobahnen konsequent vermieden», sagt Siegenthaler.

Symptome und Diagnose

Einige Menschen könnten damit ganz gut leben und fänden passable Alternativen, beispielsweise den ÖV, um ihr Mobilitätsbedürfnis zu decken. Zum ernsthaften Problem werde es erst, wenn man darunter zu leiden beginnt und der eigene Alltag nur unter Einschränkungen und Kompromissen bewältigt werden könne.

«Dann sprechen wir von einer psychischen Fahrangststörung, ­einer Amaxophobie», so Renate Siegenthaler.

Bei Amaxophobie können folgende Symptome auftreten:

  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Ohnmachtsgefühl
  • Beklemmendes Gefühl

Die Diagnose erfolgt durch einen Psychiater, eine Psychiaterin oder eine Psychologin, einen Psychologen aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung. Dabei wird abgeklärt, ob eine typische Symptomkonstellation im Anschluss an ein traumatisches Erlebnis besteht. Da der Begriff «Trauma» manchmal auch falsch verwendet wird, muss die Abklärung durch eine erfahrene Fachperson erfolgen. Bei traumatisierten Menschen können auch zusätzliche Erkrankungen das Krankheitsbild überlagern und die korrekte Diagnosestellung erschweren.

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Behandlung von Fahrangst

Dass sich Fahrangst behandeln lässt, durfte schliesslich auch Carmen Fidalgo erfahren. Im Zweiwochenrhythmus trifft sie sich mit Siegen­thaler für Fahrstunden. Zuerst nur in der Stadt, zum gegenseitigen Kennenlernen. Dann, in der zweiten Stunde, geht es bereits auf die gefürchtete Autobahn - und prompt überkommt sie wieder dieses Ohnmachtsgefühl.

Bereits in der darauffolgenden Lektion nehmen die beiden einen neuen Anlauf, und trotz der Angst, die sich auch dieses Mal zeigt, geht es besser. Die Angstexpertin habe ihr dabei kaum Anweisungen gegeben, sondern vor allem durch ihre starke, ruhige ­Persönlichkeit ein neues Selbstbewusstsein am Steuer verliehen. Stück für Stück gewinnt Fidalgo mit jeder Fahrstunde ihre Sicherheit zurück, die Ohnmacht schwindet.

Wie Renate Siegen­thaler betont: «Fahrangst lässt sich nicht einfach wegzaubern. Es ist ein langer und mühsamer ­Prozess, der nach meiner Hilfe weitergeht. Der Schlüssel zum Erfolg ist das regelmässige, selbstständige Üben. Autofahren lernt man nur durch Autofahren, und auch eine Fahrangst lässt sich nur mit Konfrontation auflösen.»

Es folgt ein erster Termin im Auto von Renate Siegenthaler. Nach einem Gespräch über die Angst, die Hintergründe und die auslösenden Faktoren folgen auch schon die ersten Fahrmeter. «In der nächsten Stunde - und das war der wesentliche Unterschied zu den regulären Fahrstunden - sind wir auf mein Auto umgestiegen», sagt Mia und betont ebenfalls Siegenthalers ­ruhige, positiv verstärkende Präsenz.

Wie bei Carmen Fidalgo war auch bei Mia Moser ausschlaggebend, dass sie eine verständnisvolle Beifahrerin hatte, die ihr nicht ihren Fahrstil aufzwingen wollte, sondern akzeptierte, wie sie fuhr.

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Ein Beifahrer, der ständig kritisiert und den eigenen Fahrstil als den einzig richtigen betrachtet, kann die Unsicherheit noch verstärken und eine Scham hervorrufen, welche die Betroffenen oftmals daran hindert, über ihre Fahrangst zu sprechen.

Wer nämlich den Mut aufbringt, sich die Angst einzugestehen, und sie aus eigenem Antrieb zu überwinden versucht, hat nicht nur grosse Erfolgschancen, sondern geht auch oftmals gestärkt daraus hervor.

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