Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion (ICD-10: F43.21)

Anpassungsstörungen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten Störungsbildern überhaupt.

Ihr klinisches Anwendungsgebiet ist sehr breit gestreut.

Die Diagnose „Anpassungsstörung“ wird im ICD-10 mit F43.2 kodiert.

Die Diagnose ist einerseits wegen ihres breit definierten Anwendungsgebietes sehr häufig, aber wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass der Begriff „Anpassungsstörung“ relativ unverfänglich ist und nur wenig Stigmatisierendes an sich hat.

Diese Unverfänglichkeit kommt auch vielen Patient/-innen und Psychologen/innen entgegen, da die oft von den Krankenkassen eingeforderten Berichte selbstredend auch Diagnosen beinhalten müssen.

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Kriterien für die Diagnose einer Anpassungsstörung

Das erste Kriterium umschreibt eine „identifizierbare psychosoziale Belastung, von einem nicht aussergewöhnlichen oder katastrophalem Ausmass“ (ansonsten redet man von posttraumatischer Belastungsstörung).

Der Beginn der Symptome ist innerhalb des vergangenen Monats festlegbar.

Das zweite Kriterium umschreibt Symptome und Verhaltensstörungen (ausser Wahngedanken und Halluzinationen) wie sie z.B. bei affektiven Störungen vorkommen.

Aber diese Symptome erfüllen die Kriterien einer einzelnen affektiven Störung nicht (z.B. Depression).

Das dritte Kriterium umschreibt die Dauer.

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Die Symptome dauern nicht länger als sechs Monate nach Ende der Belastung oder ihrer Folgen, ausgenommen ist die Anpassungsstörung mit einer längeren depressiven Reaktion (F43.21).

Es geht bei einer Anpassungsstörung immer um Zustände einer subjektiven Bedrängnis und einer emotionalen Beeinträchtigung.

Diese Beeinträchtigung behindert das Wahrnehmen von sozialen Funktionen und Leistungen.

Auslöser und Beispiele für Anpassungsstörungen

Entscheidend ist, dass ein zu erfolgender Anpassungsprozess ins Stocken geraten ist, nachdem ein lebensveränderndes Ereignis stattgefunden hat.

Ein Jugendlicher wirkt depressiv, niedergeschlagen, leistungsbeeinträchtigt, zurückgezogen, seitdem er täglich eine halbstündige Fahrt in die Stadt zur Schule machen muss.

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Er kann am Mittag nicht mehr wie gewohnt nach Hause.

Zudem hat der Schulwechsel zur Folge, dass er seine bekannten Schulkollegen nicht mehr sehen kann.

Der neue Stundenplan hat zudem zur Folge, dass er sein Training im Sportverein nur noch am Dienstag besuchen kann.

Donnerstag geht’s nicht mehr.

Er kommt aufgrund einer obligatorischen späten Schulstunde erst um 18 Uhr nach Hause, zu spät für den Trainingsbeginn um die gleiche Zeit.

Ähnliche Beispiele sind ein Arbeitsplatzwechsel oder der Beginn von Elternschaft nach der Geburt des ersten Kindes.

Ebenso der Beginn des Ruhestandes oder das Umziehen in ein Altersheim.

Die Belastung kann auch durch die Beschädigung des sozialen und Beziehungsnetzes entstehen.

ICD-10 und Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion

* ICD-10 = International Classification of Mental and Behavioural Disorders (Klassifikation psychischer Störungen), Hrsg.

Dr. med. B.___, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, diagnostizierte eine Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion (ICD-10: F43.21), eine psychophysische Erschöpfung (ICD-10: Z73.0) und eine generalisierte Angststörung im Rahmen einer Störung der Stressmodulationsfähigkeit (ICD-10: F41.11).

Dr. B.___ diagnostizierte einen Zustand nach Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion, gegenwärtig vollständig remittiert (ICD-10: F43.21), dem er keine Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit zumass.

Sie habe lediglich unter einer einzigen depressiven Episode im Verlauf von 2013 und 2014 gelitten, die aber auf eine berufliche Überlastung und zwischenmenschliche Probleme am Arbeitsplatz zurückzuführen sei und damit nicht einer eigenständigen selbstunterhaltenden depressiven Störung, sondern einer Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion nach ICD-10 zugeordnet werden könne (IV-act. 112-11).

Das Psychiatriezentrum D.___ berichtete am 8. August 2023 nebst den Anpassungsstörungen (ICD-10: F43.2) von akzentuierten Persönlichkeitszügen (ICD-10: Z73.1).

Eine Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion sei beim Beschwerdeführer nicht diagnostiziert worden.

Nach Abschluss der stationären Analgesiebehandlung hielt sich A.________ vom 28. Mai bis 4. Juni 2019 in der psychiatrischen Klinik des Spitals D.________ wegen diagnostizierter Anpassungsstörungen (ICD-10 F43.22) in Form von Angst und depressiver Reaktion gemischt bei beginnender posttraumatischer Belastungsstörung (ICD-10 F43.1) auf (Austrittsbericht vom 26.

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