Herzstolpern: Psychische Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Störungen des Herzrhythmus können sich auf unterschiedliche Weise äussern. Womöglich wundern Sie sich, wenn Sie mitten in der Nacht aufwachen, über einen schnellen, ein bisschen stolpernden Herzschlag. Bei einem unregelmässigen Herzschlag hat man die Empfindung, dass das Herz öfters kurz aussetze und dann stolpere. Hinter diesem Stolpern stecken meist Extraschläge, die auch bei jungen und gesunden Menschen vorkommen können, ohne aufzufallen.

Herzrhythmusstörungen sind weit verbreitet und im Zunehmen begriffen, vor allem im Alter. Die Erkrankung tritt vor allem im höheren Alter oder bei jüngeren Patienten mit Risikofaktoren auf. Vorhofflimmern ist die weltweit häufigste Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen. Allein in Deutschland leben rund zwei Millionen Patienten mit Vorhofflimmern. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Aufgrund des demographischen Wandels wird sich diese Zahl in den nächsten 40 Jahren mehr als verdoppeln.

Ursachen von Herzstolpern

Es gibt dafür zahlreiche Ursachen - und kann nicht selten auf den jeweiligen Lebensstil zurückzuführen sein.

Häufige Ursachen von Vorhofflimmern:

  • Alter
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Alkoholkonsum
  • Drogenmissbrauch
  • Überfunktion der Schilddrüse
  • Folgeerscheinung von Herzinsuffizienz
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzklappenerkrankungen
  • Postoperativ
  • Trainierte Ausdauersportler
  • Perikarderkrankungen
  • Asthma

Auch der Lebensstil kann sich auf den Herzschlag auswirken. Wer zu viel Kaffee oder Alkohol trinkt, oder im Dauerstress ist, kann Herzrhythmusstörungen entwickeln. Manche organischen Grunderkrankungen verstärken durch den zusätzlichen Stress möglicherweise Herzprobleme. Auch Medikamente, die Sie wegen einer anderen Erkrankung einnehmen, führen möglicherweise als Nebenwirkung zu Herzrhythmusstörungen. Deshalb werden wir Sie bei der Diagnostik fragen, ob Sie momentan Arzneimittel einnehmen.

So kann eine Ansammlung von Gasen im querverlaufenden Darm oder viel Luft im Magen Herzstolpern, Herzklopfen, Brustenge, Luftnot, Hitzewallungen und/oder Angstzustände hervorrufen. Schilddrüsenerkrankungen zählen ebenfalls zu den möglichen Ursachen von Herzstolpern, das durch Extrasystolen bedingt ist.Manchmal sind Extrasystolen auf eine Herzerkrankung wie etwa Koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzklappenerkrankungen zurückzuführen.

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Symptome von Herzstolpern

Herzrhythmusstörungen haben viele Gesichter. Manche betroffenen Personen bemerken sie kaum und machen sich daher keine Sorgen. Das gilt ist vor allem dann, wenn das Herz nur hin und wieder langsamer oder schneller als üblich schlägt und die Veränderungen minimal sind. In der Regel variieren die Symptome stark. Es gibt Patienten, die keinerlei Symptome verspüren, das Vorhofflimmern also nicht selbst bemerken und die Diagnose erst durch eine Komplikation, etwa einen Hirnschlag, bekommen. Andere Menschen nehmen das Vorhofflimmern hingegen deutlich wahr.

Neben den unregelmässigen Herzschlägen können weitere Beschwerden auftreten. Schlägt das Herz zu langsam, wird der Körper nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Dieser Mangel kann sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen.

Häufige Symptome:

  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Atemnot
  • kurzzeitige Bewusstseinsverluste
  • vorübergehende Seh- oder Sprachstörungen

Schlägt das Herz zu schnell, führt das zu ähnlichen Symptomen wie bei einem zu langsamen Herzschlag. Man fühlt sich möglicherweise ebenfalls schwach und schwindlig und es kann auch zu Bewusstlosigkeit kommen. Zusätzlich verspüren manche Betroffene auch eine verstärkte Nervosität.

Weitere Symptome können sein:

  • Herzklopfen
  • Herzrasen
  • Nervosität
  • Schwindel
  • Ohnmacht
  • Atemnot
  • innere Unruhe
  • Kollaps

Häufige Symptome des Vorhofflimmerns sind: ein gefühlt unregelmässiger Herzschlag und Puls, Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel, Schwitzen, Atemnot, innere Unruhe, Angstgefühle, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Brustschmerzen, Erschöpfung, eingeschränkte Leistungsfähigkeit oder auch ein Schlaganfall.

Diagnose von Herzstolpern

Um das Vorliegen des Vorhofflimmerns feststellen zu können, befragen wir Ärzte den Betroffenen zunächst hinsichtlich seiner Beschwerden und Symptome. Anschliessend folgen weitere Diagnoseverfahren. Zunächst wird eine Anamnese erstellt. Im gemeinsamen Gespräch mit dem Arzt werden medizinisch relevanter Informationen besprochen, um die jeweiligen Symptome und Situationen besser zu verstehen. Dies dient einer ersten Einschätzung nach Ursachen und vorliegenden Problemen. Danach folgt eine körperliche Untersuchen inklusive Herztöne und Herz-Geräusche mit dem Stethoskop.

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Hier die EKG-Kurve eines gesunden Herzens - der Sinusrhythmus. Die grossen Ausschläge (= die QRS-Komplexe) folgen einander sehr regelmässig. Die kleineren Erhebungen vor diesen Ausschlägen (stellen die sogenannten P-Wellen dar), zeugen von einer guten Sinusknoten-Aktivität.

Zur Bestätigung der „Vorhofflimmern“-Diagnose wird ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Das folgende EKG zeigt eine absolute Arrhythmie. Die grossen Ausschläge (= die QRS-Komplexe) sowie die Grundlinien sind - erkennbar - vollkommen unregelmässig. Kleinere Erhebungen vor diesen Ausschlägen gibt es dagegen nicht mehr.

Schlussendlich lässt sich das Vorhofflimmern unter Verwendung eines Elektrokardiogramm (EKG) oder eines Langzeit-EKGs diagnostiziert. Und - wie bereits erwähnt - auch Smartphones oder eine Apple Watch sind mittlerweile geeignet, das Vorhofflimmern anzuzeigen. Tritt das Vorhofflimmern nur gelegentlich auf, wird es schwierig, dieses unter Berücksichtigung einer Momentaufnahme (= dem EKG) aufzuzeichnen. Deswegen werden in solchen Fällen Langzeit-EKGs durchgeführt.

Sobald die Diagnose gestellt wurde, müssen alle möglichen Ursachen für das Vorliegen dieser Herzrhythmusstörung ausgeschlossen werden. Hierzu führen wir Kardiologen eine Echokardiographie (einen Herzultraschall) und eine Ergometrie (ein Belastungs-EKG) durch und entnehmen dem Patienten Blut. Zusätzlich dazu kann noch ein CT (Computertomographie) veranlasst oder das Verlegen eines Herzkatheters notwendig werden.

Behandlung von Herzstolpern

Die Behandlung des Vorhofflimmerns erstreckt sich über vier Massnahmenbereiche.

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  • C steht für Komorbiditäten (englisch: comorbidities), also für begleitende gesundheitliche Risikofaktoren und Erkrankungen. Zu denken ist vor allem an Bluthochdruck, Übergewicht, Schlafstörungen oder Stress bzw. dessen schlechte Bewältigung, aber auch an psychische Begleiterkrankungen. Jede zweite Person mit einem Vorhofflimmern ist von einer Depression betroffen!
  • A steht für die Vermeidung von Schlaganfällen, englisch: avoid stroke. Wie eingangs erwähnt, stehen dazu nur konventionelle medikamentöse Gerinnungshemmer zur Verfügung.
  • R steht für die Reduktion der Symptome durch eine Frequenz- und/oder Rhythmuskontrolle (man kann das R insofern auch auf die Rhythmuskontrolle beziehen).

CARE als Ganzes meint Fürsorge, Sorgfalt, aufmerksame Pflege. Man darf das Herz nicht auf seine mechanische Pumpfunktion reduzieren. Es ist ein komplexes, empfindliches Sinnesorgan mit Sensoren für Druck und Volumen. Das Herz reagiert auch auf Geruchsstoffe und bildet eigene Hormone, die sich daran beteiligen, den Blutdruck zu regulieren. Umso wichtiger ist es, aus der verbreiteten Rhythmuslosigkeit des modernen Alltags mit seiner 24/7-Mentalität herauszukommen.

Extrasystolen sind zusätzliche Herzschläge, die direkt in den Herzkammern entstehen. Bei sog. ventrikulären Extrasystolen handelt es sich dabei um zusätzliche Herzschläge aus der rechten oder linken Hauptkammer (Ventrikel). Sie werden häufig als „Herzstolpern“ oder „Aussetzer“ wahrgenommen und sind bei Herzgesunden meist harmlos. Mögliche Auslöser sind Stress, Koffein, Alkohol oder Schlafmangel. Treten sie gehäuft auf oder bestehen bereits Herzerkrankungen, ist eine Abklärung mittels EKG, Ultraschall und ggf. weiteren Untersuchungen wichtig. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache - auch hier kann die Ablation erfolgreich eingesetzt werden und zu einer Heilung führen.

Manche Rhythmusstörungen bei Patienten ohne grundliegende Herzerkrankungen können in akuten Fällen mittels Atemtechniken, wie die Vagus-Stimulation (z.B. tiefes Atmen und leichtes Pressen, Bauchdruck erhöhen) beendet werden. Bei einem unregelmässigen Puls sollte man sich ruhig hinsetzen und entspannen. Starke körperliche Anstrengung und übermässiger Stress sollten vermieden werden, insbesondere ohne ärztliche Abklärung.

Essenziell bei nervösen Herzbeschwerden ist die psychosomatische Behandlung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Ziel der Therapie ist es unter anderem, dass die Betroffenen lernen, einen neuen Umgang mit der Angst vor einer Herzerkrankung und den beängstigenden Herzneurose-Symptomen zu finden. Zu geeigneten Arten der Psychotherapie gehören in diesem Fall vor allem die Gesprächstherapie sowie die kognitive Verhaltenstherapie.

Im Rahmen der Behandlung wird unter anderem der Frage nachgegangen, welche Lebensumstände (zum Teil unterbewusst) als belastend empfunden werden und Stress auslösen. Sind die Stress- und Angstauslöser ermittelt, können mithilfe des Spezialisten oder der Spezialistin geeignete Stressbewältigungsstrategien erprobt werden. So helfen etwa Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung dabei Stress zu reduzieren. Darüber hinaus lassen sich hiermit Muskelverspannungen lösen, die auch Herzstechen verursachen und dementsprechend Angstgefühle bei Betroffenen auslösen können.

Um den Blutdruck zu senken, wird Betroffenen oft Cardio-Training empfohlen. Einer britischen Studie zufolge sind hierzu isometrische Übungen wie Wandsitzen oder Unterarmstütze (sogenannte Planks) noch besser geeignet. Wer das Fitness-Training lieber im „geschützten Rahmen” durchführen möchte, kann sich z. B. bei einer Herzsportgruppe anmelden.

Vorbeugung von Herzstolpern

Mit einem gesunden Lebensstil verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, eine Herzrhythmusstörung zu entwickeln.

Tipps für einen gesunden Lebensstil:

  • Gesunde Ernährung: Nehmen Sie jeden Tag fünf Hände voll Obst und Gemüse zu sich. Achten Sie auch darauf, genug zu trinken.
  • Sport: Bewegen Sie sich regelmässig. Gehen Sie spazieren und halten Sie sich mit einer Sportart fit. Ihnen fällt es schwer, ein regelmässiges Training aufrecht zu erhalten? Probieren Sie verschiedene Sportarten aus, damit Sie eine finden, die Ihnen Freude macht.
  • Vermeiden Sie Dauerstress: Ständiger Stress wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Achten Sie auf einen regelmässigen Ausgleich. Probieren Sie Methoden aus, die Ihnen helfen zu entspannen, wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Meditation.

Wir sollten wieder aufmerksam werden auf Rhythmen, sie pflegen, einüben, lernen. Das heisst, Aktivität und Erholung, Bewegung und Ruhe regelmässig auszugleichen.

Abschließend zwei Denkanstösse, die dabei helfen können, dass bei Symptomen in der Herzgegend nicht weiterhin automatisch die Alarmglocken schrillen:

  • Herzprobleme können ganz harmlose Ursachen haben: Beim Sport treiben oder körperlichen Belastungen, ist es vollkommen normal, wenn das Herz schneller schlägt. Kommt es unabhängig von körperlicher Belastung zu Herzstechen, ist dies häufig auf Muskelverspannungen oder Schlafmangel zurückzuführen. Auch im Rahmen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) kann es neben Gereiztheit, Angst, Unruhe, Kopfschmerzen und weiteren typischen Symptomen unter anderem zu Herzklopfen kommen.
  • Jeder Körper reagiert individuell auf Stresssituationen: Die einen leiden bei Stress etwa unter Magen-Darm-Beschwerden, innerer Unruhe oder Schlafstörungen, andere wiederum unter nervös bedingten Herzbeschwerden.

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