Herzrhythmusstörungen sind weit verbreitet und nehmen vor allem im Alter zu. Auch Menschen mit einem gesunden Herzen nehmen immer wieder wahr, dass ihr Herz ungewöhnlich schlägt. Störungen des Herzrhythmus können sich subtil äussern. Womöglich wundern Sie sich, wenn Sie mitten in der Nacht aufwachen, über einen schnellen, ein bisschen stolpernden Herzschlag.
Was ist Herzstolpern?
Bei einem unregelmässigen Herzschlag hat man die Empfindung, dass das Herz öfters kurz aussetze und dann stolpere. Hinter diesem Stolpern stecken meist Extraschläge, die auch bei jungen und gesunden Menschen vorkommen können, ohne aufzufallen. Sie werden häufig als „Herzstolpern“ oder „Aussetzer“ wahrgenommen und sind bei Herzgesunden meist harmlos. Mögliche Auslöser sind Stress, Koffein, Alkohol oder Schlafmangel.
Ursachen von Herzrhythmusstörungen
Häufig liegt ausgeprägten Herzrhythmusstörungen eine Erkrankung zugrunde. Auch Medikamente, die Sie wegen einer anderen Erkrankung einnehmen, führen möglicherweise als Nebenwirkung zu Herzrhythmusstörungen. Deshalb werden wir Sie bei der Diagnostik fragen, ob Sie momentan Arzneimittel einnehmen. Daneben können noch andere Erkrankungen und Faktoren das Vorhofflimmern begünstigen. Nicht immer finden wir jedoch eine organische Ursache für das Vorhofflimmern.
Es gibt viele weitere Krankheiten, die vermeintlich zunächst nichts mit dem Herzen zu tun haben, es aber doch beeinträchtigen können.
- Herzmuskelentzündung: Die Myokarditis kann nach einem verschleppten Infekt auftreten.
 - Störungen des Elektrolythaushalts: Elektrolyte zählen zu den Mineralstoffen und spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Wasserhaushaltes.
 
Auch der Lebensstil kann sich auf den Herzschlag auswirken. Wer zu viel Kaffee oder Alkohol trinkt, oder im Dauerstress ist, kann Herzrhythmusstörungen entwickeln. Manche organischen Grunderkrankungen verstärken durch den zusätzlichen Stress möglicherweise Herzprobleme.
Lesen Sie auch: Unterstützung für depressive Partner
Psychosomatische Ursachen
Eine Herzneurose ist eine psychosomatische Erkrankung. Das bedeutet, dass die auftretenden Symptome keine körperliche Ursache haben, sondern eine psychische. Das Herz reagiert sehr empfindlich auf alle seelischen Veränderungen: Bei Angst, Stress oder Problemen im Alltag fängt es beispielsweise an, stärker zu schlagen als gewöhnlich. Oft schwitzt man auch vermehrt oder fängt an zu zittern.
Es gibt verschiedene Theorien, wo die Ursachen einer Herzneurose zu suchen sind:
- Ursachen in der Kindheit: Die Fachliteratur beschreibt häufig ein gestörtes Verhältnis der Eltern zu ihrem Kind als Risikofaktor für eine Herzneurose im späteren Leben.
 - Krankheiten im sozialen Umfeld: Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Risiko für eine Herzneurose grösser ist, wenn bereits ein naher Verwandter oder eine Person aus dem engen Freundeskreis an einer Herzneurose oder an tatsächlichen Herzbeschwerden gelitten hat.
 - Todesfälle: Auch Todesfälle im Umfeld können eine Herzneurose verursachen. Der Tod eines Angehörigen oder Bekannten macht den Betroffenen ihre eigene Sterblichkeit bewusst.
 - Konflikte und Probleme: Ungelöste Probleme und Konflikte im Alltagsleben können ebenso zur Entstehung der Herzneurose beitragen.
 - Vorerkrankungen: Eine Herzneurose kann auch die Folge einer vorherigen Erkrankung sein. So entwickeln beispielsweise Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, oft eine überwältigende Angst vor einem erneuten Infarkt.
 
Alle diese Theorien haben eine Gemeinsamkeit: Menschen mit einer Herzneurose sind meist sehr sensibel, unsicher und haben wenig Selbstvertrauen. Sie interpretieren eine ganz normale Reaktion des Herzens häufig falsch und deuten sie als Zeichen einer schwerwiegenden Krankheit.
Symptome von Herzrhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen haben viele Gesichter. Manche betroffenen Personen bemerken sie kaum und machen sich daher keine Sorgen. Das gilt ist vor allem dann, wenn das Herz nur hin und wieder langsamer oder schneller als üblich schlägt und die Veränderungen minimal sind. Neben den unregelmässigen Herzschlägen können weitere Beschwerden auftreten.
Zu Begleitsymptomen können zudem Verdauungsbeschwerden, Magenschmerzen und Schlafstörungen zählen. Nervös bedingte Herzbeschwerden führen bei Betroffenen zu Einschränkungen im Alltag und damit einhergehend zur Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Lesen Sie auch: Selbsttest Psychische Erkrankung
Schlägt das Herz zu langsam, wird der Körper nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Dieser Mangel kann sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen.
- Schwindel: Betroffene Personen nehmen Scheinbewegungen wahr und müssen sich teilweise setzen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
 - Kreislaufkollaps: Die betroffene Person wird bewusstlos und fällt in Ohnmacht. In diesem Fall sollte der Rettungsdienst gerufen werden.
 - Kreislaufstillstand: Wenn der Patient oder die Patientin das Bewusstsein verliert und keinen Puls mehr hat bzw.
 
Schlägt das Herz zu schnell, führt das zu ähnlichen Symptomen wie bei einem zu langsamen Herzschlag. Man fühlt sich möglicherweise ebenfalls schwach und schwindlig und es kann auch zu Bewusstlosigkeit kommen. Zusätzlich verspüren manche Betroffene auch eine verstärkte Nervosität.
Diagnose von Herzrhythmusstörungen
Zunächst werden wir Sie nach Symptomen und Vorerkrankungen fragen (Anamnese). Danach werden wir Sie untersuchen, um zu überprüfen, ob Sie eine Herzrhythmusstörung haben. Dabei geht es auch darum, die Ursache und mögliche Folgen zu erkennen.
Basis aller kardiologischen Diagnostik ist die Aufzeichnung der Herzströme, ein Elektrokardiogramm (EKG). Man unterscheidet Formen wie das Ruhe-EKG, das Belastungs-EKG auf dem Velo oder das Langzeit-EKG (bis zu sieben Tage). Mittlerweile kann man auch sehr kleine EKG-Geräte (Loop Recorder) implantieren, um den Herzschlag über Jahre hinweg zu überwachen. Übrigens ist auch die EKG-Funktion der Apple Watch für diagnosetauglich befunden worden. Sie deckt zwar nur einen beschränkten Frequenzbereich ab, ist aber zuverlässig darin, ein Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen.
- EKG: Das Elektrokardiogramm liefert genaue Daten über Ihre Herzfunktion. Daher ist es die wichtigste Untersuchung bei einem Verdacht auf Herzrhythmusstörungen. Häufig ordnen wir ein Langzeit-EKG an, um Daten während des Tagesverlaufs zu erhalten.
 - Echokardiographie: Anhand eines Herzultraschalls können wir die Struktur und die Funktion des Herzens überprüfen.
 
Behandlung von Herzrhythmusstörungen
Eine Therapie ist sinnvoll, wenn der Herzrhythmusstörung bestimmte Krankheiten zugrunde liegen. Liegt beispielsweise eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz den Symptomen zugrunde, besteht die Gefahr eines plötzlichen Herztods. In diesem Fall ist eine sofortige Behandlung erforderlich.
Lesen Sie auch: Freundin mit Depressionen helfen
Manche Rhythmusstörungen bei Patienten ohne grundliegende Herzerkrankungen können in akuten Fällen mittels Atemtechniken, wie die Vagus-Stimulation (z.B. tiefes Atmen und leichtes Pressen, Bauchdruck erhöhen) beendet werden. Bei einem unregelmässigen Puls sollte man sich ruhig hinsetzen und entspannen. Starke körperliche Anstrengung und übermässiger Stress sollten vermieden werden, insbesondere ohne ärztliche Abklärung.
Die Behandlung des Vorhofflimmerns erstreckt sich über vier Massnahmenbereiche:
- C steht für Komorbiditäten (englisch: comorbidities), also für begleitende gesundheitliche Risikofaktoren und Erkrankungen. Zu denken ist vor allem an Bluthochdruck, Übergewicht, Schlafstörungen oder Stress bzw. dessen schlechte Bewältigung, aber auch an psychische Begleiterkrankungen. Jede zweite Person mit einem Vorhofflimmern ist von einer Depression betroffen!
 - A steht für die Vermeidung von Schlaganfällen, englisch: avoid stroke. Wie eingangs erwähnt, stehen dazu nur konventionelle medikamentöse Gerinnungshemmer zur Verfügung.
 - R steht für die Reduktion der Symptome durch eine Frequenz- und/oder Rhythmuskontrolle (man kann das R insofern auch auf die Rhythmuskontrolle beziehen).
 - E steht für Erziehung, Betreuung, Einbeziehung des Patienten.
 
CARE als Ganzes meint Fürsorge, Sorgfalt, aufmerksame Pflege.
Psychosomatische Behandlung
Essenziell bei nervösen Herzbeschwerden ist die psychosomatische Behandlung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Ziel der Therapie ist es unter anderem, dass die Betroffenen lernen, einen neuen Umgang mit der Angst vor einer Herzerkrankung und den beängstigenden Herzneurose-Symptomen zu finden. Zu geeigneten Arten der Psychotherapie gehören in diesem Fall vor allem die Gesprächstherapie sowie die kognitive Verhaltenstherapie.
Im Rahmen der Behandlung wird unter anderem der Frage nachgegangen, welche Lebensumstände (zum Teil unterbewusst) als belastend empfunden werden und Stress auslösen. Sind die Stress- und Angstauslöser ermittelt, können mithilfe des Spezialisten oder der Spezialistin geeignete Stressbewältigungsstrategien erprobt werden. So helfen etwa Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung dabei Stress zu reduzieren. Darüber hinaus lassen sich hiermit Muskelverspannungen lösen, die auch Herzstechen verursachen und dementsprechend Angstgefühle bei Betroffenen auslösen können.
Was Sie selbst tun können
Auch mit einem gesunden Lebensstil können Sie positive Effekte bei vielen Erkrankungen erzielen.
- Mit einem gesunden Lebensstil verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, eine Herzrhythmusstörung zu entwickeln.
 - Gesunde Ernährung: Nehmen Sie jeden Tag fünf Hände voll Obst und Gemüse zu sich. Achten Sie auch darauf, genug zu trinken.
 - Sport: Bewegen Sie sich regelmässig. Gehen Sie spazieren und halten Sie sich mit einer Sportart fit.
 - Vermeiden Sie Dauerstress: Ständiger Stress wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Achten Sie auf einen regelmässigen Ausgleich. Probieren Sie Methoden aus, die Ihnen helfen zu entspannen, wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Meditation.
 
Um den Blutdruck zu senken, wird Betroffenen oft Cardio-Training empfohlen. Einer britischen Studie zufolge sind hierzu isometrische Übungen wie Wandsitzen oder Unterarmstütze (sogenannte Planks) noch besser geeignet1. Eine geeignete Therapie kann individuell mit dem behandelnden Arzt bzw. Therapeuten besprochen werden. Wer das Fitness-Training lieber im „geschützten Rahmen” durchführen möchte, kann sich z. B. bei einer Herzsportgruppe anmelden.
Abschließend zwei Denkanstösse, die dabei helfen können, dass bei Symptomen in der Herzgegend nicht weiterhin automatisch die Alarmglocken schrillen:
- Herzprobleme können ganz harmlose Ursachen haben: Beim Sport treiben oder körperlichen Belastungen, ist es vollkommen normal, wenn das Herz schneller schlägt. Kommt es unabhängig von körperlicher Belastung zu Herzstechen, ist dies häufig auf Muskelverspannungen oder Schlafmangel zurückzuführen. Auch im Rahmen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) kann es neben Gereiztheit, Angst, Unruhe, Kopfschmerzen und weiteren typischen Symptomen unter anderem zu Herzklopfen kommen.
 - Jeder Körper reagiert individuell auf Stresssituationen: Die einen leiden bei Stress etwa unter Magen-Darm-Beschwerden, innerer Unruhe oder Schlafstörungen, andere wiederum unter nervös bedingten Herzbeschwerden.
 
Wer sich dessen bewusst ist, reagiert eventuell gelassener auf die Symptome und kann der Angstspirale entgegenwirken.
tags: #Herzstolpern #Ursachen #psychosomatisch