Gallensteine: Ursachen, Symptome und psychische Bedeutung

Fast jeder dritte Mensch in der Schweiz hat Gallensteine, aber die meisten wissen nichts davon. Erst bei Beschwerden wie einer Gallenkolik stellt sich die Frage nach der Behandlung.

Was sind Gallensteine?

Am Unterrand der Leber befindet sich die Gallenblase. Sie ist das Reservoir für Gallensäuren, die fortwährend in der Leber produziert werden. Nach einer fettreichen Mahlzeit schüttet die Gallenblase die Gallensäuren über den Gallengang in den Dünndarm aus. Dort spalten sie Fett in so kleine Teile, dass es von den Darmzellen aufgenommen werden kann.

Wenn die Zusammensetzung des Gallensafts nicht ideal ist, können sich in der Gallenblase Steine bilden. Die meisten Gallensteine sind weich und enthalten überwiegend Cholesterin. Etwa zehn Prozent der Gallensteine bestehen aus Gallenfarbstoff und Bilirubin, dem Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs.

Symptome von Gallensteinen

Drei von vier Menschen mit Gallensteinen spüren nichts. Bei den anderen machen sich vor allem die Steine bemerkbar, die den Ausgang der Gallenblase oder den Gallengang verstopfen. Typisch sind krampfartige Schmerzen im rechten oder mittleren Oberbauch, die in Wellen verlaufen und mindestens 15 Minuten andauern.

Die Gallenblase versucht, die Blockade durch den steckengebliebenen Gallenstein mit Hilfe von Muskelkontraktionen zu beseitigen. Diese Muskelkontraktionen verursachen die Schmerzen. Wenn die Gallensäuren nicht abfliessen können, entzünden sich die Gallenblase und der Gallengang.

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Bei den meisten Menschen verbinden sich der Gallengang und der Gang der Bauchspeicheldrüse am Ende und münden gemeinsam in den Darm. So kann es als schwere Komplikation zu einem Rückstau der Verdauungssäfte in der Bauchspeicheldrüse kommen.

Krampfartige, heftige Schmerzen im Oberbauch sind typisch für eine Gallenkolik. Die Beschwerden können bis in Schulter und Rücken ausstrahlen und zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden andauern. Verursacht werden sie meist durch Gallensteine oder eine entzündete Gallenblase. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen als Männer.

Weitere Symptome einer Gallenkolik:

  • Plötzliche, heftige krampf- und wellenartige Oberbauchschmerzen
  • Erhöhter Bewegungsdrang (als Gegenreaktion zu den Schmerzen)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Blässe
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Fieber mit Schüttelfrost
  • Heller (entfärbter) Stuhl aufgrund fehlender Gallenfarbstoffe oder Fettstuhl
  • Völlegefühl und Blähungen
  • Dunkler Urin

Ursachen und Risikofaktoren

Hauptverursacher einer Gallenkolik sind Gallensteine, die den Gallengang blockieren. Rund 15 Prozent der Bevölkerung besitzen die steinigen Begleiter, doch nur bei einem Viertel davon führen sie zu den typischen Beschwerden.

Die Galle enthält ausser Flüssigkeit auch Substanzen wie Cholesterin, Gallensalze, den Gallenfarbstoff Bilirubin und Lecithin. Verändert sich deren Verhältnis, fallen mitunter Feststoffe aus, verfestigen sich und es bilden sich Gallensteine. Das passiert etwa bei fettreicher Ernährung: Es steigt dann der Anteil des Cholesterins, das sich in der Folge als Cholesterinstein in der Gallenblase ablagert.

Es gibt einige Risikofaktoren, die das Entstehen von Gallensteinen begünstigen. Fachleute sprechen von den "Fünf Fs":

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  • Female: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Fertile: Wahrscheinlich spielt das weibliche Hormon Östrogen bei der Entstehung von Gallensteinen eine Rolle.
  • Fat: Übergewichtige haben ein höheres Risiko für Gallensteine.
  • Forty: Beschwerden durch Gallensteine zeigen sich überwiegend bei Menschen über 40 Jahre.
  • Fair: Hellhäutige Menschen sind häufiger von Gallensteinen betroffen als dunkelhäutige.

Manchmal haben Gallenblasenbeschwerden auch nicht-organische Ursachen. So beeinflussen psychische Belastungen oder Störungen wie Stress, häufiger Ärger oder Ängste die Funktion der Gallenblase (Gallenwegsdyskinesie). Fachleute sprechen dann von einer Reizgallenblase. Das führt zu Bewegungsstörungen und Verkrampfungen der Muskulatur der Gallenblase. Dadurch staut sich die Gallenflüssigkeit zurück, was wiederum Schmerzen und Koliken auslöst.

Diagnose

Eine Gallenkolik geht meist mit so typischen Beschwerden einher, dass ein Arzt sie in der Regel sofort erkennt.

Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt Ihren Bauch ab. Dabei stellt er fest, ob Milz und Leber vergrössert sind und ob der Bauch hart oder weich ist. Zwei spezielle Untersuchungsmethoden sind für den Arzt besonders aussagekräftig:

  • Murphy-Zeichen: Der Arzt bittet den Patienten, tief einzuatmen und drückt dabei seine Finger unter den rechten Rippenbogen. Schmerzt dies, unterbricht der Patient plötzlich das tiefe Luftholen. Dies deutet auf ein Gallensteinleiden (Cholelithiasis) oder eine Gallengangsentzündung (Cholezystitis) hin.
  • Courvoisier-Zeichen: Die Untersuchung läuft genauso ab wie beim Murphy-Zeichen, ruft aber keine Schmerzen beim Patienten hervor. Der Arzt stellt dabei jedoch fest, dass die Gallenblase prall gefüllt ist - ein Hinweis auf einen Verschluss des Gallengangs durch einen Tumor oder Vernarbungen.

Die Ultraschalluntersuchung des Bauches (Abdomensonografie) ist die Methode der Wahl, um einer Gallenkolik auf den Grund zu gehen. Nicht nur Gallensteine lassen sich hiermit gut erkennen, sondern auch Veränderungen der Gallenblase wie Tumoren, Polypen oder Entzündungen.

Diagnostik und Therapie zugleich ermöglicht die endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP). Dabei führt der Mediziner einen dünnen Schlauch mit einer kleinen Kamera am vorderen Ende (Endoskop) über den Mund bis in den Zwölffingerdarm, wo das Gallengangsystem einmündet. Über das schlauchförmige Endoskop führt der Arzt dann feine medizinische Instrumente ein, um den Gallenstein zu entfernen.

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Behandlung

Gallensteine, die keine Symptome verursachen, benötigen keine Behandlung.

Bei ersten Symptomen versucht man es zunächst mit Nahrungskarenz, Schmerzmitteln und krampflösenden Medikamenten. Kommt es zu wiederkehrenden Beschwerden, ist es ratsam, die Gallenblase in einem geplanten, nicht notfallmässig durchgeführten Eingriff operativ zu entfernen.

Meist wird die Gallenblase samt den Steinen mittels Schlüssellochchirurgie durch die Bauchdecke entfernt. Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist, kann man auch ohne sie problemlos leben.

Ein anderes Verfahren zum Entfernen eines eingeklemmten Gallensteins heisst ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie).

Je nach Grösse und Lage des Gallensteins kommen heute unterschiedliche Methoden zum Einsatz, um ihn zu entfernen. Früher war dazu eine offene Operation nötig, heute genügen minimalinvasive Verfahren über die Speiseröhre. Bei Frau P. wurde die Ablagerung mit Stosswellen zertrümmert.

Überblick über Behandlungsmethoden:

  • Medikamente und Antibiotika zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen
  • Operative Entfernung der Gallenblase in Schlüssellochtechnik
  • ERCP zur Entfernung von Gallensteinen im Gallengang
  • Zertrümmerung von Gallensteinen mit Stosswellen

Psychische Bedeutung

Auch eine gelungene Operation ist ein einschneidendes Ereignis. Es erschütterte das Selbstverständnis Ihrer Bekannten, und sie benötigt therapeutische Hilfe, um den Eingriff zu verarbeiten. Man könnte aus einer ganzheitlicheren Betrachtungsweise eine Hypothese wagen: Eventuell waren schon die Gallensteine die Folge von seelischem Ungleichgewicht. Der Alternativmediziner Rüdiger Dahlke etwa deutet sie als «versteinerte Aggressionen» - allzu lange habe man sich «gallige Ausbrüche» verkniffen, obwohl die Lebenssituation so frustrierend war, dass sich immer mehr Wut ansammelte. Diese Theorie ist natürlich in der Schulmedizin verpönt - aber sie kann als Illustration dafür dienen, dass körperliche Krankheiten durchaus nicht bloss körperliche Ursachen haben.

Krankheiten kommen nicht nur von aussen, sondern sind auch Ausdruck eines inneren Ungleichgewichts. Verdrängte Konflikte und innere Spannungen aber machen auf die Dauer krank. Wenn dann körperliche Symptome auftauchen und wir endlich zum Arzt gehen, ist es schon fast zu spät.

Vorbeugung

Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und gesundem Körpergewicht senkt das Risiko für Gallensteine.

Was kann ich selbst tun?

  • Ausgewogene, ballaststoffreiche, fettarme Ernährung
  • Kontrolle des Gewichts und ausreichend Bewegung
  • Bei Schmerzen: Wärme und Bewegung, evtl. Schmerzmittel

Abzuraten ist von sogenannten «Leberreinigungskuren» mit Speiseöl, Fruchtsaft und Bittersalz.

Personen, die schon sehr früh im Leben Gallensteine bekommen, haben manchmal zugrunde liegende Erkrankungen.

Wann zum Arzt?

Bei wiederholten, krampfartige Oberbauchschmerzen (insb. nach fettreichen Mahlzeiten) sollte man einen Arzt aufsuchen.

Starke, plötzlich einsetzende Oberbauchschmerzen sollten Sie immer möglichst schnell von einem Arzt abklären lassen. Es besteht die Gefahr, dass Gallensteine dahinterstecken. Und diese gehen nicht immer von selbst ab. Manchmal versperren sie den Gallengang dauerhaft, was im schlimmsten Fall zu schweren Komplikationen führt.

Suchen Sie unbedingt einen Arzt auf, wenn Sie typische Symptome einer Gallenkolik bei sich feststellen: Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht (Ikterus), Fieber mit Schüttelfrost, Fettstuhl oder heller (entfärbter) Stuhl, dunkler Urin.

Statistiken

Bis zu 15 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben Gallensteine.

Etwa jede fünfte Frau über 40 leidet darunter, auch Männer sind oft betroffen.

10-30% der Erwachsenen sind von Magen- oder Sodbrennen betroffen.

Beteiligung Prozentsatz
Schweizer Bevölkerung mit Gallensteinen Bis zu 15%
Erwachsene mit Magen- oder Sodbrennen 10-30%

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