Gallensteine: Ursachen und Psychische Faktoren

Gallensteine sind ein häufiges Gesundheitsproblem, von dem etwa jede fünfte Frau über 40 betroffen ist, aber auch Männer sind oft betroffen. Dabei sind Ablagerungen der Gallenflüssigkeit in der Gallenblase gemeint, die kristallisiert sind. Oft machen sich Gallensteine nicht bemerkbar und werden deshalb erst spät entdeckt. Bis zu 15 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben Gallensteine.

Arten von Gallensteinen

Gallensteine werden in drei Arten unterteilt:

  • Cholesterinsteine
  • Gemischte Steine
  • Pigmentsteine

In unseren westlichen Breitengraden sind 80 Prozent Cholesterinsteine oder auch gemischte Steine. Diese können u.a. durch einen Überschuss an Cholesterin in der Galle entstehen. Ist die Konzentration der Galle sehr hoch, werden diese Steine mit der Zeit grösser und können je nach Verlauf zu erheblichen Beschwerden führen.

Ursachen und Risikofaktoren

Weshalb es zu solchen Ablagerungen kommt, kann verschiedene Ursachen haben. Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Eine fett- und zuckerreiche Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Höheres Alter
  • Helle Haut
  • Weibliches Geschlecht (Frauen sind besonders gefährdet, vor allem, wenn sie Kinder haben)

Eine übermässige Produktion von Cholesterin in der Leber kann zu einer Cholesterinsättigung in der Galle führen, was wiederum die Entstehung von Gallensteinen begünstigt. Eine ungesunde Ernährung, welche reich an gesättigten Fetten und arm an Ballastoffen ist, kann dies zusätzlich fördern.

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Psychische Faktoren und Stress

Manchmal haben Gallenblasenbeschwerden auch nicht-organische Ursachen. So beeinflussen psychische Belastungen oder Störungen wie Stress, häufiger Ärger oder Ängste die Funktion der Gallenblase (Gallenwegsdyskinesie). Fachleute sprechen dann von einer Reizgallenblase. Das führt zu Bewegungsstörungen und Verkrampfungen der Muskulatur der Gallenblase. Dadurch staut sich die Gallenflüssigkeit zurück, was wiederum Schmerzen und Koliken auslöst.

Symptome

Nicht alle Personen, die Gallensteine in ihrer Gallenblase tragen, haben auch Beschwerden. Die Symptome können stark variieren. Die klassischen Symptome sind:

  • Starke Oberbauchschmerzen bzw. starke Oberbauchkoliken (Oberbauchkrämpfe)
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Diese Symptome treten oft nach der Einnahme von Mahlzeiten ein. In manchen Fällen werden die Schmerzen stärker und dauerhaft und sind mit Fieber verbunden.

Gallenkolik

Krampfartige, heftige Schmerzen im Oberbauch sind typisch für eine Gallenkolik. Die Beschwerden können bis in Schulter und Rücken ausstrahlen und zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden andauern. Verursacht werden sie meist durch Gallensteine oder eine entzündete Gallenblase. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen als Männer.

Plötzliche, heftige krampf- und wellenartige Oberbauchschmerzen und erhöhter Bewegungsdrang sind typische Anzeichen einer Gallenkolik.

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Häufige Begleitsymptome einer Gallenkolik sind beispielsweise:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Blässe
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Fieber mit Schüttelfrost
  • Heller (entfärbter) Stuhl aufgrund fehlender Gallenfarbstoffe (bei Verschluss des Gallengangs etwa durch einen Gallenstein) oder Fettstuhl (durch gestörten Fettabbau)
  • Völlegefühl und Blähungen
  • Dunkler Urin

Komplikationen

Bei Gallensteinen können fünf Hauptkomplikationen auftreten. Alle Komplikationen bedürfen einer schnellstmöglichen Behandlung.

Bis zu einem Drittel aller Gallenkolik-Patienten entwickeln Komplikationen oder weitere Erkrankungen, so zum Beispiel:

  • Durchbruch der Gallenblase (Gallenblasenruptur): Wenn ein Gallenstein den Gallengang blockiert, staut sich die Gallenflüssigkeit in der Gallenblase. In der Folge platzt im schlimmsten Fall die Gallenblase und Gallenflüssigkeit tritt in den Bauchraum aus. Die Gefahr einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) besteht.
  • Gallengangentzündung (Cholangitis): Der durch Gallensteine verstopfte Gallengang ist eitrig entzündet. Drei Symptome (Charcot-Trias II) sind charakteristisch für die akute Cholangitis: Gelbsucht (Ikterus), Fieber und starke Oberbauchschmerzen.
  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Gallensteine sind rau. Durch Reibung reizen sie die Wand der Gallenblase so stark, dass sie sich entzündet, und es kommt zu Fieber, kolikartigen Schmerzen im Oberbauch und hohen Entzündungswerten im Blut. Bei einer bakteriellen Infektion ist die Gallenblase manchmal vereitert (Gallenblasenempyem).
  • Vergrösserung der Gallenblase: Staut sich die Gallenflüssigkeit im Gallengang, ist die Gallenblase unter Umständen tastbar vergrössert. Mediziner sprechen von Gallenblasenhydrops. Unbehandelt löst dies mitunter eine Entzündung aus.
  • Gallenblasenkrebs: Chronische Entzündungen der Gallenblase (Cholezystitis) und Gallensteine erhöhen das Risiko für Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom). Dieser entwickelt sich aber meist erst im höheren Alter. Zu den Symptomen gehören Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust, Ikterus (Gelbsucht), Übelkeit und Erbrechen sowie Gallenkoliken.

Diagnose

Durch eine Erstuntersuchung des Arztes mittels Anamnese werden die Beschwerden aufgenommen. Das Auftreten der Koliken im oberen Bauchraum ist oft ein klares Indiz. Dieses wird durch Bildgebung vor allem mithilfe eines Ultraschalls des Bauches (Abdomens) überprüft.

Zur Diagnose einer Gallenkolik gehören:

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  • Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte)
  • Körperliche Untersuchung (Murphy-Zeichen, Courvoisier-Zeichen)
  • Blutuntersuchung (Alkalische Phosphatase, Gamma-GT, GPT, Bilirubin, Lipase)
  • Ultraschalluntersuchung des Bauches (Abdomensonografie)
  • Endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP)

Behandlung

Die Behandlung der Gallensteine hängt von der Schwere der Symptome ab. Wenn Gallensteine Symptome verursachen, empfiehlt man die operative Entfernung der Gallenblase - auch Cholezystektomie genannt.

Diese kann minimalinvasiv mit einer laparoskopischen Operation oder einer robotergesteuerten Operation (Da Vinci) entfernt werden.

Diagnostiziert ein Arzt Gallensteine in einer Untersuchung, welche keine Symptome oder Komplikationen verursachen, ist eine akute Behandlung nicht notwendig.

Therapie der Wahl für Patienten mit symptomatischen, aber unkomplizierten Konkrementen ist heute die elektive laparoskopische Cholezystektomie. Für Steinträger mit hohem Operationsrisiko kommt eine konservative Therapie in Betracht - allerdings um den Preis einer erhöhten Gefahr für erneute Koliken und Komplikationen (z.B. Cholezystitis).

Appetitlosigkeit und Gallensteine

Appetitlosigkeit kann durch eine Vielzahl von Faktoren bedingt sein, von physischen und psychischen Erkrankungen bis hin zu altersbedingten Veränderungen. Die Ursachen sind oft komplex und erfordern eine gründliche Untersuchung, um gezielte Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Ein frühzeitiges Erkennen und Angehen der Appetitlosigkeit ist entscheidend, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Mangelernährung und Gewichtsverlust zu vermeiden.

Vorbeugung

Die Wirkung von Lebensstiländerungen wie fettarme Ernährung und vermehrte Bewegung ist bisher nicht belegt.

Zusammenhang zwischen persönlichen Erfahrungen und Gallensteinen

Manchmal spüren Patienten Symptome, aber medizinische Untersuchungen zeigen nichts Auffälliges. Zu den Symptomen stellen sich weitere ein. Diese Gespräche müssen vom Arzt vermittelt werden.

Ein Beispiel ist Gewichtszunahme, die zu Scham und sozialem Rückzug führen kann. In solchen Fällen ist es wichtig, dass das Verdauungssystem im Einklang mit der Ernährung steht und professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird.

Nach der Entfernung der Gallenblase können positive Veränderungen wie Gewichtsverlust, gesteigertes Selbstbewusstsein und Gelassenheit auftreten.

Gallensteine: Risikofaktoren im Überblick

Risikofaktor Beschreibung
Weibliches Geschlecht Frauen sind häufiger betroffen als Männer, insbesondere nach Schwangerschaften.
Alter Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter (über 40 Jahre).
Ernährung Fett- und zuckerreiche Ernährung erhöht das Risiko.
Genetische Faktoren Familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen.
Übergewicht Übergewichtige Menschen haben ein höheres Risiko.
Helle Haut Hellhäutige Menschen sind häufiger betroffen als dunkelhäutige.
Stress Psychische Belastungen können die Funktion der Gallenblase beeinflussen.

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