Mit dem lateinischen Terminus „Hallux” wird im medizinischen Sprachgebrauch die Grosszehe benannt. Die Hallux valgus-Fehlstellung ist ein Leiden, was vor allem die weibliche Bevölkerung betrifft. Genetische Prädisposition scheint neben Schuhwerk und über Jahre getragene hohe Absätze sowie Beinachsenfehlstellung wie zum Beispiel der Knick-/Senkfuss die wichtigste Ursache für dieses sehr häufige Krankheitsbild zu sein. Der erste Mittelfussknochen wird dabei zusehends gegen die Fussinnenseite verlagert und bildet das mehr oder minder schmerzhafte Überbein. Eine Gelenkreizung, Schleimbeutelentzündung oder die Irritation eines oberflächlichen Hautnerven können den Leidensdruck weiter erhöhen.
Mit zunehmender Fehlstellung kann die Grosszehe ihre wichtige Stützfunktion nicht mehr wahrnehmen. Als Folge wird der 2. Mittelfussknochen, später eventuell sogar auch der 3. Mittelfussknochen überlastet. Mit zunehmender lokaler Überlastung kann die Gelenkkapsel der Zehengrundgelenke reissen, eine Instabilität des entsprechenden Gelenkes ist die Folge, da gleichzeitig die Grosszehe weiter gegen aussen gedrängt wird und die 2. Zehe keinen Platz mehr hat.
Das Prinzip der heute gängigen Operationstechniken besteht darin, das Gleichgewicht für die Grosszehe wieder herzustellen und damit eine dauerhafte Korrektur zu erreichen. Das Köpfchen des 1. Mittelfussknochens muss seinen ursprünglichen Platz wieder finden. In der Regel ist hierfür eine Osteotomie (Knochenschnitt) des 1. Mittelfussknochens notwendig.
Nachdem zusammen mit dem Arzt die Entscheidung zur Operation gefällt worden ist, wird mit Ihnen in einem Gespräch mit der Praxisassistentin der weitere Ablauf auf dem Weg zur Operation besprochen. Falls sie im Besitz von eigenen Gehstöcken sind, bringen Sie diese bei ihrem Eintritt bitte mit. Bereits nach kurzer Zeit werden Sie nach der Narkose bereits schon wieder klar im Kopf sein und einen ersten Kaffee oder ein anderes Getränk serviert bekommen.
Je nach Eingriff dauert die Überwachungszeit nach der Operation ca. 2 Stunden. Während dieser Zeit werden Sie vom Operateur darüber informiert, wie alles verlaufen ist, wie Sie mit dem Wundverband umgehen müssen, wann Kontrollen geplant sind, wie die Nachbehandlung aussieht und wie Sie sich zu verhalten haben, falls es z.B. stark in den Verband nachbluten sollte (kleinere Nachblutungen in die Verbandskompressen sind normal). Zudem wird Ihnen die postoperative Schmerzmedikation erläutert werden. Zumeist können Sie sich anschliessend von Ihren Angehörigen abholen lassen, um nach Hause zurückzukehren.
Lesen Sie auch: Leitfaden: Nymphensittich Verhalten und Haltung
Die Operation ist vorbei - Wie geht es weiter?
Schmerzen und Schwellung
Erfahrungsgemäss klingen operationsbedingte Schmerzen in den meisten Fällen innert ein bis zwei Wochen weitgehend ab. Durch das Einhalten weniger Regeln können Sie dies (teilweise) selber beeinflussen. Die wichtigste Regel ist das konsequente Hochlagern des operierten Fusses. Das heisst: nur so lange am Stück stehen oder gehen, bis Spannungsgefühle oder Schmerzen im operierten Fuss auftreten. Dies ist ein Zeichen, dass es an der Zeit ist, den Fuss wieder hochzulagern.
Mit Hoch lagern ist gemeint, den Fuss entweder beim Sitzen auf einen Stuhl oder Ähnliches zu legen oder im Liegen den Fuss zum Beispiel auf ein Kissen zu lagern. Wenn die oben erwähnten Massnahmen eine zu wenig schmerzlindernde Wirkung zeigen, können Sie jederzeit die auf dem Rezept als Reserve verschriebenen Schmerzmittel einnehmen.
Belastung
Je nach Art der Operation dürfen Sie den operierten Fuss in einem speziellen Schuh / Stiefel voll belasten oder unter Zuhilfenahme von Stöcken teilentlasten.
Vollbelastung
Sie können den Fuss voll belasten, dürfen aber selbstverständlich bei Schmerzen oder Unsicherheiten jederzeit auch Stöcke zu Hilfe nehmen.
Teilbelastung
Sie dürfen den operierten Fuss unter Zuhilfenahme von Stöcken nur mit dem Beingewicht auf den Boden aufsetzen. Hierzu werden Sie während Ihres Spitalaufenthaltes von einem unserer Physiotherapeuten instruiert. Auch das Treppensteigen mit Stöcken wird, wenn nötig, mit Ihnen geübt.
Lesen Sie auch: Zebrastreifen: Fussgänger und Fahrzeugführer
Operationswunde
Im Spital wird Ihnen durch Ihren Arzt oder durch das Pflegepersonal gezeigt, wie Sie zu Hause den Verband selber wechseln können. Das dafür benötigte Verbandsmaterial ist ebenfalls auf Ihrem Rezept aufgeführt. Der Verband sollte, solange die Wunde noch nässt (Blut / Wundflüssigkeit), täglich gewechselt werden. Grundsätzlich ist beim Verbandswechsel keine Desinfektion nötig. Das alte Verbandsmaterial sollte jedes Mal vollständig entfernt werden.
Sollte die Operationswunde noch bluten oder nässen, decken Sie die Wunde mit den verschriebenen Kompressen ab und verbinden den Fuss mit leichtem Zug drei- bis viermal. Später, wenn die Wunde nicht mehr blutet oder nässt, reicht es vollkommen aus, sie mit einem normalen Pflaster abzudecken. Um einer Schwellung und den damit verbundenen Schmerzen etwas vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie auch weiterhin die elastische Binde mit leichtem Zug drei- bis viermal um den Fuss wickeln.
Der operierte Fuss sollte bis zur ersten Kontrolle bei uns weiterhin so verbunden werden. In der Regel gibt es keine Probleme mit dem selbstständigen Verbandswechsel. Falls Sie sich dies jedoch nicht zutrauen, geben Sie uns bitte noch während Ihres Spitalaufenthaltes Bescheid, damit wir Ihnen eine Verordnung für die Spitex ausstellen können.
Duschen
Während der ersten sieben Tage nach der Operation sollte der Fuss zum Duschen mit einem normalen Plastiksack (z. B. Abfallsack) abgedeckt werden. Der Plastiksack kann mit einem einfachen Klebeband befestigt werden. Nach sieben Tagen können Sie ohne Abdeckung duschen. Das heisst, die Wunde darf jetzt für kurze Zeit feucht werden. Auch mit aus den Zehen ragenden Drähten (Kirschnerdrähte) dürfen Sie wie oben erwähnt duschen.
Baden
Da die Wunde beim Baden in der Badewanne längere Zeit im Wasser verbleibt als beim Duschen, sind einige Regeln einzuhalten. Grundsätzlich ist die Wunde nach zwanzig Tagen so weit abgeheilt, dass Sie wieder ein Bad nehmen dürfen. Wenn jedoch während der Operation Kirschnerdrähte zur Fixation von Knochen oder Gelenken eingebracht worden sind, ist Vorsicht geboten, da die Drähte in direkter Verbindung mit dem Knochen stehen.
Lesen Sie auch: Analyse: Schulden und Inflation
Thromboseprophylaxe
Nach Fussoperationen sind Thrombosen oder Embolien selten. Eine «einfache» Thromboseprophylaxe empfehlen wir trotzdem allen unseren Patienten : Mehrmals täglich sollten Sie Ihre Beine bewegen («Velofahren» im Bett, auf dem Rücken liegend). Nach einer Fussoperation sollten Sie zusätzlich mehrmals täglich das Sprunggelenk (Fussgelenk) bewegen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, immer wieder aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen - besser mehrmals am Tag für kurze Zeit als ein- bis zweimal täglich während längerer Zeit. Bei besonderem Risiko, in der Vergangenheit durchgemachten Thrombosen, Embolien oder bei Ruhigstellung des Fusses mit Stockentlastung empfehlen wir - zusätzlich zu den Bewegungsübungen - eine medikamentöse Thromboseprophylaxe.
Kirschnerdrähte
Kirschnerdrähte werden während der Operation eingesetzt. Sie dienen zur vorübergehenden Führung oder zur Stabilisation von Zehen, Gelenken oder Frakturen. Da sie nur kurzfristig (in der Regel ein paar Wochen) im Körper verbleiben, treten sie aus der Haut heraus. Die Drähte können ohne Probleme in unserer Sprechstunde entfernt werden.
Der aus der Haut ragende Teil sollte mit einem Pflaster abgedeckt werden, damit Schuh oder Socke nicht am Drahtende hängen bleiben. Wenn die Drähte beim Duschen nass werden, ist das kein Problem. Baden sollten Sie erst wieder, nachdem die Kirschnerdrähte entfernt wurden. Dies geschieht nach einigen Wochen während Ihres Kontrolltermins in unserer Sprechstunde.
Arbeitsunfähigkeit
Wie lange Sie nach einer Fussoperation nicht arbeiten können, hängt von Ihrer beruflichen Tätigkeit sowie von der Art des Eingriffes ab. Oft kann nach Absprache mit dem Arbeitgeber eine Lösung und vorübergehend eine leichtere Arbeit gefunden werden, sodass einer vorzeitigen Rückkehr zur Arbeit nichts im Wege steht. Auch bei sitzenden Tätigkeiten muss der operierte Fuss möglichst hochgelagert werden (z. B. auf einem Stuhl).
Unsere Angaben auf dem Arbeitsunfähigkeitszeugnis, das Sie nach der Operation von uns erhalten, sind Richtwerte. Falls Sie sich bereits früher in der Lage fühlen zu arbeiten, können Sie dies selbst verständlich tun. Sollten Sie jedoch nach Ablauf des Arbeitsunfähigkeitszeugnisses noch nicht in der Lage sein, Ihre berufliche Tätigkeit wieder aufzunehmen, müsste Ihr Zeugnis entsprechend verlängert werden.
Das Risiko für die Entwicklung einer Thrombose im Bein (Blutgerinnsel in den Venen) ist nach Fussoperationen nur leicht erhöht. Routinemässig verschreiben wir Thromboseschutztabletten (Xarelto 10 mg). Wichtig ist es, den operierten Fuss die ersten 24 Stunden nach der Operation konsequent hochzulagern, um die Schwellung zu reduzieren und Nachblutungen zu vermeiden. Am Tag der Operation sollten Sie nicht länger als 5 Minuten stehen, die anschliessenden ersten 5 Tage nicht länger als 10 und die ersten 2 Wochen nicht länger als 20 Minuten.
Nachdem Sie gestanden sind, sollten Sie das operierte Bein eine ganze Stunde lang hochlagern. Wichtig ist es, zur Thromboseprophylaxe und gegen die Schwellung, den Oberschenkelmuskel immer wieder 15 Sekunden am Stück kräftig anzuspannen und dabei sogar zu versuchen, das gestreckte Bein anzuheben. Achten Sie ebenfalls auf eine vitamin- und eiweissreiche Ernährung, sowie wenig Zucker.