Der Fragebogen für das Erstgespräch in der Psychotherapie: Ein umfassender Leitfaden

Überlegen Sie, eine Therapie zu machen? Bevor Sie sich auf die Suche nach einem*r Therapeut*in begeben, sollten Sie einige grundlegende Überlegungen anstellen. Es lohnt sich, wenn Sie sich im Vorfeld überlegen, was Sie sich von der Therapie erhoffen und unter welchen Rahmenbedingungen eine Behandlung stattfinden sollte.

Vorbereitung auf das Erstgespräch

Der wichtigste Expertentipp zur Gesprächsvorbereitung: Versuchen Sie, sich nicht zu viele Sorgen zu machen. Diese Zweifel und Hemmungen sind ganz normal. Es braucht oft viel Überwindung, sich einer Fachperson anzuvertrauen.

Bevor Sie zum ersten Gespräch gehen, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Was sind meine Beweggründe?
  • Was sind meine Ziele?
  • Was sind meine Erwartungen an die Fachperson?
  • Wie viel zeitliche Ressourcen möchte/kann ich aufwenden?
  • Was kann und will ich in eine Therapie einbringen?
  • Wie arbeite ich gerne?
  • Brauche ich regelmässige Aufgaben?

Weitere wichtige Fragen zur Vorbereitung

  • Was sind Ihre Beweggründe für das Gespräch oder die Therapie?
  • An welche Fachperson möchten Sie sich wenden? Sprechen Sie erst mit Ihrer Hausärztin bzw.

Ablauf des Erstgesprächs

Nach der Anmeldung bei einer Praxis erfolgt in der Regel ein unverbindliches Erstgespräch mit der behandelnden Fachperson. Zu Beginn einer Therapie findet ein ca. 75-minütiges Erstgespräch statt. Ausgehend von Ihrem Anliegen nehme ich eine fundierte Abklärung vor, um ein genaues Verständnis Ihrer Gesamtsituation zu bekommen und das dazu passende individuelle Therapieangebot zu entwickeln. Die weitere Planung besprechen wir gemeinsam und ich erkläre Ihnen fortlaufend das Vorgehen.

Die Fachperson wird Sie sicher nach Ihren Beweggründen für dieses Gespräch fragen. Weiter wird die Fachperson Sie ermuntern, aus Ihrem Leben zu erzählen. Aus Ihren Schilderungen wird sich rasch ein Gespräch entwickeln.

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Ergänzende Instrumente

Ergänzend zum Erstgespräch nutze ich Fragebogen und Tests, welche die Diagnostik, Zielklärung und die Therapiegestaltung unterstützen. Auch zur Qualitätssicherung ist es empfehlenswert, den Verlauf einer Psychotherapie wiederholt zu messen. Anhand der grafischen Auswertungen nehmen wir jeweils eine Standortbestimmung vor.

Therapieplanung und -gestaltung

In der Therapie orientiere ich mich an Ihren Bedürfnissen und Ressourcen. Ressourcen sind alle Möglichkeiten, die einem Menschen zur Befriedigung seiner Bedürfnisse zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Ziele, Wünsche, Interessen, Wissen, Fähigkeiten, Stärken, Hobbies und zwischenmenschliche Beziehungen. Gerade vergangene und gegenwärtige Beziehungen eines Menschen sind von massgeblicher Bedeutung für unsere psychische Gesundheit.

Deshalb kann der Schwerpunkt des therapeutischen Vorgehens auch stark auf die Veränderung zwischenmenschlicher Beziehungen ausgerichtet sein, wozu Angehörige und Bezugspersonen in die Therapie einbezogen werden.

Elemente der Therapie

  • Sich selbst besser verstehen und weiterentwickeln
  • Mit Emotionen umgehen
  • Hilfe zur Selbsthilfe

Ich begleite Sie einerseits darin, einen Zugang zu bisher Unbekanntem und Unbewusstem zu entwickeln, um dadurch ein tieferes Verständnis für Ihre eigene Person zu bekommen. Andererseits unterstütze ich Sie bei der Umsetzung der nötigen und gewünschten Veränderungen, um Ihre persönlichen Ziele zu erreichen und neue Wege gehen zu können.

Für die Umsetzung von Veränderungen ist häufig der Umgang mit Emotionen (z. B. Angst, Ärger, Scham) von Bedeutung. Emotionen sind der Kern unseres Erlebens und des Menschseins und können die Ursache psychischer Schwierigkeiten sein, wenn sie unsere vollständige Bedürfnisbefriedigung blockieren. Folglich ist das Erkennen von Emotionen und der richtige Umgang mit ihnen der Schlüssel für tiefgreifende und anhaltende Veränderungen im Erleben, Denken und Verhalten.

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Die Übernahme von Eigenverantwortung ist in der Therapie zentral, weshalb ich Sie bei der Hilfe zur Selbsthilfe unterstütze. Übungen für den Alltag können helfen, das Gelernte zu vertiefen und es sich langfristig anzueignen. So können Sie auch bei zukünftig auftretenden Herausforderungen die nötige Selbstfürsorge betreiben und sich selbst auch in schwierigen Lebenssituationen nachsichtig und liebevoll begegnen. Ich sehe meine Rolle als Therapeut darin, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten und dabei zu unterstützen, die nötigen anstrengenden Schritte selbst zu gehen. Es geht nicht in erster Linie darum anzukommen, sondern loszulaufen und auf dem Weg zu wachsen.

Ich arbeite nach dem integrativen psychotherapeutischen Ansatz von Klaus Grawe. Dieser Ansatz nutzt verschiedene therapeutische Verfahren - deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist - und ermöglicht dadurch eine massgeschneiderte Unterstützung.

Finanzielle Aspekte

Es gibt einige Zusatzversicherungen, die komplementärmedizinische Behandlungen und Therapien von Psycholog*innen, die nicht delegiert arbeiten, mitfinanzieren. Je nach Franchise und Selbstbehalt Ihrer Krankenversicherung müssen Sie die Kosten bis zu einem bestimmten Betrag selbst bezahlen. Wir raten Ihnen, sich vor einer Behandlung bezüglich der Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse zu informieren.

Psychiater*innen, Psychotherapeut*innen und sämtliche angestellte Personen in stationären Kliniken sowie ambulanten Praxen unterstehen einem Berufsgeheimnis (gesetzliche Schweigepflicht nach Art. 321 Strafgesetzbuch sowie gemäss kantonalen Gesetzen und Behandlungsvertrag) und sind an das Schweizerische Datenschutzgesetz gebunden. Behandler*innen müssen ihre Akten mindestens 10 Jahre aufbewahren und diese danach vernichten.

Weitere wichtige Aspekte

Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen fürchten eine Stigmatisierung, wenn ihre Krankheit bekannt wird. Rein rechtlich steht jede Psychiaterin und jeder Psychologe unter Schweigepflicht. Als Patientin bzw.

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Es kann sein, dass Ihnen die Fachärztin oder der Facharzt zur Behandlung der Symptome Ihrer Krankheit Medikamente wie z. B. Antidepressiva empfiehlt oder als Möglichkeit anbietet.

Therapieabbruch

Seien Sie sich bewusst, dass Sie eine psychologische Behandlung jederzeit abbrechen können. Wichtiger ist aber die Frage, weshalb eine Therapie Hals über Kopf beendet werden soll. Hat eine Äusserung des Therapeuten Sie verärgert oder verletzt? Halten Sie etwas zurück, was Sie schon lange hätten sagen sollen? Haben Sie den Eindruck, es gehe nicht vorwärts?

Anders liegt der Fall, wenn Ihr Therapeut Ihre persönliche oder sexuelle Integrität verletzt, sich über die Schweigepflicht hinwegsetzt oder in anderer Weise die Standesregeln bricht.

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