Ergotherapie bei Angststörungen: Ein umfassender Überblick

In der Ergotherapie steht die Handlungsfähigkeit des Menschen im Zentrum. Ergotherapie stellt die Handlungsfähigkeit des Menschen in den Mittelpunkt. Sie fördert die Autarkie und ermöglicht dem Menschen Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung.

Was ist Ergotherapie?

Der Begriff «Ergotherapie» leitet sich vom altgriechischen Wort «érgon» ab, das übersetzt «Handlung» oder auch «Arbeit» bedeutet. Die Ergotherapie geht davon aus, dass Tätig sein und Handeln können menschliche Grundbedürfnisse sind, und dass gezielt eingesetzte Tätigkeiten gesundheitsfördernde und therapeutische Wirkung haben. Ergotherapie trägt dazu bei, die Handlungsfähigkeit des Patienten/Klienten zu bewahren und zu verbessern.

Durch eine ganzheitliche Betrachtungsweise werden alle Sinne des zu behandelnden Menschen untersucht, um herauszufinden, welche Bereiche durch Krankheiten eine gestörte Informationsleitung aufweisen, um diese dann zu behandeln.

Ergotherapie in der Psychiatrie

Die Psychiatrie ist ein wichtiger Bestandteil der Ergotherapie. Die Psychiatrie spielt eine wichtige Rolle in der Ergotherapie. Tatsächlich wurde der Beruf der Ergotherapeutin zuerst in psychiatrischen Kliniken bekannt. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich das Gebiet der Ergotherapie kontinuierlich weiterentwickelt, um Menschen bei der Bewältigung einer Vielzahl von Herausforderungen zu unterstützen.

Ergotherapie wird bei der Behandlung von Patienten mit psychiatrischen und kognitiven Störungen eingesetzt. Ergotherapeuten nähern sich der psychischen Gesundheit mit einer einzigartigen Perspektive, die die Bedürfnisse der Person im Kontext von Familie, Beruf und Gemeinschaft berücksichtigt.

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Ziele der Ergotherapie

Grundsätzlich gilt als übergeordnete Zielsetzung in der ergotherapeutischen Behandlung die Verbesserung der Handlungsfähigkeit. Ziel der Ergotherapie ist es, der Krankheit entgegenzuwirken und Sie beim Erreichen, Verbessern sowie Erhalten grösstmöglicher Selbständigkeit in alltäglichen Verrichtungen wie Körperpflege, Essen, Fortbewegung, Kommunikation, Haushalt, Beruf, Schule und Freizeit zu unterstützen.

Im Rahmen der psychiatrischen Behandlung geht es darum, diese Krankheitsbilder zu lindern. Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung, einem Unfall oder sozialer Umstände in ihrer alltäglichen oder beruflichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, werden durch die Ergotherapie gefördert, ihren Alltag befriedigend zu gestalten.

Zielgerichtete und klientenorientierte ergotherapeutische Behandlung, um die sozialen, emotionalen oder kognitiven Fähigkeiten zu erhöhen. Alles, was wir Menschen tun, wie wir es tun und was wir dabei erleben, wirkt sich auf unsere psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. Individuell bedeutungsvolles Tätig sein wirkt gesundheitsfördernd. In der Ergotherapie erhalten die Klienten und Klientinnen die Möglichkeit, sich wieder handelnd zu erfahren und soziale Beziehungen zu gestalten. Sie können persönliche Fähigkeiten entdecken oder neu erleben und wieder Vertrauen in ihre Handlungsfähigkeit gewinnen.

Spezifische Ziele

  • Kognitive Funktionen wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Handlungsfähigkeit und -ausführung, Merkfähigkeit stärken
  • Sozioemotionale Kompetenz wie Kontakt-, Kommunikations-, Durchsetzungs-, Kritikfähigkeit entwickeln
  • Psychische Grundleistungsfunktionen wie Belastbarkeit, Entscheidungsfähigkeit, Selbstvertrauen, Eigen- und Fremdwahrnehmung verbessern

Ergotherapie bei Angststörungen

Angst kommt vielerorts vor. Sie ist eine komplexe Emotion und muss nicht zum vorneherein als krankhaft gewertet werden. Ungesund wird Angst jedoch, wenn die Intensität höher, die Dauer länger wird und vor allem, wenn sie in spezifischen Situationen auftritt. Von einer Angststörung spricht man, wenn die Angst übertrieben, allgemein und unklar ist. Wenn sie sich in bestimmten sozialen Situationen bemerkbar macht, eine konkrete Furcht (Phobie) vor einem Objekt oder einer Situation besteht oder wenn sie als Panikattacke auftritt.

Angst belastet, kann behindern und quälen, muss aber nicht immer behandelt werden. Tritt Panik aber ohne reale Bedrohung auf, hält sie lange an und lähmt, sollte man sich fachgerecht behandeln lassen.

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Eine Angststörung wird mit Medikamenten oder Psychotherapie behandelt, oft auch kombiniert. Zentral ist, dass über die Erkrankung und mögliche Behandlungsmethoden umfassend aufgeklärt wird. Wichtig ist zudem, dass eine praktische Lebensphilosophie vermittelt wird, man die gefürchteten Situationen gedanklich durchgeht und sich ihnen auch stellt.

Menschen mit sozialer Angst- und Panikstörung fürchten sich krankhaft, von anderen prüfend betrachtet zu werden. Eine Angst- und Panikstörung wird stets durch mehrere Faktoren ausgelöst.

Wie Ergotherapie helfen kann

In der Ergotherapie stehen die konkreten Alltagstätigkeiten der Klienten und Klientinnen im Fokus. Bedeutungsvolle Betätigung wird therapeutisch eingesetzt, um sich selber im Tun wahrzunehmen, Neues zu wagen oder Altes loszulassen. Genauso werden Gespräche oder die soziale Interaktion genutzt, um eigene Rollen, Bedürfnisse oder Gefühle zu erkennen, anzunehmen oder zu verändern.

Im Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit steht der Alltag des Patienten. Die Therapie wird in der Regel 1x wöchentlich durchgeführt.

Wir arbeiten interaktionell, kompetenz- und ausdruckszentriert. Dabei stehen die Selbstwahrnehmung und der Austausch im Einzel- oder Gruppensetting im Zentrum. Nach einem differenzierten Erfassen von konkreten Herausforderungen bei der Bewältigung des Alltages werden gemeinsam Lösungsstrategien erarbeitet und umgesetzt.

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Methoden der Ergotherapie

In der Ergotherapie können Handlungen/Tätigkeiten zugleich Ziel und Mittel der Therapie sein: Handlungen/Aktivitäten/Tätigkeiten und Umwelt werden analysiert und gezielt so eingesetzt, dass sie die Handlungsfähigkeit des Patienten/Klienten im Hinblick auf seine Zielsetzungen und Bedürfnisse in verschiedenen Lebensbereichen fördern.

Die Ergotherapeutin kennt verschiedene Möglichkeiten, um eine Behandlungseinheit zu beginnen. Sie erfasst die Momentanlage des Patienten/Klienten (Situation, Befindlichkeit, Belastbarkeit) und hilft ihm, sich auf die Therapiesituation einzulassen. Sie weckt Interesse, soziale Bereitschaft und Motivation für das geplante Vorhaben (z.B. durch Entwickeln und Klären der Zielvorstellungen, durch das Planen einzelner Handlungsschritte, durch Anbieten von Gedächtnisstützen).

Wenn nötig wendet sie Massnahmen an, welche die Durchführung der Tätigkeitsphase überhaupt erst ermöglichen oder erleichtern, wie z.B. spezifische Massnahmen zur Sensibilisierung bzw.

Die Ergotherapeutin begleitet den Patienten/Klienten bei der Ausführung von Tätigkeiten gemäss den therapeutischen Zielsetzungen und unterstützt diese, indem sie notwendige Hilfen gibt (z.B.

Die Ergotherapeutin geht (mit dem Patienten/Klienten) auf momentane Wirkungen von Tätigkeiten, Reizen, Stimmungen und Interaktionen ein. Sie erfasst therapeutisch wirksame Momente und Tätigkeitsschritte und verstärkt die Integration und Stabilisierung des Erreichten durch geeignete Massnahmen (z.B.

Sie wählt einen günstigen Zeitpunkt für die Auswertung und bestimmt den Grad der Differenziertheit und das Vorgehen (z.B.

Sie erläutert und begründet dem Patienten/Klienten, den Mitgliedern des Behandlungsteams, eventuell den Angehörigen ihre Vorgehensweisen und Auswertungsergebnisse.

Beispiele für Gruppentherapien

  • Kompetenzzentrierte Gruppe
  • Interaktion und Wohnalltag
  • Interaktion und Freizeit
  • Computergestütztes kognitives Training
  • Gestaltung und Ausdruck

Wie man Ergotherapie beginnt

Die ergotherapeutische Behandlung beginnt mit einem Erstgespräch, bei dem die Motivation und die Rahmenbedingungen geklärt werden. Wichtig dabei ist das Mitbringen der ärztlichen Verordnung und der Krankenkassen-Karte. Nun startet die Behandlung mit regelmässigen und verbindlichen Terminen im Einzel- oder Gruppensetting.

Der/Die Patient*in benötigt dafür eine Verordnung vom Haus- oder Facharzt für 9 Therapiesitzungen.

Die Therapieziele, die therapeutische Beziehung und das Setting werden laufend überprüft und evaluiert.

Wo wird Ergotherapie angeboten?

Die Ergotherapie findet als Einzel- oder Gruppentherapie teilweise auf der Station statt, teilweise aber auch zentral in stationsübergreifenden Therapieräumen.

Die Therapie findet in der Praxis statt, kann jedoch bei Bedarf bei Ihnen zu Hause stattfinden. In Ausnahmefällen begleiten ich Sie auch gerne zu einem Amt, Arzt und/oder Einkauf.

Gerne komme ich zu Ihnen heim, wenn Sie konkrete Hilfe für Daheim benötigen oder es Ihnen nicht möglich ist, in die Praxis zu kommen. Gespräche, Beratungen, Coachings und Trainings werden in der Praxis in Zürich durchgeführt.

Ambulante Krisenintervention (AKi)

Wir bieten mit der Ambulanten Krisenintervention (AKi) für das Bündner Rheintal, entlang der Achse Maienfeld - Thusis, eine aufsuchende Behandlung und Betreuung von Patienten mit akuten psychiatrischen Krisen in der häuslichen Umgebung oder vor Ort des Geschehens an.

Mit «Walk-In»-Sprechstunden (Ambulanter Notfall) am Standort der Klinik Waldhaus Chur steht eine zentrale Anlaufstelle auch ohne Anmeldung zur Verfügung. Damit wird ein unkomplizierter Zugang für eine psychiatrische Hilfeleistung für Betroffene geschaffen.

Kosten und Finanzierung

Die Ergotherapie wird ärztlich verordnet und über die Grundversicherung der Krankenkassen vergütet. Lediglich der Selbstbehalt von 10% muss von den Teilnehmenden selbst bezahlt werden.

Die ergotherapeutische Behandlung ist eine Pflichtleistung der Grundversicherung jeder Krankenkasse oder der Sozialversicherung.

Ergotherapie wird von ihrem Hausarzt, Neurologen, Psychiater oder Facharzt verordnet und von der Krankenkasse, Unfall- und Militärversicherung sowie der Invalidenversicherung übernommen.

Die Kosten für die Therapie werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen.

Das Team

Unsere Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger, Therapeuten und Pflegefachpersonen unterstützen und begleiten Patienten, ihre Angehörigen und Arbeitgeber bei der Erarbeitung von Lösungen in verschiedener Hinsichten.

Erfahrene Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten bieten die ambulante Ergotherapie an.

Das Team des Therapeutischen Dienstes setzt sich aus ausgebildeten Therapeuten zusammen. Sie bieten ein auf die Bedürfnisse und die Zielerreichung des Patienten abgestimmtes therapeutisches Angebot an.

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