Starke Gefühlsausbrüche können das Leben in einer Partnerschaft mit einem Borderliner stark beeinflussen. Eine Borderline-Beziehung ist geprägt von intensiven Emotionen - in einem Moment euphorisch und idealisierend, im nächsten Moment wütend und aggressiv.
Was ist das Borderline-Syndrom?
Experten vermuten als Ursache für das Borderline-Syndrom ein Zusammenspiel aus einer genetischen Funktionsstörung des Gehirns gepaart mit einer traumatischen Erfahrung im Sozialleben, z.B. durch emotionalen oder körperlichen Missbrauch in der Kindheit. Das Hauptsymptom der Borderline-Störung ist die Unfähigkeit, seine Gefühle und starken Emotionen kontrollieren zu können. Letztere sind für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen kaum auszuhalten.
Hilfe bei der Abklärung, ob es sich bei deinem Partner oder bei deiner Partnerin aber auch wirklich um das Borderline-Syndrom handelt, bieten Psychotherapeuten oder bestimmte Klassifizierungssysteme. Dieses informieren über die Symptome und führen bestimmte Kriterien auf, die typisch für diese Persönlichkeitsstörung sind. Sind aus diesem Kriterienkatalog mindestens fünf von neun Merkmale erfüllt, deutet alles auf eine Borderline-Erkrankung hin.
Anzeichen und Symptome des Borderline-Syndroms
- Unfähigkeit, seine Gefühle und starke Emotionen kontrollieren zu können.
 - Selbstverletzung bis hin zu Suizid-Gedanken.
 - Psychische Krankheiten wie Angst-Störungen, Depressionen oder Essstörungen.
 - Impulsives Verhalten und Gefühls-Achterbahn.
 - Intensive, problematische, schmerzhafte und von extremer Eifersucht begleitete zwischenmenschliche Beziehungen.
 
Wie verhalten sich Borderliner, wenn sie lieben?
Mit einem pathologischen Grenzgänger - der permanent und unverhofft zwischen emotionalen Extremen hin und her pendelt - zusammen zu leben, ist schwer. Denn Instabilität ist oft die einzige Konstante in einer Borderline-Beziehung. Neue Beziehungen sind für ihn erst total aufregend und berauschend. Kommt es zu Konflikten, kippt die Stimmung sofort.
Borderliner haben zudem Angst vor dem Alleinsein, während sie paradoxerweise nicht lange in einer Beziehung sein können. So kommt es, dass sie oft von einer Beziehung in die nächste springen. Die Reizbarkeitsschwelle eines Menschen mit Borderline-Störung ist selbst für den Partner kaum einzuschätzen und macht einen guten Umgang sehr schwierig. Wutanfälle oder auch Manipulationsversuche sind keine Seltenheit. Manche Borderliner drohen mit Selbstmord, wenn der Partner sie verlässt. So kann es schnell zu einer Co-Abhängigkeit in der Borderline-Beziehung kommen:
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Vor allem das unerklärliche Wechseln zwischen emotionaler Vereinnahmung und Missachtung ist in einer Borderline-Beziehung leider Alltag, und bringt die Partner von Betroffenen regelmässig an ihre Grenzen.
Was für Partner suchen sich Borderliner aus?
Am Anfang wird der neue Partner oder die neue Partnerin vom Borderliner idealisiert. Das kann aber schnell kippen. Der oder die Partner/in ist entweder das Ein und Alles oder Nichts für den Borderliner. So werden die Partner oft und sprunghaft gewechselt. Borderliner brauchen zudem totale Aufmerksamkeit und totale Nähe, dann aber auch wieder ihre Freiräume. Partner, die sie sich suchen sind also oft Personen mit geringem Selbstwert, die dieses Spiel mitspielen. Aus grosser Liebe zum Borderliner oder aus zu wenig Selbstliebe. So kommt es, dass Partner von Borderlinern sich oft total in den Strudel hineinziehen lassen und all das Chaos mitmachen. On-Off-Beziehungen sind bei Borderlinern ebenso keine Seltenheit.
Tipps für den Partner eines Borderliners
Viele Partner zeigen dennoch ein enormes Mitgefühl und leiden regelrecht mit den Borderlinern mit. Typischerweise hegen die Partner den Wunsch ihrem erkrankten Partner helfen zu wollen, rechtfertigen und entschuldigen hierfür sein verletzendes Verhalten und geben sich dabei teilweise sogar selbst auf. Das ist nur allzu menschlich, aber leider kontraproduktiv.
Wer sich auf die pathologischen Extreme des Borderliners einlässt, bestärkt ihn in seiner Krankheit eher, als er ihm - und letztlich auch sich selbst und der Partnerschaft - hilft. Wer in einer Borderline-Beziehung lebt, sollte lernen sich abzugrenzen und seine eigenen Gefühle zu schützen. Die emotionale Achterbahnfahrt und Verzweiflung des Bordeliners ist nicht die eigene, lass dich also nicht mitreissen.
Idealerweise bewahrst du Ruhe, Haltung und innere Stärke, wenn es zu Gefühls-Ausbrüchen des Borderline-Syndroms kommt. Informiere dich über die Krankheit und vor allem darüber, was du als Angehörige*r oder Partner*in tun kannst, um Betroffene, aber vor allem auch dich selbst zu schützen. In vielen Fällen ist eine Psychotherapie oder sogar eine vorübergehend stationäre Behandlung die beste Lösung.
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Den Borderline-Patienten zu einer Therapie zu drängen, halten Experten ebenfalls für falsch. Mangelt es beim Betroffenen an der Selbsterkenntnis oder gar am Leidensdruck, ist seine Reaktion oft in gewohnter Manier impulsiv statt mitwirkend, und macht eine Behandlung der Störung kaum möglich. Letztendlich ist eine Therapie jedoch der einzige Weg, um langfristig in einer Borderline-Beziehung leben zu können, wenn die Betroffenen es denn wollen.
Denn eine gänzliche Heilung des Borderline-Syndroms ist nicht möglich. Eine erfolgreiche Therapie kann den Borderliner jedoch aus seinen emotionalen Grenzbereichen zurück in die Mitte eines einigermassen stabilen Lebens holen. Denn das wünscht sich der Betroffene mehr als jeder andere.
Hilf deinem Partner dabei, dieses Ziel zu erreichen - indem du dir zunächst selbst hilft, mit der Belastung durch seine Krankheit umzugehen und deine eigene seelische Gesundheit zu schützen.
Wie lange dauert eine Borderliner-Beziehung?
Eine Beziehung mit einem Borderliner ist selten von langer Dauer. Langfristige Partnerschaften können in der Regel nur im Zusammenhang mit einer Therapie bestehen. Fakt ist, dass die Intensität der Borderliner-Beziehung oft dazu führt, dass die Beziehung bricht oder dass sich eine Art Abhängigkeit entwickelt bei der beide Partner sich füreinander verantwortlich fühlen.
Was können Angehörige tun?
Vor allem nahestehende Personen wie die Familie leiden oft unter den extremen Symptomen von Borderline und fragen sich, wie sie sich gegenüber Menschen mit Borderline verhalten sollen. Angehörigen sowie Partnern von Betroffenen empfiehlt man, sich an Beratungsstellen zu wenden, um Informationen und Kontakte zu Therapeuten zu erhalten.
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In der Therapie erhalten die Angehörigen Empfehlungen für "Regeln" im Umgang mit Borderline Patienten und haben somit die Möglichkeit, zur Verbesserung der Krankheitssymptome beizutragen. Nicht nur viel Verständnis und Wohlwollen, sondern auch sinnvolle Grenzen zu setzen, hilft im Umgang mit Borderline Patienten. Im nächsten Schritt bearbeitet man Themen, die in der Familie oder Partnerschaft zu Problemen führen.
Die therapeutische Behandlung dauert häufig viele Jahre, da Borderline eine sehr tiefgreifende Störung ist. Sowohl für die Betroffenen als auch die Familie, Partner oder Freunde ist der Umgang mit der psychischen Störung ein fordernder Lernprozess. Die Unterstützung von nahestehenden Personen ist für Menschen mit Borderline aber sehr wichtig und begünstigt eine positive Entwicklung.
Nehmen Sie als Angehöriger die Androhung eines Selbstmordversuches immer ernst! Über die Hälfte der Borderline Patienten durchlebt mindestens einen Suizidversuch.
Zudem ist es wichtig, dass Angehörige von Betroffenen auch auf ihr eigenes Wohl achten. Es ist ratsam, sich bei Bedarf Unterstützung zu holen und sich immer wieder eine Auszeit von dem herausfordernden Umgang mit dem Borderliner zu gönnen, um Kraft zu tanken.
Der Kontakt mit Angehörigen anderer Borderline-Patienten trägt meist ebenfalls zur eigenen Entlastung bei. In Angehörigen-Gruppen profitiert man häufig vom Wissen und von den Erfahrungen anderer Angehöriger.
Verhaltensregeln für Angehörige
- Ruhig und gelassen bleiben: Die eigene Ruhe kann sich positiv auf das Gegenüber auswirken.
 - Verständnis zeigen: Versuchen Sie, die Gefühle und Sorgen der Person nachzuvollziehen.
 - Auf sich selbst achten: Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und diese auch zu kommunizieren.
 - Raum und Zeit geben: Manchmal braucht die Person Zeit, um sich zu beruhigen.
 - Professionelle Hilfe suchen: Ermutigen Sie die betroffene Person dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um ihre Emotionen und Bewältigungsstrategien besser zu verstehen.
 
Die Rolle der Therapie
Eine therapeutische Behandlung - ambulant oder stationär - ist für Borderline-Patienten in jedem Fall zu empfehlen. Wenn möglich, bezieht der Therapeut Familienmitglieder oder Partner mit ein. Der Therapeut klärt die Angehörigen zunächst ausführlich über die psychische Störung auf. Das Wissen über das Borderline-Syndrom ist ein erster wichtiger Schritt, um den Betroffenen besser zu verstehen.
In erster Linie geht es darum, dysfunktionale Bewältigungsstrategien ab- und funktionale Strategien aufzubauen. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) ist eine spezielle Form davon, sie wurde unter anderem für Menschen mit Borderline entwickelt. Dank DBT habe sie gelernt, sich von dysfunktionalen Verhaltensweisen zu lösen.
Gerade bei Borderline-Betroffenen ist dieses Einordnen wichtig. «Durch deren hohe Emotionalität kann eine Verspätung des Gegenübers bereits zu einem Gefühl der Entwertung führen und als existenzielle Bedrohung empfunden werden.
Zusammenfassung
Eine Borderline-Beziehung ist eine Herausforderung, aber nicht unmöglich. Mit Verständnis, Therapie und klaren Grenzen können sowohl Betroffene als auch Partner ein erfülltes Leben führen. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu vergessen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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