Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein. Als Modelluniversität mit rund 2.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung. Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Forschungsschwerpunkte und Therapieansätze
Im Department für Psychologie bildet die Universität Witten/Herdecke Psychologen aus. Ein zentraler Forschungsbereich ist das Wechselspiel zwischen Körper und Seele, wie es in der Arbeit von Prof. Dr. Johannes Michalak zum Ausdruck kommt. Michalak untersucht die Rolle der Meditation und achtsamkeitsbasierten Psychotherapie, insbesondere in der Behandlung von Depressionen.
Die Therapie beginnt oft mit Elementen aus der Meditation, bei denen die Aufmerksamkeit auf den Körper gerichtet wird, ohne Bewertungen vorzunehmen. Es geht darum, den Körper wahrzunehmen und die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. Depressive Menschen können so lernen, Grübelprozesse zu erkennen und sich davon zu lösen.
Prof. Michalak erforscht auch, wie Körper und Seele zusammenhängen. Studien zeigen, dass die Körperhaltung einen Einfluss auf die Merkfähigkeit hat. So können sich Menschen in zusammengesunkener Haltung eher negative Worte merken, während eine aufrechte Haltung das Erinnern positiver Worte fördert. Die Forscher gehen davon aus, dass Körperhaltung und seelisches Befinden sich direkt und in beide Richtungen beeinflussen.
Soziale Beziehungen und Einsamkeit bei jungen Menschen
Susanne Bücker, Professorin für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie an der Universität Witten/Herdecke, forscht schwerpunktmäßig zum Thema Einsamkeit bei jungen Menschen. Laut einer Umfrage des Deutschen Jugendinstituts fühlen sich 22 Prozent der Fünf- bis Elfjährigen manchmal einsam. Bücker betont, dass das Einsamkeitsgefühl auch nach der Corona-Pandemie auf hohem Niveau geblieben ist.
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Einsamkeit entsteht, wenn die gewünschten sozialen Beziehungen nicht mit den tatsächlichen sozialen Beziehungen übereinstimmen. Dieses Gefühl kann Depressionen begünstigen oder aus ihnen entstehen. Ausgrenzungserfahrungen, wie als Letzter in eine Gruppe gewählt zu werden oder nicht zu Geburtstagen eingeladen zu werden, können besonders schmerzhaft sein.
Das Projekt "Friendship"
Am Katharinen-Gymnasium in Ingolstadt gibt es das Projekt "Friendship", das Schülerinnen und Schülern einen Raum bietet, um über ihre Erfahrungen mit Alleinsein und Anschlussfinden zu sprechen. Das Konzept ist einfach: Alle sind willkommen, um neue Freundschaften zu schließen. Durch das Projekt haben einige Schülerinnen und Schüler bereits neue Freunde gefunden und gelernt, dass es sich nicht lohnt, auf Akzeptanz in den falschen Gruppen zu warten.
Kritik an der Digitalisierung im Bildungssystem
Das Institut für Integrative Medizin an der Universität Witten/Herdecke kritisiert die Handlungsempfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Digitalisierung im Bildungssystem. In einem Offenen Brief wird bemängelt, dass die Empfehlungen die Erkenntnisse über die Auswirkungen digitaler Medien auf Kinder ignorieren. Besonders kritisch wird die Forderung nach der Einführung von "Elementarinformatik" in Kindertagesstätten und Grundschulen gesehen.
Die AWMF-Leitlinie "Prävention dysregulierter Bildschirmnutzung in Kindheit und Jugend", die von 11 führenden Fachgesellschaften erarbeitet wurde, dokumentiert die negativen Auswirkungen übermäßiger Bildschirmnutzung auf Kinder und Jugendliche. Die Leitlinie hebt hervor:
- Negative Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit (Bewegungsmangel, Übergewicht, Schlafstörungen).
 - Psychosoziale Beeinträchtigungen (Ängste, Depressionen, Suchtverhalten).
 
Es wird argumentiert, dass die Bundesregierung die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen von digitalen Endgeräten auf das Lernen und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ignoriert und stattdessen einen Digitalpakt 2.0 für Schulen beschlossen hat.
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Waldorfpädagogik im Kontext
Die Waldorfpädagogik, die auf den Ideen Rudolf Steiners basiert, bietet einen alternativen Ansatz zum traditionellen Bildungssystem. Weltweit gibt es 1270 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen in 80 Ländern und 1928 Waldorfkindergärten in mehr als 70 Ländern. Die Waldorfpädagogik legt Wert auf die freie Entwicklung des Kindes und betont die Bedeutung von Kreativität und sozialer Kompetenz.
Die Rolle von Angst in der aktuellen Situation
In der aktuellen Corona-Pandemie ist Angst omnipräsent, besonders bei Kindern. Gerald Hüther analysiert, wie Kinder unter den Maßnahmen leiden und wie ihre Bedürfnisse nach Verbundenheit und Autonomie unterdrückt werden. Er stellt Lösungsmöglichkeiten vor, wie wir Kindern helfen können, wieder zu mehr Lebendigkeit zu kommen.
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