Die evolutionäre Psychologie erhebt den Anspruch, für die meisten, wenn nicht für alle Disziplinen und Theorien innerhalb der Psychologie eine unentbehrliche Grundlage abzugeben.
So ist die evolutionäre Psychologie angetreten, viele Kapitel der Psychologie, wie wir sie heute kennen, neu zu schreiben oder zumindest gründlich zu überarbeiten. David Buss gilt als einer der Pioniere der evolutionären Psychologie.
Grundlagen und Schwerpunkte
Die inhaltlichen Schwerpunkte in dem Standardwerk von David M. Buss liegen auf Fragen zu Liebe und Partnerschaft sowie zur Persönlichkeit. Er orientiert sich an den grundlegenden Anpassungsproblemen der Psychologie.
Der integrative Charakter des Buches wird besonders deutlich im letzten Kapitel, das die verschiedenen Teilbereiche der Psychologie aus einer evolutionären Perspektive betrachtet.
Wichtige Themenbereiche
- Die wissenschaftliche Entwicklung auf dem Weg zur evolutionären Psychologie
 - Die neue Wissenschaft der evolutionären Psychologie
 - Kampf gegen die feindlichen Kräfte der Natur
 - Die langfristigen Partnerwahl-Strategien der Frau
 - Die langfristigen Partnerwahl-Strategien des Mannes
 - Kurzfristige sexuelle Strategien
 - Probleme der Elternschaft
 - Probleme mit Verwandtschaft
 - Kooperative Allianzen
 - Aggression und Kriegsführung
 - Konflikte zwischen den Geschlechtern
 - Status, Prestige und soziale Dominanz
 - In Richtung einer vereinten evolutionären Psychologie
 
Evolutionäre Anthropologie
Evolutionäre Anthropologie bezeichnet heute einen integrativen Forschungszweig, der die Vielfalt und die Geschichte der Menschheit unter evolutionstheoretischen Gesichtspunkten untersucht.
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Im Zentrum steht die Rekonstruktion von Evolution und Phylogenese anhand fossiler und archäologischer Befunde sowie auf der Grundlage genetisch vergleichender Studien (einschließlich fossiler DNA).
Beteiligte Fächer sind die Paläoanthropologie und Archäologie, die evolutionäre Genetik, die biologische und kulturelle Anthropologie, Verhaltensökologie, Primatologie, Linguistik sowie die Psychologie und die Kognitionswissenschaften.
Formale Modellierung in der Psychologie
In dieser Habilitationsschrift geht es um die wissenschaftstheoretische, methodische und inhaltliche Bedeutung formaler Modellierung in der Psychologie. Vor dem Hintergrund einer semantischen Theoriekonzeption wird argumentiert, dass valide psychologische Messoperationen nicht unabhängig von substanzieller formaler Theorie definiert werden können. Theoriebildung wird dabei nicht als statistische Modellierung, sondern als Formalisierung allgemeiner theoretischer Prinzipien verstanden. Als möglicher Ausgangspunkt für eine derartige formale Theoriebildung in der Psychologie wird ein evolutionstheoretischer Rahmen für die Erklärung individueller Verhaltensanpassungen an wechselnde Umweltbedingungen vorgeschlagen.
Systemischer Ansatz und Zirkularität
Die systemische Betrachtung von Handlungsmodellen im psychologischen und sozialen Bereich ist vor allem aus praktischen Anliegen heraus entstanden und hat sich in der praktischen Anwendung weiter entwickelt. Zirkularität ist vielleicht das wichtigste Konzept im systemischen Ansatz. Damit ist zuerst die triviale Tatsache gemeint, dass konkrete Dinge und abstrakte Sachverhalte nicht isoliert vorkommen, sondern in Beziehung zueinander stehen, oft in wechselseitigen Wirkbeziehungen (Kriz, 2014). In der Dynamik dieses Systems, d.h. in der Entwicklung über die Zeit, haben dann Veränderungen am Ding A stets auch Veränderungen an den damit in Beziehung stehenden Dingen zur Folge, und diese wirken ihrerseits auch wiederum auf A zurück. Ursache und Wirkung sind nicht geradlinig verbunden und können nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden. An die Stelle geradlinig-kausaler treten zirkuläre Erklärungen, und statt isolierter Objekte werden die Relationen zwischen ihnen betrachtet. Vor allem im psychosozialen Bereich ist Zirkularität die Regel, und die Suche nach einzelnen Wirkfaktoren ist dem Verständnis einer Situation oft nicht förderlich.
Dynamische Systeme entwickeln sich im Zeitverlauf unter verschiedenen Bedingungen, sowohl systeminternen als auch externen aus dem Kontext, an die sich das System anpasst. Das System der Verhaltensweisen eines Schülers hat in seiner Umgebung andere Systeme (z. B. die Verhaltensweisen der für diesen Schüler relevanten Personen, Lehrer, Eltern). Die gegenseitige Evolution dieser Systeme lässt sich in einem Metasystem (hier die Muster der Familien- und Schuldynamik) betrachten.
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Statische vs. Dynamische Systeme
Es gibt statische und dynamische Systeme. Dabei kann auch ein dynamisches System stabil sein (d.h. dynamisch stabil). (vgl. Lebensprozesse, sowohl somatisch-medizinische, psychische und interaktiv-soziale, sind grundsätzlich nur als dynamische Systeme zu fassen. Nicht einzelne somatische Reaktionen, Gedanken, Gefühle oder Handlungen sind relevant, sondern die Struktur, mit der diese immer wieder neu erzeugt werden (Kriz, 2014). Dies entspricht einer strukturellen Betrachtung.
Veränderung bedeutet in Bezug auf dynamische Systeme eine Veränderung der Struktur dieser Systeme. Stabilität bedeutet für ein dynamisches System entsprechend, dass die Struktur sich (im betrachteten Zeitraum) nicht verändert. Der systemische Ansatz beachtet nicht nur Veränderungen in einem System, sondern auch die Stabilität. Es werden also nicht nur die die Veränderungen von Gesundheit > Krankheit (z. B. in der Psychopathologie), oder von Krankheit > Gesundheit (z. B. in der Psychotherapie) thematisiert, untersucht und erklärt, sondern auch die Stabilität Gesundheit - Gesundheit.
Welche Einflüsse erhalten ein gesundes System gesund oder ein krankes System krank? Dieser Aspekt ist systemtheoretisch noch weniger untersucht als Veränderung, aber nicht weniger wichtig. Ein systemisches Verständnis von Krankheit und Gesundheit ist zwar auf der Erklärungsebene unmittelbar einleuchtend; trotzdem scheint eine Umsetzung in reales Verhalten schwierig zu sein.
DAVID M. Buss ist Professor für Psychologie an der University of Texas. Zurzeit leitet er dort die Abteilung Individuelle Unterschiede und Evolutionäre Psychologie. Nach seiner Doktorarbeit 1981 an der University of California in Berkeley war er vier Jahre lang Assistant Professor an der Harvard University. 1985 wechselte er an die University of Michigan, wo er elf Jahre lang lehrte, bevor er 1996 dem Ruf an die University of Texas folgte.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die evolutionäre Psychologie menschlicher Paarungsstrategien, Konflikte zwischen den Geschlechtern, Prestige, Status und soziale Reputation, Eifersucht, Mord, Anti-Mordstrategien und Stalking.
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