Wer unter einem Trauma leidet, spürt das immer wieder. Verschiedene Symptome wie Angst, Aggressivität oder Flashbacks plagen im Alltag. Egal ob verdrängtes Kindheitstrauma oder ein anderes - ein Trauma macht das Leben schwierig.
Was ist ein Trauma?
Das psychische Trauma ist eine seelische Verletzung, die durch ein traumatisierendes Ereignis auftritt. Dieses Ereignis ist nicht zwingend ein kurzer, abgeschlossener Moment, sondern kann über einen Zeitraum andauern. Unter Trauma versteht man nicht das Ereignis an sich, sondern die Reaktion auf das erschütternde Ereignis. Ein Trauma kann zu psychischen Folgeerkrankungen führen, den sogenannten Traumafolgestörungen. Im Podcast erzählt Fana Asefaw (Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychotherapie) von der Traumatherapie in der Praxis. Sie erklärt, warum ein Trauma verarbeiten oft bedeutet, mit dem Trauma leben zu lernen.
Reaktionen auf ein Trauma
Unmittelbar während und nach dem Trauma kommt es zu Reaktionen auf das traumatische Ereignis - sie sind eine natürliche Folge der Überforderung des Stresssystems. Schreckhaftigkeit und Angst, Erstarrung, Fluchtdrang, Aggressivität sowie Albträume oder Flashbacks sind häufige Symptome. Während eines Flashbacks durchlebt man Ereignisse oder auch Gefühlszustände erneut. In vielen Fällen bedrohen die Erlebnisse die psychische und physische Gesundheit.
Beispiele für diese Situationen sind Naturkatastrophen, schwere Unfälle, lebensbedrohliche Krankheiten, Krieg sowie Gewalt im Allgemeinen. Aber auch scheinbar weniger bedrohliche Erlebnisse wie Mobbing oder Beziehungsabbrüche führen zu Traumata.
Manchmal halten Reaktionen auf das traumatische Erlebnis auch noch länger an und es entwickelt sich ein traumatisches Gedächtnis. Da das Nervensystem während des traumatischen Ereignisses völlig überfordert ist, werden die Reaktionen zum Teil unverarbeitet abgespeichert. Extreme Überforderung kann die Gedächtnisfunktion beeinträchtigen, sodass das Erinnern scheitert. Dann fehlen teilweise oder gänzlich die Erinnerungen an das traumatisierende Erlebnis. Wiederholt sich die Traumatisierung oder erstreckt sie sich über mehrere Jahre, betrifft der Erinnerungsverlust oft einen längeren Zeitraum. Das kommt dann besonders häufig vor, wenn sich die Traumatisierung in der Kindheit ereignet.
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Wege zur Überwindung eines Traumas
Um ein Trauma zu überwinden, ist zunächst eines sehr wichtig: das Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens. Wie auch die Entstehung eines Traumas, ist die Verarbeitung je nach Person unterschiedlich.
- Self-Care: Auf Self-Care zu achten, hilft betroffenen Menschen besonders weiter.
 - Gefühle zulassen: Die traumatisierte Person sollte sich den eigenen Gefühlen nach und nach stellen.
 
Nicht immer lässt sich ein Trauma ohne Hilfe verarbeiten. Wenn ein Trauma über lange Zeit den Alltag und das eigene Wohlbefinden beeinträchtigt, dann lohnt es sich, Hilfe zu holen. Die Verarbeitung eines Traumas innerhalb der ambulanten und stationären Traumatherapie läuft in verschiedenen Phasen ab. Die wichtigsten Elemente einer Traumbehandlung sind: Schaffung eines sicheren Rahmens und das erneute Durchleben des Traumas.
Dem Trauma liegt immer ein traumatisierendes Erlebnis zugrunde. Entscheidend ist aber nicht das Erlebnis an sich, sondern wie wir das Ereignis auffassen und bewerten. Ein Trauma entsteht dann, wenn die Situation als ausweglos und nicht bewältigbar gesehen wird. Traumata können auch vererbt werden - Experten sprechen von transgenerationalen Traumata. Oft überschneiden sich die Traumata-Arten in der Praxis. Z.B. ist schwere Vernachlässigung in der Kindheit meist eine Mischung aus Gewalt- und Beziehungstrauma.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die meisten betroffenen Menschen bewältigen ein traumatisches Ereignis nach einer gewissen Zeit und die Symptome verschwinden nach und nach. In manchen Fällen kommt es jedoch zu schweren langfristigen Folgen. Folgeerkrankungen schmälern die Lebensqualität und führen zu einer geringeren Lebenserwartung.
Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, handelt es sich um eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes, meist schweres Ereignis im Leben. Patientinnen und Patienten, die an einer PTBS leiden, waren oft Opfer oder Zeugen von physischer, sexueller oder psychischer Gewalt und sehen sich plötzlich stark mit diesen Erinnerungen konfrontiert. Die Posttraumatische Belastungsstörung äussert sich unter anderem durch emotionale Abgestumpftheit, Ängste und Schlafstörungen.
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Da die Störung gut auf therapeutische Behandlung anschlägt, sollten sich Betroffene unbedingt Hilfe suchen. Bei der PTBS (engl. PTSD von posttraumatic stress disorder) handelt es sich um eine Traumafolgestörung: Betroffene entwickeln aufgrund eines aktuellen Ereignisses Symptome des Wiedererlebens. Manchmal sind die Auslöser weit zurückliegende Geschehnisse oder Traumata, teilweise aus der Kindheit der Betroffenen. Das Wiedererleben des Traumas äussert sich in Form von sich aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks) und Alpträumen.
Eine PTBS kann zu Lebensüberdruss und Suizidgedanken führen - Umstände, die dem erlebten Ereignis ähneln oder mit ihm in Zusammenhang stehen, werden von den Betroffenen vermieden. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene sich in gute Hände begeben, wo sie mit viel Verständnis kompetent begleitet werden. Die Posttraumatische Belastungsstörung äussert sich - wie oben bereits erwähnt - durch aufdrängende Erinnerungen (Flashbacks) und Albträume.
Ursachen und Häufigkeit
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entsteht oft als Reaktion auf ein oder mehrere traumatische Ereignisse, wie etwa schwere Unfälle, Naturkatastrophen, Gewaltakte oder Erfahrungen in Kriegsituationen.
Mehr als die Hälfte der Menschen erlebt mindestens ein traumatisches Ereignis in ihrem Leben. Von diesen entwickeln 10 % eine PTBS. Bei Frauen tritt die Störung doppelt so häufig auf wie bei Männern. Oft treten mit einer PTBS weitere Probleme wie Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Störungen, Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch auf.
Symptome und Beschwerden
Typische Symptome einer posttraumatische Belastungsstörung sind:
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- wiederkehrende Erinnerungen an das Trauma
 - Versuche, alles zu vergessen und zu vermeiden, was mit dem Erlebten zusammenhängt
 - Angespanntheit und Nervosität
 - die Gefühle sind taub und fremd
 - Angst, Schlaflosigkeit oder Schreckhaftigkeit
 
Kurzfristig treten solche Stresssymptome häufig auf. Das ändert sich meist rasch, und sie klingen in der Regel nach einigen Tagen oder Wochen ab. Wenn solche Symptome jedoch andauern oder sich gar verstärken, kann dies ein Hinweis auf die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung sein.
Diagnose
Sind Sie unsicher, ob Sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden? Dann vereinbaren Sie einen Termin für eine Untersuchung! Die Diagnose PTBS wird durch eine klinische psychiatrische Untersuchung gestellt. Hier wird der Patient oder die Patientin behutsam, aber gezielt nach Symptomen und Beschwerden gefragt.
Behandlung
Eine PTBS sollte von psychiatrisch oder psychologisch und psychotherapeutisch behandelt werden. Je nach Person und Ausprägung der Erkrankung kommen, angepasst an die Bedürfnisse des Betroffenen, verschiedene therapeutische Elemente zum Einsatz.
Psychotherapie
Eine PTSD wird vor allem psychotherapeutisch behandelt. Dazu werden bestimmte Techniken einer speziellen Traumatherapie verwendet. Nachdem eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung zum Patienten bzw. Nach erfolgreicher Etablierung dieser Techniken beginnt behutsam die Konfrontationsphase, in welcher Patientinnen und Patienten mit dem traumatischen Ereignis konfrontiert werden. Im Rahmen einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung wird die Patientin oder der Patient angeleitet, sich mit Hilfe von sogenannten Expositionsverfahren mit dem traumatischen Erlebnis auseinanderzusetzen und die damit verbundenen unangenehmen Emotionen noch einmal zu durchleben. Durch eine solche Auseinandersetzung nehmen die Symptome der PTBS ab. Dabei behalten sie immer die Kontrolle über das Geschehen.
Medikamente
Unterstützend können manchmal auch medikamentöse Behandlungen zusätzlich durchgeführt werden. Hier wird immer vor allem symptomatisch behandelt, z. B. Antidepressiva können je nach Ausprägung der Beschwerden hilfreich sein, um die oft sehr quälenden Symptome (Ängste, Schlafstörungen, Wiedererleben des Traumas, Nervosität) zu lindern.
Weitere Behandlungselemente
Je nach Person kann auch Physiotherapie, Ergotherapie oder sozialarbeiterische Unterstützung hilfreich sein. Es ist wichtig, auch Angehörige in die Behandlung miteinzubeziehen.
Prognose
Der Krankheitsverlauf ist sehr individuell. Wenn die PTBS früh erkannt wird und die Betroffenen professionelle Unterstützung durch ausgebildete Fachleute erhalten, ist die Prognose günstig. Da Betroffene jedoch häufig alles vermeiden, was mit dem Trauma zu tun hat, sprechen viele von ihnen nicht mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über die Probleme. So bleibt eine PTBS leider häufig über viele Jahre unbehandelt und wird chronisch.
Statistiken
Wie viele Personen aus einem Trauma eine PBTS entwickeln, hängt auch von der Schwere des Traumas ab. Bei Vergewaltigungs- sowie Kriegs- und Folteropfer sind es etwa die Hälfte aller Personen, die später an PBTS leiden. Es wird geschätzt, dass in der Schweiz jede hundertste Person einmal im Leben eine PBTS entwickelt.
Hilfe und Unterstützung
Sind Sie unsicher, ob Sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden? Dann vereinbaren Sie einen Termin für eine Untersuchung! Grundsätzlich kann die Symptomatik auch von allein abklingen. Anfänglich kann es aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Ereignis auch zu einer kurzzeitigen Verschlechterung der Symptomatik kommen.
Das Krankheitsbild PTBS fällt in den Fachbereich unserer Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik.
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