Psychopharmaka spielen eine wichtige Rolle in der Akutpsychiatrie, insbesondere bei Zwangseinweisungen. Es handelt sich dabei um Medikamente, die auf das Zentralnervensystem und psychische Funktionen wirken.
Wird eine Person stationär aufgenommen, liegt es im Ermessen des diensthabenden Arztes, ob zur Beruhigung zwangsweise ein Medikament verabreicht wird. In solchen Fällen werden häufig Medikamente mit dem Arzneistoff Diazepam eingesetzt.
Was ist Diazepam?
Diazepam ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine. Ein bekanntes Medikament mit diesem Wirkstoff ist «Valium», das 1962 in der Schweiz zugelassen wurde.
Wirkung von Diazepam
Diazepam wirkt schnell angstlösend, sedierend, krampflösend, antiepileptisch und muskelentspannend. Diese vielfältigen Wirkungen machen es zu einem nützlichen Medikament in der Akuttherapie.
Anwendungsgebiete von Diazepam
Psychopax-Tropfen, die Diazepam enthalten, werden bei verschiedenen Zuständen eingesetzt:
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- Angst- und Spannungszustände
 - Psychische Unruhe
 - Emotionelle Erregung
 - Psychosomatische Krankheiten oder vegetative Dystonie, die mit Angst und Spannungszuständen einhergehen
 - Angst- und spannungsbedingte Schlafstörungen, insbesondere Einschlafstörungen
 - Als Adjuvans bei der Behandlung von Muskelspasmen und Verspannungen der Skelettmuskulatur
 
Dosierung und Anwendung
Mit Psychopax-Tropfen können Dosierung und Anwendungsdauer besonders gut an das individuelle Ansprechen und die Schwere der Krankheit angepasst werden.
Dosierungsempfehlungen für Erwachsene:
- Ambulante Behandlung: Durchschnittlich 3× täglich 2 mg (3× täglich 6 Tropfen) bzw. 3× täglich 5 mg (3× täglich 15 Tropfen).
 - Schlafstörungen: Einzeldosen von 5 bis 20 mg abends (15-60 Tropfen).
 - Stationäre Behandlung: Bei schweren Zustandsbildern kann die Tagesdosis auf 30 bis 60 mg gesteigert werden (90-180 Tropfen).
 
Die individuelle Toleranz für Psychopax-Tropfen kann unterschiedlich sein. Nach einer Langzeittherapie und hohen Dosen sollte die Dosis wegen der Gefahr von Entzugssymptomen schrittweise reduziert werden.
Diazepam ist nur für die symptomatische Therapie geeignet und sollte so kurz und in so niedriger Dosierung wie nötig angewendet werden. Der Patient sollte regelmässig kontrolliert und die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung abgeklärt werden, insbesondere wenn der Patient symptomfrei ist.
Besondere Patientengruppen
- Ältere und geschwächte Patienten: Die Hälfte der üblichen Erwachsenendosis sollte nicht überschritten werden. Eine sorgfältige Überwachung zu Beginn der Behandlung ist wichtig, um kumulationsbedingte Überdosierungen zu vermeiden.
 - Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen: Die Dosis muss einschleichend dosiert und reduziert werden. Bei schweren Leberfunktionsstörungen sollte keine Behandlung mit Benzodiazepinen erfolgen, da das Risiko einer hepatischen Enzephalopathie erhöht ist.
 - Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Die Anwendung wird nicht empfohlen.
 
Art der Anwendung
Die Tropfen können mit etwas Wasser, Tee, Fruchtsaft (jedoch nicht Grapefruitsaft) oder auf einem Stück Zucker eingenommen werden.
Dauer der Anwendung
Die Therapiedauer sollte zeitlich beschränkt sein. Bei akuten Störungen sollte sie einige Tage betragen, bei chronischen Störungen sollte nach 2-4 Wochen durch eine schrittweise Verringerung der Dosis geklärt werden, ob eine weitere Behandlung angezeigt ist.
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Kontraindikationen
Psychopax ist kontraindiziert bei:
- Bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Benzodiazepinen oder einem der Hilfsstoffe
 - Schwerer respiratorischer Insuffizienz
 - Schwerer Leberinsuffizienz
 - Schlaf-Apnoe-Syndrom
 - Myasthenia gravis
 - Abhängigkeit von anderen Mitteln, einschliesslich Alkohol (Ausnahme: Behandlung akuter Entzugserscheinungen)
 
Benzodiazepine werden nicht zur primären Behandlung psychotischer Störungen empfohlen. Bei Depressionen oder Angstzuständen bei Depressionen sollten Benzodiazepine nicht alleine angewendet werden, da solche Patienten suizidgefährdet sind.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Risikopatienten
Vorsicht ist geboten bei älteren und schwerkranken Patienten sowie bei solchen mit Herz- oder Ateminsuffizienz. Bei Patienten mit Hypotonie und hirnorganischen Veränderungen ist die Dosierung zu vermindern.
Gleichzeitige Einnahme von Alkohol/zentral dämpfenden Substanzen
Der gleichzeitige Gebrauch von Barbituraten, Alkohol oder anderen zentral dämpfenden Substanzen sollte vermieden werden, da dies die klinischen Effekte von Diazepam verstärken kann.
Alkohol- oder Arzneimittelmissbrauch
Benzodiazepine sollten bei Patienten mit bekanntem Alkohol- oder Arzneimittel-/Drogenabusus nur mit äusserster Vorsicht verwendet werden.
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Respiratorische Insuffizienz
Vorsicht ist bei kardiorespiratorischer Insuffizienz geboten, da Sedativa wie Psychopax eine bestehende Atemdepression verstärken können.
Störungen der Leber- oder Nierenfunktion
Bei der Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion sind die üblichen Vorsichtsmassnahmen zu beachten.
Rebound-Angst
Nach Absetzen der Behandlung kann es zu einem Durchgangssyndrom kommen, bei dem die Symptome, die zur Behandlung mit Psychopax führten, verstärkt auftreten. Es wird empfohlen, die Dosierung allmählich zu reduzieren.
Amnesie
Benzodiazepine können zu einer anterograden Amnesie führen, insbesondere bei höheren Dosierungen. Die amnestischen Wirkungen können mit auffälligem Verhalten einhergehen.
Psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Es kann zu paradoxen Reaktionen wie Ruhelosigkeit, Agitation, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen, Wutausbrüchen, Albträumen, Halluzinationen, Psychosen, auffälligem Verhalten und anderen Verhaltensstörungen kommen. In solchen Fällen sollte das Arzneimittel abgesetzt werden. Solche Reaktionen treten häufiger bei Kindern und älteren Patienten auf.
Abhängigkeit
Die Einnahme von Benzodiazepinen kann zu einer physischen und psychologischen Abhängigkeit führen. Dieses Risiko ist erhöht bei längerer Einnahme, hoher Dosierung und bei Patienten mit bekanntem Alkohol- und/oder Arzneimittel-/Drogenabusus. Zur Vermeidung von Entzugserscheinungen empfiehlt sich ein ausschleichendes Absetzen.
Risiko bei gleichzeitiger Anwendung von Opioiden
Eine gleichzeitige Anwendung von Diazepam und Opioiden kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und zum Tod führen. Die Patienten sollten engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Atemdepression und Sedierung überwacht werden.
Toleranzentwicklung
Bei wiederholter Anwendung innerhalb weniger Wochen kann es zu einer Reduktion der Wirkung (Toleranz) von Diazepam kommen.
Interaktionen
Der Metabolismus von Diazepam und seinem Hauptmetaboliten DMDZ hängt von den Cytochrom P450-Isoenzymen CYP3A4 und CYP2C19 ab. Modulatoren dieser Enzyme können zu Veränderungen der Exposition und der Wirkung von Diazepam führen.
Einfluss anderer Substanzen auf die Pharmakokinetik von Diazepam
- Enzyminhibitoren: Grapefruitsaft, antimykotische Azolderivate, Fluvoxamin, Fluoxetin, hormonelle Kombinationspräparate zur Schwangerschaftsverhütung, Omeprazol, Esomeprazol, Cimetidin, Disulfiram.
 - Enzyminduktoren: Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin.
 
Abhängigkeit und Missbrauch von Benzodiazepinen
Insbesondere nach einer Benzodiazepin-Einnahme über mehr als vier Wochen kann es auch in niedriger Dosierung zu einer Abhängigkeit kommen. Entzugssymptome wie Schlafstörungen und Unruhe gleichen dem initialen Einnahmegrund und werden daher oft nicht als Anzeichen des Entzugs gewertet. Es sollte daher parallel mit der Verordnung versucht werden, die grundlegenden Probleme zu lösen, damit das Einnahmeintervall wenige Wochen nicht überschreitet.
Alternativen zu Diazepam
Viele Menschen möchten keine Nebenwirkungen durch Medikamente riskieren und greifen daher auf pflanzliche Beruhigungsmittel mit Baldrian, Melisse, Hopfen und Lavendel zurück. Bei Johanniskraut ist zu beachten, dass es den Leberstoffwechsel beeinflusst und daher schwere Wechselwirkungen mit Medikamenten haben kann.
Weitere Beruhigungsmittel
Es gibt verschiedene Arten von Beruhigungsmitteln, die in der Medizin eingesetzt werden:
- Barbiturate (heutzutage kaum noch im ursprünglichen Sinn einsetzbar)
 - Antihistaminika
 - Antidepressiva (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Trizyklische Antidepressiva, Agomelatin)
 - Neuroleptika
 - Betablocker
 - Pflanzliche Beruhigungsmittel (Baldrian, Melisse, Hopfen, Lavendel, Johanniskraut)
 
Viele Beruhigungsmittel eignen sich nach sorgfältiger Abwägung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt als vorübergehende Hilfe bei aussergewöhnlichen Belastungen, akuten Angstzuständen und Schlafstörungen. Eine gute Schlafhygiene ist dabei ein wesentliches Element.
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