Umgang mit Trennungsschmerz: Tipps und Phasen der Verarbeitung

Eine Trennung ist ein schmerzhafter Einschnitt im Leben, vergleichbar mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Der Trennungsschmerz äußert sich individuell und kann sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden verursachen. Doch wie verläuft Liebeskummer, und wie kann man diesen Schmerz überwinden? Dieser Artikel gibt Einblicke in die verschiedenen Phasen der Trennung und bietet Ratschläge für einen respektvollen Umgang mit dem Ex-Partner und sich selbst.

Was passiert bei Liebeskummer?

Amel Rizvanovic, ein Beziehungsexperte aus der Schweiz, erklärt, dass Liebeskummer tiefgreifende Auswirkungen auf Körper und Geist hat. Es ist eine Verletzung, die sich ganz individuell äußert. Einige leiden unter Magenproblemen, Kreislaufstörungen, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit oder unter einem grundsätzlichen Unwohlsein und Appetitlosigkeit.

Auf der psychischen Ebene fühlen wir uns verletzt, verlassen, allein, traurig, wütend und manchmal alles zusammen. Jeder Trennungsschmerz entwickelt eine Eigendynamik.

Wie verläuft Liebeskummer?

Es gibt verschiedene Modelle, die einen Überblick über den Verlauf von Liebeskummer geben können:

  • Schock: Ausgelöst durch die Verletzung.
  • Reaktion: Äußert sich durch Wut und Traurigkeit, die sich abwechseln können.
  • Reflexion: Mit emotionalem Abstand wird reflektiert und eine Umorientierung vollzogen.
  • Neuanfang: Die Basis für einen Neuanfang ist geschaffen.

Die fünf Phasen der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross

Ein weiteres Modell sind die fünf Phasen der Trauer nach Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross:

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  1. Leugnen: Man befindet sich im Schockzustand und muss begreifen, dass die Trennung Realität ist.
  2. Zorn/Wut: Alles muss raus.
  3. Verhandeln: Der Versuch, den Verlust und den damit verbundenen Schmerz rückgängig zu machen.
  4. Depression: Begleitet von Schwere und Dunkelheit.
  5. Akzeptieren: Das endgültige Loslassen.

Wie lange dauert Liebeskummer?

Die Dauer des Liebeskummers ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Länge und Intensität der Beziehung, den Bindungsmustern und der Art der Trennung. Es ist wichtig, sich nicht von einem festen Zeitrahmen unter Druck setzen zu lassen.

Einflussfaktoren auf die Verarbeitung

Die Verarbeitung einer Trennung hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Bindungsmuster: Sichere Bindungsmuster erleichtern die Verarbeitung im Vergleich zu unsicheren Bindungsmustern.
  • Emotionale Tiefe: Wie viel emotionale Tiefe hatte die Beziehung?
  • Gemeinsames Fundament: Wie und was war das gemeinsame Fundament?
  • Erlebnisse: Welche Höhen, Tiefen und Life Events wurden miteinander erlebt?
  • Art der Trennung: Die Art der Trennung kann sehr verletzend sein.
  • Familiensystem: In manchen Fällen wird ein ganzes Familiensystem auseinandergerissen.

Hat sich der Stellenwert von Partnerschaft in der Gesellschaft verändert?

Heutzutage obliegen Paarbeziehungen mehr Erwartungen als früher, weil sich die Rolle der Partnerschaft verändert hat. Die romantische Beziehung hat die Zweckheirat abgelöst und mit der zunehmenden Gleichstellung der Frau hat eine ökonomische Emanzipation stattgefunden. Mehr Unabhängigkeit führt zu mehr Augenhöhe. Und das bedeutet: Die Machtverhältnisse haben sich verschoben. Dadurch können Frauen heute die Art von Beziehung einfordern, die sie möchten und ihren Wünschen und Bedürfnissen Nachdruck verleihen. Diese Entwicklung hat den Charakter von Paarbeziehungen fundamental verändert. Und das ist gut so.

Wann ist eine Beziehung noch zu retten?

John Gottman hat die "Vier Reiter der Apokalypse" identifiziert, die aufzeigen, wann eine Beziehung in Schwierigkeiten ist:

  • Kritik: Kritik bezieht sich auf die Person selbst und nicht auf ein bestimmtes Verhalten.
  • Rechtfertigung: Führt zu einer Abwehrhaltung.
  • Mauern: Emotionale Vermeidung, Rückzug in die eigene Burg.
  • Verachtung: Toxischer, abschätziger Umgang miteinander.

Je mehr dieser Reiter regelmäßig auftreten, desto schwieriger ist es, ein wertschätzendes Miteinander in der Beziehung wiederherzustellen.

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Kann man sich in Frieden trennen?

Es ist eine große Herausforderung, sich auf eine erwachsene Art zu trennen, aber es ist möglich. Dies setzt voraus, das Ego und die Impulse zurückzunehmen und die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und zu akzeptieren. Paare, die es schaffen, sich in Frieden zu trennen, bewegen sich viel und oft im sogenannten Erwachsenen-Ich.

Wie können Paar- und Trennungstherapie helfen?

Es geht nicht darum, den Schuldigen zu finden, sondern darum, die Dynamik der Beziehung und Trennung zu verstehen. Eine Fachperson kann helfen, das Geschehene und das "Warum" besser einzuordnen und den eigenen Anteil an der Dynamik zu erkennen. Dies kann zu Akzeptanz führen.

"Lass uns Freunde bleiben" - Illusion oder Möglichkeit?

Es kann wertvoll sein, ein vernünftiges Verhältnis zum Ex-Partner aufzubauen. Allerdings steckt hinter diesem Satz oft Vermeidung. Eine Freundschaft als direkte Fortsetzung der Beziehung ist eher schwierig, da eine gesunde Distanz notwendig ist, um den schmerzhaften Prozess zu durchleben.

Die vier Phasen der Trennung

Jeder Mensch durchläuft während einer Trennung ähnliche Phasen, deren Dauer und Intensität individuell variieren:

  1. Schock: Die Trennung ist schwer greifbar und wird zunächst nicht akzeptiert.
  2. Wut und Traurigkeit: Die Realität der Trennung wird akzeptiert, und es kommt zu Gefühlen von Wut und Traurigkeit.
  3. Reflexion und Neuorientierung: Es wird reflektiert, warum die Beziehung gescheitert ist, und es werden neue Ziele gesetzt.
  4. Neuanfang: Die Beziehung wird hinter sich gelassen, und ein neues Leben beginnt.

Was tun in den einzelnen Phasen?

  • Schock: Trost bei Familie und Freunden suchen, sich nicht isolieren.
  • Wut und Traurigkeit: Fortschritte anerkennen, Gefühle auf gesunde Weise äußern, z.B. durch Sport oder Schreiben.
  • Reflexion und Neuorientierung: Proaktiv an der Heilung arbeiten, neue Leute kennenlernen, Hobbys beginnen.
  • Neuanfang: Ein neues Leben beginnen, wissen, wer man ist und was man vom Leben und von Beziehungen will.

Depressionen und Trennung

Eine Depression kann in einer Beziehung zum sexuellen Ungleichgewicht führen. Caroline Fux, Psychologin und Sexologin, erklärt, dass Depressionen Ressourcen rauben und die Lust auf Sex mindern können. Es braucht Priorität und Energie und das ist in depressiven Phasen schwierig.

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Umgang mit Depressionen in der Beziehung

Für Partner, Familienangehörige und Freunde eines depressiven Menschen ist es oft schwer, mitzuerleben, wie schlecht es dieser Person geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Depressionen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern:

  • Unterstützung beim Arztbesuch: Depressiven Menschen fehlt oft der nötige Antrieb, um einen Arzttermin zu vereinbaren.
  • Geduld haben: Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten des Betroffenen nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern Teil einer depressiven Phase ist.
  • Hoffnung statt Druck machen: Setzen Sie einen depressiven Menschen nicht unter Druck.
  • Gut gemeinte Ratschläge vermeiden: Eine Depression ist nicht durch Aktivitäten und schöne Erlebnisse zu heilen.
  • Suizidgedanken ernstnehmen: Sprechen Sie die Betroffenen darauf an, wenn er sich entsprechend äussert.

Trennung trotz Depression?

Manchmal ist Liebe allein nicht genug, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn eine psychische Erkrankung wie Depressionen vorliegt. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu entscheiden, ob eine Trennung notwendig ist, um das eigene Wohlbefinden zu schützen.

Bevor Sie drastische Schritte einleiten, sollten Sie sich sicher sein, alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um die Beziehung zu retten. Andernfalls könnten Sie zu einem anderen Zeitpunkt von Schuldgefühlen eingeholt werden und Ihre Entscheidung nachträglich infrage stellen.

Die Vorstellung, einen geliebten Menschen gerade wegen seiner Krankheit zu verlassen, ist fürchterlich. Wenn Sie in Erwägung ziehen, diesen Schritt zu machen, suchen Sie sich am besten professionelle Hilfe.

Psychische Krankheiten und Beziehungen

Psychische Krankheiten sind grosse Herausforderungen für eine Beziehung. Manchmal müssen wir uns eingestehen, dass es Zeit ist, uns selbst zu helfen.

Jasmin Diop betont, dass es kaum etwas Schmerzhafteres als eine Trennung gibt. Wenn der Partner zudem unter einer psychischen Erkrankung wie Depressionen leidet, kann das Beenden einer Beziehung zur Qual werden.

Niemand möchte beschuldigt werden, einen geliebten Menschen in seiner grössten Not im Stich zu lassen. Aber ebenso wenig sollte man aus Pflichtgefühl oder Schuld in einer belasteten Beziehung verharren, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht.

Manchmal muss man eine schwierige Entscheidung treffen und sich fragen, ob es an der Zeit ist, Lebewohl zu sagen. Und manchmal bleibt einem dabei nichts anderes übrig, als tatsächlich Abschied zu nehmen.

Tipps zur Vorbeugung von Reue

Bevor Sie drastische Schritte einleiten, sollten Sie sich sicher sein, alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um die Beziehung zu retten. Andernfalls könnten Sie zu einem anderen Zeitpunkt von Schuldgefühlen eingeholt werden und Ihre Entscheidung nachträglich infrage stellen.

Die beste Entscheidung finden

Wenn Sie in Erwägung ziehen, diesen Schritt zu machen, suchen Sie sich am besten professionelle Hilfe. Auch Rat von Freunden und Familienmitgliedern kann hilfreich sein. Achten Sie jedoch darauf, dass diese nicht selbst so involviert sind, dass sie ihre Wünsche auf Sie projizieren.

Setzen Sie sich ein Ultimatum für die Entscheidungsfindung: Zeigt sich innerhalb eines festgelegten Zeitraums keine Besserung oder arbeitet Ihr Partner nicht mit, sollten Sie sich den Abschied erlauben.

Liebe und Selbstliebe

Eine Beziehung mit einem depressiven Menschen aufrechtzuerhalten, kann auch den gesunden Part hilflos und hoffnungslos machen. Falls Sie bereits das Gefühl haben, dass Sie die Depression mit in die Tiefe zieht, ist es Zeit für Abstand.

Machen Sie sich bewusst, dass Sie weder Arzt noch Pfleger Ihres Partners sind. Ihr Wohlergehen steht auf derselben Stufe wie seines.

Zusammenfassung

Eine Trennung ist ein schmerzhafter Prozess, der verschiedene Phasen durchläuft. Es ist wichtig, sich selbst Zeit zu geben, die Gefühle zuzulassen und sich Unterstützung zu suchen. Auch wenn es schwerfällt, kann eine Trennung auch eine Chance für einen Neuanfang sein. Bei psychischen Erkrankungen ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und die eigenen Grenzen zu respektieren.

Phase Beschreibung Umgang
Schock Schwierigkeiten, die Trennung zu akzeptieren Trost suchen, sich nicht isolieren
Wut und Traurigkeit Akzeptanz der Realität, Gefühle von Wut und Traurigkeit Gefühle äußern, Unterstützung suchen
Reflexion und Neuorientierung Analyse der Beziehung, neue Ziele setzen Proaktiv an Heilung arbeiten, neue Hobbys
Neuanfang Loslassen der Vergangenheit, neues Leben beginnen Offen für Neues sein, Selbstvertrauen stärken

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