Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Neun Prozent der Bevölkerung sind von einer Depression betroffen. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Depressionen sind die häufigsten psychischen Krankheiten überhaupt und entsprechen einem psychischen, körperlichen und verhaltensbezogenen Reaktionsmuster auf Überforderung.
Was ist eine Depression?
Von einer depressiven Episode sprechen wir erst, wenn wir länger (mindestens während zwei Wochen) deutlich weniger Freude und Interesse an unseren Tätigkeiten verspüren oder niedergeschlagen, schwermütig und hoffnungslos sind. Hält die depressive Stimmung mehr als zwei Wochen konstant an und fühlst du dich den ganzen Tag verstimmt, leidest du möglicherweise an einer Depression. Betroffene fühlen sich antriebslos und haben keine Freude mehr an Dingen, welche ihnen normalerweise Freude bereiten.
Unter einer Depression leiden verschiedene Lebensbereiche. Bei vielen Betroffenen kommen auch körperliche Beschwerden hinzu. Depressionen treten oft in kritischen Übergängen mit besonderen Belastungen oder in Verlustsituationen auf.
Depressive Verstimmung vs. Klinische Depression
Fühlen Sie sich längere Zeit niedergeschlagen und antriebslos, denken Sie vielleicht: «Bin ich einfach schlecht gelaunt oder ist das schon eine Depression?» Diese Frage ist durchaus berechtigt, verläuft der Übergang von einer depressiven Verstimmung zu einer handfesten Depression doch schleichend.
Der grösste Unterschied zwischen einer depressiven Verstimmung und einer Depression bezieht sich vor allem auf die Dauer und Schwere der Symptome: halten Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit und Trauer über mehr als zwei Wochen an und kommen weitere Beschwerden hinzu, sprechen Fachpersonen in der Regel von einer Depression. Fühlen Sie sich jedoch nur einige Tage lang schlecht, handelt es sich vermutlich um eine depressive Verstimmung.
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Ursachen
Diese hat, ebenso wie eine Depression, mehrere Ursachen. Unterschieden wird dabei zwischen körperlichen, psychischen und psychosozialen Auslösern, die oft gemeinsam auftreten und einander verstärken. Auch Stress, der Winteranfang oder schwere Traumata schlagen aufs Gemüt.
Risikofaktoren
- Verluste
- Belastende Veränderungen
- Anhaltende Herausforderungen
Symptome
Wer an einer Depression erkrankt, ist nur noch begrenzt belastbar.
Häufige Symptome sind:
- Anhaltende oder wiederkehrende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit
- Interessensverlust und Freudlosigkeit bis hin zu einem Gefühl innerer Leere
- Konzentrations- und Schlafstörungen
- Emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung, aber auch Angetrieben sein
- Schuldgefühle und Gefühl von Wertlosigkeit
- Appetitlosigkeit
- Negative oder pessimistische Zukunftsaussichten
- Vernachlässigung von alltäglichen Aufgaben, beruflichen Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten
- Körperliche Beschwerden
Wichtig: Betroffene sind keine Versager. Sie sind auch nicht faul oder wehleidig.
Behandlungsmöglichkeiten
Richtig behandelt, ist die Depression heutzutage häufig heilbar. Das Ziel jeder antidepressiven Behandlung muss die Genesung sein, um dem Patienten wieder ein uneingeschränktes Leben zu ermöglichen. Grundsätzlich gliedert sich eine antidepressive Therapie in die drei zeitlichen Abschnitte: Akuttherapie (erste 6-12 Wochen), Erhaltungstherapie (4-9 Monate) und einer allfälligen Rückfallprophylaxe (länger als ein Jahr).
In einer ersten Behandlungsphase geht es darum, in geschützter Umgebung wieder zu sich selbst zu finden. Dabei sind besserer Schlaf und der Aufbau von Tagesrhythmen von zentraler Bedeutung. Die Übung der Achtsamkeit - des Lebens im Hier und Jetzt - hilft die Situation besser zu akzeptieren.
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Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.
Psychotherapie
An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt. Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen sich ständig gegenseitig und die Körperfunktionen.
Medikamentöse Behandlung
Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten. Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme.
Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln.
Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.
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Akuttherapie
Obwohl die spezifischen aktuellen Symptome des Patienten und seine allfälligen Erfahrungen mit früheren Behandlungen Hinweise geben können, sprechen mind. 30% der Patienten nicht genügend gut auf eine Erstbehandlung an. Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten.
Das Ziel muss sein, eine weitgehende Symptomfreiheit zu erreichen. Dies gelingt während der Akuttherapie bei ca. 40-50% der Patienten. Da depressive Episoden in der Regel 6-12 Monate dauern, muss die Therapie mindestens solange fortgesetzt werden, um Rückfälle während dieser kritischen Zeitperiode zu vermeiden.
Oft bleiben auch nach erfolgreicher Akuttherapie noch einige depressive Restsymptome bestehen wie Schlafstörungen, kognitive Störungen oder Energiemangel. Restsymptome erhöhen das Risiko, Rückfälle zu erleiden. Die Bekämpfung der Restsymptome ist daher das zweite wichtige Ziel der Weiterbehandlung. Diese sollte mit demselben Antidepressivum in unveränderter Dosis weitergeführt werden.
Wenn die aktuelle depressive Episode die erste im Leben des Patienten war oder nach einer jahrelangen Phase ohne Depressionen aufgetreten ist, kann das Antidepressivum sorgfältig ausgeschlichen und abgesetzt werden. Wenn sich aber depressive Phasen in kürzerer Zeit gehäuft haben und die Depression sehr schwer war, wird oft eine prophylaktische Weiterbehandlung auf unbestimmte Zeit erwogen, um künftigen und zu erwartenden depressiven Episoden vorzubeugen. Eine solche prophylaktische Weiterbehandlung ist sehr wirksam und verhindert in 80% der Fälle das Entstehen von weiteren Depressionen.
Weitere Therapieansätze
- Lichttherapie: Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht.
- Schlafentzug: Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam.
- Elektrokrampftherapie (EKT): Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt.
Unterstützende Massnahmen
Parallel zu diesen Therapieformen können individuell gestaltete Begleitmassnahmen sehr hilfreich sein, die auf verschiedenste Weisen die Wahrnehmung des Körpergefühls fördern.
Was Sie selbst tun können
Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden.
Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen.
Tipps für den Umgang mit Depressionen:
- Seien Sie geduldig mit sich.
- Wenn Sie Medikamente benötigen, nehmen Sie diese bitte genau nach ärztlicher Verordnung.
- Planen Sie jeden Tag jeweils am Vorabend möglichst genau.
- Setzen Sie sich kleine und überschaubare Ziele.
- Führen Sie ein Stimmungstagebuch.
- Nach dem Aufwachen sollten Sie sofort aufstehen und das Bett verlassen.
- Finden Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten heraus, wie Sie Ihr persönliches Risiko für einen Rückfall vermindern können.
- Es kann für Betroffene sehr hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen.
Umgang mit depressiven Angehörigen
Das veränderte Verhalten eines depressiven Angehörigen, eines Arbeitskollegen oder Freundes ist oft schwierig zu verstehen und kann dazu verleiten, ungeduldig und vorwurfsvoll zu reagieren. Zweifellos ist es für Angehörige eine grosse Belastung, mit dem Betroffenen die Krankheit durchzustehen. Sie führt dazu, dass Ihr Lebenspartner oder Freund plötzlich desinteressiert, abweisend und lustlos erscheinen kann. Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig.
Tipps für Angehörige:
- Informieren Sie sich gut über die Krankheit Depression.
- Helfen Sie den Erkrankten, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.
- Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme.
- Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin.
- Geben Sie auch Unterstützung bei der wichtigen Rückfallvorbeugung, wenn es wieder besser geht.
Präventive Massnahmen
Was kann ich präventiv tun?
- Halte an Tagesstrukturen fest, auch wenn es dir schwerfällt.
- Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, welche dir an diesem Tag Freude bereitet haben oder für die du dankbar bist.
- Richte dir Sorgen-Zeiten ein, damit du nicht den ganzen Tag grübelst.
- Nimm dir zum Beispiel täglich 15 Minuten Zeit, um alle belastenden Gedanken aufzuschreiben.
Zusammenfassung
Depressionen sind behandelbar. Meist ist eine Kombination von Psychotherapie, Achtsamkeitsübungen und bei schweren Verläufen, von Medikamenten am wirksamsten. Als unterstützend im Genesungsprozess kann sich auch die Beratung von Angehörigen erweisen.
Es ist wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten.
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