Depressionen Alleine Besiegen: Tipps und Alternative Behandlungsmethoden

Psychische Erkrankungen haben viele Gesichter und können jede und jeden treffen. Am bekanntesten sind Depressionen und Burnouts. Etwa jede zweite Person in der Schweiz ist im Laufe des Lebens einmal von einer psychischen Krise betroffen. Doch die breite Bevölkerung weiss wenig über das Thema psychische Erkrankungen, deren Symptome und Behandlungen.

Psychisch Erkrankte fürchten sich vor einer Stigmatisierung aufgrund von Vorurteilen. Wenige suchen zur Behandlung eine Ärztin oder einen Arzt auf. Psychische Probleme bestehen häufig über eine längere Zeit hinweg und können sich nach und nach verstärken. Oft sind für Depressionen, Burnouts und andere psychische Störungen nicht einzelne, plötzlich auftretende Ursachen verantwortlich.

Leider erkennen Betroffene oft viel zu spät, dass sie psychisch angeschlagen sind. Entweder werden erste Anzeichen ignoriert, verdrängt oder fehlinterpretiert. Die aktive Ansprache der oder des Betroffenen durch Angehörige kann helfen, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen.

Ursachen und Auslöser von Sorgen

Die weltweiten Krisen lösen bei vielen Ängste aus. Vieles kann man nicht ändern, aber gegen das Grübeln darüber kann man sich widersetzen. Die weltweit schwelenden Bedrohungen verursachen derweil bei vielen Menschen Sorgen, von denen sie sich manchmal nur schwer wieder lösen können.

Klimakrise, Corona-Pandemie, Krieg in Europa: Wir leben in unsicheren Zeiten. Die Angst vor einer Energiekrise im Winter und jene vor einem möglichen Atomkrieg beherrschen den öffentlichen Diskurs. Plötzlich werden Szenarien, die früher sicher in der Welt der Albträume verstaut waren, zu vorstellbaren Realitäten.

Lesen Sie auch: Methoden zur Behandlung exogener Depression

Was sind die Auslöser für meine Sorgen? Das ist ganz unterschiedlich: Viele verschiedene Situationen, Gedanken, aber auch Gefühle oder eigenes Verhalten können ein Auslöser sein. Bei einer Person kann es das krisenhafte Weltgeschehen sein. Bei einer anderen kann es der Abschied von der Tochter sein, bevor diese zum ersten Mal allein ins Ferienlager fährt.

Es gibt zwei Typen, die sich unterscheiden lassen. Dies mit der Frage: Mache ich mir auf abstrakte Art und Weise Sorgen, oder haben meine Sorgen einen konkreten Grund?

Typ 1: Sorgen aus konkretem Grund

Wenn Schülerinnen und Schüler sich beispielsweise Sorgen machen, dass ihr nächstes Referat nicht gut wird, dann gibt es möglicherweise eine reale Grundlage. In diesem Fall fehlende Vorbereitung. Vielleicht ist es sogar so, dass die Person aus lauter Sorge gar nicht anfangen kann, sich vorzubereiten. Beim Referatsbeispiel gilt es etwa zunächst relevante Literatur zu suchen, in einem nächsten Schritt diese zu lesen, sich dann Notizen zu machen und so weiter. Bei Sorgen mit konkreter Ursache gilt es also ein Problem anzugehen und lösbar zu machen.

Typ 2: Grübeln auf abstrakte Art und Weise

Wenn Sie sich dagegen ständig in sehr abstrakter Art und Weise Sorgen machen, äussert sich das etwa in vielen unspezifischen Fragen und Sorgen. Beispielsweise: «Was, wenn ich nicht gut im Beruf bin?», «Vielleicht mögen mich meine Kumpel nicht mehr leiden?» oder «War ich wirklich eine gute Gastgeberin?». Diese Sorgen sind eher abstrakt. Man geht davon aus, dass viele, die sich ständig Sorgen ohne konkreten Anlass machen, Unsicherheiten nur schwer aushalten können. Arbeiten Sie daran, die Unsicherheit zu akzeptieren. Statt zu versuchen, Sicherheit durch Sorgen oder Rückversicherung bei anderen zu erreichen, ist es sinnvoller, sich mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass es keine Sicherheit geben wird.

Wie kann man am besten abschalten?

Wenn das Grübeln zu stark wird, kann es kurzfristig helfen, aktiv zu werden: Freunde anzurufen, zu lesen oder etwas zu unternehmen. Beim Sorgen über konkrete Probleme ist es dagegen langfristig sinnvoller, diese zu lösen, statt sich abzulenken.

Lesen Sie auch: Der ultimative Leitfaden zur Depression

Wenn es Ihnen schwerfällt, Situationen zu erkennen, in denen man anfängt zu grübeln, kann es sinnvoll sein, zunächst ein Grübel- oder Sorgentagebuch zu führen. Notieren Sie, bei welchen Gelegenheiten die Sorgen oder das Grübeln beginnen. Dadurch kann es Ihnen besser gelingen, Situationen zu erkennen, die automatisch zum Grübeln führen. Sobald diese erkannt sind, können Sie sich Alternativen in dieser Situation überlegen. Beispielsweise zur Ablenkung Musik hören.

Wann muss ich zum Experten?

Einige Menschen grübeln oder machen sich in sehr starkem Ausmass Sorgen - das heisst mehrere Stunden pro Tag und über verschiedene Situationen hinweg. Die Sorgen werden dabei als übermächtig und unkontrollierbar erlebt. Sie können den Alltag stark beeinflussen.

Wenn dann noch andere Beschwerden dazukommen, wie etwa Schlafstörungen, niedergedrückte Stimmung, Ängste, Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, dann sollte man eventuell eine Expertin oder einen Experten aufsuchen. Es kann sein, dass eine stärker ausgeprägte psychische Belastung vorliegt, wie eine Angststörung oder eine Depression. Diese sollte psychotherapeutisch behandelt werden. Kognitive Verhaltenstherapie kann hierbei sehr wirksam sein.

Nehmen Sie bei sich selbst Anzeichen einer Depression wahr? Leiden Sie unter unerklärlichen Schmerzen? Vereinbaren Sie in jedem Fall zeitnah einen Termin bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt des Vertrauens, einem Hausarzt oder einer Psychotherapeutin.

Sie haben erkannt, dass Sie fachliche Unterstützung zur Behandlung Ihrer psychischen Probleme brauchen? Sie wollen sich helfen lassen? Wir sind stolz auf Sie - Sie haben bereits viel erreicht und den ersten Schritt zur Selbsthilfe gemeistert. Reflektieren Sie Ihre Gefühle, nehmen Sie Ihre depressiven Symptome ernst und warten Sie mit der Behandlung nicht zu lange. Nehmen Sie vertrauensvoll Hilfe von Fachpersonen in Anspruch. Es tut gut, jemandem seine Sorgen anzuvertrauen. Über Schwächen zu sprechen, zeugt von Stärke und Mut.

Lesen Sie auch: Depressionsbehandlung: Was Sie wissen müssen

Mit Depressionen verhält es sich ähnlich wie bei körperlichen Beschwerden, die erst sehr spät oder gar nicht behandelt werden. Die Symptome können sich zunehmend verschlimmern. Es wird immer schwerer, sich zu überwinden und helfen zu lassen. Je früher man sich beraten bzw. Nicht nur die Betroffenen leiden unter der Erkrankung des geliebten Menschen, sondern auch Angehörige und nahestehende Personen.

Alternative Behandlungsmethoden

Ähnlich ist es bei Angststörungen oder Burnouts. Da sich die Beschwerdebilder bei psychischen Erkrankungen von Mensch zu Mensch unterscheiden, ist eine auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen zugeschnittene Therapie notwendig. Besonderer Beliebtheit erfreut sich zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie, da aktuelle Probleme und deren Lösungen im Vordergrund stehen.

Doch auch immer mehr alternative Behandlungsmethoden sind auf dem Vormarsch. Folgend bieten wir eine Übersicht über Lichttherapie und Co.

Lichttherapie

Bei der Lichttherapie sitzen Patient:innen in einem Abstand von circa achtzig Zentimetern vor einer speziellen Leuchte. Diese ist deutlich stärker als eine herkömmliche Zimmerlampe und filtert schädliche UV-Strahlen. Menschen, die an saisonbedingten Depressionen leiden, profitieren besonders von der Lichttherapie, da der Spiegel des Glückshormons Serotonin durch Helligkeit im Blut ansteigt.

Kunsttherapie

Während stationären Aufenthalten haben Patient:innen oft die Möglichkeit, sich kreativ zu betätigen. Was früher abwertend als «Beschäftigungstherapie» bezeichnet wurde, hat durchaus seine Berechtigung: Studien weisen darauf hin, dass kunsttherapeutische Methoden die Heilung von Depressionen beschleunigen können. Durch Malen, Töpfern, Basteln oder Stricken lernen Betroffene, sich auf eine andere Art mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. Ausserdem machen sie die Erfahrung, auch in Krisenzeiten etwas erschaffen zu können.

Auch die Musiktherapie wirkt sich positiv auf das Gefühlsleben von psychisch Kranken aus. Gerade Patient:innen, die ein Instrument spielen oder singen, profitieren enorm vom Einbezug ihrer Leidenschaft in die Behandlung. Die Kunsttherapie ermöglicht es, Gefühle auf eine andere Art auszudrücken. Nicht selten sind Betroffene von Burnouts, Depressionen oder Angststörungen angespannt und gestresst.

Achtsamkeitstherapie

Durch die Konzentration auf Gefühle, körperliche Empfindungen und Gedanken stärken Patient:innen die Verbindung zu sich selbst und lernen im Alltag, auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben.

Atemtherapie

Richtiges Atmen will gelernt sein. Tief und langsam, nicht flach und schnell, lautet die Devise.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

In der traditionellen chinesischen Medizin geht man davon aus, dass eine Lebensenergie namens Qi durch Energiebahnen, sogenannte Meridiane, durch unseren Körper fliesst. Sind Körper und Geist im Ungleichgewicht, wird der Energiefluss gestört und es kommt zu körperlichen und psychischen Beschwerden. Durch Akupunktur, Heilkräutertherapie, Qi Gong oder Schröpfen versuchen TCM-Ärzt:innen, die Energiebahnen zu stimulieren und wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Wachtherapie

Diese alternative Heilmethode basiert auf Schlafentzug, wird aber eher selten eingesetzt. Die Betroffenen bleiben eine halbe oder ganze Nacht lang wach, was gemäss Forschern zum Stressabbau beiträgt. Studien haben gezeigt, dass rund sechzig Prozent der Patient:innen gut darauf ansprechen. Besonders Menschen mit Depressionen, bei denen ein Morgentief auftritt, fühlten sich durch die Wachtherapie deutlich weniger antriebslos.

Elektrokrampftherapie

Die sogenannte Elektrokrampftherapie wird bereits seit über siebzig Jahren angewendet. Wie und warum sie genau wirkt, ist bis heute ungeklärt. Anders, als in einschlägigen Filmen dargestellt, werden die Elektroschocks nicht im Wachzustand, sondern unter Narkose herbeigeführt, was zu epileptischen Anfällen führt. Bei fünfzig bis siebzig Prozent der Betroffenen haben sich die typischen Depressions-Symptome nach der Elektrokampftherapie zurückgebildet. Leider nicht für lange: bereits nach einigen Monaten mussten sich die Patient:innen einer weiteren Behandlung unterziehen. Und auch die Nebenwirkungen sind nicht ohne: neben Kopfschmerzen tritt oft ein Verlust des Kurzzeitgedächtnisses auf, in seltenen Fällen verlieren Betroffene ihr Langzeitgedächtnis.

Biofeedback

Eine relativ neue Therapieform ist Biofeedback. Eingesetzt bei zahlreichen psychischen und körperlichen Krankheiten, werden hier unbewusst ablaufende Körperfunktionen gemessen und Patient:innen rückgemeldet.

Johanniskraut

Bei depressiven Verstimmungen empfehlen Naturheilärzt:innen Präparate mit Johanniskraut. Die entspannende Wirkung der Tinkturen oder Tabletten trägt zum seelischen Wohlbefinden bei und wirkt sich positiv auf die Stimmung aus.

Umgang mit der Erkrankung

Es ist wichtig Personen mit einer Depression nicht zu bevormunden, sondern ihnen beistehen und versuchen gemeinsam mit ihnen Inseln zu finden, die ihre Stimmung etwas anheben können. Beistehen und Dasein ist das Wichtigste in solchen Situationen.

Wenn jemand nicht die Einsicht hat, krank zu sein, wird man ihn nicht überzeugen können, Hilfe zu suchen. Oberstes Gebot: Auch auf sich selbst achten. Sein Rat an alle Angehörigen: Achtet auf euch selbst und holt euch im Zweifel Hilfe! Sich aufzuopfern, funktioniert auf Dauer nicht.

Ziele setzen und aktiv werden

Der Zyklus von Fühlen - Denken - Handeln hält eine Depression aufrecht und muss durchbrochen werden. Wenn man deprimiert und traurig ist sich trotzdem aufrafft und zwingt, etwas zu machen, was man schon lange einmal erledigen bzw. tun wollte, hat man wieder erste Erfolgserlebnisse und die Stimmung wird ein klein wenig besser. Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen.

Psychische Gesundheit pflegen

Ja, auf jeden Fall! Es ist wichtig, die eigene psychische Gesundheit zu pflegen. Stärken Sie deshalb Ihre Abwehrkräfte, achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance und setzen Sie Ihre Ressourcen optimal ein. Dadurch beugen Sie Krankheiten und Depressionen vor. Bleiben Sie sozial aktiv und pflegen Sie Kontakte zu Menschen, die Ihnen guttun. Die Neugierde und das Dazulernen von Neuem halten Sie geistig frisch. Leben Sie Ihre Kreativität aus und bewegen Sie sich regelmässig. Genauso nötig ist die Entspannung: Lassen Sie zwischendurch einfach einmal die Seele baumeln.

Die Expertinnen und Experten raten Ihnen Folgendes: Ignorieren Sie die Anzeichen einer psychischen Belastung nicht. Reden Sie darüber und lassen Sie sich rasch helfen.

«Wir sind unseren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert. Traurigkeit, Gereiztheit, Energielosigkeit und endlos kreisende Gedanken: Spätestens, wenn solche Anzeichen nach wenigen Tagen nicht von allein verschwinden, sollte man aktiv dagegen angehen», rät Liliana Paolazzi von der Stiftung Pro Mente Sana, die sich seit über 40 Jahren für die psychische Gesundheit einsetzt. «Wir sind unseren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert.

  • Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die Sie gut gemacht haben.
  • Halten Sie ausserdem drei Dinge fest, für die Sie dankbar sind.
  • Bleiben Sie in Bewegung.
  • Früchte und Gemüse verbessern das psychische Wohlbefinden.
  • Nehmen Sie sich bewusste Ruhemomente.
  • Bleiben Sie auch mental aktiv und neugierig.
  • Reden Sie über Ihre Sorgen.

Der Übergang von psychisch gesund zu psychisch krank ist fliessend. Dabei verhält sich das psychische Wohlergehen wie eine Waage: In der einen Waagschale liegen die Belastungen. Wiegt die Belastung gerade schwerer, rutschen wir in ein Stimmungstief. Dann ist es wichtig, die Ressourcen rasch wieder aufzustocken, um zurück ins Gleichgewicht zu kommen. Übrigens: Sind wir in Balance, halten wir Belastung gut aus.

tags: #depression #alleine #besiegen #tipps