Der Begriff Burnout oder Burnout-Syndrom steht für einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Dieser Zustand des ‚Ausgebrannt-Seins’ entsteht meist schleichend über Monate oder Jahre und die ersten Anzeichen werden sehr oft nicht ernst genommen, denn Phasen von Überforderung, Erschöpfung, Frustration, Lustlosigkeit und Rückzug kennen wir schliesslich alle. Verhängnisvoll ist in fast allen Fällen die schleichende Entwicklung. Dieses Zitat eines Betroffenen verdeutlicht knapp und auf den Punkt gebracht, wie es zu einem Burnout kommen kann.
Auf immer mehr Krankschreibungen steht die Diagnose Burnout - und das, obwohl sich Mediziner bislang nicht einigen konnten, ob Burnout tatsächlich eine eigenständige Krankheit ist. Es fehlt eine klare und einheitliche Definition des Krankheitsbildes und daher existiert bislang auch kein eigener ICD-10-Code (Internationale Klassifikation von Krankheiten der WHO). Stattdessen wurde eine Art Nische geschaffen, die jedoch nur den arbeitsspezifischen Symptombereich abdeckt. ‚Ausgebrannt-Sein’ (Burnout) wird unter Z.73 ‚Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensführung’ aufgelistet und die Punkte ‚Körperliche oder psychische Belastung ohne nähere Angabe’ / ,Stress, andernorts nicht klassifiziert’ müssen ausschliesslich auf Umstände am Arbeitsplatz zurückzuführen sein. Heute wird stark infrage gestellt ob es genügt, sich ausschliesslich auf den Arbeitskontext zu beschränken. Burnout ist also nach dieser Klassifikation ein Einflussfaktor, aber kein Syndrom und keine eigenständige Krankheit.
Für die Diagnosestellung sollen überdies körperliche oder psychische Ursachen resp. Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können, wie beispielsweise das Chronische Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie, Angsterkrankungen, organische Schlafstörungen, Mangelzustände oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse, ausgeschlossen sein. Es wird also davon ausgegangen, dass Menschen mit Burnout-Symptomen im Grunde an einer Depression leiden. Tatsächlich sind viele der Symptome von Burnout (v.a. in der Endphase) auch typische Merkmale einer Depression, wie beispielsweise der Zustand einer tiefen emotionalen und körperlichen Erschöpfung, Interessensverlust und Rückzug. Andere Symptome hingegen sind eher untypisch für eine Depression, aber typisch für Menschen mit Burnout, wie beispielsweise das Aufbäumen und Kämpfen oder die Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung zu Beginn des Krankheitsprozesses. Eine Abgrenzung zwischen Burnout und Depression bleibt damit unscharf.
Für viele Betroffene ist die Unterscheidung aber wichtig und die Diagnose ,Burnout’ besser zu akzeptieren als die Diagnose einer Depression, denn ein Burnout wird meistens mit Menschen in Verbindung gebracht, die viel leisten wollen und viel geleistet haben, eine Depression hingegen meist mit Schwäche. Durch die Hauptdiagnose ,Depression’ werden in erster Linie Behandlungsmassnahmen angesetzt, die zu dieser Diagnose passen, also Gesprächstherapie durch Psychotherapeuten und Psychiater, sowie medikamentöse Behandlung, meist durch Psychopharmaka. In jedem Fall muss sorgfältig geprüft werden, ob nicht eigentlich - oder zusätzlich - eine Depression vorliegt, die entsprechend behandelt werden muss.
Vielen Betroffenen würde es zudem helfen, den Zustand der absoluten Erschöpfung und das komplette Zusammenbrechen der Leistungsfähigkeit nicht ,nur’ als psychisches Problem zu sehen, das mit Psychotherapie und Psychopharmaka zu behandeln ist. Es geht auch um einen biologischen Prozess, einen körperlichen Zustand, bei dem die Hormonbalance aus den Fugen geraten ist. Bei Patienten mit manifestem Burnout beobachtet man in der Regel einen deutlichen Mangel an Cortisol, während bei Patienten mit der Diagnose Depression meist ein beständig erhöhter Cortisolspiegel nachweisbar ist.
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Die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin werden von den Nebennieren produziert und ein Mangel dieser Nebennierenhormone verringert unsere gesamte körperliche Vitalität, sodass der normale Alltag schliesslich nicht mehr bewältigt werden kann. Die Nebennieren (Glandula adrenalis) sind endokrine Drüsen, die wie eine Kappe auf den Nieren aufliegen. Jede Nebenniere besteht aus zwei Anteilen: im Inneren das Mark und aussen die Rinde. Sie gehören zu den Haupthormondrüsen in unserem Körper und produzieren unter anderem das lebenswichtige Hormon Cortisol. Im Mark werden hauptsächlich die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin gebildet und in der Rinde vor allem die Hormone Aldosteron, Cortisol und DHEA. Sowohl eine Unterproduktion als auch eine Überproduktion der verschiedenen Nebennierenhormone führt zu ernsthaften Erkrankungen.
Stress und die Freisetzung von Stresshormonen in den Nebennieren sind untrennbar gekoppelt. Stresshormone aktivieren wichtige Körperfunktionen, um zusätzliche Energie bei besonderen Belastungen oder Notsituationen mobilisieren zu können. Ist die Stresssituation überstanden, sinken die Stresshormon-Spiegel wieder auf Normalwerte ab. Besteht eine Stresssituation aber weiterhin, werden die Nebennieren unablässig zur Produktion angetrieben um den Stresshormon-Spiegel dauerhaft auf einem erhöhten Niveau zu halten. Da die Stresshormone wie Aufputschmittel wirken, kann eine solche Überstimulation der Nebennieren unter Dauerstress (körperlicher, geistiger oder seelischer Art) meist recht lange aufrecht erhalten werden, bevor die Nebennieren schliesslich erschöpfen und die Stresshormon-Spiegel unter die Normalwerte absinken. Die Nebenniere ist dann im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt (Burnout) und kann nicht mehr genügend Stresshormone bereitstellen.
Hormonelle Systeme sollten immer in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, da sie über Regelkreise eng miteinander verbunden sind und sich damit gegenseitig beeinflussen. Die Regulation der Ausschüttung der Stresshormone wird über die Hypothalamus- Hypophysen- Nebennieren- Achse (die sog. Stress-Achse) gesteuert. Infolge der erschöpften Nebenniere können sich aber weitere Funktionsstörungen innerhalb der hormonellen Regelkreise entwickeln, beispielsweise eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion. Vereinfacht wird eine Unterfunktion der Nebennieren mit einem Mangel an Cortisol gleichgesetzt und viele Beschwerden, die durch eine Nebennierenerschöpfung auftreten, lassen sich direkt durch die physiologischen Wirkungen bzw. Aufgaben des Cortisols erklären.
Cortisol ist in vielfältige Stoffwechselprozesse des Körpers eingebunden und ist das wichtigste Stresshormon, das sowohl bei psychischem als auch bei physischem Stress in der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird. Cortisol schützt den Körper vor den negativen Folgen von Stress und ermöglicht eine sinnvolle Anpassung an jede Art von Belastung. Cortisol reguliert den Energieumsatz in nahezu jeder Körperzelle und nimmt damit Einfluss auf den Blutzucker, den Eiweissstoffwechsel, das Immunsystem und den Knochenstoffwechsel.
Hohe Levels von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, wie sie in der anfänglichen akuten Stressphase mit der Überstimulation der Nebennieren entstehen, führen zu nervöser Unruhe und im weiteren Verlauf zu erhöhten Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerten, zu Heisshunger, Ein- und Durchschlafstörungen, verstärktem Fettansatz (v.a. am Bauch), zu Muskel- und Knochenschwund oder zu Zyklusstörungen. Auch innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, Magengeschwüre, chronische Durchfälle und Ödeme können auf erhöhte Cortisol-Spiegel hinweisen.
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Im späteren Verlauf, wenn es schliesslich unter Dauerstress zur Erschöpfung der Nebennieren (Adrenal fatigue) gekommen ist, sinkt der Cortisol-Spiegel dauerhaft unter den Normalwert. Dies lässt den Blutzuckerspiegel sinken (Unterzuckerung), führt zu beispielloser Müdigkeit, Schlappheit und Erschöpfungszuständen, Frösteln/Frieren, depressiven Verstimmungen, Angst und Panikattacken, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und zur Unterdrückung des Immunsystems mit einer damit einhergehenden erhöhten Infektionsanfälligkeit, chronischen Entzündungen im ganzen Körper, Allergien und Autoimmunerkrankungen und anderen Beschwerden, die sich mit der Zeit verstärken.
Durch die massive körperliche und seelische Erschöpfung sind Betroffene zunehmend nicht mehr in der Lage, den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden und fühlen sich bei jeder Anforderung überfordert. Ist auch der Adrenalinspiegel erniedrigt, so sinken die Blutdruckwerte und Schwindel, Herzrasen oder Ohnmachten können auftreten. Je grösser die Differenz zwischen Stressniveau und dem fehlenden Cortisol, desto bedeutender sind die Konsequenzen. Die Nebennieren sind erschöpft, das Burnout ist manifest.
Die Nebennierenerschöpfung (Adrenal fatique) ist eine alternativmedizinische Arbeitshypothese, die die evidenzbasierte Medizin als tatsächliche, physiologische Reaktion auf chronischen Stress nicht anerkennt. (Davon abzugrenzen ist der Morbus Addison, bei dem (meist durch eine Autoimmunerkrankung) eine Insuffizienz aller hormonbildenden Zellen der Nebennierenrinde besteht). Das Anerkennen der Nebennierenerschöpfung als Stress-Syndrom ergäbe neue Sichtweisen in der Burnout Diagnostik. Worte sind mächtig und erzeugen ein Bild, das wir von etwas haben. Nenne ich den Zustand ,Nebennierenerschöpfung’ anstatt Depression, dann öffnet sich ein zusätzliches und vollkommen anderes Therapiespektrum.
Risikofaktoren und Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung eines Burnout-Syndroms sind vielfältig und die konkreten Auslöser im Einzelfall wahrscheinlich so unterschiedlich wie die Betroffenen selbst. Risikofaktoren, die an der Entstehung eines Burnout-Syndroms beteiligt sein können, werden meist unterteilt in sogenannte innere Faktoren (Persönlichkeit, Charakter) und äussere Faktoren (berufliche oder familiäre Umstände).
Entscheidend für das Zustandekommen eines Burnout-Syndroms scheinen aber nicht allein entweder die objektiv ungünstigen äusseren Belastungen oder aber allein die inneren persönlichkeitsbezogenen Faktoren zu sein. In den meisten Fällen ist es eine komplexe Wechselwirkung zwischen äusseren und inneren Faktoren, die das Burnout-Risiko dramatisch erhöhen. Wenn bestimmte Konstellationen zusammentreffen und über einen längeren Zeitraum andauern, wird eine Abwärtsspirale von Überlastung, Überforderung und Frustration in Gang gesetzt, an deren Ende schliesslich der Zusammenbruch steht.
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Besonders belastend für die Gesundheit scheint es zu sein, wenn dauernde hohe Anforderungen mit einem Mangel an Einfluss und Kontrollmöglichkeiten zusammenfallen. Danach sind diejenigen Personen besonders gefährdet, an die permanent hohe Anforderungen gestellt werden, während gleichzeitig die Kontrolle und der Entscheidungsspielraum bei der Ausführung der Aufgaben eingeschränkt sind. Oder wenn beispielsweise unklare Hierarchien, unklare oder wechselnde Erfolgskriterien, ständige Erreichbarkeit, permanenter Zeitdruck, unerfüllbare Vorgaben oder Angst um den Arbeitsplatz zusammenkommen mit wenig Anerkennung, mit dem Eindruck unfair oder respektlos behandelt zu werden oder unterbezahlt zu sein.
Die Diskrepanz zwischen eigener Erwartung und der tagtäglichen Wirklichkeit führt zu einem Gefühl der Ernüchterung, Ohnmacht, Desillusionierung, Frustration und schliesslich zur vollständigen körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung.
Das Burnout-Syndrom ist kein einheitliches Krankheitsbild und entsteht auch nicht von heute auf morgen. Es ist vielmehr ein allmählicher Prozess, in dem sich verschiedenste körperliche und psychische Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Es existieren daher in der Burnout-Forschung verschiedene Modelle, die den Verlauf in einzelne Phasen oder Stadien unterteilen. Alle diese Modelle stellen aber lediglich mögliche oder plausible Entwicklungsverläufe dar, die im Einzelfall auch abweichen können.
Phasen der Burnout-Entwicklung
Ob im beruflichen oder privaten Bereich, in der Anfangsphase der Entwicklung eines Burnout-Syndroms stehen Energie, Ehrgeiz, Begeisterung und hohe Erwartungen an eine Sache. Betroffene möchten etwas bewegen, stecken sich sehr hohe Ziele, identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit, haben das Gefühl unentbehrlich zu sein und gönnen sich kaum Ruhe und Erholung. Mit der Zeit erwarten die Betroffenen, dass ihr grosser Einsatz anerkannt wird und sich irgendwie auszahlt. Wenn aber die Erwartungen nicht erfüllt werden, Erfolgserlebnisse oder positives Feedback ausbleiben, schleichen sich erste Enttäuschungen ein. Unterschwellig entsteht ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt und sich der ganze Energieeinsatz womöglich nicht lohnt.
Das vage Gefühl von Enttäuschung, Unzufriedenheit oder Frust und die ersten körperlichen Stresssymptome wie Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit werden aber verdrängt. Betroffene reissen sich am Riemen und versuchen durch noch mehr Einsatz und noch höheres Engagement das Erwünschte doch noch zu erreichen. Sie erwarteten von sich immer noch 100 % Leistung, fühlen sich aber zunehmend wie im Hamsterrad, stehen ständig unter Strom und das dauernde Gedankenkreisen um was alles noch zu tun ist, zermürbt.
Die Betroffenen werden zunehmend ungeduldiger, gereizter und aggressiver; mehr als drei Personen an einer Kasse, Warteschleifenmusik, ein quengelndes Kind oder nur schon das Läuten des Telefons und die Nerven liegen blank. Der Arbeitseinsatz wird nochmals erhöht, Pausen reduziert und Ferien gestrichen. Zynische, ironische, feindselige oder sarkastische Bemerkungen, Vorwürfe oder Schuldzuweisungen genauso wie Ungeduld, Widerwillen, Distanziertheit und negative Ansichten zu praktisch allem und jedem im beruflichen und/oder privaten Umfeld nehmen zu. Gefühle einer inneren Leere, der Ohnmacht und Hilflosigkeit, Erschöpfung, Pessimismus oder Angstzustände treten auf. Um sich Luft zu verschaffen werden immer häufiger Termine verschoben, Verabredungen abgesagt und Beziehungen oder Hobbies vernachlässigt. Das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und das gesellschaftliche Leben treten immer mehr in den Hintergrund.
Trotz zunehmender körperlicher und psychischer Symptome fühlt man sich in dieser Phase eigentlich noch ganz gut und der Schein wird gewahrt. Die Symptome werden nicht als Zeichen gesehen, dass dringend Druck abgebaut werden muss. Stattdessen versuchen Betroffene in dieser Phase häufig, ihre Beschwerden mit Schlaf-, Schmerz-, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln in den Griff zu kriegen oder mit noch mehr Sport oder mit noch mehr Gläsern Wein abends den Stress und die innere Unruhe runter zu fahren.
Erst wenn schliesslich permanente Erschöpfung, chronische Schmerzen, Schwindel, Herzsymptome, Tinnitus, chronische Magen-Darm-Beschwerden, sexuelle Probleme, starke Gewichtsveränderungen oder Panikzustände auftreten, wird die Erkrankung offensichtlich. Betroffene verlieren auch mehr und mehr ihre kognitive Leistungsfähigkeit.
Burnout: Ein arbeitsbezogenes Syndrom
Es handelt sich Definitionsgemäss um ein arbeitsbezogenes Syndrom, welches zu einem Zustand der kompletten physischen und mentalen Erschöpfung nach einem länger andauernden Stress- und Überforderungszustand führt. Es kann auftreten, wenn Betroffene sich «zu viel, für zu viele, zu lange, mit zu wenig Rücksicht auf sich selbst» zugemutet haben. Die Überforderung kann oft gleichzeitig die berufliche wie auch die private Situation betreffen. Wegen der grossen öffentlichen Beachtung wird ein Burnout häufig als «Modekrankheit» eingestuft.
Werden Erschöpfungssymptome und Leistungsminderung eines sich anbahnenden Burnout nicht ernst genommen, kann dies in chronischen Folgekrankheiten wie Depression, Angstzustände oder Tinnitus münden. Optimalerweise lässt sich durch vorbeugende Massnahmen ein Burnout-Syndrom weitgehend vermeiden (siehe «Was Sie tun können»). Im Falle eines akuten Burnouts wird meist ein sogenannter multimodaler Ansatz empfohlen, welcher verschiedene Aspekte abdecken soll.
Ursächlich wird versucht, eine allfällige Stresssituation im Alltag zu klären. Verhaltens- und Physiotherapie dienen zur Stärkung der emotionalen Kontrolle und Stresstoleranz. Medikamentös können pflanzliche Arzneimittel mit Rosenwurz verordnet werden.
Warnsignale und Risikofaktoren
«Red Flags», welche auf Burnout-Risiko hindeuten, sollten ernst genommen werden:
- Einschlaf-, Durchschlafstörungen: Risikobehaftete Personen wachen oft morgens zu früh auf.
 - Kein Abschalten: (Arbeits)-Probleme holen Betroffene selbst nach dem Aufwachen wieder ein.
 - Reduzierte Erholungsfähigkeit: Um zu regenerieren, reicht oft ein Wochenende nicht mehr aus.
 - Auch körperliche Symptome wie anhaltende Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden können ein Warnsignal sein.
 
WICHTIG: Ein Burnout-Syndrom muss sich nicht zwingend durch Warnsignale ankündigen oder diese werden erst nach einer Abklärung durch eine Gesundheitsfachperson deutlich.
Das chronische Erschöpfungssyndrom, (auch «chronisches Fatigue-Syndrom» genannt) unterscheidet sich von einem Burnout-Syndrom insofern, dass bei Betroffenen eine lähmende mentale und körperliche Erschöpfung oft plötzlich und ohne erkennbare Ursache auftritt. Manchmal zeigen sich Hinweise auf eine Infektion (Long-Covid als Paradebeispiel) und/oder vererbbare Faktoren als mögliche Ursache.
Innere und äussere Risikofaktoren
Die Burnout-Ursachen sind vielfältig und unterscheiden sich von Person zu Person. Ein Burnout entsteht durch innere (Persönlichkeit) und äussere Faktoren (Umwelt). Zu den Risikofaktoren zählen beispielsweise ein ausgeprägter Idealismus oder eine anhaltende Überlastung bei der Arbeit. Erfahren Sie hier, welche Ursachen und Risikofaktoren es noch gibt und wen ein Burnout treffen kann!
Der Begriff Burnout kommt aus dem Englischen und steht für "Ausgebranntheit, totale Erschöpfung". Ein solcher Zustand ist prinzipiell bei jedem Menschen möglich und kommt bei Lehrern, Managern, Pflegepersonal oder Alleinerziehenden vor. Aber auch bei Menschen, die keinem Beruf nachgehen, und bei Hausfrauen ist ein Burnout möglich.
Zuerst beschrieben wurde die Krankheit bei ehrenamtlichen Helfern sowie Personen, die in Heil- und Pflegeberufen arbeiten. Oft arbeiten in diesen Berufen Menschen, die ein hohes Mass an Idealismus mitbringen, sich über die körperlichen und emotionalen Belastungsgrenzen hinaus verausgaben, ohne dafür viel Anerkennung zu erhalten.
Jeder Mensch reagiert anders auf Belastungen. Manche sind schon mässigem Druck kaum gewachsen. Bei ihnen reicht bereits wenig aus, um die fatale Burnout-Spirale in Gang zu setzen. Andere kommen selbst mit sehr schwierigen Situationen gut zurecht. Es gibt aber auch Situationen, die objektiv so belastend und ausweglos sind, dass nur wenige Menschen sie ohne Ausbrennen überstehen. Letzteres bezeichnen Experten auch als "Ware Out", "Zermürbung" oder "passives Burnout".
Auch sehr widerstandsfähige (resiliente) Personen sind demnach nicht vor Burnout geschützt. Gefährdet ist man vor allem dann, wenn eine Reihe von frustrierenden Episoden eintritt und die Ressourcen, damit umzugehen, erschöpft sind.
Die Burnout-Ursachen sind individuell so unterschiedlich wie die Betroffenen selbst. Die Bedürfnisse und Ziele jedes Menschen sind in ihrer besonderen Konstellation einmalig. Ebenso unterschiedlich ist die Umwelt, in der sie leben. Kommen bestimmte innere und äussere Umstände zusammen, steigt das Risiko für einen Burnout.
Grundsätzlich scheint es zwei Typen von Menschen zu geben, die ein erhöhtes Burnout-Risiko haben:
- Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, die infolgedessen überempfindlich, eher angepasst, passiv und besonders liebesbedürftig sind.
 - Ebenso findet man unter den Burnout-Kandidaten dynamische, sehr zielstrebige Menschen, die mit viel Ehrgeiz, Idealismus und Engagement ein hohes Ziel erreichen wollen.
 
Diese zwei Typen sind sehr gegensätzlich und haben doch Gemeinsamkeiten. Beide Typen haben Schwierigkeiten, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und einen starken Wunsch nach Anerkennung durch ihre Umwelt.
Innere Risikofaktoren
- Abhängigkeit des Selbstbildes von der erfolgreichen Ausübung einer einzigen Rolle (z. B. der aufopferungsvolle Krankenpfleger, die erfolgreiche Managerin)
 - Zweifel am Sinn des eigenen Handelns
 - Unrealistisch hoch gesteckte Ziele, die nicht oder nur unter unverhältnismässigem Energieeinsatz zu erreichen sind
 - Ziele, die nicht den eigenen Bedürfnissen, sondern den Erwartungen anderer entsprechen
 - Hohe Erwartungen an die Belohnung, die auf das Erreichen eines bestimmten Ziels folgt
 - Schwierigkeiten, persönliche Schwäche und Hilflosigkeit einzugestehen
 - Schwierigkeiten, "Nein" zu sagen - entweder zu anderen oder zum eigenen "inneren Antreiber", der ehrgeizige Menschen zu Perfektion und Höchstleistung anspornt
 
Äussere Ursachen, die das Burnout-Risiko erhöhen
- Arbeitsüberlastung
 - Mangel an Kontrolle
 - Mangel an Autonomie
 - Fehlende Anerkennung
 - Mangelnde Gerechtigkeit
 - Ungenügende Belohnungen
 - Bürokratische Hindernisse
 - Konflikt zwischen den eigenen Werten und Überzeugungen und den Anforderungen
 - Fehlende soziale Unterstützung im Privatleben
 - Ungelöste Konflikte mit Vorgesetzten oder Mitarbeitern
 
Viele Burnout-Prozesse starten, wenn sich die Lebenssituation grundsätzlich ändert. Das ist etwa der Studienanfang, Berufseinstieg, Jobwechsel oder ein neuer Vorgesetzter. In solchen Burnout-Phasen wird das eigene Selbstbild manchmal empfindlich erschüttert, Erwartungen werden enttäuscht oder gar Lebensziele zerstört.
Umgekehrt leistet manchmal das Ausbleiben einer erhofften Veränderung einen Beitrag zu Frustration und Burnout, beispielsweise, wenn der ersehnte Job an einen anderen Bewerber vergeben wird oder die Beförderung ausbleibt.
Prävention
Wichtige Stichworte der Burnout-Prävention sind Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit und Optimismus. Aber auch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, bewusster Umgang mit Stress, ausgewogene Ernährung, körperliche Fitness sind wichtig - und vor allem Erholung und Entspannung.
Entspannend wirken auch Sport, Spaziergänge, Hobbys, autogenes Training, Yoga, Atemübungen oder Meditation. Unterstützung versprechen überdies diverse natürliche Präparate.
Die SECO-Broschüre «Erschöpfung frühzeitig erkennen - Burn-out vorbeugen» nennt unter anderem folgende Warnzeichen für ein Burn-out:
- Ich nehme Arbeitsprobleme oft mit in meine Freizeit.
 - Ich bin weniger produktiv, obwohl ich mich immer mehr einsetze.
 - Ich ziehe mich vermehrt zurück.
 - Ich vernachlässige meine Familie, Freunde und Bekannten zugunsten meiner Arbeit.
 - Nach der Arbeit fühle ich mich richtig ausgelaugt.
 - Ich fühle mich oft nervös, erschöpft und müde.
 - Ich arbeite ständig und gönne mir kaum Pausen oder freie Zeit.
 - Ich verdränge meine persönlichen Bedürfnisse immer wieder.
 - Ich kann mich schlecht konzentrieren.
 - Ich fühle mich ständig überfordert.
 - Ich habe Einschlafprobleme oder kann nachts schlecht abschalten.
 - Ich bin körperlich angeschlagen.
 
Vor allem mangelnde Selbsterkenntnis oder die Verleugnung der Überforderung stehen einer Prävention leider nicht selten im Wege. Wichtig ist es daher die Warnsignale des Körpers frühzeitig zu erkennen und Erschöpfungszustände nicht einfach auf die leichte Schulter zu nehmen oder gar zu ignorieren.
Deswegen gilt es stehts achtsam mit sich und seinem Körper umzugehen und die eigenen Grenzen zu respektieren. Wer ständig über seine verfügbaren Potenziale hinausgeht, hat irgendwann keine Kraft mehr.
Die Prävention von Burnout setzt primär bei der Verminderung von Stress an, indem man stressauslösende Faktoren reduziert und für einen Ausgleich zur beruflichen Belastung sorgt.
Ein ausführliches Therapieprogramm ist in der Regel sinnvoll. Es kann helfen die Zusammenhänge zwischen Lebensführung und der psychischen Gesundheit zu verstehen und somit die Ursachen der Burnout-Erkrankung zu erkennen.
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