Angststörung Erfahrungen: Hypnose als möglicher Ausweg

Angstzustände und Phobien sind ein wachsendes Problem in der Gesellschaft, das durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Betroffene sind im Alltag stark beeinträchtigt, da Angst hindert und lähmt. Ein Mittel, um solchen Ängsten anders zu begegnen, ist die Hypnose.

Hypnose gegen Ängste: Ein wissenschaftlicher Ansatz

Die Psychologin Barbara Schmidt beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Angst und erforscht Möglichkeiten im Bereich der Hypnose. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie der Universitätsklinik Jena und untersucht die Auswirkungen positiver Suggestionen und Hypnose auf Angst und Stress in Gehirn und Körper. Schmidt wendet Hypnose auch selbst an.

Warum Hypnose?

Laut Barbara Schmidt sind Vorstellungen, die Ängste auslösen können, unter Hypnose besonders gut zugänglich. Das liegt daran, dass sich Vorstellungen auf einer unterbewussten Ebene wie automatisch abspielen, und an diese Ebene kommen wir im Wachzustand fast nicht heran. Unter Hypnose ist man dann sehr empfänglich für gezielte Vorschläge und Veränderungen, natürlich unter der Voraussetzung, dass ein Vertrauensverhältnis besteht.

Die Methode des "sicheren Ortes"

In der Hypnosetherapie geht Schmidt so vor, dass sie zunächst im Gespräch herausfindet, wie sich die Angst äussert. Erst danach geht sie zur Hypnose über. Bei der Hypnose-Intervention gegen Angst vertraut sie auf eine Methode, die sie «den sicheren Ort» nennt. Jede und jeder hat einen Ort, an dem man sich sicher und geborgen fühlt. Und diesen gilt es, sich vorzustellen. Das Unterbewusstsein weiss genau, was oder wo dieser Ort ist. Wer sich so sicher fühlt, kann mutig werden, sich seinen Ängsten stellen und sie bewältigen.

Anwendungsbereiche der Hypnose

Schmidt hat klare Belege auf Intensivstationen gesammelt. Dort sind die Leute per se schon in einer beängstigenden Situation, oft zwischen Leben und Tod. Ein Problem stellt oft die künstliche Beatmung dar: Die Menschen kriegen eine Maske aufs Gesicht gedrückt, die sehr eng ist und einem die Luft in die Lunge hineindrückt. Wer versucht, gegen diese Maske zu atmen, hat keine Chance - das könne sich anfühlen wie Ersticken. Leute, die schon schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, können eine Angst vor dieser Maske entwickeln. Sie ist aber notwendig, um den Sauerstoffgehalt im Blut zu erhöhen.

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Solche Patienten begleitete Schmidt mit der Technik des «sicheren Ortes»: Wenn sich die Patienten während der Beatmung den sicheren Ort vorstellen konnten, hätten sie sich nachweislich schneller entspannt und konnten die Beatmung sehr viel besser annehmen, so die deutsche Forscherin. Einen weiteren Anwendungsbereich von Hypnose sieht sie darin, dass Vollnarkose in weniger Fällen bei Kindern angewendet wird. Denn Schmidt stört sich daran, dass Kinder zum Teil immer noch für ein MRT in Vollnarkose versetzt werden. Das sei sehr belastend für den Körper. Stattdessen könne man die Angst vor der Röhre dank Hypnose nehmen: Beispielsweise den Kindern suggerieren, sie gingen hier auf eine Weltraum-Mission in einer Rakete und das ganze Prozedere wäre ein Abenteuer.

Hypnose bei Prüfungsangst

Aktuell untersucht Schmidt auch, wie Hypnose bei Prüfungsangst helfen kann. Aufgrund ihrer Erfahrungen hat sie ein Skript erstellt, von dem sie denkt, dass damit jede und jeder in Hypnose gelangen kann. Dabei kann die Intervention als Audiodatei selbst angehört werden. Ihr Forschungsteam und sie testen nun solche Skripte an Schülerinnen mit Prüfungsangst hier in Thüringen. Sie überprüfen dann, ob und wie sich Prüfungsergebnisse und Stresslevels der Probanden vor und nach einer Intervention verändern. Diese Forschung läuft noch.

Angst vor der Hypnose?

Ja, das kann vorkommen: Das Gefühl, keine Kontrolle zu haben, erzeugt eine Angst vor der Hypnosesitzung. Schmidt erklärt dann, dass es bei der Hypnose nicht darum geht, Kontrolle aufzugeben. Im Gegenteil: Dank Hypnose kann man Kontrolle wiedererlangen. Denn im Zustand der Angst hat man nämlich keine Kontrolle über seine Verhaltensweisen mit der Angst umzugehen - das können wir ändern mit Ressourcen, die in uns selbst liegen.

Langfristige Wirksamkeit von Hypnose

Barbara Schmidt arbeitet auch mit sogenannten «post-hypnotischen Suggestionen» - also Suggestionen, die über die Hypnose hinaus abrufbar sind - und testet damit die langfristige Wirksamkeit von Hypnose. Die Methode: Während der Hypnose fordert sie Patienten auf, ein «S» für Sicherheit auf einen Zettel zu schreiben, wenn sich die Person sicher fühlt. Später, wenn die Person den Zettel erneut anschaue, werde sie sofort das gleiche Gefühl haben. Selbst Wochen nach der Hypnose würden Patienten dieselbe Sicherheit verspüren, wenn sie nur schon den Zettel betrachten. Dies zeige die nachhaltigen und längerfristigen Effekte, die eine Hypnosetherapie haben könne, so Schmidt. Solche Effekte gelte es noch weiter zu erforschen.

Erfahrungen von Betroffenen

Nicole Pfund litt rund vier Jahre unter Angststörungen. Was sie anfangs als Bauchkrankheit von sich weggeschoben hatte, führte später zu Panikattacken und einer ernsthaften psychischen Erkrankung. Heute geht es der 24-Jährigen gut. Sie erkennt Warnsignale frühzeitig und kann darauf reagieren.

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Im Buch geht es um mich selbst, um meine Vergangenheit, so dass die Leser besser nachvollziehen können, wie es überhaupt zu einer Angststörung kommen kann. Der Hauptteil handelt davon, wie sich die Angststörung geäussert und wie es sich für mich angefühlt hat. Es handelt auch davon, wie ich damit umgegangen bin, welche Therapien ich ausprobiert habe und wie ich sie schlussendlich überwunden habe. Damit begonnen habe ich während der Zeit meiner Angststörungen. Damals war es aber nicht mein Plan, ein Buch zu veröffentlichen. Es war vielmehr eine Verarbeitung für mich und eine Gelegenheit, um meine Geschichte aufzuschreiben.

Zu Beginn hatte ich einfach das Gefühl krank zu sein. Ich hatte oft Bauchschmerzen und litt an Übelkeit. Es gab auch eine Phase da hatte ich innerhalb von drei Monaten zehn Kilo abgenommen. Die Ärzte konnten allerdings nichts finden. Ich habe es weggeschoben und gedacht, dass es einfach nur eine schlechte Phase ist. An eine psychische Erkrankung habe ich damals nicht gedacht. Ich dachte mir, mit 18 Jahren bin ich doch zu jung dafür. Ich hatte Herzrasen, der ganze Körper hat geschmerzt, mir war schwindelig und übel. Ich habe nur noch geweint und geschrien. Die Kontrolle über mich selbst habe ich komplett verloren. Meine Mutter hatte mich an dem Tag zur Schule begleitet und hat deshalb sofort erkannt, dass es eine Panikattacke war.

Meine Eltern haben dann auch interveniert und vorgeschlagen eine Psychologin aufzusuchen. Obwohl ich zunächst nichts davon wissen wollte, habe ich mich dem gestellt. Leider bin ich bei der ersten Ärztin an die falsche Person geraten und habe die Therapie nach der ersten Sitzung gleich wieder abgebrochen. Diese hätte mich am liebsten gleich in eine Klinik eingewiesen. Zum Glück habe ich nicht gleich aufgegeben und mich dazu entschieden, eine andere Psychologin zu suchen. Diese war dann auch sehr vorsichtig beim Stellen einer Diagnose, weil sie nicht wollte, dass ich mich zu sehr darauf konzentriere und mich darauf versteife. Einerseits war ich froh, weil ich dem Ganzen einen Namen geben konnte. Andererseits war ich schockiert, da ich jetzt genau das hatte, wovor ich mich immer gefürchtet hatte und auch nicht wahrhaben wollte.

Meine Eltern, mein Freund und meine beste Freundin sind zum Glück sehr gut damit umgegangen. Sie haben mich auf meinem Weg unterstützt und waren immer für mich da. Beim erweiterten Umfeld waren die Reaktionen sehr unterschiedlich. Einige wussten nicht, wie damit umgehen und was eine Angststörung überhaupt ist. Heute geht es mir sehr gut. Ich bin befreit von Panikattacken und wieder zurück im Leben. Heute bin ich sehr sensibel auf die typischen Symptome und erkenne rechtzeitig, wenn mir etwas zu viel wird. Aber es war ein holpriger Weg. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass es so schwierig ist, die Angststörungen in den Griff zu bekommen. Zuerst hatte ich mir gedacht, dass ich das mit einer Therapie innerhalb von ein paar Monaten überwinden kann. Aber das war eine Illusion. Auch die Rückschläge habe ich unterschätzt. Schwierig war auch mein junges Alter. Während meine Freunde sich getroffen haben, ausgegangen sind und ihr Leben genossen haben, war ich ständig zu Hause. Sobald ich das Haus verlassen hatte, bekam ich Panikattacken. Es gab eine Zeit, da habe ich nicht einmal mein Zimmer verlassen.

Ich brauchte zunächst viel Ruhe und Erholung, denn ich war beim absoluten Nullpunkt angelangt. Ich habe viel mit der Psychologin und meinen Eltern gesprochen. Auch eine Körper- und Atemtherapie hat mir sehr gutgetan. Für mich war es sehr wichtig, mit jemanden über meine Gefühle und Ängste zu sprechen. Sonst hätte mich das Ganze innerlich zerfressen.

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Weitere Betroffene berichten von ihren positiven Erfahrungen mit der Bernhardt-Methode und dem Coaching von Marianne Singer:

  • Schnelle Erfolge und ein normales, glückliches Leben.
  • Unterstützung bei der Umsetzung der 10-Satz-Methode.
  • Wiedererlangung von Lebensfreude und Genuss des Lebens.
  • Hilfe bei der Überwindung von Ängsten und Einschlafproblemen.
  • Ermutigung, eine andere Art der Therapie auszuprobieren.
  • Erleben von Nähe, Anteilnahme und Unterstützung trotz virtueller Sitzungen.
  • Wertvolle Tipps und Techniken für den Alltag.

Einige Betroffene betonen die Bedeutung von Geduld und Selbstmitgefühl auf dem Weg zur Besserung. Rückschritte sind normal, aber mit der richtigen Unterstützung und den passenden Werkzeugen ist es möglich, ein Leben frei von Angst zu führen.

Weitere Ansätze zur Angstbewältigung

Der Angstexperte Klaus Bernhardt stellt die hierzulande gängigen Therapieformen gegen Angst auf den Prüfstand und gleicht sie mit den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung ab. Viele dieser Therapieformen sind seit Jahrzehnten veraltet und neurowissenschaftlich nicht mehr haltbar. Bernhardt hat einen einzigartigen multimodalen Ansatz zur (Selbst-)Hilfe entwickelt, der ihn international bekannt machte.

Tipps für Kinder

Auch Kinder haben Ängste. Das Buch «100 Tipps und Tricks, wie man sie verjagt» gibt Kindern ab 5 Jahren Ratschläge von Prominenten, Experten und anderen Kindern, wie sie mit ihrer Angst umgehen können.

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