Allgemeine Psychologie Jena: Forschung und Entwicklungen

Die Geschichte akademischer Institutionen wird vornehmlich durch die Lehrstühle geprägt. Daher fokussiert der folgende Überblick auf deren Aktivitäten im Bereich der Allgemeinen Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Forschungsschwerpunkte in Jena

Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena erforschen, wie die Roboter der Zukunft aussehen sollen. Etwa 50 Probanden im Alter von 18 bis 30 und 55 bis 70 Jahren wurden bereits mit Hilfe einer Virtual Reality Brille in eine andere Welt katapultiert.

Prof. Dr. Stefan Schweinberger vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie betreut das Forschungsprojekt “Psychologische Angstmessung in der Mensch-Roboter-Interaktion unter Berücksichtigung individueller Unterschiede”.

Doktorand Paul Winkler, der für die Tests verantwortlich ist, verkabelt die Probanden in einem Labor. Er hat festgestellt: “Je sympathischer die Roboter erscheinen, umso leichter fällt es den Menschen, mit ihnen zu interagieren”.

Der Wahrnehmungsforscher Schweinberger sagt: “Was wir in einer ersten Untersuchung bereits feststellen konnten: Das Klischee, dass ältere Menschen mehr Vorbehalte gegen Roboter haben, stimmt nicht unbedingt”. Eher reagiere die jüngere Generation skeptisch auf die technischen Wesen, die einen in Zukunft den Kaffee an den Tisch bringen oder an die tägliche Einnahme von Tabletten erinnern.

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Weitere Forschungsbereiche und Konferenzen

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena war vom 25. bis 27. September Gastgeber der 5. Tagung "Wie entstehen Strukturen in sozialen Systemen? in Psychologie und Sozialwissenschaften".

Veranstaltet wurde die Tagung von Prof. Dr. E.J. Jena, PD Dr. G. Schiepek, Universität Muenster, und Dr. W. Universität Bern, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Haken, Universität Stuttgart.

Auf der Tagung wurden Fragestellungen, wie z.B. Mustererkennungsprozesse und Entscheidungsfindung, bis hin zu psychotherapeutischen Fragestellungen aufgeworfen.

Dieses Phänomen wird als "zirkuläre Kausalität" bezeichnet. Z.B. wirkt die Meinung der einzelnen Gruppenmitglieder auf die Meinungen bzw. Gruppenmitglieder zurück.

Das bedeutet zu deutsch "Lehre vom Zusammenwirken".

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Altersbilder in der Forschung

Prof. Dr. Klaus Rothermund hat seit 2004 einen Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena inne. Unter anderem leitet er Forschungsprojekte über den Einfluss von Altersbildern auf die Entwicklung und hält darüber auch Vorträge.

In unserer Gesellschaft existieren zahlreiche Altersbilder - sowohl gegenüber älteren als auch jüngeren Menschen. Wir erwerben die Vorstellungen des Alters meistens dann, wenn wir selbst noch nicht alt sind.

Früh gelernt: Altersbilder werden meist schon in jungen Jahren verinnerlicht - und später auf das eigene Altern angewendet.

Altersbilder sind «nützlich»: Altersbilder entstehen nicht im luftleeren Raum - sie spiegeln gesellschaftliche Erwartungen darüber wider, wie sich Menschen im «jungen» oder «hohen» Alter verhalten sollen (oder eben nicht).

Altersbilder können gleichzeitig negativ und positiv sein - etwa stur und warmherzig.

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Medien prägen Altersbilder stark, indem sie oft einseitige oder extreme Darstellungen zeigen.

Das Rentenalter gilt jedoch als grosses Indiz für die Vorstellung, wer alt ist. Das Rentenalter schwankt jedoch - in Deutschland war es mal bei 70 und dann bei 63; in der Schweiz stieg kürzlich das Frauenrentenalter.

Jugendbilder prägen, wie wir junge Menschen wahrnehmen und wie sie sich selbst sehen. Auch sie sind oft widersprüchlich und können sowohl positiv als auch negativ besetzt sein. Wie bei Altersstereotypen führen diese Vorstellungen zu Ausgrenzung und Vorurteilen.

Altersbilder sind keine Schicksale, denen man einfach ausgeliefert ist. Man kann durch eigene Erfahrungen und eine kritische Reflexion der eigenen Vorstellungen seine Altersbilder anpassen: Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, erkennt man, dass das Alter und Altern wesentlich differenzierter ist, als es das Stereotyp nahelegt.

Vor etwa 50 Jahren hat der Psychologe Peter Laslett den Begriff des dritten Alters geprägt. Das war eine Errungenschaft und ein Fortschritt gegenüber der früheren Vorstellung, im Alter sei das Leben vorbei. Laslett betonte das aktive Alter, in dem man noch über Ressourcen verfügt und sich engagieren kann.

Sie schafft mit Studien, Medienbeiträgen oder Vorträgen ein Bewusstsein für die Komplexität und Reichhaltigkeit des Alters. Und sie weist auf Altersdiskriminierung hin - ähnlich wie es die Genderforschung über Jahrzehnte gemacht hat.

Die Rolle des Geschlechts im Alter wurde prominent von der US-amerikanischen Soziologin Susan Sontag in den 70ern benannt. Sie schrieb einen vielbeachteten Artikel über die doppelten Bewertungsmassstäbe, die man bei alten Frauen und alten Männern anlegt. Sie sagte, bei Frauen gehe es primär um Attraktivität und darum verliere man an Sichtbarkeit, wenn man nicht mehr als attraktiv gilt. Bei Männern hingegen zählen Einfluss und Macht.

Digitalisierung und Arbeitswelt

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt tiefgreifend. Sie beeinflusst nicht nur unsere Arbeitsweisen, sondern auch unsere Selbsterfahrung, Kommunikation sowie soziale Prozesse und Beziehungen. Wie lassen sich digitale Arbeitswelten so gestalten, dass sie für die Menschen unterstützend sind? Was ermöglicht eine gemeinsame Kultur des digitalen Arbeitens? Wie gelingt (soziale) Wertschöpfung im digitalen Raum?

Der zunehmende Einsatz von digitalen Prozessen, Werkzeugen und Hilfsmitteln hat Veränderungen im Sozialen zur Folge. Es lässt sich eine merkwürdige Mischung aus systemischer Determinierung und wachsenden individuellen Freiheitsgraden beobachten. Einerseits geben digitale Systeme immer mehr vor, was und wie wir zu arbeiten haben, andererseits steigt die Wahlentscheidung z. B. über den Arbeitsort (Homeoffice).

Solidarität und Mindful Leadership

Es gibt eine wachsende Verbindung zwischen Mindful Leadership und Solidarität in der Literatur, insbesondere in den Bereichen Wirtschaftsethik, Organisationsentwicklung und Führungsethik. Diese Konzepte werden zunehmend gemeinsam diskutiert, da sie sich auf ähnliche Werte und Ziele beziehen: moralisches Verhalten, Verantwortung, Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und eine faire und solidarische Behandlung von Mitarbeiter:innen und Stakeholder:innen.

Gleichzeitig kann Solidarität in der Wirtschaftspraxis auch in falsche Loyalität umschlagen, bei der Führungskräfte oder Teammitglieder unmoralisches Verhalten tolerieren, Verantwortlichkeiten abgeschwächt werden oder das Wohl der eigenen Gruppe über das Wohl der gesamten Organisation oder anderer Menschen gestellt wird.

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