Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird immer häufiger diagnostiziert - auch, weil Ärzt*innen ADHS heute bei Mädchen und Erwachsenen besser erkennen. ADHS betrifft oft Kinder, aber auch Erwachsene - viel häufiger, als man früher dachte. Generell gilt: ADHS kann sehr unterschiedlich ausfallen, Symptome können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Ausserdem wird ADHS gemeinhin als Spektrum gesehen, auf dem sich sehr viele Menschen bewegen, deren Leben aber ganz unterschiedlich davon beeinflusst wird. Menschen mit ADHS haben deswegen oft Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen. Das Syndrom bringt dann Probleme in der Schule oder im Berufsleben, im Haushalt und in Beziehungen mit sich.
Was ist ADHS?
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitätsstörung. Eine Variante ist ADS, also das Aufmerksamkeitsdefizits-Syndrom ohne Hyperaktivität. Der Kern dieser Sichtweise: Menschen sind neurologisch unterschiedlich und das ist ganz normal. Autismus und ADHS sind Varianten in der neurologischen Entwicklung, die unsere Gesellschaft bereichern - sie tragen zur Vielfalt bei und sind keine Krankheiten, die es zu beseitigen gilt.
Ernährung und ADHS: Was sagt die Wissenschaft?
Welche Rolle die Ernährung dabei spielt, wird in der Wissenschaft noch diskutiert - es gibt aber bereits einige spannende Erkenntnisse. Die Ernährung ist ziemlich sicher nicht die Hauptursache für ADHS - es gibt aber Wissenschaftler*innen, die vermuten, dass die Ernährungsweise zur Entstehung beitragen kann, vor allem bei Kindern. Ungesunde Ernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food scheint das ADHS-Risiko zu erhöhen. In anderen Untersuchungen erwiesen sich Süssgetränke als besonders problematisch, generell steht Zucker im Verdacht, Hyperaktivität zu fördern. Allerdings kamen nicht alle Studien zu diesem Schluss - einige ergaben zum Beispiel gar keinen Zusammenhang zwischen ADHS und Zucker.
Ernährungsempfehlungen für Menschen mit ADHS
Bei ADHS scheint es also besonders sinnvoll zu sein, die Nährstoffversorgung im Blick zu behalten. Welche Lebensmittel gut oder schlecht sind, ist individuell sehr unterschiedlich. Wichtig ist, dass Menschen mit ADHS herausfinden, welche Lebensmittel sie gut vertragen und worauf sie mit Allergien und Unverträglichkeiten reagieren. Gleichzeitig gilt, was für alle Menschen gilt: Gesünder ist es, mehr frisches Gemüse zu essen, selbst zu kochen und keine zu grossen Portionen zu verspeisen. Nur gelegentlich sollten Sie Süssigkeiten, Frittiertes, rotes Fleisch und Alkohol zu sich nehmen.
Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel bei ADHS
Wissenschaftler*innen untersuchen auch, ob bestimmte Nährstoffe oder Nahrungsergänzungsmittel dabei helfen können, besser mit ADHS zu leben oder die Symptome zu lindern. Generell scheint es so zu sein: Nahrungsergänzungsmittel sind bei ADHS eher dann wirksam, wenn Betroffene einen Nährstoffmangel haben, den sie damit ausgleichen.
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Omega-3-Fettsäuren
Gesunde Fette - auf die Mischung kommt es an. Omega-3-Fettsäuren werden schon länger als begleitende Therapiemassnahme bei ADHS gehandelt und in Studien untersucht. In einigen Untersuchungen beeinflusste die Omega-3-Fettsäure EPA die Symptome und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Unter anderem wirkten sich Omega-3-Präparate positiv auf Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis aus. Dass Menschen zu wenig von den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA bekommen, ist allerdings recht häufig. Beide stecken fast nur in fettem Seefisch.
Vitamin D und A
Der Zusammenhang zwischen den beiden Vitaminen D und A und ADHS wurde ebenfalls in einigen Studien beleuchtet. In einer anderen Studie schienen Vitamin-D-Präparate die ADHS-Symptome leicht verbessern zu können.
Auslassdiäten zur Identifizierung problematischer Lebensmittel
Es gibt verschiedene Auslassdiäten, die dabei helfen können, herauszufinden, ob es Lebensmittel gibt, die Sie nicht vertragen und die Ihre Symptome verstärken, zum Beispiel wegen einer unbekannten Lebensmittelallergie. Auslassdiäten wie die oligoantigene Diät werden genutzt, um herauszufinden, ob bestimmte Lebensmittel ADHS-Symptome verschlimmern. Mit unserem Testkit für zuhause finden Sie heraus, ob Sie Antikörper gegen Lebensmittel wie Soja, Nüsse und Fisch im Blut haben. Weil sie anfangs sehr streng ist und Sie viele Lebensmittel weglassen sollen, sollten Sie die oligoantigene Diät nur mit der Unterstützung von Ernährungsfachkräften und Ärzt*innen durchführen.
Wie funktioniert die oligoantigene Diät?
Im Rahmen der Diät verzichten Sie für 4-5 Wochen auf Lebensmittel, die häufig Allergien und Unverträglichkeiten verursachen. Während dieser Zeit können Betroffene und ihre Ärzt*innen und Ernährungsberater*innen beobachten, ob sich ADHS-Symptome bessern - ein Hinweis darauf, dass bestimmte Lebensmittel eine Rolle spielen. Anschliessend werden Lebensmittel nach und nach wieder in die Ernährung eingeführt. So finden einige Betroffene heraus, was sie essen können und was nicht, um Symptome zu lindern und den Alltag besser bewältigen zu können. Wichtig: Eliminationsdiäten zeigen nicht bei allen Menschen mit ADHS eine Wirkung. Besprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen und Therapeut*innen, ob eine Ernährungsumstellung für Sie oder Ihr Kind sinnvoll sein könnte.
Weitere Behandlungsmethoden
Derzeit sind meist Medikamente das Mittel der Wahl, um ADHS-Symptome zu lindern, häufig in Kombination mit einer Verhaltenstherapie. Medikamente haben aber häufig Nebenwirkungen. Erforscht werden zum Beispiel Auslassdiäten wie die oligoantigene Diät, mit denen Sie herausfinden können, ob bestimmte Lebensmittel die ADHS-Symptome verschlimmern. Behandelt wird es meistens mit Medikamenten und Verhaltenstherapie.
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Studienübersicht
Viele der Studien, über die wir hier berichten, wurden an Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Das liegt daran, dass ADHS bei Erwachsenen generell noch viel weniger erforscht ist als bei Kindern. Tatsächlich scheint auch ADHS einen starken Einfluss auf die Ernährung haben zu können. Studien zeigen, dass es ADHS-Kindern schwerer fällt, gesunde Essgewohnheiten einzuhalten und eher dazu neigen, Zucker, Snacks und Fast Food zu konsumieren.
Tabelle: Nährstoffe und ihre potentielle Wirkung bei ADHS
| Nährstoff | Potentielle Wirkung | 
|---|---|
| Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) | Verbesserung von Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis | 
| Vitamin D | Leichte Verbesserung der ADHS-Symptome | 
| Zink | Kann die Neurotransmitterregulation im Gehirn unterstützen | 
| Magnesium | Beteiligt an der Gehirnfunktion | 
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